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Editorial

Eine Blutspur führt zum ´Puter. Aus den Fängen wilder Bestien kommt H. (Ihr kennt ihn) ins ZFB und berichtet von den letzten empörenden Ausschreitungen in Norddeutschland. Das ist Einsatz, zumindest wenn er fertig würde. Jedenfalls ist er ein leuchtender Beitrag zur Debatte über die Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle.

Ähnlich aktuell der vordergründige Hintegrundbericht auf Seite Eins (UNiMUT ist die einzige Publikation der Welt, die Hintergrundberichte mit so riesigen Lettern überschreibt) über das Studiticket; übrigens sind wir froh, daß ihr unsere subtilen Fingerzeige zur Wahlentscheidung im letzten UNiMUT verstanden haben. Studis sind halt doch (zumindest zu 2/3) keine Deppen. ´Tschuldigung.

Dann haben wir eine anynome Karte bekommen, die bittere Tränen über das scheinbare Ableben unseres ergreifenden Fortsetzungsromans Kurhotel Kurfürst Karl vergoß. Na ja, der Schreiber (Name der Redaktion bekannt) der Karte vergoß sie, nicht die Karte, aber auch so Grund genug, weiter über Schicksale in Dr. Peterles Klinik zu berichten. Vielleicht kriegen wir ja noch mehr anonyme Karten? Vielleicht sogar welche, deren Absender der Redaktion nicht namentlich bekannt ist?

Ja, tja, so teilt die UNiMUT-Redaktion das Problem so manchen Erstis, der in diesen Tagen einsam in seinem Zimmer sitzt und zurückdenkt an die schönen Tage in der alten Heimat. Keiner schreibt uns.

Red.

PS.: Trotzdem willkommen Erstis. Ihr wißt ja: UNiMUT rächt die Enterbten vom Königstuhl. (Hä!?, d.K)


Studiticket: Ist der VRN noch zu retten?

Mit rund 38% Wahlbeteiligung war der erste Versuch mit Basisdemokratie an der Uni Heidelberg, die Urabstimmung über das Semesterticket nämlich, schon an sich ein Erfolg -- insbesondere aber für die Verhandlungsführer der FSK, deren Vorschlag, sich nicht auf ein Preisdiktat des VRN einzulassen, mit 2/3-Mehrheit angenommen wurde. Die bange Frage lautet nun: Wie geht es weiter?

Seit der Urabstimmung hat es mittlerweile drei Verhandlungsrunden und ein Papier des VRN gegeben. Im Papier erfährt der/die LeserIn von den heroischen Leistungsverbesserungen des VRN im Elsenztal und dem 10-Minuten-Takt der Linie 12 (von der Altstadt ins Feld -- was nicht drinsteht, ist, daß der Takt leider meistens aussetzt, wenn Studis ihn brauchen könnten) und daß keine Benutzergruppe Vorrechte beim VRN anmelden könne (offenbar akzeptiert der VRN aber herzlich gern die Vorpflicht einer speziellen BenutzerInnengruppe, 28 Mark im Jahr abzudrücken). Wirklich lesenswert ist wohl nur der Paragraph 7, den wir im Wortlaut wiedergeben:

Die Verkehrsunternehmen werden wie bisher die ihnen durch Gesetze und Aufgabenträger auferlegten Pflichten erfüllen und dafür sorgen, daß alle Fahrgäste so schnell, angenehm, preisgünstig, umweltfreundlich und wirtschaftlich wie möglich befördert werden.

(lies: Alle Fahrgäste sind Deppen, d.S.) Ein wenig überheblich ist der VRN dann auch bei der ersten Besprechung aufgetreten, es gebe gar nichts zu verhandeln und die Studis hätten einfach so zu zahlen, und die Urabstimmung sei nichtig, weil die Fragestellung viel zu suggestiv gewesen sei (lies: Alle Studis sind Deppen, d.S.) Erst beim nächsten Treffen zeigten sich die Herren ein wenig konstruktiver, mittlerweile wird doch über Angebotsverbesserungen diskutiert. Verhandlungsposition der FSK ist gegenwärtig, über den Vertragsabschluß (und damit auch eventuelle Preiserhöhungen) erst dann zu reden, wenn in den Hauptstreitpunkten 5-Minuten-Takt auf der Berliner Straße (was keinen Pfennig, sondern nur guten Willen kostet) und durchgängige 10-Minuten-Taktung der Linie 12 Bewegung sichtbar wird. Dafür gibt es mittlerweile Anzeichen, auch der Gemeinderat von Heidelberg wird sich der Frage annehmen.

So oder so: Sorge um das Studiticket ist vorerst nicht angesagt. Wenn der VRN rechnen kann und will (es gibt allerdings Leute, die das bezweifeln, d.S), wird es bleiben. Ob diese Vorhersage zutrifft, erfahrt Ihr im Laufe des Semesters im UNiMUT.


Es geht weiter!

Das Zahltag-Bündnis informiert

Was haben wir als nächstes vor?

Unsere nächste Aktion gegen Studiengebühren und BAföG-Verzinsung wollen wir im Rahmen der 1.-Mai-Demo des DGB durchführen. Der DGB Heidelberg ist bereit, unserem Anliegen auf Demo und Kundgebung einen gebührenden Platz einzuräumen. Wir wollen vor der Neuen Uni eine Aktion durchführen und auf der Kundgebung einen Info-Stand aufbauen. In der Woche vor dem 1. Mai wollen wir an der Uni kräftig für die Demo mobilisieren.

Was haben der 1. Mai und unser Kampf gegen Studiengebühren miteinander zu tun?

Die diesjährige Demo am Tag der Arbeit wendet sich in der Hauptsache gegen Sozialabbau. Wir interpretieren den Plan, Studiengebühren einzuführen, als einen Teil des Sozialabbaus - ebenso wie den Abbau der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder das Bestreben, die Sozialhilfe zu kürzen. Wir möchten Studiengebühren und BAföG-Verzinsung in einen gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang stellen und uns mit denen solidarisieren, die gegen Sozialabbau kämpfen. Im Gegenzug werben wir für Solidarität mit unserem Anliegen. Dabei gewinnen alle.

Eine Aktion mit dem DGB - werden wir dabei nicht parteilich?

Nein! Der Deutsche Gewerkschaftsbund deckt ein Spektrum von Sozialisten bis zur CDU ab, ebenso wie das Zahltag-Bündnis. Alle im Bündnis vertretenen Gruppen stehen der momentanen Gewerkschaftspolitik kritisch gegenüber - aus unterschiedlichsten Motiven. Auf keinen Fall wollen wir uns vor einen parteipolitischen Karren spannen lassen. Aus gutem Grund haben wir es abgelehnt, ParteipolitikerInnen auf unseren Kundgebungen Raum für ihren Wahlkampf zu bieten. Das gilt auch für jene, die den Kampf für unsere Interessen unterstützen. Wir wenden uns gegen den Sozialabbau in- und außerhalb der Uni und stehen Parteien, Institutionen und Verbänden kritisch gegenüber.

