Wir hatten es bereits in unserer letzten Nummer vorweggenommen: Es weihnachtet sehr an der Uni, und obwohl sich mittlerweile die Mensen sehr leeren (und Heiko seine Diss abgegeben hat: Glückwunsch!), kommen wir nochmal mit einem UNiMUT, etwas kürzer als gewohnt, aber wie immer voll mit allerlei wissenswerten und kuriosen Fakten. Nur noch kurios ist etwa, was augenblicklich in Sachen Auswahlgespräche (also Auswahl der Studis für Fächer mit lokalem NC per Plausch mit Prof) läuft. Wir hatten ja im letzten UNiMUT bereits berichtet, der SAL habe sich für flächendeckende Auswahlgespräche ausgesprochen, weil er sonst die Uni Heidelberg lächerlich gemacht hätte (sic). Neuere Entwicklungen dazu könnt ihr auf Seite 5 nachlesen.
Aber manchmal lohnt sich auch ein Blick auf ältere Entwicklungen. In der Tat sind die Auswahlgespräche gar nicht so neu. Aus einer Fußnote in dem Büchlein "Karl Jaspers, K.H. Bauer Briefwechsel 1945-1968" lernen wir etwa, dass es bereits 1946, als Jaspers Rektor unserer Uni war (damals waren das noch Leute mit Format, d.S.), sogenannte psychologische Eignungsprüfungen gab, die aber, im Unterschied zu heute, von einer Dreierkommission, bestehend aus einem undemokratisch bestimmten Ordinarius, einem Assistenten und einem demokratisch bestimmten Studi, vorgenommen wurde.
Gewiss darf mensch die Prä-68-Uni nicht verklären, und Auswahlgespräche sind trotzdem doof. Aber dennoch: Heute kommt offenbar niemand mehr auf die Idee, Studis zu fragen, wie sie denn gern mit realer oder imaginierter "Überlast" an den Hochschulen umgehen würden. Als Übergangslösung bis zur Abschaffung des Frontalunterrichts und der ProfessorInnen überhaupt schlägt
d.Red
vor, dass sich doch wenigstens die Studis ihre Profs aussuchen können. In demokratischen Auswahlgeprächen, versteht sich.
Was bisher geschah: die Studis haben fleißig gestreikt; Politiker haben sie dafür gelobt, vor allem die der damaligen Opposition; die Opposition ist jetzt Regierung und Edelgard Bulmahn ist darin Bildungsministerin. Fragt sich, ob sie sich die Positionen der Studis zu Herzen genommen hat und ob davon etwas in ihrer (geplanten) Hochschulpolitik zu sehen ist.
Wie Frau Bulmahn in ihrer Rede vor dem Bundestag am 2. Dezember richtig festgestellt hat, werden "von den Hochschulen Spitzenleistungen in Lehre und Forschung erwartet." Diese Hochschulen leiden jedoch an chronischem Finanzmangel. Deshalb soll der Bildungsetat deutlich aufgestockt werden, was auch einer der wesentlichen Programmpunkte der SPD im Wahlkampf war. Damals war von einer Verdoppelung der Investitionen in Bildung und Forschung die Rede. Das soll immer noch geleistet werden. Sowohl Bulmahn als auch Schröder in seiner Regierungserklärung vertreten diese Position. Der Zeitrahmen für die Verdoppelung ist fünf Jahre, d.h. der Plan kann nur umgesetzt werden, wenn diese Regierung bei der nächsten Wahl bestätigt wird (auch 'ne Strategie. d.S.). Die Investitionen - v.a. programmgebundene Forschungsförderung und Hochschulbau - machen laut Bulmahn ungefähr fünf Milliarden des Gesamtetats von 14,1 Milliarden aus. Dementsprechend will sie eine Erhöhung ihres Etats um je eine Milliarde für die nächsten fünf Jahre durchsetzen. Allerdings sagt sie auch "ob mir das gelingt, weiß ich nicht", denn über allem steht ja der Schrödersche Finanzierungsvorbehalt.
Einen zweiten Schwerpunkt bildet die BAföG-Reform. Denn "Chancen und Perspektiven junger Menschen dürfen nicht vom Portemonnaie der Eltern abhängig sein. Es zählen allein die Leistungsfähigkeit und der Wille des einzelnen." Die "umfassende Reform", die notwendig wäre und von Bulmahn auch angekündigt wird, bleibt aber wohl doch eher ein Reförmchen. Ab Herbst nächsten Jahres soll die Förderung um zwei Prozent erhöht werden und bleibt damit immer noch meilenweit hinter dem, was für die Lebensführung notwendig wäre. Die Elternfreibeträge sollen zeitgleich um sechs Prozent erhöht werden, so daß sich die Zahl derer, die BAföG-berechtigt sind, erhöht. Das ist auch dringend notwendig, denn der Anteil der geförderten Studenten ging innerhalb der Amtsperiode von Kohl von 37% (1982) auf knapp 17% zurück. Damit geht einher, daß nur 8% der Kinder aus einkommensschwachen Familien an die Uni gehen, während es bei der "höchsten" sozialen Schicht satte 72% sind. Da Studis aus einkommensschächeren Familien eher gezwungen sind "nebenbei" zu arbeiten, brauchen sie länger als ihre wohlhabenderen Kommilitonen, was sich wiederum auf die Einstellungschancen auswirkt (sowas heißt glaub ich Zementierung von Klassenunterschieden. d.S.). Daß die geplante Reform allein vom Umfang her stark unter dem Erforderlichen bleibt, zeigt sich auch daran, daß nicht einmal die Kürzungen der letzten drei Jahre - die Ausgaben wurden um rund ein Viertel zurückgefahren (s. auch Grafik S. 3!) - ausgeglichen werden. Sehr zu begrüßen ist, daß Auslandssemester wieder auf die Förderungsdauer angerechnet werden sollen. Eine Regelung die von der alten Bundesregierung im Bewußtsein, daß Auslandserfahrung eh nur verwirren kann (Wo sind denn die ganzen Leute? Warum sitzen hier denn nur zehn Leute im Seminar? Was soll das heißen, das Buch ist nicht verliehen? d.S.), eingeschränkt wurde. Weiterhin sollen staatliche Zuwendungen mit Ausbildungsbezug, bspw. Kindergeld, den Studierenden direkt zukommen und nicht mehr an die Eltern ausgezahlt werden. Je nach Berechnung ergibt sich daraus ein Sockelbetrag von 350-500 Mark.
