7 Uhr: Bahnhofsvorplatz: Ein Bus kommt an, ein Fahrer macht die Tür auf: "Mein Name ist Spatz, wie der Vogel!" "Guten Morgen, ich bin Sonja." "Ala gut, ich bin der Hermann!" O.K., dann kann's ja losgehen zum Vorlesungsmarathon!
Plenum der Arbeitskreise der PH: Vorläufig verabschiedet wird ein Forderungskatalog, der am Freitag um 10.00 Uhr von der VV der PH beraten werden soll.
21:30 Uhr, Bahnhofsvorplatz: Professor Schneider holt seine Pornosammlung raus und informiert uns über das höchstspannende Liebesleben der gemeinen Assel. Die 200, auch nicht-studierenden Zuhörer lauschen verblüfft und die Spendendosen werden voller (Danke an alle, die da waren!).
2 Uhr morgens, Bahnhofsvorplatz: Immer noch mobil für die Bildung, diesmal aber eher außerhalb des Busses bei Glühwein und Bier, da die Vorlesung der Geologen doch recht unverständlich war (wo kommt jetzt bloß wieder dieser Wasserstoff her?). Hörenswert: der Arztroman über den Lebertransplantateur.
8 Uhr morgens, neue Uni: Rektor Siebke läuft höchst erregt durch die besetzten Räume, sucht nach Schmutz und schimpft rum. Die letzte Nacht sei die letzte gewesen, die die BesetzerInnen in der neuen Uni verbracht hätten. Als Krönung lehnte er das Gespräch mit einem der anwesenden Studis mit der Begründung ab, er rede nur mit "richtigen und ordentlichen" Studis, offenbar also mit keinen, die Lederhosen tragen. In einem flugs einberufenen Plenum verfassen die BesetzerInnen einen offenen Brief an Siebke, in dem sie eine Entschuldigung für diese Entgleisung fordern. Mit dem Brief geht eine Einladung zu einer Pressekonferenz um 17 Uhr an die Medien.
12:30 Uhr, Bunsenplatz: Ein Fass läuft über, ChemikerInnen haben eine brisante Mischung zusammengekippt, und jetzt läuft ekler Schaum gen Gully. Daneben dampft ein Eimer Trockeneis vor sich hin, die PassantInnen weichen dem Inferno aus.
Halb zwei, irgendwo am Ring in Mannheim: Der Verkehr kommt zum Erliegen, als die schließlich doch noch erwachten Mannheimer Studis von der Uni zum Paradeplatz ziehen -- 4000 sind dem Aufruf gefolgt. Ein Transparent reimt in Anspielung auf die Ausstellung plastinierter Innereien im Landesmuseum für Arbeit und Technik "Trotha, solche Bildungshelden -- kommen in die Körperwelten". Omis schütteln den DemonstrantInnen die Hände und fordern sie auf, doch nach Oggersheim zu gehen. Genau das soll im Laufe der nächsten Woche geschehen.
Halb eins, Institut für Fremdsprachenphilologie: Vor der VV des Instituts diskutieren einige Leute angeregt über die Gründung einer Fachschaft: Nach fünf Jahren solls wieder eine geben. Außerdem gehts darum, dass die vielen tollen Reformen, die zur Zeit auf dem Weg sind, die zumeist nichtdeutschen Studis am Institut besonders hart treffen. Dementsprechend ist der Beschluss vier Stunden später auch eindeutig: Bei zehn Gegenstimmen sprechen sich die über 100 Anwesenden -- mehr oder minder das ganze Institut -- für einen Streik aus.
13 Uhr, HS1, INF 306. 300 MedizinerInnen bei ihrer VV finden, sie könnten vorderhand nichts entscheiden, zunächst soll das bundesweite Koordinierungstreffen der Studivertretungen am Freitag abgewartet werden.
14 Uhr, Bunsenplatz: Schüler können's kaum glauben: StudentInnen machen ihre Hausaufgaben! Bruchrechnen, Französischübersetzungen und D-Moll-Tonleitern werden heute von "Fachleuten" erledigt, auf Wunsch direkt ins Workbook. Ermutigend: Am Rande Diskussionen über Politik "und den Sinn" mit erstaunlich gut informierten Pennälern.
14 Uhr, großer Hörsaal Chemie: 300 PhysikerInnen und MathematikerInnen sind zur VV gekommen. Es herrscht Ernüchterung über die nach Auffassung der OrganisatorInnen relativ geringe Beteiligung an den Streikveranstaltungen und AKs. Um die Leute wieder an die Uni zu ziehen, sollen ab Montag Vorlesungen stattfinden, nach Möglichkeit allerdings anders als gewohnt.
