Ungefähr acht Jahre war sie vakant und Ziel allerlei Begehrlichkeiten, nicht zuletzt unermüdliche Studis haben sie gerettet: Die Portugiesisch-Professur am IÜD wird wiederbesetzt, der Ruf ist, so hört man, schon erteilt. Vor zwei Regelstudigenerationen war der damalige Prof in den Ruhestand gegangen. Seine C4-Stelle wurde zunächst auf C3 abgestuft -- Grund dafür war, dass die Zuständigkeit für allgemeine Übersetzungswissenschaft wegfallen sollte -- und dann ausgeschrieben worden.
Daraufhin passierte viel, aber nichts Nützliches. Viele Ränke wurden geschiedet, bis nach einigen Jahren (!), wenigstens mal die Berufungskommission eingesetzt wurde. Die Intrigen gingen natürlich munter weiter, als diese ihre Arbeit aufnahm. So wundert es nicht, dass wieder Jahre ins Land zogen, in denen Portugiesisch am IÜD und am Romanischen Seminar sich mit Lehraufträgen durchmogelte. Denn über die Portugiesisch-Abteilung des IÜD werden die LusitanistInnen (Akademisch für Portugiesischstudierende) des Romanischen Seminars mitversorgt, da es dort keine eigene Professur für Portugiesisch gibt. Recht deftige Höhepunkte der Machtspiele verschiedener interesssierter Parteien waren etwa Versuche, jemanden auf die Stelle zu bekommen, der eigentlich das Fach Spanisch vertritt oder die glücklicherweise nicht nachhaltigen Versuche des damaligen Rektorats , die Stelle auf Chinesisch umzuwidmen oder das Fach gleich ganz zu schließen.
Erwidert wurden all diese gräulichen Versuche durch studentische Aktivitäten auf der Straße, in Hinterzimmern, Rektorenvorzimmern und nicht zuletzt in Berufungskommissionen und Fakultätsratssitzungen. Das Ergebnis -- wenn nicht doch noch was passiert: zum Sommersemester 2003 wird die Stelle besetzt sein.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 13.10.2004
In der Nach vom 16. auf den 17. Januar 1991 begann der so genannte zweite Golfkrieg mit massiven Luftangriffen einer internationalen Allianz auf den Irak. Während damals bereits lang im Vorfeld Empörung über den leichtfertigen Umgang mit Gewalt und Menschenleben herrschte -- und das trotz eines Beschlusses des UN-Weltsicherheitsrates --, interessiert sich heute kaum wer ernsthaft für die Vorbereitungen, zwölf Jahre später wieder Krieg gegen einen mittlerweile völlig verarmten Irak zu führen.
Dies möchte das Antikriegsforum Heidelberg ändern, und zwar mit zwei Aktionen, die sich um den zwölften Jahrestag dieses ersten großen Krieges der "Neuen Weltordnung" herum gruppieren.
Zunächst wird vom 16.1., 17:00 bis 17.1., 17:00 eine Dauermahnwache vor dem US/NATO-Hauptquartier in der Römerstraße ausharren. Geplant ist, dass jede "Schicht" aus fünf Menschen besteht und jeweils zwei Stunden übernimmt. Es werden noch viele MitstreiterInnen gesucht, wer mitmachen will, kann sich an die Redaktion wenden, die eure Mails an die OrganisatorInnen weiterleitet. Denkt mal drüber nach, ob zwei Stunden in der Kälte zu viel verlangt sind... Zum Anfang der Mahnwache wird übrigens eine kleine Kundgebung stattfinden.
Am folgenden Samstag (das ist der 18.1.) wird es dann um 14 Uhr eine Demo unter dem Motto "Querstehen gegen den Krieg" geben, die vom Bismarckplatz über den Ebertplatz und durch Ebertanlage und Rohrbacher Straße wiederum zum Hauptquartier führt. Näheres dazu könnt ihr dem Aufruf entnehmen.
Und schließlich: Seit über einem Jahr findet immer Montags von 18 bis 19 Uhr eine Mahnwache gegen Krieg und Terror am "Zeitungsleser" (Hauptstraße, Ecke St. Anna-Gasse) statt. Auch dort freuen sich die Leute über neue Gesichter.
Wir haben von den langen Messern, mit denen in Baden-Württemberg im Augenblick Politik unter dem Vorwand des Sparzwangs gemacht wird, nicht nur ein Mal erzählt. Dass dies wirklich mehr Politik und weniger Sparzwang ist, mag mensch ahnen, wenn die langen Messer wundersamerweise zu Pflugscharen werden, die in der ach so ausgelaugten Haushaltskrume im Land ungeahnte Mengen Geld zum Vorschein bringen.
Ein bizarres Beispiel für solche Vorgänge lieferte unlängst der Landesminister für... ähh, ja was eigentlich? Na, jedenfalls Christoph Palmer, der in einer Pressemitteilung mit viel Liebe zum Detail erläutert, wie erfolgreich doch die "Imagekampagne" Baden-Württembergs sei, ihr wisst schon, die "Wir können alles"-Geschichte. Die nämlich wurde jetzt schon zum zweiten Mal von einem "unabhängige[n] Meinungsforschungsinstitut" evaluiert. Die Pforzheimer Firma Hagstolz ITM wurde dafür bezahlt, 1754 Menschen auszuwählen, die Palmers Kampagne zu 50% mit "sehr gut" bewerteten. Ach, was sage ich, Menschen: "Meinungsbildner, Investitionsentscheider, Tourismusmanager, Bundesbürger und Bewohner Baden-Württembergs", die Kernzielgruppen halt.