Was genau soll laufen?

Wir drucken Flugis und rufen zur Teilnahme an der 1.-Mai-Demo auf. Dabei brauchen wir möglichst viele VerteilerInnen. Zum einen wird ab dem 24.4. ein Verteilerplan für Triplex, Marstall und Feld hängen; wir bitten Fachschaften und Hochschulgruppen, sich in diesen Plan einzutragen. Außerdem sollten Flugis an den Instituten, insbes. in Seminaren und Vorlesungen, herumgegeben werden. Hier sind die Fachschaften gefragt. Die Flugblätter gibt's bei der FSK.

Und dann?

Im Laufe der Demo führen wir eine Aktion durch, die der "Grabrede auf die Chancengleichheit" ähneln wird. Diese Aktion wird vom Bündnis vorbereitet.

Ist das alles?

Nein. Während der Kundgebung - auf der, nebenbei bemerkt, erstmals kulturelle Beiträge im Vordergrund stehen sollen - wollen wir auf die Situation an den Unis aufmerksam machen. Hierzu gibt's zwei Ideen: Zum einen wollen wir Fotowände zu überfüllten Seminaren etc. aufstellen. Also: Welche Fachschaft hat Fotos und möchte sie mal wieder ausstellen? Wer hat Lust, noch einmal mit dem Fotoapparat loszuziehen? Bitte melden beim Zahltag-Bündnis oder bei der FSK! Außerdem wollen wir Puppen aufstellen, die zeigen sollen, daß man nackten StudentInnen nicht in die Tasche greifen kann. Wer hat Kontakte zu Geschäften, die veraltete oder beschädigte Schaufensterpuppen abgeben? Wer besitzt eine Schaufensterpuppe und kann sie zur Verfügung stellen? Bitte melden.

Trifft sich das "Zahltag"-Bündnis Sonntags?

Nein, Dienstags. Und zwar wöchentlich um 19.00 Uhr im 3. Stock des FSK-Gebäudes, Lauerstraße 1.

Zahltag-Bündnis

Pauker müssen warten

Der Informationsreader für Lehramtsstudierende wird voraussichtlich ab dem 26.April erhältlich sein.

Ihr erhaltet das Lehramts-Info für 1,- DM bei der FSK im Zentralen Fachschaftenbüro, Lauerstr.1, der FS Math/Phys (INF 365, Raum 009) oder in der Bibliothek des EWS (Erziehungswissenschaftliches Seminar, Akademiestr. 3).


Es geht los

FSK begüßt Erstsemester

Ich begrüße alle Anwesenden, insbesondere natürlich Euch, die Neuimmatrikulierten. Ich möchte Euch im Namen der Fachschaftskonferenz, der FSK, recht herzlich hier an der Ruprechts-Karls-Universität, der RKUHD, begrüßen. Ich werde mich kurz fassen, was nicht heißt, daß ich nur Abkürzungen gebrauchen werde, sondern daß Ihr das wichtigste nicht hier, sondern in Euren Fachbereichen bei den Fachschaften und den einzelnen Instituten erfahrt. Die FSK und die Fachschaften sind Euch bei dieser Suche behilflich: z.B. mit dem Sozialhandbuch, Lehramtsinfo, dem Fraueninfo Lila Karla und diversen Ersti-Infos.

Die Hochschule ist keine Schule, weder vom Anspruch noch von der Realität her. Aus der Motivation, die zur Wahl eines Studienfachs geführt hat, resultiert keineswegs zwangsläufig auch die Fähigkeit zu selbständigem Lernen. Das ist der Unterschied zwischen zwischen Schule und Hochschule:

Es ist nicht die Aufgabe der Dozierenden, den Studierenden vorzuschreiben, wie und was sie zu lernen haben - auch wenn Ihr das aus der Schule wahrscheinlich so gewöhnt seid. Umgekehrt ist man oft kaum in der Lage, den Erwartungen nach selbstbestimmtem Lernen zu entsprechen, wenn man dies in der Schule nie gelernt hat und es zu Beginn des Studiums einfach vorausgesetzt wird - ohne daß es entsprechend thematisiert wird.

Auch die zunehmende Verschulung des Studiums - ihr habt jetzt schon sehr viel weniger Wahlfreiheit als Studierende früherer Jahre - erleichtert den Schritt vom schulischen ins studentischen Leben nicht: exakt festgelegte formale Anforderungen geben noch keinen Aufschluß darüber, wie sie zu bewältigen sind. Sie erzeugen so eher Unsicherheit und Leistungsdruck. Die bloße Orientierung an Studien- und Prüfungsordnung vermittelt bestenfalls die Sicherheit der Pflichterfüllung, aber nicht die Gewähr, auch ans Ziel zu kommen.

Voraussetzungen für ein erfolgreiches Studium könnt ihr nirgends abholen oder kaufen - ihr müßt sie euch aneignen und entwickeln. Einige Empfehlungen hierzu will ich euch kurz vorstellen:

Zunächst: Don´t panic! Der Überblick, den Ihr jetzt noch nicht habt, stellt sich schon noch ein! Ihr seid nicht die ersten, denen es so gehen wird.

1. Legt eigene Ziele fest

Fragt Euch: warum studiere ich? welches Berufsziel schwebt mir vor? warum gerade dieses Fach?

Ihr müßt für Euch selbst entscheiden und eigene Prioritäten setzten - der Studienplan bietet keine Anleitung dazu, die eigenen Fähigkeiten mit den Erwartungen zu vereinbaren.

2. Erkennt eigene Stärken und Schwächen

Wichtig ist zu lernen, eigene Stärken und Schwächen zu erkennen, ohne sich etwas vorzumachen. Bei der Gestaltung eures Studiums und bei der Setzung eurer Studienschwerpunkte sollten diese Erkenntnisse einfließen. Dies kann möglicherweise auch einen Studienfachwechsel bedeuten. Ein gut begründeter Fachwechsel ist, insbesondere in den ersten Semestern, sinnvoll und oft auch gar nicht vermeidbar.

3. Entwickelt euren eigenen Arbeitsstil

Ihr müßt verschiedene Lerntechniken je nach Situation einsetzen, und ihr müßt die Fähigkeit entwickeln, eure Zeit kurz- und langfristig einzuteilen. Für die meisten von euch wird dies letztendlich eine völlig neue Art der Herangehensweise sein. Und es ist eine Aufgabe, die sich über mehrere Semester erstreckt.