17 Uhr, neue Uni, Hörsaal 1: 30 Leute, darunter der Pressesprecher der hiesigen Polizei, haben sich zur Pressekonferenz der BesetzerInnen eingefunden und lassen sich nochmals erklären, dass der Verlauf der Besetzung keinen Anlass für eine Räumung bietet.
18:00 Uhr, irgendwo zwischen Hauptbahnhof und HSB-Betriebshof: Die TeilnehmerInnen des Vorlesungsmarathons begleiten ihren Bildungsbus nach Hause. Für zusätzliches Aufsehen, nein, Aufhören, sorgt Luke Streikwalker -- ohne Laserschwert, aber mit viel Blech spielt die Marching-Band der PH.
Kurz nach sechs, Aula neue Uni: Eine zerlumpte Gestalt wird mit einem Schal gefesselt auf die Bühne geführt, auf der schon das Gericht wartet. 10 Punkte umfasst die Anklageschrift des Bummelstudis. Vor 250 ZuschauerInnen entspann sich eine etwas surreale Gerichtsverhandlung, die allerdings unbefriedigend endete: Der Richter hatte nach 6 Semestern das Examen abgelegt und konnte deshalb kein Urteil verfassen.
"«Ja, weißt du, dann hab' ich der einfach eine gelangt, s'hat se halt davon, wenn se versucht, mich nicht ins Seminar zu lassen. Nötigung is' das doch und strafbar.» So'n Scheiß erzählt die mir. Echt, ne, diese arroganten Streikbrecherschweine! So dick geschminkt auch noch, ey. «Ja,» frag'ich, «hätt'st's denn nicht erst mit Argumenten versuchen können, du brauchst doch den Schein, dis hätt'st ja sagen können». - Sagt die mir: «Die meinte glatt, gegen Streikbrecher gäb's nur ein einziges Mittel... da hab'ich ihr halt eine geklebt; is schon scheiße, wenn sich die Kommilitonen dermaßen unsolidarisch verhalten, dis kann man net hinnehmen,» meinte die zu mir; da wußt'ich echt nix mehr drauf zu sagen."
"Glaub'ich dir, find'ich auch total blöd, wenn die Leute so aggressiv sind. Scheiß unsoziale angepaßte Studiärsche. Die haben's am nötigsten, echt: wir streiken hier für die mit und die?"
"Eben! 'n reichen Papa, mal eben studieren und dann die Arztpraxis übernehmen und so, echt, so Leute find ich total kacke und unsolidarisch, ey."
"Oh Scheiße, schau mal da: 'S'is' erst sechs und läuft schon einer mit'm Bier 'rum. Weiß doch jetz jeder, daß in der Neuen Uni ab acht erst g'soffen werden darf. Dis geht doch net."
"Scheiß Alkis, echt, und dis fällt denn auf uns Studenten zurück, ne. Sag mal, was anderes, warst du heut' morgen im Kurs? Was habt'n ihr da gemacht?"
"Nich' viel, die wollten alle 'raus, da haben wir halt nur kurz 'ne Prüfungsvorbereitung als Hausaufgabe gekriegt und sind dann auf die Straße."
"Bei dem Wetter!?"
"Is' halt Streik. Aber jetzt muß ich, will noch für die Klausur was schaffen. Sonst geht mir am Ende doch noch der Schein flöten."
"Ich bleib noch kurz, hätt' jetzt eh so'n langweiligen Kurs, auch nix scheinrelevantes. Da schnall'ich eh auch nich' viel."
"Gut. Nächste Woche is' hier eh die Luft 'raus."
"'S reicht mir jetz auch langsam, wird mir alles irgendwo auch zu politisch hier. Da, schau mal, dis is' auch so'n Linker, so'n Radikaler, ne."
"Den hab'ich auch nie in der Vorlesung gesehn, nur hier im Streik. Nee, 's geht schon auch 'n bißchen zu weit manchmal: Mein Prof hat zu uns gesagt, noch 'ne Woche Streik und Aktion könnt' er nich verantworten. Grad wegen der Erstsemester, die wollen halt was lernen."
"Nee, war schon lustig, aber muß auch mal Schluß sein, sonst verärgern wir echt die Leute, dis wär' net so geil, ne, besonders halt die Dozenten."
"Find'ich auch; ich mein', 's wär schon gut, wenn die Bibliothek mittwochs wieder aufhätte, da lohnt's sich auch irgendwie zu kämpfen, ne, aber zum Beispiel die Studiengebühren, ne, die komm' eh irgendwann."
"Sind auch echt zuviele Studis, viele gehören doch auch echt nich' hierher auf die Uni."