Zur Frage der Chancengleichheit gehört auch das Thema Studiengebühren. Zu Streikzeiten und danach waren die Sozialdemokraten mit der heldenhaften Losung "Studiengebühren? Mit uns nicht!" auf Wählersuche. Diese Position gibt es im Prinzip auch noch, und sie steht auch im Koalitionsvertrag. Edelgard will nun "nach geeigneten Wegen für ihre Durchsetzung suchen" und "dabei hat für uns eine staatsvertragliche Lösung des Problems Priorität". Wie schon bei der Änderung des Hochschulrahmengesetzes (HRG) durch die alte Regierung, die die SPD ja eigentlich aufgrund des fehlenden Verbots von Studiengebühren im Bundesrat kippen wollte, dann aber seltsamerweise nicht auf der Zustimmungspflichtigkeit des HRG durch den Bundesrat beharrte, scheint man institutionelle Gründe zu suchen, um Studiengebühren doch nicht so ganz zu verbieten. Eine staatsvertragliche Lösung heißt, daß die Länder sich auf eine Regelung einigen, die dann für alle verbindlich ist. Die SPD-Regierung in Niedersachsen hat sich Trothas "Verwaltungsgebühren" von 100 Mark schon abgeguckt. Entscheidend ist wohl jenes: wenn sich die Länder nicht auf ein generelles Verbot einigen, kann die Bundesregierung ja irgendwie nichts dafür.
"Der Schlüssel für eine Hochschulreform" ist nach Bulmahn eine Modernisierung des Dienstrechts. Was das im einzelnen heißt, ist noch nicht klar, ein paar Bestandteile sind jedoch schon konkretisiert worden. Das Grundgehalt für Professoren soll abgesenkt werden und Zulagen vom Erfolg in Forschung und Lehre abhängig gemacht werden. Hinzu kommen schnellere Qualifizierung und weniger Habilitierungsmarathons. Das geht zwar ungefähr in die Richtung dessen, was die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) als Reformprogramm vorgelegt hat, ansonsten werden diese Schritte von professoraler Seite schon heftigst kritisiert. Der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes, Hartmut Schiedermayer, meint beispielsweise, daß deutsche Professoren immer fleißig seien (Hat da wer gelacht? d.S.). Mit der Reform des Dienstrechts soll u.a. erreicht werden, daß der Wechsel zwischen Wissenschaft und Wirtschaft attraktiver wird, um so einen besseren Wissenstransfer zu ermöglichen. "Niemand darf daran gehindert werden, von öffentlichen Forschungseinrichtungen in die Wirtschaft zu wechseln, weil erworbene Rentenansprüche dadurch gefährdet werden" (Bulmahn).
Alles in allem hätte es ja schlimmer kommen können, und gegen Ende ihrer Bundestagsrede kommt es dann auch schlimmer. Da gibt es "neue Formen des Public-Private-Partnership" und "regionale Netzwerke für innovative Unternehmensgründungen" und die "Etablierung einer 'Culture of Entrepreneurship' in Lehre, Forschung und Verwaltung der Hochschulen" (und wenn die Culture dann etabliert ist, werden sich die nach Anzahl der bearbeiteten Anträge bezahlten Sekretärinnen in der Zentralverwaltung darum schlagen Dich, Kunde Studi, zu bedienen! d.S.) und schließlich darf auch die "Internationalisierung von Studiengängen" nicht fehlen. Zwar ist prinzipiell nicht viel dagegen einzuwenden, wenn mensch an deutschen Unis einen Bachelor oder einen Master machen kann, es kommt aber auf die konkrete Ausgestaltung an, worüber nicht sonderlich viel zu erfahren war. Ein Bachelor macht nur Sinn, wenn er als eigenständiger Studiengang konzipiert ist. Wer danach noch einen Master oder Magister machen will, sollte dies ohne weiteres können. In Großbritannien werden teils horrende Studiengebühren für ein Weiterstudium nach dem BA verlangt, es sei denn natürlich, mensch hat ein Stipendium. Prinzipiell etwas einwenden könnte man aber, wenn der Magister Artium oder das Diplom durch den Master ersetzt würde, denn letzterer ist keineswegs gleichwertig mit ersteren und niveausenkende Reform macht auf dem "Weg in die Wissensgesellschaft" (Rüttgers, ähhh, Bulmahn) wohl wenig Sinn.