4. Teamwork bringt mehr

Ihr werdet vor allem merken, daß die Fortschritte im Studium nicht durch die bloße Teilnahme an Vorlesungen, Seminaren und Praktika kommen - leider. Fortschritte im Studium erzielt man in großem Maße auch durch die eigene Nachbereitung zuhause und vor allem, wenn man dies gemeinsam mit anderen tut. Schließt euch daher bald zu Arbeitsgruppen zusammen, in denen ihr euch gegenseitig ergänzt.

und als letzte Empfehlung:

5. Engagiert euch!

Wenn ihr gute Ideen zur Veränderung der Lehrveranstaltungen habt, wenn euch schlechte Studienbedingungen ärgern - sprecht mit euren Dozentinnen und Dozenten darüber, haltet eure Meinung nicht hinter dem Berg; versucht unbefriedigende Zustände zum besseren zu verändern. Am besten natürlich als aktives Mitglied eurer Fachschaft.

Viel Spaß

Holger, Kay, Kirsten unter Mitarbeit von Andreas, Sabine und Urs


Stoppt Castor!

Nachdem der erste Castor im April 95 nur mit dem größten Polizeieinsatz in der Geschichte der BRD durchgesetzt werden konnte, soll nun der zweite Transport mit hochradioaktivem Müll nach Gorleben gebracht werden.

Am Dienstag, den 9.4. wurde in Cap de La Hague damit begonnen, den zweiten Castor, genauer gesagt den TS-28-V-001, zu beladen. Ursprünglich sollte ein Doppeltransport stattfinden. Aber der niedersächsische Innenminister Glogowski meinte, für zwei Transporte gebe es nicht genügend Polizei, um sie zu beschützen. Selbst ein Transport brauche genausoviel Polizeischutz wie letztes Jahr.

Die Akw- Betreiber aus Gundremmingen sind sauer, denn sie kommen wohl frühestens im Herbst dran. Das heißt, mehr als zwei Transporte pro Jahr sind im Moment nicht möglich. Solange der Widerstand anhält, ist dadurch Gorleben als Entsorgungsnachweis für die Atomiker wenig nützlich.

Die Anti-AKW-Bewegung hat sich aber vorgenommen, schon den ersten Transport in diesem Jahr nicht durchkommen zu lassen. Und die Chancen dafür sind gar nicht so schlecht, wie mensch glauben mag. Denn es gab schon einige Auftakt- und Aufwachaktionen, zu denen mehr Leute kamen als bei vergleichbaren Aktionen letztes Jahr. Frühjahrsputz im Wendland und die öffentliche Schienendemontage in Dannenberg waren jeweils mit mehreren tausend Leuten besucht.

Der Salzstock, in dem der Müll dann gelagert werden soll, hat sich jetzt wissenschaftlich als eindeutig unbrauchbar erwiesen. In die Schächte dringt Salzlauge, also Wasser ein und aus Ritzen strömt Gas in den Salzstock. Dadurch gibt es wohl dort keine sichere Lagerung für die nächsten 100 000 Jahre. Aber so einen Ort gibt es wohl sowieso nicht.

Am 26. 4., also eineinhalb Wochen vor dem geplanten Castor-Transport-Termin, jährt sich zum 10 mal Tschernobyl. Dazu gibt es viele dezentrale Veranstaltungen und 6 Großdemos in der Bundesrepublik (siehe auch unten).

Sorgen Wir Dafür, daß den Atomikern das Jahr 96 im Gedächtnis bleibt. Denn die Energiewende ist überfällig.

Die Chance ist da, nutzen wir sie.

Termine zu 10 Jahre Tschernobyl:

20.4., 20 Uhr, Wiesloch: Veranstaltung mit Nikolai Astrowzow, Arzt und Liquidator aus einem besonders betroffenen Gebiet in Weißrußland und mit Peter Dickel im St. Laurentius-Saal, Adenauerplatz

25.4., 20 Uhr, HD, Hauptstr. 96 (Kunstverein): Veranstaltung mit Prof. Roland Scholz, Biochemiker aus München über die Folgen der Katastrophe und wie bedroht wir heute sind, auch hier in der Region durch die AKWs u.ä. Veranstalter: IPPNW

27.4., 13 Uhr, Biblis: Großdemonstration mit dem Schwerpunktthema Schrottreaktor (bringt ein bißchen Elektrikschrott mit für die Aktion Siemensschrott zum Siemensschrottreaktor). Wer an diesem Tag schon früher Zeit hat: es gibt noch die Planung von ein paar Leuten zu übernachten und mal schauen was so passiert. Kontakt: siehe Adresse unten

und zu Castortransport:

20.4. Wendland: Tag B: Brücken schlagen für die Zukunft

28.4., Gundremmingen: Ausrangiert! - öffentliche Schienendemontage; Kontakt: Carl-Kabat-Haus, Schulstr. 7, 73557 Mutlangen, Tel: 0717174263

Ab 3.5. bundesweit Tag und Nacht Aktionen im Wendland und anderswo

7.5. Castor-Alarm

Für Fragen oder weitere Infos nehmt Kontakt auf mit Heinz (Tel: HD/29439) oder mit der Castorgruppe c/o Umweltprojektwerkstatt im EWZ, Am Karlstor 1, 69117 HD, Tel: 12861


Kurhotel Kurfürst Karl

Was bisher geschah: Der Ofen war für eine Folge aus, Prof. Dr. Peterle hat sich zum wiederholten Male aufs politische Parkett gewagt, und Werner Brummerer, der Klempner-der-nie-da-ist, rutschte dort leider nicht aus.

Folge 8: Ein kleiner, gepflegter Empfang bei der Abteilung für Menschen um des reinen Kaffeetrinkens Sinn, abgekürzt Abt. Murks. Sektkelche klingen, in der Ecke steht, noch in transparente Polyethylenfolie eingeschweißt, eine große Trommel 93-ohmigen Koaxialkabels. Vorsorglich angeschafft, wurde das Kabel nie gebraucht, aber wer im Hotel wird schon den paar Kröten nachweinen wollen? Einziges Problem ist, daß die fachgerechte Entsorgung der Abteilung für Aufschub und Aushub obliegt. Nach mittlerweile acht Monaten Stillstand in der Sache besteht aber Hoffnung.

Rikka Höllenhund giftet wie immer. Diesmal schimpft sie auf Peterle, der den neuen fünffach parallelen Kernspintomographen Spielzeug-V an die Konkurrenz von der Abteilung WIRR gegeben hat. Nicht, daß die Abt. Murks mit Kernspintomographen fachgerecht umgehen könnte, aber hier geht es ums Prinzip. Abteilungsleiter Sandmann hält derweil eine Rede. Er schließt sie mit seinem persönlichen ceterum censeo "Ooken, Ooken, Bim und Bim, das wollen wir".

Da tönt es "Brumm, Brumm" vor der Tür, sie öffnet sich, und herein tritt Brummerer, verbindlich wie immer. In voller Illusion seiner Wichtigkeit postiert er sich neben dem Abteilunsleiter -- das ist politischer Instinkt. Begeistert tönt er heraus: "Ich bins geworden! Jetzt bin ich der Klempner-der-überhaupt-nicht-mehr-da-ist".