Nur noch 13% der ausgewählten VertreterInnen aus der letztgenannten Kernzielgruppe hatten was gegen die Kampagne, down from 21% im Jahr 2000. Die Bayern haben "wir" auch geschlagen, denn an deren Imagekampagne konnten sich nur 22% der Bundesbürger erinnern, die sich überhaupt an Länderwerbung erinnern konnten, während es "für uns" satte 57% waren. Für gutes Geld aus der Landeskasse schrieben die Leute von Hagstolz ITM dann auch Sätze wie "Selbst bei isolierter Präsentation verbindet die Mehrzahl der Befragten den Claim mit dem Land, und 40% der Kernzielgruppen sowie 33% aller Baden-Württemberger benutzen den Spruch inzwischen auch privat." (Das ist zwar aus der Pressemitteilung, klingt aber ganz nach Hagstolz ITM). 100% der von uns Befragten hingegen konnten gar keinen Claim mit Baden-Württemberg verbinden, um so mehr Claims aber mit Alaska, Kalifornien und Neu-Südwales. Spricht das für die Imagekampagnen dieser Länder?
Während das Palmer-Ministerium mit einer sehr unterhaltsamen Pressemitteilung und sicher erheblichem Mitteleinsatz die Menschheit davon überzeugt, dass ein IQ von 100 in dem Haufen schon extrem auffällig wäre, informiert die "Gräfin", so der Insider-Name für die Uni-Kanzlerin Hagen, die Verteiler "1, 3 o. MA, 7" in ihrem Rundschreiben Nr. 1/2003 darüber, dass im jüngsten Staatshaushaltsplan auch "dezentrale Einrichtungen" -- sagen wir also Institute -- Geld für "die Pflege der Außenbeziehungen" ausgeben können.
"Darunter fallen z.B. Empfang und Bewirtung von Gästen, Pflege von Partnerschaften und Alumni, Werbemaßnahmen zur Profilierung oder Präsentation auf Messen und Kongressen," so das Rundschreiben, das aber weiter warnt, dass etwa bei Bewirtungen die Anzahl der "bewirteten Gäste, die nicht der Universität angehören, [...] überwiegen" muss. Ist nichts mit Schnittchen auf Institutskosten. Keinesfalls aus den Konten 68600 und 68700 finanzierbar sind weiter "Veranstaltungen geselliger Art, wie [...] Examens- und Promotionsfeiern."
Schön, dass der Sinn fürs Wesentliche erhalten bleibt. Wozu sollen wir noch Technikfolgen abschätzen, wenn wir auch ungesellige Gelage mit netten Herrn von der Deutschen Bank finanzieren können - wir können halt schon alles.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 21.01.2004
...dass die University of Maryland mal einen "International Campus" in Schwäbisch Gmünd hatte? Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm, denn dieser Versuch einer privat finanzierten Uni scheiterte schon vor einiger Zeit kläglich, wohl, weil die Subventionsbereitschaft des Landes selbst für so tolle Projekte nicht unendlich ist. Nun ist aber das Problem, was mitten in der Provinz mit all den tollen Gebäuden passieren soll. Wer ist überrascht, dass der Stadt Schwäbisch Gmünd die garantiert menschenfeindlichste und reaktionärste Lösung einfiel, nämlich ein Elitegymnasium mit Internat? 2.8 Millionen Euro für den Umbau und 5.6 Millionen Euro für die Erstausstattung soll schon die Einrichtung dieses pädagogischen Olymps kosten, bezahlt wird aus den Etats von Land und Kommune, ganz genau wie auch die laufenden Kosten. Der ganze Haufen Geld kauft Platz für 160 SchülerInnen, in Zeiten, in denen andere Schulen, durchaus auch größere, aus finanziellen Gründen dichtgemacht werden. Wenn ihr noch nicht genug von eurem letzten Essen wieder losgeworden seid, könnt ihr auch noch lesen, was das Land über die Sache zu berichten hat.
...dass Peter Zimmermann, immerhin Datenschutzbeauftragter des Landes Baden-Württemberg, etwas gesprächiger ist als das Rektorat? Dieses nämlich verweigerte jede Auskunft darüber, was bei der Rasterfahndung vorging. Zimmermann hingegen nannte jetzt Zahlen: 300 Institutionen gaben über 1000000 Datensätze von über 100000 Personen heraus. Gefangene Terroristen: 0. Der Schluss: Schluss mit der Rasterfahndung. Innenminister Thomas Schäuble findet das nicht, ordnete aber immerhin die Löschung der 60% der übermittelten Daten an, die auch noch Polizeigesetz illegal an das LKA gegangen waren. Die gute Nachricht fürs Rektorat: Der Rechtsbruch vom Oktober 2001 hat keine strafrechtlichen Konsequenzen, denn, so verordnet das Polizeigesetz in der Heimat Friedrich Heckers, die Gefahrenabwehr ist ein höheres Gut als die informationelle Selbstbestimmung.
...dass es sich lohnen könnte, beim UNiMUT "beispielhafte[e...] deutsche Sprachprosa" zu lernen? Die Uni Mannheim nämlich lässt sich von zwei privaten Verlagen einen Preis von 3000 Euro bezahlen, mit dem Rektor Arndt akademische Äußerungen prämieren will, die diese Sorte von Sprachprosa vertreten. "Das sprachliche Niveau vieler Dissertationen und Habilitationsschriften ist schlichtweg eine Zumutung," lässt er dazu in einer Presseerklärung verlauten. Das übrigens, nachdem mensch in letzter Zeit von der Uni Mannheim eigentlich nur hörte, der ganze Natur- und Geisteswissenschaftsquatsch sei eine überflüssige Last, eigentlich solle mensch nur noch BWL machen, zwecks der Exzellenz oder so. McKinsey goes Mann. Der UNiMUT wünscht viel Erfolg.