"Ala ciao, mein Bus kommt."
"Ciao, ich streik noch'n bißchen weiter."
Rolf
10.00 Koordination der Fachschaften; Neue Uni, sonst IPW
10.00 AK Mobilisation; IPW, Café Streik
10.00 AK Medien; FSK, Sitzungszimmer
10.00 Aktion "Klagemauer"; Historisches Institut, Ecke Bunsenplatz
10.30 AK Musik; Neue Uni
11.00 Plenum "Neue Uni"; Neue Uni
12.50 AK "Up to date"; Mensa INF an den Monitoren
13.00 AK Mobilisation; IPW, Café Streik
17.00 AK Medien; FSK, Sitzungszimmer
18.00 `Dead Poet's Society'; Literature by candlelight; Anglist. Seminar
18.00 Lichterkette: "Der Bildung gehen die Lichter aus"; Bunsenplatz
18.00 AK Streikzeitung; FSK Kommt vorbei und erzählt von euren Aktionen
19.00 Plenum "Neue Uni"; Neue Uni
19.15 Politisches Abendgebet, Heute: Wir brauchen euch nicht, Langzeitstudis; organisiert von ESG, KSG, aESG; Peterskirche
20.00 Koordinationstreffen Feld; Feldbüro bzw. bei den Kopierern, INF 306
21.00 Kneipenend; Foyer, Neue Uni
Streik-CafesGeol/Min INF 235; Geographie INF 348 Foyer; Math-Phys, INF 308 Foyer; Psychologie im Bunsenplatz Hinterhof; Ethno/Soz im Inst. f. Soziologie, 3. Sock; EWS dortselbst; IÜD im Haus zum Riesen; Politik im IPW; Südasieninstitut im Foyer; Theologie im Wiss. Theol. Seminar, Kisselgasse 1 Interdisziplinär und rund um die Uhr: Neue Uni |
13.00 PH: Elch Test für Bildung
13.00 bis 17.00 Infostand und "Kinderspielplatz", d.h. Spiele zwecks Informieren der Eltern (Psychologie); Bunsenplatz
13.00 bis 18.00 Seilen an der Uni "Laßt uns nicht hängen" Math/Phys; Neue Uni
14.00 KHI -- Aktion Führung durch UB, Alte Universität, Schloß, Haus zum Ritter…
14.00 "Zukunftswerkstatt", Gruppe III: "Finanzierung"; IPW (Marstallstraße), Foyer
14.00 `Die Bildung geht den Bach runter' -- Photoaktion der AnglistInnen; Alte Brücke
14.00 Heidelberger SportstudentInnen sind "Fit für Bildung"; Bismarckplatz
16.00 AK Zukunftswerkstatt -- Treffen; Roman. Seminar R020
16.00 Weihnachtsliedersingen; Hauptstr./Ecke Marstallstraße
16.00 Ministerpräsident Teufel beantwortet Fragen von Studis, die er schon kennt; Mannheim, Foyer der Uni
19.00 PH: "Geht die Bildung unter?" Nekar -- Schwimmkerzen -- Aktion. Teelichter und Papierschiffchen etc. selber mitbringen; unter der Alten Brücke auf Altstadtseite
Abends Streikfete im AZ
Abends 100te von Schuhen vor die Landtage und Bildungsministerien wg. Nikolaus; jeweils Landeshauptstadt
10.00 Luftballonaktion; Hauptstraße
11.00 bis 13.00 Chemie -- Seminar: `Experimentelle Chemie' mit Versuchen und Dekan Comba; Bunsenplatz
13.00 Orchesterprobe, anschließend die Schiedssymphonie von Hayden auf dem Weihnachtsmarkt; Institut f.Musikwissensch.
13.00 Orchester; Uni -- Platz
14.00 Uni -- Ausverkauf; Bunsenplatz
15.00 bis 17.00 Alternativseminar: Jose Ortega y Gasset: `Die Aufge der Universität'; Philosophisches Seminar, R 117
15.15 Greiling: "Endogene/Exogene Dynamik"; großer Hörsaal Geologie INF 235
0.00 Sportwissenschaftler laufen bzw. fahren mit Fahrrad nach Stuttgart, Voraussichtl. Ankunft 15.00 Uhr; Kontakt: Jürgen 779459, Ulli 783788
10.00 64. Sitzung des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung. Einziger Punkt der Tagesordnung: "Novellierung des Hochschulrahmengesetzes"; Bonn, ehemaliges Wasserwerk, Sitzungssaal
12.00 "Die Bildung geht baden" -- Mutige springen in den Neckar. 15 Freiwillige gabs gestern schon, wer noch mitmachen will (auch beim Teeausschenken), kann sich im IPW in Listen eintragen.