Diese Nachricht hat sonst allenthalben im Hotel für große Freude gesorgt -- allein, in der Abt. Murks ist es Tradition, auf keinen Fall Interesse zu zeigen, und schon gar nicht an irgendwas, das offenbar nichts mir der Abteilung zu tun hat.

Doch nein: Matthäus Moninger blickt auf und läßt sein Handy zuschnappen -- Optocom muß jetzt warten. Etwas verloren blickt er um sich und lokalisiert seine abgewetzte braune Ledertasche auf der Kabeltrommel. Das Handy verschwindet in der Tasche. Befreit, jedoch offensichtlich verstört fragt Moninger: "Warum nur rasiere ich mich?"

"Früher war halt doch alles besser" antwortet J.L. (Name wg. Jugendfreiheit von der Redaktion gekürzt), die Dinge auf den Punkt bringend, "und die besten Zeiten sind seit Neujahr vorbei."

Was bedeutet diese Antwort? Spielt sie auf das Kurhotel-Fuchsschwanz-Massaker an? Wird Brummerer als Hackfleisch enden? Oder ist seine Karriere unabwendbar?


URRmEL

ist eine Selbsthilfe-Reparaturwerkstatt,

zu finden im Hinterhof der Schröderstraße 90

am Dienstag zur Mensazeit und von 18 bis 20 Uhr
und am Donnerstag zu Mensazeit.

MitarbeiterInnen und solche, die es werden wollen treffen sich am Dienstag um 20 Uhr im Fachschaftsraum Medizin (INF 306)

Wir brauchen Spenden, Klappstühle, alte Fahrräder, MitarbeiterInnen, eine Bruzzelmaschine, und überhaupt allerlei altes Glump sowie natürlich Spenden.

URRmEL ist zu Haus

Die Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt URRmEL werden die meisten schon gesehen haben, aber trotzdem nochmal eine Kurzeinführung:

URRmEL nimmt sich einiger häufiger Probleme von RadfahrerInnen an, zum Beispiel

(1) Das Tretlager knackt, ist das schlimm?

(2) Was für einen )(/&$%-Schlüssel haben sich die Deppen da schon wieder einfallen lassen?

(3) Wenn jetzt das Licht nicht gleich brennt, schmeiß´ ich den ganzen Rotz weg.

(4) Sakrafix, jetzt ist mir die Mutter in den Gully gerollt.

Bei solchen Problemen kann mensch natürlich zum Fahrradhändler gehen, ein Vermögen loswerden und hinterher meist ein funktionierendes Rad haben. Nur ist mensch dann nicht schlauer, und wenns das nächste Mal wieder nicht geht, ist der nächste Weg zum Händler fällig. Alternativ kauft mensch das nötige Werkzeug, wird ein Vermögen los und hat anschließend ein weiteres Trum im Schrank liegen, das mensch wohl nie wieder brachen wird. Oder mensch repariert in der Küche und hat nachher Ärger mit dem Mitbewohner, dessen Minestrone nach Schmieröl schmeckt.

Das alles muß nicht sein! Seit einem Jahr arbeitet URRmEL, eine vom Studiwerk teilfinanzierte und von engagierten Studis betriebene Werkstatt, und seit einem Monat haben wir ein Dach überm Kopf, und zwar in der Schröderstraße 90, im Hinterhof der Hochenergiephysik (siehe Plan).

Was erwartet Euch dort? Werkzeug für die meisten Schieflagen am Rad (auch wenn uns der Erfindungsreichtum der Ingenieure vor allem von Sh****o und das Leben da ziemlich schwer macht), ein paar Leute, die mehr oder gelegentlich auch minder wertvolle Tips geben können, Werkbänke und ein langsam wachsendes Lager von gebrauchten Ersatzteilen für Notfälle. Grundsätzlich solltet Ihr aber Ersatzteile selbst mitbringen, wenn Ihr irgendwie absehen könnt, was Ihr brauchen werdet, weil wir keine Händler sind und auch keine sein wollen.

Umgekehrt hat das aber den Vorteil, daß alles zwar kostenlos, aber nicht umsonst ist (wobei wir natürlich Spenden begeistert annehmen und bei Leuten, die sich aus unserem Ersatzteilpool bedienen, auch erwarten).

Alles, was Ihr noch wissen müßt, findet ihr im Kasten oben.

Jahreshauptversammlung

Der Verein Universitäre Fahrradwerkstatt mit Eigenleistung (URRmEL) e.V. lädt seine MitgliederInnen und Interessierte am Dienstag, den 30.4.96 um 20 Uhr zu seiner Jahreshauptversammlung im Fachschaftsraum Medizin, INF 306, ein.

Vorläufige Tagesordnung:

(1) Wahl des Versammlungsleiters, Beschluß der Tagesordnung
(2) Bericht des Vorstandes, Entlastung
(3) Wahl des Vorstandes
(4) Regelung der Mitgliedschaft; Mitgliedsbeiträge
(5) Anfragen, Sonstiges

Der Vorstand


Umweltprojektwerkstatt

Nach 800 Jahren - endlich die erste Umweltprojektwerkstatt in Heidelberg! jetzt fragt Ihr Euch sicher, was eine Umweltprojektwerkstatt ist? In unserem kleinen Büro im Karlstorbahnhof treffen sich junge und junggebliebene Menschen, um gemeinsam Aktionen, Projekte, Seminare und Feten auf die Beine zu stellen. Diese Aktivitäten stehen unter den Themen "Mobil ohne Auto, neue Verkeskonzepte" für Heidelberg, Energiewende und vieles mehr. Wir sind gespannt auf neue Ideen und offen für jedeN, der/die bei uns vorbeischauen und mitmachen möchte. Wir treffen uns jeden Montag um 18 Uhr im Karlstorbahnhof, rechte haustür, 2. Stock. (Tel. 06221/12862 oder 06221/393241)


Vodka!

Quatschst Du gerne Schwäbisch? Nein??? Schreibst Du gerne Liebesbriefe auf Französisch? Nein??? Trinkst Du Vodka ohne ein einziges Wort auf russisch zu können außer "Na zdorovje"? Dann sieht's ziemlich düster mit Dir aus. Aber bloß nicht weinen!

Niederländisch, Portugiesisch oder Slowenisch lernen-oder aber eine der anderen europäischen Sprachen? Vielsprachigkeit ist in der Europäischen Union und bei offenen Grenzen in Europa allemal ein Vorteil. Und wer Englisch und Französisch kann, sollte es mal mit einer anderen Sprache versuchen-Hochschulen in ganz Europa bieten im Sommer Srachkurse an. Kultur, Geschichte ud Landeskunde gehören dabei meist zu den Kursinhalten.