...welcher Aspekt bisher im Rahmen der Diskussion um die Übernahme des nordamerikanischen Hochschulsystems bisher kaum diskutiert wurde? Nach einer jüngst von der ZEIT zitierten Studie der Harvard University trinken zu viele US-Studierende zu viel: 44 Prozent der rund 12 Millionen undergraduates müssten als "exzessive Konsumenten" eingeschätzt werden -- mit entsprechenden Auswirkungen: "Das National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism (NIAAA) schätzt, dass jedes Jahr 1400 alkoholisierte Studenten ums Leben kommen: 1100 verunglücken mit dem Auto, 300 weitere fallen aus dem Fenster, ertrinken oder wachen nach durchzechter Nacht nicht mehr auf. 500 000 Studenten landen im Krankenhaus, und 70 000 Studentinnen fallen einer Vergewaltigung oder sexueller Belästigung zum Opfer, die mit übermäßigem Alkoholzuspruch zusammenhängen." Das Wissen um diese Studie wirft auch ein ganz neues Licht auf die Äußerungen Fidel Castros zu Alkoholkonsum und Autoverkehr...
Walter I. Schönlein
Dieser Artikel wurde zitiert am: 26.03.2003, 25.02.2004
Sollte George Bush Jr. vorhaben, seinem Vater ein Denkmal zu setzen, so wird er heute Nacht den Angriff auf den Irak anordnen. Exakt heute vor zwölf Jahren flogen mit dem Aufgang des vierten GPS-Satelliten über dem Irak die ersten Cruise Missiles des zweiten Golfkriegs. Nun, GPS-Satelliten gibt es mittlerweile genug, solche Details sind nicht mehr interessant.
Dennoch wollten es sich gut 50 Menschen aus der Region nicht nehmen lassen, heute vor den Toren einer der Schaltzentralen der geplanten Neuauflage des Krieges -- den diversen Hauptquartieren von NATO und US Army in der Römerstraße -- ihren Unwillen auszudrücken, sich mit Gewalt als Mittel der Politik abzufinden. Noch bis morgen, Freitag, um 17 Uhr, wollen die FriedensfreundInnen ausharren.
Wer bis zum Ende der Mahnwache mal ein Stündchen Zeit hat, ist herzlich eingeladen, dort vorbeizuschauen, auch und gerade in den schwierigen Nachtstunden zwischen Mitternacht und sechs Uhr, wenn die Personaldecke nach gegenwärtigem Planungsstand ziemlich dünn wird. Wers nicht über sich bringt, kann seinen/ihren Beitrag zum Friedensschaffen noch am Samstag nachholen: Um 14 Uhr startet dann eine Demo zu den Hauptquartieren vom Bismarckplatz.
Nachtrag: (18.1.2003): Zu der Demo fanden rund 1000 Menschen ihren Weg, was für das Heidelberg des frühen 21. Jahrhunderts schon recht beachtlich ist und vor allem dafür sorgte, dass die Abschlusskundgebung selbst auf der breiten Römerstraße mit ihren Megalithbauten recht beeindruckend geriet. Das für eine Friedensdemo geradezu absurd große Polizeiaufgebot konnte sich in den Seitenstraßen verbergen, es kam kaum zu Kontakten mit SoldatInnen -- keinen schlechten, aber leider trotz aller Versuche zumal von Vietnam-Veteranen auch keinen positiven. |
Dieser Artikel wurde zitiert am: 03.01.2004
Als es eingeführt wurden sollte, rief es großen Unmut hervor: das Schulpraxissemester (SPS). Offensichtlich war, dass es in erster Linie darum ging, Geld zu sparen, denn mit der Einfühung des unbezalten SPS wurde das (bezahlte) Referendariat um ein halbes Jahr verkürzt. Auch, dass es nicht durchdacht war, zeigte sich rasch: kurz nach der Einführung wurde es erst mal wieder abgesetzt.
Doch dann kam es mitsamt einer neuen Prüfungsordnung, letztes Jahr konnten sich die ersten Lehramtsstudierenden anmelden. Bereits im Dezember fand im Café des EWS eine Veranstaltung statt, in der die ersten "Opfer" von ihrem SPS berichteten. Für Menschen, die damals nicht dabei waren, hier ein weiterer Bericht:
Am 11. September des letzten Jahres war es soweit -- ich ging wieder in die Schule. Nur, dass ich plötzlich auf der anderen Seite stand, sollte ich doch als Schulpraxissemesterstudentin (kurz SPS-lerin) meine ersten Erfahrungen als Lehrerin machen.
Nachdem die 13 Wochen an Weihnachten zu Ende gingen, kann ich sagen, dass ich das Schulleben in vielen Facetten kennen gelernt habe: Ich habe viel unterrichtet (30 Stunden sind ja verlangt, was meiner Meinung nach auch kein Problem ist, da auch Teilstunden mitzählen), war bei Elternabenden, Lehrerkonferenzen und natürlich dem Lehrerausflug dabei. Mein Resumee des SPS fällt eigentlich durchweg positiv aus, auch wenn es sehr anstrengend war und ich mich jetzt noch`mal auf die lockere Unizeit freue! Mit abends weggehen wurd's oft leider nix, statt dessen musste ich meine Stunden vorbereiten. Schrecklich auch das frühe Aufstehen. Gut, dafür war ich halt auch oft um zehn oder elf Uhr schon wieder fertig.
Da ich nebenher noch gearbeitet habe, bin ich schon an meine Grenzen gestoßen. Und die Unterreferendare machen halt auch nichts groß anderes und kriegen ganz gut Geld dafür. Da fragt man sich dann schon manchmal -- mmhh, könnte man da nicht???