15.00 Vollversammlung Chemie
Die 7/16 Parität, wird in den Wohlfahrtsverbänden zugunsten der 5/4 Parität erweitert. Klaro?
Kirstens Forderung: "Ich will Drittelparität...aber sieben Drittel für Mich!"
Ein wichtiger Teil des Streiks sind die Arbeitskreise, in denen sich Studis selbstbestimmt mit Dingen auseinandersetzen, die entweder im Studium zu kurz kommen oder die während des Streiks wichtig sind. Arbeitskreise des ersten Typs gibt es vor allem auf Fachbereichsebene -- aber auch AKs auf Uniebene brauchen eure Mitarbeit. In den letzten beiden Streik-Extras waren halbwegs vollständige Listen, hier nur noch die Neuerungen:
(Die vollständige und hoffentlich aktuelle Liste im Netz unter http://streik.fsk.uni-heidelberg.de/ak.html)
AK "Der Rest gegen Bonn", Treffen: Freitag 13 Uhr im Streikcafe Soziologie, Sandgasse 9, 3. Stock -- Zweck: Peinliche Daten über Hochschulpolitik und (Hochschul-) Politiker zusammentragen (etwa: Westerwelle hat 22 Semester studiert).
Mitteilungen von AKs bitte an den UNiMUT
Ideen, Träume, Wünsche wie und was die Uni und das Psychologiestudium sein könnten: Ein Diskussionsnachmittag vom Tutorium politische Psychologie. Montag, 8.12.97, 12-20 Uhr im Psychologischen Institut (Raum siehe Aushang).
Wir laden alle Studierenden und Dozierenden herzlich dazu ein, mit uns Utopien zu entwickeln und zu diskutieren und uns später auch Gedanken über Umsetzungsmöglichkeiten zu machen. Geplant sind Kurzvorträge von Studierenden und Dozierenden; wer noch etwas beitragen möchte, ist herzlich dazu eingeladen und kann sich bei katja_neumann@krzmail.krz.uni-heidelberg.de melden.
Der AK Unterschriftenliste hat eine mit dem in der Uni-VV vorgelegten Forderungskatalog kompatible Unterschriftenliste erstellt. Diese wird ab nächster Woche mit der Unterstützung der uniweiten Koordinationsgruppe (Vertreter aller uniweiten AKs, Fachschaften, FSK und Unabhängigen) an die Öffentlcihkeit herausgegeben.
Studidemos im Ländle von gestern: Freiburg min. 14 000 Leute, Karlruhe 3000 Leute (größte Studidemo seit den 70ern), Tübingen 5000 und Stuttgart 2000 waren auch auf - Trotha wir kommen!!!
zur Uni-Vollversammlung am 3.12.1997
Betr.: Abstimmung über den Forderungskatalog der streikenden Studies in Heidelberg.
Zuallererst eine kurze Information für alle, die nicht an der Vollversammlung teilgenommen haben. Worum es uns geht:
Ein Arbeitskreis hat eine Liste von Streikforderungen aufgestellt, über die in der Uni-Vollversammlung abgestimmt werden sollte. Der AK war sich jedoch über die Vorgehensweise bei der Abstimmung nicht einig. Es gab zwei Vorschläge:
Die Vollversammlung wurde aufgefordert über das Abstimmungsverfahren zu entscheiden (Ein durchaus demokratisches Verfahren!). Diese Abstimmung wurde folgendermaßen durchgezogen:
Es wurde gefragt, wer für die öffentliche Abstimmung sei (Aufzeigen). Der Abstimmungsleiter meinte daraufhin: (Zitat) "Das ist die Mehrheit." Die demokratische Gegenprobe sollte entfallen.
Auf lautstarken Protest wurde sie dann doch durchgeführt und führte zur geheimen Abstimmung (War wohl doch nicht die Mehrheit!)
Es ist offensichtlich, daß der Forderungskatalog vom Abstimmungsleiter "durchgedrückt" werden sollte. Das Abstimmungsverfahren sollte zur Farce gemacht werden.
Es ist unsere Auffassung, daß derartige Vorgehensweisen die Forderungen der Studierenden ins Lächerliche ziehen. Wer ein politisches Mandat fordert und ernst genommen werden will, sollte Demokratiefähigkeit beweisen.
In der Vollversammlung wurde versucht, die Anwesenden in ihrer Meinung zu übergehen. Diese Vorgehensweise hat dem Streik geschadet.
(Dieser Brief ist mit 67 Unterschriften gezeichnet, Anmerk d. Red.)