Wenn Ihr im Sommer in die Semesterferien gehen, öffnen sich die Türen vieler europäischer Hochschulen für ausländische Gäste, die für einige Wochen ihre Sprachkenntnisse pflegen und erweitern oder eine Sprache neu erlernen möchten.

Wie in jedem Jahr gibt der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) auch 1996 Broschüren heraus, mit denen die deutschen Hochschulangehörigen auf das vielfältige Angebot an Sommersprachkursen an Hochschulangehörigen auf das vielfältige Angebot an Sommersprachkursen an Hochschulen im europäischen Ausland hingewiesen werden.

Die drei Hefte, die in neuer Gestaltung erschienen sind, enthalten insgesamt über 250 Angebote an Hochschulorten in fast allen europäischen Ländern. Jeweils eine Broschüre informiert über Englischkurse in Großbritanien und Irland sowie Französisch-Kurse in Frankreich, Belgien und der Schweiz. Eine dritte Broschüre enthält Kursangebote in den Landessprachen andere europäischer Staaten, sei es beispielweise Schwedisch in Lund, Polnisch in Krakau, Russisch in Minsk, Katalanisch in Barcelona, Litauisch in Vilnius oder Griechisch in Thessaloniki.

In allen Heften sind Kursinhalte und Termine, Teilnahmevoraussetzungen und Gebühren sowie Kosten für Unterkunft und Verpflegung ebenso angegeben wie die Anschriften der Veranstalter zur weiteren Information und Anmeldung. zusätzliche Auskunft geben nur die Kursveranstalter.

Zu erhalten sind die Broschüren im Akademischen Auslandsamt, Zentrale Univerwaltung, Seminarstrße 2, täglich 10-12 Uhr, mittwochs 14-16 Uhr.


Anarchie im Senat

... oder doch alles beim Alten?

In der Senatssitzung vom 19.März 96 konnte man sich aus studentischer Sicht sehr zu Hause fühlen, was nicht zuletzt daran gelegen hat, daß die drei studentischen Mitglieder des Senats von der Sitzungsleitung grundsätzlich mit "Du" angesprochen wurden.

Zum anderen zeigte sich die Redeleitung bei den Tagesordnungspunkten, bei denen sich die Gruppe der ProfesorInnen nicht einig war, total überfordert. So waren zum Beispiel Anträge zur Geschäftsordnung zwar gestellt, wurden aber ignoriert und erst nach längerer Debatte über deren Zulässigkeit (!!!) abgestimmt.

Der strittigste Tagesordnungspunkt war ohne jeden Zweifel der Frauenförderplan des SAFrAn (SenatsAusschuß für Frauen Angelegenheiten). Die Universität ist durch das UG verpflichtet Frauenförderung zu betreiben und hat daher den o.g. Ausschuß mit der Erstellung eines Förderplans beauftragt.

Der nun vorgelegte Plan sieht keinerlei Quotierung vor, wie es in einigen anderen Universitäten eingeführt wurde, sondern setzt auf ein Anreizsystem, das zusätzliche Stellen vorsieht, die aus einem Pool finanziert werden sollen, in den jede Fakultät je eine freiwerdende Stelle "einzahlt" (insg. 18 Stellen). Mit diesen Stellen könnten dann auch Frauen promovieren bzw. habilitieren, für die normalerweise keine Stelle zur Verfügung stände. Das bedeutet, bei zwei qualifizierten Bewerbungen auf eine Stelle, auf die sich auch eine Frau bewirbt, können beide BewerberInnen angenommen werden; Eine Bewerbung auf die vorhandene Stelle und eine auf die "Poolstelle".

Leider hat sich der Senat in seiner letzten Sitzung sowohl gegen Quotierung als auch gegen ein solches Anreizsystem gewandt. Das soll aber nicht bedeuten, daß der Senat gegen eine Frauenförderung ist! Leider konnte keiner der anwesendern Herren einen Vorschlag machen, wie eine Förderung zu realisieren sei.

Andreas Kessen


ANTIFA-Seite Anfang

Kein Kongreß "Science/Fiction" in Heidelberg !

Keine Legitimation von Selektions- und Mensch-nach-Maß Praktiken !

Vom 1. bis 5. Mai soll in der Heidelberger Stadthalle der Kongreß "Science/Fiction-Fundamentalismus und Beliebigkeit in Wissenschaft und Therapie", veranstaltet vom Institut für systemische Forschung, einem von der Universität ausgegliederten Institut, und der Internationalen Gesellschaft für systemische Therapie e.V., stattfinden. Auf diesem Kongreß, verwirrenderweise auch als "Der Heidelberger Familientherapie-Kongreß" angekündigt, sollen "maßgebliche Repräsentanten der europäischen Familientherapie, sowie prominente Geistes- und Naturwissenschaftler, Philosophen und Wissenschaftstheoretiker" (Zitat Kongreßveranstalter Fritz B. Simon) zu den entscheidenden Fragen der heutigen Wissenschaft tagen. Einer der "prominenten" Referenten sollte der australische Euthanasievertreter und Bioethiker Peter Singer[1] sein. Der als Philosoph mit utilitaristischer Denkrichtung bekannte Singer unterscheidet zwischen "lebenswertem" und "lebensunwertem" Leben und stellt somit das Lebensrecht der nach seiner Definition "Lebensunwerten" in Frage. Am 1.4.96 wurde Peter Singer aufgrund von befürchteten gewalttätigen Protesten offiziell wieder ausgeladen. Zwar richteten sich die ersten Gegenstimmen gegen Singers Auftritt, doch die Thesen, die er vertritt, werden auf dem Kongreß unabhängig von seinem Auftritt zur Diskussion stehen. So soll z.B. zum Thema "Die Entscheidung zwischen Leben und Tod" Norbert Hörster, Rechtswissenschaftler aus Mainz, referieren. Er gilt als radikaler Verfechter Singers Thesen und versucht, diese ins deutsche Rechtssystem zu integrieren. Prof. Dieter Birnbacher, Angestellter des "Instituts für Wissenschaft und Ethik" in Bonn[2] und Mitglied der Bundesärztekammer, arbeitet an einer Hirntoddefinition, die einen möglichst schnellen Zugriff auf die Organe des (vermeintlich) Sterbenden ermöglichen soll.

Daneben sprechen eine Reihe rechtskonservativer und reaktionärer Philosophen und Wissenschaftler (z.B. Hans-Georg Gadamer (Heidelberg), Dr. Herrmann Lübbe (Zürich) oder Dr. Rüdiger Safranski (Berlin)). "Insgesamt eine qualitative Kongressbesetzung, wie sie in Deutschland nur selten anzutreffen ist", so die Organisationsleitung. Diese "Kongreßbesetzung" soll Themen wie "Ethik und Genetik" oder "die Entscheidung zwischen Leben und Tod" erörtern. Der Schluß liegt nahe, daß auf diesem Kongreß die ethisch- moralische Grundlage für längst praktizierte und immer besser mögliche gentechnische Eingriffe in das menschliche Erbgut mit dem Ziel der Auslese ("Gesunde"= verwertbar - "Behinderte" = nicht verwertbar), geschaffen werden soll.