Ich habe von der fünften bis zur zehnten Klasse unterrichtet, hier kam es auch auf meine Wünsche an. Die Schule und die LehrerInnen, v.a. mein Betreuungslehrer haben natürlich viel dazu beigetragen, dass das SPS für mich so positiv war. Ich habe mich sehr wohl gefühlt. Etwa alle zwei Wochen setzte ich mich mit meinem Betreuungslehrer zusammen und wir besprachen meine Erfahrungen oder irgendwelche Formalia. Zum Teil gab's auch Sitzungen mit allen SPS-lern. Das war mir auch wichtig -- dass ich nicht die einzige SPS-lerin an meiner Schule war.
Klar gab's mal schwierigere Situationen, z. B. ganz alleine in der 10. zu unterrichten ohne den Lehrer hinten drin. Da hatte ich schon ein Problem mit meiner Rolle als Lehrerin, v. a. da die SchülerInnen halt nicht soo viel jünger waren als ich. Aber es hat eigentlich doch gut funktioniert.
Zum Schluss musste ich dann noch einen Praktikumsbericht schreiben -- wie der aussieht, das hängt nach meinen Erfahrungen ziemlich vom Betreuunglehrer ab. Bei mir war das keine große Sache: Über die Wochen hatte sich sowieso etliches an Material angesammelt. Davon hab ich einige Stunden ausgewählt und noch ein Fazit geschrieben.
Ganz am Ende stand dann eine Abschlusssitzung und -- da ich gerade in München bin -- liegt bei mir zu Hause jetzt ein Brief meines Betreuungslehrers, in dem er noch mal sein Fazit zieht. Aber: Es gibt im SPS keine Bewertung, wichtig ist nur die formale Bescheinigung, dass es absolviert wurde. Finde ich im Grunde auch gut so, da kein großer Druck da ist und man erstmal ausprobieren kann. Mein Betreuungslehrer hat mich zweimal im Unterricht besucht und die Stunden danach ausführlich mit mir besprochen, aber es gibt eben keine Note dafür.
Neben der Schule standen ja auch noch vier Fachdidaktik-Sitzungen und drei volle und sechs halbe Tage Pädagogik an. Die Fachdidaktik war z.T. ziemlich unbrauchbar (leherabhängig!), Pädagogik oft etwas abgehoben, aber ich war schon auch froh drum, da es ein guter Platz für Erfahrungsaustausch war.
Ja, also ich finde es gut, dass das SPS eingeführt wurde, weil ich jetzt weiß, worauf ich mich einlasse, wenn ich mich für das Referendariat bzw. das Lehramt entscheide! Und das Moll-Gymnasium in Mannheim kann ich nur empfehlen!
Soweit Annes Bericht. Es überrascht wohl nicht, dass etwas Praxisbezug bereits vor dem ersten Staatsexamen eigentlich eine gute Sache ist -- wäre da nicht der etwas schale Beigeschmack, dass jetzt etwas zur unbezahlten Studienleistung geworden ist, das vorher mal bezahlt war. Und das ist nicht nur eine Frage des Prinzips, denn wer garstige Betreuungslehrer, vielleicht eine Schule in der Provinz mit langen Fahrtzeiten oder auch einfach nur ein Kind hat, mag den offenbar gegenüber einem typischen Studium doch erhöhten Arbeitsaufwand weniger gut mit seiner Existenzsicherung vereinbaren können als Anne.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 10.11.2004
Als Teil der Nacht der langen Messer, während der es in Baden-Württemberg so manchem "Besitzstand" an den Kragen geht, traut sich die Landesregierung nun auch öffentlich, ihre lang gehegten Begehrlichkeiten bezüglich allgemeiner Studiengebühren zu äußern, wenn auch vorläufig vor allem in der Form "nachlaufender" Studiengebühren -- wer studiert, verschuldet sich damit und soll diese Schulden zurückzahlen, wenn dank der tollen Ausbildung der Rubel so richtig rollt.
Es gibt viel Kritik an diesem zunächst ach so sozial erscheindenden Plan zu äußern -- so viel, dass die LAK beschlossen hat, eine ganze Aktionswoche gegen die neuen Gebührenpläne auf die Beine zu stellen -- und heute solls losgehen, wie unter anderem dem oben- oder nebenstehenden Plakat zu entnehmen ist.
Während in Freiburg als Studiengebühren kostümierte AktivistInnen Studis tatsächlich "nachlaufen" wollen, um sie zu etwas mehr Widerstand gegen die finstere Brühe aus Stuttgart zu bewegen, wird es in Heidelberg wohl etwas konservativer zugehen. Einerseits wird es am Mittwoch um 18 Uhr im kleinen Hörsaal INF 227 eine Infoveranstaltung geben, in der unter anderem die oben versprochenen Argumente gegen auch nur nachlaufende Studiengebühren zur Sprache kommen werden; eine zweite Veranstaltung dieser Art ist für Donnerstag geplant, wohl gegen 18 Uhr in der Neuen Uni. Andererseits will die FSK an Info-Ständen und auf Flugblättern Basismobilisierung betreiben -- HelferInnen wie PlakatiererInnen werden noch dringend gesucht. Gerüchteweise soll dabei auch das Motiv der Überweisungsformulare, vom RCDS so unglaublich taktvoll in die Mensa gebracht, wieder aufgenommen werden.
An der PH sind die Studis mutiger: Sie haben am Dienstag zu einer Vollversammlung gerufen. Hoffen wir, dass sie sich damit nicht übernommen haben.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 30.01.2003, 07.03.2003
Ob die großartigen Bachelors, von denen sich Minister Frankenberg, wie erst jüngst wieder in einer Presseerklärung beteuert, ja vor allem eine weitere Verkürzung der mittleren Studiendauer verspricht, wirklich "berufsqualifizierend" sind oder nicht, wird wohl noch einige Jahre unklar bleiben, solange nämlich, bis AbsolventInnen der mittlerweile "weit über 200 Bachelor- und Master-Studiengänge" (Ministerium) in nennenswerten Zahlen versuchen, die Jobs zu kriegen, um die sich derzeit normale StudienabbrecherInnen und natürlich Menschen mit den guten alten Diplomen, Magistern oder Staatsexamina reißen.