Kai
"Sind Sie TOPFIT? Vielleicht haben Sie sogar Talente, die Sie nie bei sich vermutet hätten. Entdecken Sie Ihre wahren Fähigkeiten und finden Sie heraus, was Sie ändern müssen, um Ihre Ziele zu erreichen! Kostenloser Persönlichkeits-Test"
Faltblätter mit diesem Text wurden in der letzten Woche vor den Mensen der Uni Heidelberg verteilt. Der Test trägt den wohlklingenden Namen "Oxford-Capacity-Analysis-OCA". Hat mensch die 200 Fragen beantwortet, soll mensch sie an das Dianetik-Informationszentrum schicken, wo sie "von unserem Test-Computer" ausgewertet werden. Nach Auswertung wird mensch "kontaktiert" und mensch bekommt weitere Informationen "gratis und unverbindlich" zugeschickt. Im ganz, ganz Kleingedruckten kann mensch dann lesen, daß das "Dianetik-Informationszentrum" eine Unterabteilung der Scientology-Kirche ist, und wer das gelesen hat, mag schon vermuten, daß "gratis und unverbindlich" dehnbare Begriffe sind. Denn: "Wer mit Scientology irgendwie in Kontakt geraten ist, (...) muß damit rechnen, anschließend massiv mit Werbung überschüttet und mit Anrufen belästigt oder sogar bedrängt zu werden." (L. v. Billerbeck, F. Nordhausen, Der Sekten-Konzern, Berlin 1994, S. 337; UB-Signatur: 94 A 6773) Es ist also nicht sonderlich ratsam, an diesem Test teilzunehmen. Hat mensch dies schon und wird mit Werbung überschüttet, gibt es dagegen rechtliche Handhabe, die im angeführten Buch von Billerbeck und Nordhausen ausgeführt wird. Der Test mit dem hochtrabenden Namen wird im übrigen in keinem einschlägigen Psychologiebuch erwähnt. Wissenschaftliche Qualität des Tests konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Der Zweck des Tests ist vielmehr angebliche Schwachstellen der Personen zu finden, um sie im Zusammenhang damit zum Kauf von Scientology-Büchern zu bewegen bzw. zur Teilnahme an nicht nur finanziell sehr kostenspieligen Scientology-Kursen zu überreden. Allgemein scheint es wenig geraten, sich in engeren Kontakt mit Scientology zu begeben. Ausgestiege Scientologen berichten in eidesstattlichen Erklärungen von Einbrüchen, Fälschung privater Dokumente, Verleumdungen bei Arbeitgebern, Telefonterror und sogar versuchtem Kidnapping. Nach Aussage eines Aussteigers soll es eine spezielle Abteilung namens "Dirty Tricks" geben, die solche Maßnahmen vorbereitet und durchführt.
Nett nimmt sich auch das Programm "Clear Deutschland" aus, das 1987 ins Leben gerufen wurde. Ziele waren (sind?) die Eroberung von 5% des deutschen Buchmarktes, die Gewinnung von 15% der Meinungsführer und - kein Scherz - schließlich die Machtübernahme. Wer trotzdem noch mag und mindestens eine Viertelmillion investiert, kann trotzdem "Operierender Thetan" werden. Dann ist er nämlich Herr über Raum, Zeit und obendrein immun gegen Radioaktivität.
Bertram
...dass sich hinter dem Aktenzeichen 2A 2212/98 beim Verwaltungsgericht Göttingen eine Entscheidung über die Befreiung von Rundfunkgebühren für Studierende verbirgt? Wer sich nach dem "Verklagt doch eure Eltern"-Artikel in UNiMUT 160 erregte, kann jetzt aufatmen. Es gibt keine Rechtsgrundlage, die Befreiung zu verweigern, weil mensch ja seine Eltern angehen um so viel Kohle angehen könne, dass mensch die Einkommensgrenze für die Sozialbefreiung überschreitet. Im Klartext: Wer weniger als was wie 800 Mark plus Kaltmiete kriegt, braucht auch keine GEZ-Gebühren zu zahlen.
...wie die BAföG-Ausgaben des Bundes in den letzten Jahren skalierten? Der Bericht der Bundesregierung nach Paragraph 25 BAFöG für 1997 vom Statistischen Bundesamt verrät es euch: von 3.038 Gigamark 1992 gings über 2.173 Gigamark 1995 auf 1.780 Gigamark 1997 runter.
...dass der LehrerInnenstreik in Russland um die Zahlung der Gehälter weitergeht? Mittlerweile hat der Hungerstreik der 450 LehrerInnen im Oblast Ulynaovsk auch schon ein erstes Todesopfer gefordert. Im Oblast Irkutsk streiken 6000 LehrerInnen, in Tschita wurde ein Hungerstreik nach 14 Tagen abgebrochen, nachdem aus irgendeiner Quelle doch Geld für die Gehälter kam. Was nicht heißen soll, dass wir uns hier nicht gegen Lehramts-NC und Co wehren müssen.
...dass auch die Aufsteller von Daddelkästen (vulgo Spielautomaten) ihr Bild in der Öffentlichkeit mit Wissenschaft aufpolieren wollen? Ihr könnt sogar dran teilnehmen, wenn ihr jüngst eine "wissenschaftliche Arbeit" zum Thema "Freizeit und Spiel in der Gesellschaft" (FuSidG) geschrieben habt, denn eben eine solche wird vom "Studienpreis FuSidG" prämiert. 20000 Mark werden an bis zu drei Leute verteilt. Also, bis 31.1. den Daddelkasten loben und dann bei http://www.loewenclub-stiftung.de nachlesen, wie mensch teilnehmen kann. Niedriger als bei all den anderen Studienpreisen sind da die Motive auch nicht angesiedelt.
...dass auch in Russland ein Denkmalstreit tobt? Am Moskauer Lubjanka-Platz stand früher ein Denkmal für den KGB-Erfinder Dscherschinski, das in den Perestroika-Wirren niedergerissen wurde, und jetzt, wenn es nach der Duma geht, wieder aufgebaut werden soll. Der Moskauer Bürgermeister ist da allerdings strikt dagegen, dies würde ein Symbol für eine Rückkehr in die Vergangenheit darstellen. Der Enkel von Ex-KP-Chef Breschnew hat vermittelnd vorgeschlagen, doch lieber Ex-KP- und Ex-KGB-Boss Andropow ein Denkmal zu setzen, denn das sei weniger provokant, würde aber die architektonische Lücke, die seit dem Bildersturm am Lubjanka-Platz klafft, dennoch aufs Schönste schließen.