Der als Redner geladene "linke" NS-Historiker Ernst Klee sagte seine Teilnahme aufgrund P. Singers Einladung ab, da es für ihn offenkundig schien, daß "auf diesem Kongreß das Lebensrecht Behinderter akademisch in Frage gestellt werden soll".

Es liegt auf der Hand, daß auf diesem Kongreß eine geisteswissenschaftliche Legitimation für mittlerweile zur Normalität gewordene medizinische und gentechnische Praktiken geschaffen werden soll.

TÖDLICHE ETHIK - DIE NEUE 'EUTHANASIE' - DEBATTE

Vortrag von Udo Sierck mit anschließender Diskussion am 24.04. 20.00 Uhr im Hörsaal 1.

Mit dem Autor Udo Sierck konnten wir einen Referenten gewinnen, der sich, aus der autonomen Behinderten-Bewegung kommend, seit Jahren mit der neu aufkommenden 'Euthanasie'-Debatte beschäftigt. Neben Veröffentlichungen zu aktuellen Themen der Gesundheits-, Sozial- und Behinderten-Politik wurde Udo Sierck durch folgende Buchveröffentlichungen bekannt: "Der Pannwitzblick - Wie Gewalt gegen Behinderte entsteht" und "Tödliche Ethik - Beiträge gegen Eugenik und 'Euthanasie'". Seine neueste Buchveröffentlichung zum Thema erschien Ende letzten Jahres unter dem Titel "Normalisierung von rechts - Biopolitik und 'Neue Rechte'".

Im Rahmen des Vortrags soll zum einen auf die Theorien Singers sowie seiner UnterstützerInnen und deren Auswirkungen auf die Diskussion in Deutschland eingegangen werden. Zum anderen wird ein Überblick über den aktuellen Stand der Diskussion zu dem Themenkomplex Eugenik-Bioethik-'Euthanasie' bzw. deren bereits stattfindende Umsetzung in die Praxis, wie z.B. das Gesetz über Zwangssterilisierung behinderter Frauen, geben. Außerdem soll noch auf die Gefahren der Gentechnik eingegangen werden. Hier spielen insbesondere die Forderungen der GentechnikerInnen nach immer größerer Freiheit in der Wissenschaft eine Rolle, wozu u.a. die Embryonenforschung und die Forschung an nicht einwilligungsfähigen Behinderten oder dementen PatientInnen zählt.

Veranstalter: Antifa Hochschulgruppe der Uni HD

Eugenik und Bevölkerungspolitik

Die Vorantreibung der Genforschung soll möglichst umfassende Erkenntnisse über genetische (erbliche) Ursachen von Krankheiten dienen. Es wird selbst vor der Behauptung, "Kriminalität", "Alkoholismus" oder "Obdachlosigkeit" hätten genetische Ursachen, nicht halt gemacht. Die Verantwortung für "soziale Probleme" wird also nicht in den Umständen gesucht, sondern auf die betroffenen Menschen geschoben.

Eugenik bedeutet Auslese aufgrund von erwünschtem bzw. unerwünschtem Erbmaterial. So stellen die Humangenetik und ihre Anwendung die moderne und subtile Form der Auslese und Ausmerze dar.

Zur praktischen Umsetzung wird von den folgenden Methoden, die Entscheidungsfreiheit und Selbstbestimmung suggerieren, Gebrauch gemacht:

Humangenetische Beratung soll Frauen und Männer, die ein Kind bekommen wollen, über ihre Erbanlagen aufklären und hat bei für nicht fortpflanzungswürdig befundenen Erbanlagen das Abraten von einer Schwangerschaft zufolge. Dies ist nichts als die sanfte Form der Selektion, die u.a. in der gesetzlich legitimierten Zwangssterilisation "behinderter" Frauen gipfelt.

Vorgeburtliche Diagnostik mittels Fruchtwasseruntersuchung ermöglicht die Feststellung eines "genetischen Defekts" des Föten und stellt Frauen vor die Frage, ob sie diesen Fötus austragen wollen. Faktisch steht Frauen dann jedoch keine eigene Entscheidung mehr zu, da ihnen eine unnötige Belastung der Gesellschaft zum Vorwurf gemacht würde. Über die Gefährdung der Frau selbst durch diese Art von Untersuchung wird hierbei zudem nur mangelhaft aufgeklärt.

Die Selektion aufgrund von "Behinderung" findet bereits ihre gesetzliche Verankerung in der eugenischen Indikation des §218. Während das Selbstbestimmungsrecht von Frauen in Fragen der Abtreibung permanent verletzt wird, dürfen Embryonen mit diagnostiziertem "genetischen Defekt" bis zur 39. (bis vor kurzem 22.) Schwangerschaftswoche abgetrieben werden. Es ist die selektive Absicht dieser Form von Eingriffen, die wir kritisieren, womit keineswegs das Recht der Frauen auf Abtreibung in Frage gestellt werden soll. Unsere Argumente haben nichts mit denen von AbtreibungsgegnerInnen und LebensschützerInnen zu tun !

InVitroFertilisation (IVF/Reagenzglasbe-fruchtung) stellt eine weitere Form der eugenischen Kontrolle dar. Die Möglichkeit, die genetisch am besten ausgestattete befruchtete Eizelle auszuwählen, die der Frau eingepflanzt wird, wird nicht nur "nebenbei" genutzt, sondern ist auch beabsichtigt.

"Unfruchtbarkeit" wird vorschnell (bereits nach einem Jahr ungeschützten Geschlechtsverkehrs), ohne Einbeziehen von äußeren (z. B. pharmazeutischen) oder psychischen Ursachen als "Krankheit" diagnostiziert.

Verantwortlich werden in den meisten Fällen zuerst die Frauen gemacht. Die Untersuchung wird bei ihnen als Selbstverständlichkeit gehandhabt, wohingegen Männer diese oft selbst dann verweigern, wenn erwiesen ist, daß die Unfruchtbarkeitsursache nicht bei der Frau liegt.

Durch Reproduktionstechniken wie IVF wird Frauen kein Raum mehr gelassen, sich mit evtl. psychischen Ursachen ihrer Unfruchtbarkeit auseinanderzusetzen und / oder ihre Unfruchtbarkeit zu akzeptieren. So werden Frauen durch die Möglichkeit der technisierten Fortpflanzung auf ihre Mutter- und Fortpflanzungsrolle reduziert und als Forschungsobjekte benutzt.