Und nicht alle großen Männer und Frauen sind so euphorisch über die neuen Schmalspurstudiengänge wie unser Minister -- die EU-Kommissarin für Bildung und Wissenschaft Viviane Redding etwa hat neulich bei der Eröffnungsveranstaltung der Learntec in Karlsruhe verlauten lassen, sie würde dem Schub, den die Größten Anzunehmenden Bildungsreformierer im Rahmen des GATS derzeit entwickeln, um die alten, nicht allzu kommerziellen Bildungssysteme innerhalb der EU zu zerstören, Widerstand entgegensetzen und wurde in diesem Ansinnen eifrig von der Europaparlamentarierin Erika Mann unterstützt. Obs hilft?
Sicher ist vorerst nur, dass Bachelors made in Germany -- angeblich ja auch wegen ihrer "Internationalität" attraktiv -- im Mutterland des Bachelors nicht zwingend dafür taugen, einen Masterstudiengang aufzunehmen. Das wenigstens berichtet der Spiegel in einem Artikel mit dem etwas krautigen Titel Briten bremsen Deutsche aus. Tatsächlich hat die NARIC, eine britische Firma, die im Auftrag des, na ja, Bildungsministeriums des perfiden Albion ausländische Abschlüsse evaluiert, davon abgeraten, deutsche Bachelors als dem englischen Bachelor of Honours gleichwertig anzuerkennen.
S2 interviewte den erwähnten Wissenschaftsminister Frankenberg zu dem Thema, und er ließ sich mit "Keine verbindlichen Regelungen, sondern nur Empfehlungen" vernehmen, und natürlich: "von Minderwertig kann keine Rede sein. Vor allem aber weist er (richtig) darauf hin, dass der Bachelor an sich ja auch nicht zu einem deutschen Master-Studiengang berechtigt und dass es letztlich auch hier der Uni überlassen bleibt, ob ein Bachlor Bachelor zu bleiben hat.
Dies übrigens gehört sicher zu den beunruhigenden Eigenschaften gestufter Studiengänge, nicht nur im Hinblick auf egomanische Profs (die ja am Ende die Entscheidung treffen), sondern auch auf richtliniengebende Minister, die in der oben zitierten Presseerklärung den Erfolg des Trotha'schen "Bündnis für Lehre" daran messen, dass die durchschnittliche Studienzeit der AbsolventInnen Baden-Württembergs innerhalb der letzten 10 Jahre von 13.4 auf 11.7 Semester gesunken ist. Klar, da merkt mensch Lehre, die richtig schmeckt.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 10.02.2003, 03.01.2004, 23.11.2005
Vorbemerkung: Bereits vor einiger Zeit stellte der Unimut das neue Budgetierungsmodell der Uni Heidelberg vor. Selbigem zufolge wird zukünftig ein Teil -- angestrebt ist wohl ein rundes Drittel -- des Institutsetats aufgrund von Verhandlungen festgelegt. Zu diesen Verhandlungen gehört eine Begehung des Instituts samt anschließender Befragung von VertreterInnen der ProfessorInnen, des Mittelbaus sowie von "institutsnahen Studierenden". An dieser Formulierung hatten sich schon im Senat -- in dem diese Details des neuen Budgetierungsmodells verabschiedet wurden -- Diskussionen entzündet, da die VertreterInnen der FSK im Senat hier die Absicht witterten, Studierende aus den Fachschaften von den Diskussionen fernzuhalten. Das Rektorat wollte dem nicht widersprechen und beharrte auf der Formulierung. Es erklärte sogar explizit, dass man primär an DoktorandInnen dächte.
Nun also fanden die ersten dieser Begehungen statt, am 28.Januar zunächst im Germanistischen Seminar (Neuphilologische Fakultät), wenige Tage später dann auch im Mathematischen Institut (Fakultät für Mathematik und Informatik). Ob und wo noch begangen wurde, ist der Redaktion nicht bekannt, denn natürlich gehen diese Begehungen an allen Selbstverwaltungsgremien der Uni vorbei. Geplant ist aber natürlich, schließlich flächendeckend zu begehen, denn es sollen ja ein paar gutbezahlte Arbeitsplätze in der Verwaltung geschaffen und generell eine Prise Schrecken verbreitet werden. So freut sich der Unimut, an dieser künftig Betroffenen Informationen aus erster Hand, in dem Fall aus der Germanistik, zur Verfügung stellen zu können. Der Ablauf selbst kann allerdings kaum Grund zur Freude sein... - hier der Bericht:
Die studentische Kommission wurde willkürlich vom Seminar zusammengewürfelt. Vornehmlich bestand sie aus zwei Doktoranden, die von ihren Doktorvätern gebeten worden waren, sich den Termin freizuhalten, und einer WiHi des Geschäftsführenden Direktors. Ansonsten waren von studentischer Seite nur eine Studentin aus dem Grundstudium (2.Sem.) zugegen, die von einem Dozenten gefragt worden war, ob sie "Lust" auf diese Besprechung hätte, sowie genau ein Vertreter der Fachschaft, dessen Geschlechtszugehörigkeit ("Schicken Sie einen Mann") Voraussetzung für die Einladung zur Begehung gewesen war. Die Fachschaft hatte, nachdem sie zufällig von dem Ereignis Kenntnis erhalten hatte, um eine Teilnahmemöglichkeit nachgesucht, die leutselig gewährt wurde.