...dass die Fachrichtung Sedimentologie am Geologisch-Paläontologischen Institut bald zum eigenen Friedensforschungsinstitut (Instituto dell' arte di pace) umgewandelt wird? Die Leute dort beschäftigen sich schon seit Jahren mit Karbonatgesteinen, also zumeist mit dem Mineral Kalzit, und genau dieses Mineral soll in den nächsten Wochen zum Weltfriedensmineral (neben Friedenstaube und gekreuzten Ölzweigen) erkoren werden. Ob die Absolventen dann das Recht auf einen zusätzlichen "Dr. rer. pac."-Titel haben oder weiterhin nur den Titel "Dr. rer. nat." tragen, wird auf der kommenden nichtöffentlichen Sitzung der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Gesamtfakultät Anfang April 1999 unter Mitwirkung von Experten aus Paris/Heidelberg entschieden werden. Institutsinterne Vorbesprechung für die GeologInnen ist am Mittwoch, 16.12.99, 11 Uhr, Großer Hörsaal, INF 235.
Walter I. Schönlein
Das AKW Biblis, 25 Kilometer nordöstlich von Heidelberg, gehörte lange Zeit zu den Vorzeigeobjekten der Deutschen Atomindustrie. Der Beinahe-GAU vor fast elf Jahren zehrte allerdings nachhaltig an diesem Image, und mittlerweile ist schon fast ausgemacht, dass der Block A in den nächsten Jahren stillgelegt wird, quasi als rot-grüner Minimalausstieg. Vielen Menschen aus dem Widerstand gegen die Nutzung der Kerntechnik jedoch reicht das nicht, und so blockierten einige von ihnen am frühen Morgen des 11.12. zwischen 6.15 Uhr und 7.30 Uhr den Schichtwechsel des AKW.
Der Termin war insofern gut gewählt, als das Kraftwerk im Augenblick eine Revision durchführt, das heißt, die Brennstäbe der Reaktoren werden ausgetauscht. Bei der Gelegenheit wird dann auch mal gründlich geputzt und nachgesehen, wo es überall Löcher im Leitungssystem gibt. Dafür sind viele Leute notwendig: Rund 1500 Menschen wollten an diesem Morgen gern ins Kraftwerk, stießen aber nur auf eine Barrikade aus Strohballen (keineswegs aber Sandsäcken und Kleinbussen, wie in der Tagespresse zu lesen war) und knapp 70 AktivistInnen dahinter. Die Reaktionen waren heftig: Verbale Ausfälle vom Angebot, die "Arschgeigen, Sitzpinkler und Warmduscher" doch in den Maschinenraum zu stecken bis zum Wunsch, drei Hitler möchten sich doch der DemonstrantInnen widmen, Schneebälle, Versuche, an den Strohballen zu zerren und dergleichen mehr. Als Krönung griffen die sozusagen ausgesperrten Arbeiter einen Kollegen an, der mit dem Rad kam und deshalb für einen Umweltschützer gehalten wurde.
Die anwesenden acht Polizeibeamten verhinderten Schlimmeres, und auch ein eilends herangeeilter Mensch der Kraftwerksleitung vermochte die aufbrausenden Gefühle ein wenig zu dämpfen — denn von oben war Deeskalation verordnet, zumindest, bis die Straße bei Anbruch der Morgendämmerung freigegeben wurde. Gemeinerweise ließ die Polizei die KernkraftgegnerInnen zwar abziehen, lauerte ihnen dann aber am Rückweg auf, ein eigentlich ziemlich ungewöhnliches Verhalten.
Während ein vorausgeschickter Spähtrupp der DemonstrantInnen nach einer aufregenden Jagd durch die verschneiten Felder wenigstens zur Hälfte entkommen konnte, musste sich der Rest der AktionsteilnehmerInnen eine Personalienkontrolle gefallen lassen.
Am 4.12. wurden drei nagelneue für die Zwischenlagerung in Gorleben oder Ahaus bestimmte Castoren nach Neckarwestheim gefahren. Noch sind sie leer, aber es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis sie gefüllt wieder rausfahren. Keine Frage: Auch unter einer rot-grünen Regierung wird das letzte AKW gewiss nicht vor 2020 abgeschaltet. Die Aktion an jenem Freitag zeigte, dass sich damit nicht alle abfinden wollen.
Guido
In Baden-Württemberg wurde 1997 Hochschulen per Gesetz ermöglicht, für 40% der Studienplätze in Fächern mit lokalen NC sogenannte "Eignungsfeststellungsverfahren" durchzuführen. Ab 1999 wird dies verpflichtend sein für Studiengänge mit lokalem NC, in denen in zwei Semestern hintereinander mehr als 80% der Bewerber und Bewerberinnen abgelehnt werden mußten. Deshalb werden Auswahlgespräche in Politik, Kunstgeschichte und am IÜD (für Englisch, Spanisch und Französisch) eingeführt werden müssen. In Heidelberg werden derzeit bereits Auswahlgespräche für die Studiengänge Sport MA, Psychologie NF MA, Bio LA (LA: Lehramt; MA: Magister; NF: Nebenfach) durchgeführt.
Trotz intensiver Lektüre der einschlägigen Unterlagen bleiben die Hintergründe für die Einführung von Auswahlverfahren etwas unklar. So stellt zwar der Präsident des deutschen Hochschulverbandes, Hartmut Schiedermaier, einerseits fest, "Eingangsprüfungen können wir uns personell gar nicht leisten", dies sei aufgrund der angespannten Haushaltslage gar nicht möglich. Andererseits sind aber z.B. in Baden-Württemberg im Landtag die entsprechenden Entscheidungen getroffen worden und von Geld war dabei nicht die Rede. Aber welche Motivation letztendlich hinter der politischen Entscheidung steckt, wird nicht ganz klar. Als Motivation wird in Baden-Württemberg u.a. ein "Bestreben der Hochschulen nach einer verstärkten Differenzierung des Ausbildungsangebots" angeführt, dem die Politik, auch zum Zwecke eines stärkeren Wettbewerbs, Rechnung tragen müsse (Landtagsdrucksache Baden-Württemberg 12/1110). Durch größere Passung soll offensichtlich höhere Leistungsfähigkeit der Studierenden, d.h. eine Steigerung der Effektivität des Studiums, erreicht werden. Hierbei sollen die Faktoren Begabung und Motivation eine entscheidende Rolle spielen. Doch wer stellt diese fest und wie werden sie gewichtet? Eine angehende Lehrerin ist anders begabt als eine potentielle Nobelpreisträgerin, doch kann eine Physik-Professorin diese Begabungen überhaupt erkennen - noch dazu vor Aufnahme des Studiums? Und wie verfährt man, wenn Motivation und Begabung (scheinbar) nicht passen?