Unterschlagen wird, daß Frauen in psychologischen und medizinischen Beratungsstellen der "kompetenten" Ärzteschaft quasi ausgeliefert sind, völlig unzureichend über Risiken der Behandlung informiert und in ihren Entscheidungen manipuliert werden. Diese Art der Beratung, die fließbandmäßige Abfertigung in Arztpraxen und Kliniken in Zusammenhang mit Selektionsabsichten und dem Ziel der Kontrolle über weibliche Fruchtbarkeit und Fortpflanzung spiegeln nur allzu gut die Normalität von sexueller und medizinischer Gewalt an Frauen wider. Diese Maßnahmen sehen wir als die in westlichen Industrieländern wirksame patriarchale, eugenische und rassistische Bevölkerungspolitik, die in erster Linie auf die Beeinflussung der "Qualität" des Nachwuchses abzielt. Bevölkerungspolitik im Trikont sieht hingegen anders aus - hier geht es nicht in erster Linie um eine Einflußnahme auf die "Qualität", sondern auf die Quantität des Nachwuchses.

Hierzu David Griffin (1987), Direktor des Sonderprogramms der Weltgesundheitsorganisation WHO zur menschlichen Reproduktion (WHO-HRP): "Häufig auftretende Schwangerschaften werden zu Epidemien. Um Epidemien zu vermeiden, stellt der Antischwangerschaftsimpfstoff eine sehr attraktive Waffe dar, die in das gegenwärtige Waffenarsenal integriert werden muß."

Als kostengünstigste und unaufwendigste Methode der Bekämpfung der weiblichen Fruchtbarkeit wird die vorgeburtliche Geschlechtsdiagnostik im Trikont dazu eingesetzt, als Präventivmaßnahme weibliche Föten abzutreiben. Hierbei wird der Wunsch nach männlichem Nachwuchs (aus Gründen wie Ansehen, Altersversorgung) gezielt dazu eingesetzt, die Anzahl weiblicher Neugeborener zu verringern.

Die Behauptung, es gebe zu viele Menschen auf der Welt, schließt immer auch gleichzeitig mit ein, welche Menschen zuviel sein sollen. Apokalyptische Zukunftsvisionen einer übervölkerten Welt sollen Maßnahmen legitimieren, die letztendlich einer rassistischen und eugenischen Selektion dienen.

Frauen im Trikont sind diesen Maßnahmen wehrlos ausgesetzt. Zunächsteinmal werden von der hiesigen Pharmaindustrie entwickelte Produkte an ihnen getestet, ohne die Frauen über Risiken und Bedeutung der Versuche aufzuklären. Frauen sind zu diesen Testprogrammen und zu diversen Maßnahmen, durch die Frauen langfristig unfruchtbar gemacht werden, gezwungen, da materielle Hilfeleistungen an die Teilnahme an solchen "Gesundheits"-Programmen gekoppelt sind.

WARUM SIENCE/FICTION IN HEIDELBERG ?

Im Zusammenhang mit der Frage nach dem Zweck, den der Kongreß "Science/Fiction" erfüllen soll (nämlich die von einigen sicher lang ersehnte Rechtfertigung der längst machbaren Praktiken), liegt u.a. die Antwort nahe, daß dieser Kongreß nicht zufällig in HD stattfinden soll. Bereits Ende März wurde, ebenfalls in der Heidelberger Stadthalle, der Kongreß der "Human Genom Organisation" (HUGO), der weltweiten Organisation zur vollständigen Entschlüsselung des menschlichen Genoms vom Europäischen Molekularbiologischen Labor (EMBL) HD ausgerichtet. Darüber hinaus ist Heidelberg und die Rhein-Neckar-Region die Hochburg der Genforschung und der Vernetzung von Forschung, Technik und Pharmaindustrie. Forschungsprojekte werden von Firmen wie BASF und Boehringer finanziert, die damit die an der Universität betriebene Grundlagenforschung maßgeblich bestimmen.

Mit diesen Voraussetzungen nimmt die Stadt eine der führenden Positionen im europäischen Wettbewerb ein. Führend somit auch in einem Europa, das seine Grenzen dichtmacht und für Flüchtlinge zur unerreichbaren Festung wird. Führend in einem Europa, das durch Kriege aktiv und passiv seine Märkte überall auf der Welt sichert. Führend in einem Europa, das seinen Repressionsapparat nach innen in erheblichem Maß verschärft. Führend in einem Europa, das durch patriarchale Bevölkerungspolitik Frauen zwangssterilisiert und an ihnen experimentiert (und erst daraus Erkenntnisse gewinnen kann, die den Fortschritt in der hier betriebenen Forschung garantieren), um die arbeitenden Massen auf der gewünschten Anzahl zu halten.

BIOETHIK-KONVENTION

Bereits seit 1994 wird der Entwurf einer "Bioethik-Konvention" von der parlamentarischen Versammlung des Europarats in Straßburg verhandelt. Diese soll u.a. Forschung an künstlich erzeugten Embryonen bis zum 14. Lebenstag sowie Eingriffe in das menschliche Erbgut erlauben. Desweiteren die Forschung an "geschäftsunfähigen", "nicht einwilligungsfähigen" Menschen bzw. Menschen mit verminderter Geschäftsfähigkeit ("Behinderte", "chronisch Süchtige", "Altersdemente").

All diese Entwicklungen sind teilweise bereits Realität. Sie ebnen den Weg in eine Gesellschaft, in der das vom Kapitalismus vorgegebene Prinzip der "Kosten-Nutzen-Rechnung" voll zum Tragen kommt. In den reichen Metropolen der "Nordhalbkugel" werden "Behinderte" oder sonstige "Nicht-Normale" herausselektiert - vermieden. Im Trikont hingegen werden ArbeiterInnenheere je nach Bedarf vermehrt oder verringert.

Es geht nicht darum, WissenschaflerInnen einzeln ihre faschistische Gesinnung nachzuweisen. Medizinisches Wissen wird hier jedoch nicht dazu benutzt, die medizinische Grundversorgung der Weltbevölkerung zu gewährleisten, (was nur durch eine revolutionäre Umwälzung der HERRschenden Verhältnisse gelingen würde) sondern dient immer nur der bestmöglichen Versorgung der ohnehin Privilegierten.

Genau diesen Vorwurf machen wir den WortführerInnen und VorantreiberInnen der Gen- Bio- und Reproduktionstechnologien -und dazu gehören auch die Organisator-Innen und TeilnehmerInnen dieses Kongresses !!!

Ein bischen Töten und ein bischen Selektion gibt es nicht !

Verhindert den Kongress "Science/- Fiction"!!!