Die Studierenden hatte keine präzisierenden Informationen erhalten, die eine qualifizierte Vorbereitung ermöglicht hätten. Die Fachschaft hatte die Information erhalten, dass nicht über Studienprobleme gesprochen würde, sondern nur über Budgetfragen. Leider war diese einsame Information auch noch falsch.
Der Rektor eröffnete das Gespräch mit der Frage danach, was sich die Studierenden wünschten. Moniert wurde daraufhin der Personalabbau, der -- nach Vorschlag der Studierenden -- durch Lehraufträge aufgefangen werden sollte (dies hatten auch schon Mittelbau und Professoren gesagt). Außerdem wurde der Mangel an Tutorien beklagt sowie eine unzureichende Computerausstattung der Bibliothek, wo es derzeit keinen Rechner gibt, an dem Textverarbeitung oder der Zugang ins Internet möglich wäre -- aber immerhin sieben Rechner mit Zugang zu HEIDI. Auch der Rektor war für mehr Computer, hatte aber offenbar keine Meinung zu der Tutorienfrage. Auf die Missstände im Grundstudium angesprochen, leitete das Rektorat über zum Thema "Auswahl", mit der man die Überfüllung auffangen könne.
Die Mehrheit der Studierenden zeigte sich da offen, vor allem die Doktoranden waren dafür; ein Doktorand hatte sich diesbezüglich auch schon den Vorschlag seines Professors zu eigen gemacht, wonach für ein Eignungsfeststellverfahren in der Germanistik die Abfassung eines Textes sinnvoll wäre: Damit könnten Sprachkompetenz und Formulierungskünste der Studierenden abgeprüft werden. Große Eintracht herrschte zwischen Promovenden und Rektorat, dass durch Auswahlverfahren jeder Art die Überfüllung behoben werden könne. Auch zitierte der Rektor Erhebungen, denen zufolge Studierende im Fach Jura Auswahlverfahren bzw. Auswahlgespräche als äußerst angenehm empfunden hätten und Mittelbau wie akademischer Nachwuchs in der Lehre entlastet worden seien: weniger Studierende, weniger dröges Lehren unter unangenehmen Bedingungen im Grundstudium -- offenbar hatte der Mittelbau in der vorangegangenen Session mit dem Rektorat entsprechende Missstände beklagt (mal wieder so eine fantastische win-win-Situation, an die glauben mag, wer will, d.S.).
Dagegen kamen nur Einwände vom Vertreter der Fachschaft und von der Studentin im Grundstudium, die betonte, dass das kreative Umfeld auch wichtig sei für ein geisteswissenschaftliches Studium. Der Vertreter der Fachschaft hob hervor, dass solche Verfahren zudem umständlich seien und Ressourcen kosteten, zeitliche wie personelle. Er konnte jedoch angesichts der allgemeinen Zustimmung die Fragwürdigkeit und grundsätzliche Problematik nicht thematisieren.
Tiefe Einblicke ins Gebaren wichtiger Personen am Seminar zeigte der Umgang mit einem CHE-Fragebogen, der vor kurzer Zeit vom Institut als zentraler Stelle hätte verteilt und wieder eingesammelt werden sollen. Auf Nachfrage hatte der Geschäftsführende Direktor zuvor bereits erklärt, solche Dinge nicht weiter zu beachten; auch die anwesenden Studierenden konnten sich nicht an derartige Fragebögen erinnern. Das Rektorat zeigte sich geradezu entsetzt (ein schlechter Rücklauf solcher Bögen zeige immer, dass etwas im Argen liege!), bewertete die Sache als sehr wichtig, und verkündete, die anwesenden Studierenden per Mail umgehend über Rücklauf und Ergebnisse zu informieren. Irgendwie waren dann wohl doch einige Bögen verteilt worden. Große Sorgen bereiten dem Rektor auch Rankings, da "die Politik" darauf großen Wert legte. Man müsse dort besser abschneiden, um Druck aus dieser Richtung zu vermeiden.
Der Rektor betonte mehrmals seine Absicht, Heidelberg aus dem Status einer mittelmäßigen oder Massenuniversität herauszuführen. Vereinzelte CHE-Bögen (gemeint waren wohl die wenigen, die tatsächlich ausgefüllt ihren Weg ins Rektorat gefunden hatten) aus der Vergangenheit zeigten angeblich, dass die Studierenden sich hier noch schlechter betreut fühlten als an Universitäten, die anscheinend der ältesten Hochschule Deutschlands in keiner Weise gewachsen wären. Magnifizenz bemühte hierbei immer Negativbeispiele aus den Neuen Bundesländern oder von Universitäten, die er als Bruchbuden qualifizierte. Beispiele waren: Erfurt, Greifswald bzw. Köln, Münster und Hamburg. An der Germanistik in Heidelberg beklagte der Rektor ferner, dass hier keine "corporate identity" herrschte.
Der Prorektor für Entscheidungsfindung fragte die Studierenden danach, was sie von der Computerlinguistik hielten. Da keiner der Anwesenden Computerlinguistik, Informatik oder auch nur Linguistik als Schwerpunkt studierte, konnten alle nur ihre Ignoranz bekennen. Tiefergehende Ausführungen des FS-Vertreters zur Problematik, dass das Fach seit langem in der Fakultät umstritten ist, wurden abgeblockt. Die anderen Studierenden hätten ohnehin nichts von der Thematik gewusst.