Hier kommt der Verdacht auf, daß es eigentlich nicht um Befähigung der Studierenden geht, sondern wirklich nur darum, daß die Hochschulen die Studierenden schneller durchschleusen. Es werden nur noch die Formalbesten für das jeweilige Studienprogramm zugelassen mit der Hoffnung auf bessere "Leistungen" in Form kürzerer Studiendauer. Das heißt dann auch, daß die langsamer studierende spätere Lehrerin oder Nobelpreisträgerin zugunsten einer Kandidatin, die den Lehrplan rasch abstudiert, abgelehnt werden. Vorausgesetzt wird stillschweigend, diese Passung (mehr ist eine studiengangbezogene Eignung nicht) sei auch vorher erkennbar.
Eine solche Auswahl hat ihren Grund vermutlich vor allem in der seit längerem von verschiedenen Seiten geforderten sogenannten leistungsbezogenen Mittelvergabe. Diese soll sich in erste Linie nach quantitativ erfaßbaren "Leistungen", wie beispielsweise der mittleren Studienzeit bemessen. Ob allerdings diese wirklich geeignet ist, als "Leistung" zu beschreiben - sowohl bezogen auf die Studierenden als auch auf die Lehrenden, ist fraglich.
Nicht übersehen werden darf hierbei, daß Auswahlverfahren, ähnlich der Figur des "Langzeitstudenten", eine Schuldverlagerung auf die einzelnen - "unfähigen" - Studierenden erlauben. Beurteilungen, die hinter den Problemen an den Hochschulen beispielsweise überzogene Anforderungen, ungünstige soziale und wirtschaftliche Umstände, ungeeingete Lehrende oder fehlende Tutorien sehen, werden somit weiterhin beim Ergreifen von Maßnahmen weiterhin von Hochschulleitungen zurückgestellt.
Andere sagen, es ginge darum, eine allgemeine Eignung zu erkennen. Grundsätzlich muß man dann fragen, ob man Begabung überhaupt als etwas Statisches betrachten kann, das zu Studienbeginn fest steht oder ob nicht gerade eine Aufgabe der Hochschule darin besteht, Begabungen den Raum zu geben, sich zu entwickeln, beispielsweise auch dadurch, daß Studierende ihre Stärken erst entdecken (s.w.u. in PRISMA die Contraposition von Axel Zimmermann).
Während heute die ausgewählten Studieren ihren Studienplatz vor allem schneller als die anderen über die Warteliste bekommen und alle Plätze verteilt werden, könnte man bald darüber diskutieren, warum man überhaupt Plätze an "unfähige" Studierende vergibt. Mittelfristig könnte man aus den Auswahlverfahren auch die Konsequenz ziehen, "überzählige" Studienplätze abzubauen. Denn warum braucht man zwanzig Studienplätze, wenn bei der Auswahl jedes Semester nur dreizehn bis fünfzehn "fähige" Studierende erwählt werden...
Insgesamt beeinflussen diese Überlegungen die hochschulpolitische Debatte stark zu Gunsten einer "leistungsorientierten" Gestaltung der Hochschulen im Sinne der "schneller ist besser"-Ideologie. Eine differenzierte Diskussion, was Begabung, Motivation, Leistung oder gar Aufgabe der Hochschule ist, wird jedoch nicht geführt.
Das Argument, da das Abitur alleine kein Gradmesser für die Fähigkeiten der Hochschulbewerber und -bewerberinnen sei, müsse man auch andere Kriterien zu Rate ziehen, ist sicher einleuchtend, kann aber aus dem Munde der EignungsfeststellungsverfahrensbefürworterInnen aus Baden-Württemberg nicht stimmt, da diejenigen ohne Abitur gar nicht zum Verfahren zugelassen werden. Somit wird das Abitur also doch nicht als Auswahlinstrument in Frage gestellt, sondern nur die Aussagekraft der darin erziehlten Noten.
"Alternativen: keine" heißt es in der erwähnten Landtagsdrucksache aus Baden-Württemberg. Wirklich? Mit der in der Einleitung angedeuteten Bewertung der Problemlage kann man auch zu anderen Antworten kommen. Wahrscheinlich ist es unproblematischer, durch gezielte Veranstaltungen und durchdachte Curricula Möglichkeiten zu schaffen, in denen Studierende ihre Motivation, Befähigung und Studienwahl erkennen können. Mittelfristig könnten durch Ausbau und vernünftige Ausstattung der Hochschulen oder Berücksichtigung der Lehre die Studienbedingungen grundlegender verbessert werden. Darauf aufbauend könnte man ganz anders über Fragen wie Studiendauer, Studienfachwechsel oder Studienabbruch diskutieren.
Anne, Tobias, Kirsten
Herr Behrens, der zuständige Dezernent, hatte für den 8.Dezember kurzfristig zu einem Gespräch über die Auswahlgespräche laden lassen. Es kamen der Rektor, Angehörige des Lehrkörpers und studentische Gremienmitglieder. Anlaß des Treffens war, daß 1999 diejenigen Studiengänge, die zwei Semester hintereinander 80% ihrer Bewerber und Bewerberinnen ablehnten, Eignungsfeststellungsverfahren (EFV) für 40% der Studienplätze einführen müssen. Daher will Herr Behrens bis zur ersten Sitzung des Senats im Sommersemester die Auswahl-Satzungen für die Fächer in den Fakultäten abgestimmt haben, damit sie zum Wintersemester in Kraft treten können. Und zudem ist die Universität Heidelberg ja ohnehin für Auswahlgespräche...