Kommt zur bundesweiten Demo am 1.5.1996 12.30 Uhr Kornmarkt

Weitere Veranstaltungen zum Thema:

22.04. 20h AZ-Frauencafe, Film: "...und andere Ergüsse".
29.04. 20h AZ-Frauencafe, Film: "Erst der Gentest, dann das Baby".
30.04. 20h Karlstorbahnhof, Eine Welt Zentrum Seminarraum, Film: "Der Pannwitzblick".

[1] Peter Singer ist Leiter des .Institute for Human Bioethics an der Monash-University in Melbourne / Australien. Das Institut wurde 1983 gegründet, um die ethisch-moralischen Fragen zu klären, die an im Rahmen der an der Universität betriebenen Forschung auf dem Gebiet der In Vitro- Fertilisation entstehen (z.B.Rechtfertigung des enormen Kostenaufwands, Legitimation verbrauchender Embryonenforschung). Mitttels wissenschaftlich-objektiver Betrachtung sollen Singer und sein Institut eine breite gesellschaftliche Akzeptanz neuer Technologien schaffen

[2]Das 1994 in Bonn gegründete "Institut für Wissenschaft und Ethik" wird vom Bundesforschungsministerium und vom Land NRW sowie aus Stiftungsgeldern der Großindustrie finanziert. Es gilt als seriös und angesehen. Hier arbeiten WissenschaftlerInnen von Biologie über Medizin und Philosophie bis zur Theologie an Rechtfertigungsargumenten für (geplante / bereits praktizierte) bio medizinisch-technologische Praxis, wie z.B die Tötung von WachkomapatientInnen. Von hier aus soll der Störfakor "kritische Öffentlichkeit" mundtot gemacht werden.

ANTIFA-Seite Ende

Dinge die passieren, in nächster Zeit:

21.4., 18.30: Gott zum Gruß, die Katholische Studentengemeinde lädt ein zum Semestereröffnungsgottesdienst mit einem anschließenden Begrüßungsabend, bei dem christ die Gemeindemitglieder der KSG kennenlernen kann. Wo das alles stattfindet wird den entsprechend Auserwählten per Eingebung zugefaxt!

22.4., 19.30: Im Rahmen des STUDIUM GENERALE kann sich der geneigte Student über "Heidelberg-die Universität und die Stadt" informieren; Vortrag von Prof Dr. Eike Wolgast, Aula der NUni

23.4., 20.00: Manche Musiker haben das innere Bedürfnis sich nach GEBÄCKSTÜCKEN zu benennen. So auch das Mandelring Quartett, das an oben genanntem Tage in der Aula der Alten Uni Streichquartette (Quartetts? Quartetti?) von Haydn, Ligeti und Brahms zum Besten gibt. 24.4., 17.00: Noch einmal geht die KSG (s. 21.4.) auf Seelenjagd, und zwar diesmal unter den Erstis. Es begab sich nämlich, daß ein "Newcomer-Treff" veranstaltet wird, wo Ihr Euch bei den Katholiken durchfressen könnt ("gemütliches Abendessen"), und Euch mit älteren Brüdern der Gemeinde über das Studentsein unterhalten, Edith-Stein-Haus, Neckarstaden 32

24.4., 19.00: Sitzung der GEW-Studierendengrupe im Erziehungswissen-schaftlichen Seminar, Akademiestr. 3. Café Giesela (ernsthaft mit "ie"? d.S.)

26.4., 20.00: André Brie redet über "Sozialistische Thoerie und Praxis in Vergangenheit und Gegenwart" und Ihr könnt zuhören, wenn Ihr Euch in den Hörsaal 6 der NUni begebt. Aber Vorsicht; wird von der PDS-Hochschulgruppe und den "Jungen GenossInnen" veranstaltet

26.4.-28.4.: Wasser, Wald und Landwirtschaft, Leben für alle auch in den "Entwicklungsländern", Seminar des Arbeitskreises entwicklungspolitisches Bildungswerk e.V., Horstweg 11, Vlotho, Tel.: 05733/2977

29.4., 19.30: WAS FÜR EIN NAME!! Professor Dr. Heinrich Schipperges!! Der Herr mit dem schönen Namen referiert im Rahmen des Studium Generale über Medizin in Heidelberg und zwar in der Aula der NUni


"Kriegsdienstverweigerer und Frieden"

Veranstaltungsreihe des Eine Welt Zentrums

Samstag 6. April-Mittwoch 8. Mai: Soldaten sind Mörder
Ausstellung zu den Kriegsverbrechen Deutschlands in Jugoslavien
Vor 55 Jahren - am 6. April 1941-begann die Wehrmacht mit der Bombardierung Belgrads die Zerschlagung Jugoslawiens. Die Ausstellung steht im Kontext der aktuellen Diskussion, in der die deutschen Verbrechen in Jugoslawien vor allem auch an Serben während des Zweiten Weltkriegs verdrängt, verharmlost und relativiert werden. Gezeigt werden Bilder und Dokumente aus dem Militärgeschichtlichen Museum Belgrad und dem Historischen Archiv der Republik Serbien. Abgeschlossen wird die Ausstellung mit der Veranstaltung "Bundeswehr in Jugoslawien - Zur Kontinuität deutscher Balkanpolitik" am Mittwoch 8. Mai (20 Uhr, Seminarraum des Karlstorbahnhof). Öffnungszeiten: Do-Sa 19.00-21.00 Uhr, So 16.00-19.00 Uhr

Mittwoch 10. April 20 Uhr: Ehrenhafte Wehrmacht-verbrecherische Deserteure?
Die NS-Militärjustiz hat einige Tausend Wehrkraftzersetzer, Fahnenflüchtige und Deserteure zum Tode verurteilt. Bis heute ist diese Gruppe weder habilitiert noch entschädigt worden. Dagegen wird behauptet, Soldaten der Wehrmacht hätten nur "tapfer ihr Vaterland verteidigt" und sich nicht an Verbrechen beteiligt. Professor Manfred Messerschmidt, ehemaliger Leiter der Militärhistorischen Forschungsstelle der Bundeswehr wird die Rolle der Wehrmacht im NS - Unrechtssystem aufzeigen und die Bedeutung der Desertion als Widerstandform darstellen. Der Wehrmachtsdeserteur Kurt Waffner wird seine persönlichen Beweggründe für dieses Handeln schildern. Saal im Karlstorbahnhof, Eintritt 5.-/3.-

Mittwoch 17. April 20 Uhr: Dem Krieg den Boden entziehen!
Desertion und antimilitaristischer Widerstand im ehemaligen Jugoslawien
Rudi Friedrich, Connection e.V., beschäftigt sich seit langem mit der Situation von Kriegsdienstverweigerern in Kriegsgebieten. Er wird über Bedeutung und Folgen von Desertion im ehemaligen Jugoslawien vor und nach Dayton referieren. Petar Tot, jugoslawischer Deserteur, wird seine persönliche Geschichte und seine unsicheren Lebensumstände hier in Deutschland schildern. Seminarraum im Karlstorbahnhof