Betreffs der Prüfungs- und Lehrsituation stellte der Rektor fest, dass er an der Einheit von Forschung und Lehre festhält. In der Germanistik gibt es diesbezüglich augenscheinlich Ungleichgewichte. Während einige Profs einen Großteil der Prüfungen abnehmen prüfen andere kaum. Insbesondere gilt dies für das Staatsexamen, in dem abgesehen von Ausnahmen nur Profs prüfen dürfen; bei den Magisterprüfungen ist die Zahl potentieller PrüferInnen größer, aber auch hier zeigen sich Ungleichgewichte. Der Rektor erklärte hier Abhilfe schaffen zu wollen. Was genau geplant ist, dazu wollte der Rektor sich allerdings nicht äußern. Auf die Frage, ob und an welche Sanktionsmaßnahmen er denke, beantwortete er mit einem olympischen Lächeln (gewöhnlich gut unterrichtete Kreise haben der Redaktion die Information zugespielt, das Rektorat denke an zusätzliche Forschungssemester für die fleißigen Prüfer -- Red.) Anspielungen des FS-Vertreters verbat sich das Rektorat. Erwähnenswert ist noch, dass die Studierenden sich einig waren, dass die Vorliebe für bestimmte Prüfer nicht an der Leichtigkeit ihren Prüfungen liegt, sondern eher an Faktoren wie Erreichbarkeit während der Prüfungsphase.
Besondere Beachtung wurde den Doktoranden und ihrer Situation am Seminar zuteil. Sie sind in den Augen des Rektorats dem Seminar in besonderer und enger Weise verbunden. Ob sie denn einen eigenen Tisch oder Raum hätten, erkundigte sich das Rektorat; eine Frage, die von den Betroffenen verneint wurde. Der Rektor ließ durchblicken, dass er es gut fände, wenn es in der Bibliothek eigene Bereiche für die Doktoranden gebe. Die Doktoranden vermissten eher Kolloquien. Diesbezüglich mahnte das Rektorat Eigeninitiative bei den Promovierenden an; räumte aber auch ein, dass auch von den Professoren diesbezüglich größeres Engagement wünschenswert sein könnte.
Fazit: Die Studierenden wurden freundlich behandelt, wenn man darüber hinweg sieht, dass sie Feigenblattfunktion hatten. Sinnvolle Vorinformationen wurden nicht gegeben, weder vom Rektorat (wie denn auch), noch vom Seminar. Beider Erwartungshaltung war klar: Umfassende Kritik oder tiefgreifende Kenntnisse der Situation an Seminar oder Fakultät waren nicht erwünscht. Dafür sollte jedoch Zustimmung zu Auswahlgesprächen und eigenen Tischen für DoktorandInnen eingeworben werden.
Soweit der Bericht aus der Germanistik. Der UNiMUT kann die Einschätzung im Fazit nur teilen. Sicher sind Doktoranden und Hiwis "institutsnah". Aber keineR der Studierenden hatte als Schwerpunkt Linguistik, studierte auf Lehramt oder hatte Germanistik im Nebenfach -- sind all die, die diese Kriterien erfüllen, institutsfern? Und warum müssen die Studierenden quotiert sein, die Doktoranden nicht? Welche Sorte von Repräsentierung wird da überhaupt angestrebt?
Auch die Tatsache, dass es ausländische Studierende am Seminar gibt, hätte man berücksichtigen können. Nach der offiziellen Statistik machen von derzeit 1745 Studierenden der Germanistik im Hauptfach immerhin 857 Staatsexamen und 695 Magister, nur 92 promovieren und immerhin 101 -- vermutlich ausländische -- Studierende sind nur vorübergehend in Heidelberg, machen ihre Abschlussprüfung aber im Ausland; es gibt zudem immerhin 227 Nebenfach-Studierende, davon 163 Magister, 23 Lehramtsstudierende, 25 Promotionsstudierende und 16 -- vermutlich wiederum ausländische -- Studierende die ihren Abschluss im Ausland machen). Aber: es kann wohl auch keine Lösung sein, eine studentische Delegation hiernach zu quotieren.
Den Sinn -- ganz zu schweigen vom Hintersinn -- einer Frage nach der Computerlinguistik, versteht nur, wer weiß, was derzeit in den zuständigen Gremien diskutiert wird. Diese Informationen haben aber in aller Regel nur die in den Fachschaften engagierten Studierenden (und natürlich UNiMUT-LeserInnen). Der Fakultätsrat tagt nichtöffentlich und je weniger davon bekannt wird, desto leichter kann man in Gesprächen mit unvorbereiteten Studierenden die Zustimmung für Auswahlverfahren oder karierte Vorhänge erlangen.
In der Mathematik übrigens verlief die Begehung ähnlich unerfreulich. Die Fachschaft erfuhr einen knappen Tag vor dem Ereignis von den großen Dingen, die sich da tun sollten, natürlich inoffiziell. Als Studis durften zwei Diplomanden herhalten, die dann von Hommelhoff auf lange Studienzeiten angesprochen wurden -- was vermutlich ebenfalls auf Auswahlgespräche hätte hinauslaufen sollen, denn Überlast gibts in der Mathe eigentlich nur, wo Export in andere Fakultäten beizubringen ist. Leider waren die Zahlen des Rektors (14.6 Semester) schnell mit Zahlen des heiligen CHE (11.5 Semester) gekontert, woraufhin der Rektor an den Zahlen der DiplomandInnen und DoktorandInnen herumkrittelte und offenbar tatsächlich aufs Lehramtsstudium einging. Was bei den Gesprächen mit Vögten und Baronen (also Mittelbau und Profs) herausgekommen ist, ist auch noch nicht abzuschätzen. Vielleicht weiß MathPhys nach der nächsten Fakultätsratssitzung mehr.