Nach einer knappen Schilderung des rechtlichen Rahmens stellten Vertreter der Studiengänge, die bereits Eignungsfeststellungsverfahren durchführen, ihre Verfahren vor. Allgemein kann man sagen, daß die Fächer verschiedene Verfahren kombinieren müssen. Hierzu zählen u.a.: spezielle Berücksichtigung der Fachnoten im Abitur, berufliche Erfahrungen, Fragebögen oder Interviews mit 2 ProfessorInnen. In Sport werden nur Fragebögen ausgewertet, was haarscharf an der Grenze des Zulässigen, aber offenbar doch möglich ist. Allerdings werden in Sport ohnehin landesweite praktische Aufnahmetests durchgeführt. [Aus Platzgründen müssen wir diesen Teil kurz halten; Details findet ihr in einem Reader des HoPo-Referats, im Internet unter: http://www.uni-heidelberg.de/stud/fsk/referate/hopoko/auswahl.html oder bei der Pressestelle des Rektors in der Alten Uni].
Auf die Frage, welche Berufserfahrung denn in Psychologie Nebenfach positiv gewertet würde, erläuterte der anwesende Fachvertreter, Herr Amelang, daß hier Analogie- und Plausibilitätsschlüsse gezogen würden. Zwar sei dies ein wenig vage und man könne ja eigentlich erst im Nachhinein sagen, was sinnvoll hätte sein können, aber auch dies könne man dann nicht für den nächsten Jahrgang übernehmen, da sich bei dem ja die Rahmenbedingungen auch wieder geändert hätten, man also auch dort wieder Plausibilitätserwägungen treffen müßte. In Sport bringt der Leistungskurs Sport viele Bonuspunkte. Auf Nachfrage nach denen, die (z.B. in Bayern) an der Schule keinen Sport-Leistungskurs hatten, legte Herr Behrens dar, daß die Uni Heidelberg nur die in ihren Augen Besten will. An anderen habe sie kein Interesse (gilt nur im Fach Sport, versteht sich). Die Abgelehnten könnten ja an eine andere Hochschule gehen.
Die betroffenen Fächer, Kunstgeschichte, Politik und Übersetzen/Dolmetschen zeigten sich im Grunde zur Durchführung von Auswahlgesprächen weder bereit noch imstande. Angeführt wurden neben seminarinterner Uneinigheit (Kunstgeschichte), daß es gar keine Personalressourcen für solche Verfahren gibt. Auch wurden Zweifel daran laut, ob denn EFV überhaupt geeignet seien, vor Aufnahme des Studiums die Eignung festzustellen. Professor Saurma aus der Kunstgeschichte meint, man solle die Ungeeigneten lieber nach zwei Semestern rausprüfen.
Herr Behrens erklärte, bis Februar den Fächern die Satzung zu schreiben, damit sie im April im Senat abgestimmt werden können. Wenn das Institut nicht will, müßten Fakultätsrat und Senat die Satzung beschließen; Herr Behrens würde gerne zur Vorbereitung den SAL (Senatsausschuß für die Lehre) benutzen. Rektor Siebke schlug vor, vielleicht doch erst zu versuchen, eine Abstimmung im Fachbereich herbeizuführen.
Herr Amelang zeigte sich abschließend verwundert, daß die Fächer, die jetzt die große Chance hätten, sich mit Auswahlgesprächen die Leute auszusuchen, die auch für den Studiengang geeignet sind, sich nicht darum reißen, sondern sich von Äußerlichkeiten abhalten lassen. Er, so erläuterte er, sei zwar von seinen Kollegen gebeten worden, zu erwähnen, welch großen Aufwand die Gespräche darstellen. Aber er könne dies nicht, denn mit dem EFV eröffneten sich viele Chancen. Er sei auch bereit, Fächer bei der Konzeption von Verfahren zu beraten.
Insgesamt lief die bemühte Gesprächsrunde auf mehreren Ebenen ab. Ihr Gegenstand allerdings hatte einige Anwesende überrollt: Sie wirkten, als seien sie zu Auswahlgesprächen gekommen wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde. Immerhin war der Termin für die Veranstaltung dann mit Bedacht gewählt: für den 8.Dezember vermerkt der Kalender: "Mariä Empfängnis (Feiertag in Österreich)". Kirsten
Zu wenige Besucher strömen durch die frisch erneuerte Eingangshalle des Romanischen Kellers. Dafür sehen diese Wenigen - wie sich später herausstellen soll - einem wirklich köstlichen Abend entgegen, mit Bierchen und Bolette, Erdnüssen und Maisfeld. Aber nur Geduld. Alles zu seiner Zeit. Verweilen wir zunächst noch etwas in der gemütlichen Atmosphäre der Mehrdad-Zaeri-Ausstellung, bei einem Gläschen Sekt und einem kleinen Plausch mit alten Bekannten, bevor wir uns in die Tiefen der Kellerkunst begeben....
...im Dunkel der Bühne verharrend, steigt nun Moderator und Mitinitiator der Uraufführung Matthias Paul in den Lichtkegel, um seine Stimme über den tosenden Applaus zu erheben und nach einer würdevollen Begrüßung zum ersten Beitrag überzuleiten. Zum Vorscheinen kommen sodann ein junger Herr mit seiner Mutter, die schon vier Wochen vor Silvester zum "Dinner for one" ansetzen. Mit Stoffknubbeltiger, Quietscheentchen alias "the chicken" und Gummifisch meistern beide die Tücken des Stückes, angefangen bei Admiral Schneider bis hin zum legendären Stuhlmitreißen.
Hinter der Bühne bereitet sich Marc Lewon schon auf sein Debut als Minnesänger vor. Diesmal ohne seine Ensemblekollegen von Trecento, gibt er in mittelhochdeutscher Sprache einige mittelalterliche Stücke u.a. von Walther von der Vogelweide zum Besten. Damit soll sich der ernstere Teil der offenen Bühne verabschieden, um den begeisterten Zuschauern und Zuschauerinnen im folgenden die Lachmuskeln noch ein wenig zu trainieren. Schon der Ausdruck "Ich bin ein Prinz." von Matthias (diesmal in seiner Funktion als Bulette, des Partners von Bierchen) bringt den meisten ein Schmunzeln auf die Lippen, was sich noch steigert, als sich Bierchen unversehens an einem Seil hängend vor der Bühnenhinterwand wiederfindet und dort den Rest des Abends ausharren muß. Das hindert ihn nicht daran, seine frechen Kommentare in die Runde zu werfen, etwa als die kleine Nikki aus dem Odenwald schüchtern Weihnachtslieder auf ihrer Blockflöte dahinträllert. Der Gedichte rezitierende Kristian sieht erschreckt Erdnüsse auf sich zufliegen und in diesem Sinne neigt sich der Abend langsam seinem Ende zu. Den Abschluß bilden zwei weitere Gäste aus dem Publikum, die spontan eine Maisfeldszene kreieren mit sich wiegenden Maiskolben und rauschenden Flugzeugen...
...und so verlassen wir langsam den künstlerisch angehauchten Ort und freuen uns auf die nächste offene Bühne im Romanischen Keller, die von nun an monatlich ihren Vorhang für alle interessierten Nachwuchskünstler und -künstlerinnen öffnen wird und auf zahlreiche neue Impulse wartet. Und wer noch nicht den richtigen Einstieg gefunden hat, kann sich einfach einmal berauschen lassen und vielleicht auch bald zum oder zur "alten Bekannten" werden. Wir sind jedenfalls gespannt, was aus Bierchen, Bulette und Nikki noch alles werden wird.
Annette
Die nächste offene Bühne ist bereits am 5.1.1999 um 20.00Uhr im Romanischen Keller (Seminarstr./Ecke Kettengasse).
Gäste u.a.:
Anmelden kann man sich entweder in den Sprechzeiten des Romanischen Kellers (Di. 14-16, Do. 15-17, Fr. 10-12) unter HD542769 oder unter HD436665 bzw. HD24134.
Im Foyer des Romanischen Kellers: "Mal Etre - Spiegelung der Seele" — Ausstellung von T.K.Kim
Jetzt ist es offiziell: Die Uni Heidelberg hat in diesem Wintersemester 2526 Studierende weniger als im Vorjahr, das sind etwa 9% der vormals rund 27500 Studis. Dieser Verlust kommt vor allem aus einem Rückgang der Zahl der RückmelderInnen (2431 weniger als im Vorjahr), während die Zahl der Neustudis nur um 95 auf 3870 gefallen ist. Über 1600 Studis haben wirklich den Trothatausi bezahlt, so dass der Raubzug mit 1.6 Millionen Mark Erlös immerhin eine kleine Berufung finanzieren kann.
Klar, dass diese Zahlen Rektor Siebke zu großen Worten hinreißen — der Rückgang sei auf von den Gebühren abgeschreckte Langzeitstudis zurückzuführen, die größtenteils "lange keinen Hörsaal mehr von innen gesehen haben", die Zukunft der Uni Heidelberg sei nicht gefährdet (in der Tat ist die Zahl der Studis zwischen ersten und sechsten Semester nochmals leicht gestiegen), und, besonders toll, die "Internationalisierung der Universität Heidelberg schreitet fort", was mensch an den 4127 "ausländischen" Studierenden (+2.3%) an der Uni Heidelberg sehe.
Und endlich erkennt auch Siebke, dass, wenn die Langzeitstudis ja eh nicht in Vorlesungen gehen, die Langzeitgebühren auch keine "Lösung" für die vielfach zu geringen Kapazitäten der Unis bieten. Hallo — hatten wir das nicht auch schon immer gesagt? Nun, Siebke jedenfalls findet, eine richtig gute Lösung (wir verkneifen uns das Wort Endlösung) erfordere Studiengebühren, Studiengebühren, und Studiengebühren. Nett von dem Mann.
Guido
Appel un´ Ei, die Lebensmittelkooperative im Neuenheimer Feld, sucht dringend MitarbeiterInnen, die sowas wie einmal die Woche über Mittag Ladendienst machen.
Die Idee von Appel un´ Ei ist eigentlich bestechend: Ein paar Leute tun sich zusammen und organisieren von Bauern aus der Umgebung Essen, dessen Herkunft mensch auch kennt. Beim Appel un´ Ei sind die paar Leute eigentlich alle Studis der Uni, weshalb es eben einen Laden gibt, der eigentlich an jedem Wochentag von 12 bis 14 Uhr geöffnet sein sollte. Aber finden sich in letzter Zeit unter den 30000 Studis von Uni und PH offenbar nicht mehr genug Leute, um das auch durchzuhalten. Das kann doch nicht wahr sein, denkst du? Richtig, drum ändere es. Komm einfach Dienstag oder Freitag von 12 bis 14 Uhr beim Appel un´ Ei-Container unter dem Vorbaudach der Feldmensa vorbei.
Und übrigens kann auch die Fahrradwerkstatt URRmEL noch MitarbeiterInnen gebrauchen — hier solltet ihr Dienstag bis Donnerstag zwischen 12 und 14 Uhr in der Werkstatt in der Schröder-straße 90 (hinter dem Institut für Hochenergiephysik) vorbeikommen.
Mi, 16.12.
ca. 17 Uhr (kann auch später werden), Senatssaal Alte Uni: Fakrat Neuphil (nichtöffentlich)
20 Uhr, Karlstorbahnhof, Gumbelraum: "Staatliche Verfolgung und politische Gefangene" — und zwar in der BRD. Berichte von Dr. jurs und anderen.
Do, 17.12.
18.00, Neue Uni, Hörsaal 4a - das Papier der "Zukunftswerkstatt" in der Diskussion. Ein Streik-AK meint die Lösung der Probleme der Hochschulen gefunden zu haben - oder haben sie auch wieder nur Allgemeinplätze zusammengetragen? Diskutiert mit!