Und dies sollte Grund genug sein, die ineffizienten und fast schon demokratischen -- was hätte das auch in einem kundenorientierten Unternehmen wie Hommelhoffs Universität verloren? -- Fakultätsräte abzuschaffen. Wo man so offensichtlich prima alles einfach so auskarteln kann.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 28.03.2003, 03.01.2004, 11.06.2004
Glauben sie nicht, dass sie zahlen müssen, oder wollen sie zahlen? Das fragten sich die fünf Studis, die es heute abend zur FSK-Infoveranstaltung über die heraufdämmernden allgemeinen Studiengebühren in die Neue Uni geschafft haben. Angesichts des Umstands, dass dies gemeinsam mit der analogen Veranstaltung im Feld gestern (mit 35 TeilnehmerInnen, zu guten Stücken aus der Fachschaft Math-Phys) der Höhepunkt der Studiengebühren-Aktionswoche an der Uni Heidelberg sein sollte, war die Frage durchaus berechtigt. Denn es brennt, gilt es doch als ausgemacht, dass das Frankenberg-Ministerium, wenn seine Klage gegen das HRG6 durchkommt, flugs -- also ab WS 2003/04 -- generelle nachlaufende Studiengebühren einführen wird. Und wenn sie nicht durchkommt, wird es das wohl auch tun, sofern nicht doch noch ein Wunder geschieht und plötzlich Studimassen auf der Straße stehen.
Die "Entwicklungsfähigkeit" nachlaufender Studiengebühren wurde neben einer Darstellung der augenblicklichen Vorgänge im ersten Vortrag des Abends am Beispiel Australien demonstriert. Dort wurden seit ihrer Einführung 1989 aus $AUS250 mittlerweile bis zu $AUS6000. In Baden-Württemberg werden wir gleich mit 500 Euro und damit etwa drei Mal höher als seinerzeit die Australier einsteigen -- wo wir dann in zehn Jahren stehen werden, überlegt mensch besser nicht.
Glauben sie nicht, dass sie zahlen müssen, oder wollen sie zahlen? Vermutlich wollen sie zahlen. Dafür sorgte wohl der "Große Wurlitzer" aus freier Presse im Besitz eben jeder Medienunternehmen, die sich den großen Raibach vom Verkauf von "Bildungs"angeboten versprechen (Stichwort CHE) und einer selbsternannten Elite, die immer verstockter ihren vermeintlich liberalen Ideologien aus der Mottenkiste anhängt. Aus diesem Großen Wurlitzer quellen wie aus einer überdimensionalen Musicbox endlos die immer gleichen verqueren Argumente, warum allerlei Studifolter, allem voran eben Gebühren, genau das sei, was Studis und die Gesellschaft als Ganzes haben möchten. Dass diese Dauerbeschallung die Hirne derart flächendeckend so mürbe gemacht hat, dass sie noch das billigste Eigeninteresse vergessen und nun selbst glauben, dass Studiengebühren gut für sie seien -- das allerdings ist zu Beginn des 21. Jahrhunderts schon ein wenig erschreckend.
Schade, dass die Opfer des Großen Wurlitzer nicht zur Infoveranstaltung kamen, denn einer der Referenten versuchte -- recht überzeugend -- darzulegen, dass Studiengebühren in der Tat auch makroökonomisch unsinnig sind. Vielleicht hätte mensch sich gewünscht, dass eher inhaltlich orientierte Argumente von der studiengebührenbedingt endlosen Elternabhängigkeit über absehbar weiter fallende Bereitschaft von Studierenden zum sinnvollen Engagement bis hin zu den Konsequenzen einer Unterwerfung von Bildung und Wissenserwerb unter ein Marktdiktat einen breiteren Raum eingenommen hätten. Vielleicht ist aber auch wahr, dass die verbliebenen kritischen Stimmen im Getöse der freien Propagandamaschine ohnehin nur noch eine Chance haben, wenn sie mitsingen, was die Jukebox gerade spielt. Und z.B. korrekt ausführen, dass Studiengebühren nichts anderes als eine Elternsteuer sind, dass sie mittelfristig die Steuereinnahmen empfindlich reduzieren werden, dass sie den Arbeitsmarkt wesentlich belasten und was da noch so alles ist.
Wie auch immer mensch argumentiert, klar ist: Wir verspielen heute nicht nur unsere eigenen kleinen Freiräume, wir verurteilen Generationen künftiger Studierender, sich selbst als Objekt der Investition verstehen zu müssen, einer Investition, an deren Finanzierung ihre Eltern schon seit ihrer Geburt getüftelt haben. Wir verurteilen die Universitäten zu Stätten, an denen der sanfte Totalitarismus des Sachzwangs zwar unendliche Möglichkeiten verspricht, die tatsächlichen Handlungsmöglichkeiten jedoch stärker beschneidet als irgendein politisches Handeln.
Wir würden gern schließen mit einem Satz wie: "Es ist noch nicht zu spät". Doch wenn aus der weiten Altstadt wirklich nur vier Studis (der anwesende Redakteur zählt wohl kaum) ihre Augen und Ohren offen genug halten, um von der (zugegebenermaßen nicht übermäßig beworbenen) Veranstaltung zu hören und dann noch Willen genug aufbrachten, wirklich hinzugehen, dann, ja dann will so ein Satz sich nicht formen.
Nachtrag (31.1.) Aus Freiburg wird Erfreulicheres berichtet: Dort waren 1000 Studis bei einer Demo, die VV besuchten immerhin 500 Studis. Selbst der ehemalige Horrorchef des Dezernats 2 in Heidelberg, Eckhard Behrens von der FDP, hatte zu einer Podiumsdiskussion nach Freiburg gefunden. Angesichts des inkorhärenten Gedankenbreis, den er dort absonderte, kann dies durchaus als peinlich gelten.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 26.02.2003, 19.03.2003, 26.03.2003, 05.12.2003, 03.01.2004, 07.06.2004, 30.09.2004, 20.12.2004