20 Uhr, DAI, Sofienstr. 12: Die Orientalistin Annemarie Schimmel, bekannt durch ihre kontroversen Thesen zum Fluch über Salman Rushdie, liest und diskutiert über "den Islam und die Toleranz"
Fr, 18.12.
10 Uhr (voraussichtlich), Senatssaal der Alten Uni: Treffen der Projektgruppe "Impulse" (VW-Projekt, vgl. Homepage der Uni)
Sa, 19.12.
9 bis 16 Uhr: Karlstorbahnhof, Saal: Flohmarkt
10.30, ESG, Plöck 66: Internationales Frühstück.
So, 20.12.
0 bis 24 Uhr, überall: Vierter Advent.
18.40, Deutschlandfunk (106.4 MHz): "IWF und Weltbank im Wandel". Der Hintergrund Wirtschaft fragt: Ist der Neoliberalismus am Ende?
Mo, 21.12.
15 Uhr, SAI, INF 330, 15 Uhr: SAI-Montagskino, ein Kracher aus Indien in Hindi: Bombay to Goa (1972)
Di, 22.12.
20 Uhr, EWS, Akademiestr. 3, HS 005: "Kleiner Bildungsgipfel" Heute: Erziehungswissenschaften und Wirtschaftswissenschaften - eine wechselseitige Beziehung. Eckhard König (Uni Paderborn)
Mo, 28.12.
19.45, Karlstorbahnhof, Kino: Der Glöckner von Notre-Dame (USA, 1939) Schauder zum Jahreswechsel, noch bis 31.12
Mi, 30.12.
19.15, Deutschlandfunk (106.4 Mhz): "1648 — Ende des 30-jährigen Krieges. Vom Westfälischen Frieden zur Paulkirche"
Fr, 1.1.
0 Uhr, Alte Uni: Ein anarchistischer Mob sprengt den Briefkasten des Rekorats. Vortreffen: wie immer.
Sa, 2.1. bis Sa, 9.1
20 Uhr, DAI, Sofienstr.12: 11. Heidelberger Klavierwoche in Zusammenarbeit mit der Jahrhundertwende-Gesellschaft. Kost´ leider 20 Mark pro Abend.
Mo, 11.1.
16.15-18.00 Uhr, Konferenzsaal im Erdgeschoss Instituts für Übersetzen und Dolmetschen (IÜD): Die Banken und der EURO, Wie stellen sich die Geldinstitute auf die neue Währung ein? Rolf Mahnkopf, Direktor der Dresdner Bank Heidelberg, Rolf Lulei, EWU-Beauftragter
Di, 12.1.
14.15 Uhr, Inst. f. Soziol., Sandgasse 9: Arbeitsmarkt für SoziologInnen, Günter Fink, Hochschulteam AKZENT
19.30, Aula Neue Universität, Studium Generale: Zur Didaktik der Toleranz, Prof. Dr. Rüdiger Bubner, Philosophisches Seminar, Universität Heidelberg
20 Uhr, EWS, Akademiestr. 3, HS 005: "Kleiner Bildungsgipfel" Heute: Von der Notwendigkeit der Erziehungswissenschaft unter europäischer Perspektive. Franz Hamburger (Mainz)
Mi, 13.1.
irgendwann, irgendwie, irgendwo: Fakultätsrat der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften (nichtöffentlich)
20.15, ESG, Plöck 66: "Erlassjahr 2000 — Entwicklung braucht Entschuldung". Vortrag mit Ulrich Duchrow.
Do, 14.1.
20 Uhr, DAI: Get your guns! Heidelbergs Ex-OB und Chefreaktionär Reinhold Zundel erzählt von seinen Erfahrungen als Entwicklungshelfer im Osten, den Ossi-Seilschaften und der PDS. Wir empfehlen das Mitführen von Trillerpfeifen.
23. und 24. Januar, Köln: "Europäische Konferenz gegen Erwerbslosigkeit, Ausgrenzung und Rassismus".
Vom 3. bis zum 7. Juni 1999 findet in Köln ein Treffen der Herrscher über die EU-Staaten statt, zwei Wochen später gipfelt die Weltwirtschaft. Gleichzeitig sind 20 Millionen Menschen in der EU erwerbslos, 50 Millionen leben in Armut. Um dies zu ändern, haben sich in den letzten Jahren die Europäischen Märsche gegen Erwerbslosigkeit, ungeschützte Beschäftigung und Ausgrenzung gebildet. Aus diesem Spektrum wird nun ein Gegengipfel, ein Camp und eine große Demo im Juni 99 organisiert. Zur Vorbereitung dieser Veranstaltungen und Aktionen soll diese Konferenz dienen. Anmeldung beim Bündnis Köln '99 c/o fzs, Reuterstr. 44, 53113 Bonn, E-Mail fzs@studis.de. Um Anmeldung wird bis zum 11.1. gebeten.
Als aber einige Studis den Betrug bemerkten, fuhren sie ganz schnell nach Stuttgart. Dort lag neben einem großen Schreibtisch der berüchtigte Minister beim Nachmittagsschlaf. Flugs schnitten einige Mutige dem Minister den dicken Bauch auf und entnahmen ihm die Studiengebühren. Daraufhin wurden große Wackersteine in den Bauch gefüllt und alles mit einer kräftigen Schnur wieder zugenäht. Gegen Abend wachte der Minister dann auf und war sehr durstig (wie immer, d.S.). Er schleppte sich mit schwerem Gang zum Brunnen im Innenhof des Ministeriums. Dort wollte er gerade einen tiefen Schluck Wasser nehmen, als er plötzlich das Gleichgewicht verlor (ist der Anstand jetzt auch zusätzlich noch im Gehör verankert? d.S.), und in den Brunnen hinabfiel. Die mutigen Studis aber freuten sich gar heftig und tanzten die ganzen Nacht fröhlich um den Brunnen.
Robert