Ein alter Wahl-UNiMUT (zu finden übrgiens in unserem Archiv http://unimut.fsk.uni-heidelberg.de/archiv) eröffnete mit einer Klage über den "Schaden der Wahl" — heute kann als Nutzen immerhin berichtet werden, dass die Versuchung, wieder einmal grafische Satire produzieren zu können, stark genug war, um wieder mal einen Papier-UNiMUT zu machen.
Ganz wie früher ist es allerdings nicht mehr: Unsere Hausdruckerei, die Druckwalze, nimmt keine Aufsichtvorlagen mehr, also ist nichts mehr mit Papier und kleben. Der UNiMUT ist nun also auch in der Produktion im elektronischen Zeitalter angekommen. Wir hoffen, ihr mögt ihn trotzdem noch.
Die SchreiberInnen zweier weiterer Publikationen haben dieser Tage euch gegenüber ähnliche Hoffnungen: Die des Rechenschaftsbericht des Rektors und die des Sozialhandbuchs. Letzteres wurde schon von vielen erwartet. Der Rechenschaftsbericht hingegen hat an Hochglanz gewonnen und enthält inzwischen sogar farbige Bilder, ist aber von geringem praktischen Nutzen; das Sozialhandbuch hingegen ist geradezu ein Musterbeispiel an Praxisorientierung!
Das etwas späte Erscheinen des Sozialhandbuchs übrigens erklärt sich durch nicht ganz befriedigende Beteiligung der studierenden Massen, und ähnliches muss über die erwähnten Wahlen der studentischen Mitglieder in Fakultätsräten und im Senat gesagt werden, auch wenn die 5%-Hürde bei der Wahlbeteiligung dieses Jahr an allen Fakultäten genommen wurde. Andererseits — mehr Studis schleppten sich zur Wahl als zur rektoralen Vorstellung des Rechenschaftsberichts - und das, obwohl sie dabei 5 DM Eintritt in die Alte Aula hätten sparen können. Dies als Zeichen nehmend, dass die Leute doch noch die richtigen Prioriäten setzen, lächelt euch aufmunternd zu
d. Red.
Die Wahlbeteiligung bei den Wahlen zum Senat im Wandel der Zeiten |
Dialektik ist weder in Philosophie noch in der Politik sonderlich en vogue am Anfang dieses Jahrhunderts. Die Gremienwahlen allerdings lassen sich gar nicht ohne sie verstehen, denn die Studierenden haben verloren und gewonnen. Verloren, weil sie wieder in allen gewählten Gremien in der Minderheit sind* — was allerdings so im Unigesetz bestimmt und deshalb nicht per Wahl zu ändern ist —, gewonnen, weil die Fachschaftskonferenz wieder über eine komfortable Mehrheit verfügt und damit ihr bestimmt, wo es langgeht. Bei den Wahlen zum Senat haben 53% der abstimmenden Studierenden die Fachschaftskonferenz gewählt, also der eigenartigen Form von Studierenden-nicht-Vertretung, die im Universitätsgesetz von Baden-Württemberg vorgesehen ist, eine Absage erteilt.
Sitzverteilung in den Fakultätsräten (stimmberechtigte Mitglieder des Fachschaftsrats nach §5(5) UG) |
Auf Fakultätsebene ist das Ergebnis noch eindeutiger: In allen Fakultäten außer Phil-Hist (FS: 76%), Jura (FS: 82%) und Biologie (FS: 97%) haben 100% der Studierenden ihre Stimme den jeweiligen Fachschaftslisten gegeben**. Dementsprechend sitzen in allen Fakultätsräten bis auf Phil-Hist (dort wurde eine Kandidatin des RCDS gewählt) nur FachschafterInnen als StudierendenvertrerInnen, während sich im Senat eine Juso mit drei FSK-VertreterInnen der erdrückenden Übermacht der Profs entgegenstellen wird.
Die Wahlbeteiligung ist wie immer ein Trauerspiel. Nachdem im UG schon vorgesehen ist, dass die Studis immer verlieren, haben sich in diesem Jahr gerade mal 7.5% von ihnen in die Wahlkabinen verirrt. Auch Rektor Siebkes häufig vorgetragener Allgemeinplatz, Konkurrenz belebe das Geschäft, ist vielleicht hieb- aber nicht stichfest. Das sieht man etwa in der Biologie, wo dieses Jahr eine Kandidatin der FDP-Nachwuchsorganisation LHG gegen die Fachschaftsliste antrat. Die Wahlbeteiligung dort sank dennoch von 9.25% im letzten Jahr auf 7.31% in diesem. Der größte Anstieg auf Fakultätsebene fand an der Neuphilologischen Fakultät statt, wo die Wahlbeteiligung ohne Konkurrenz von 1,45 % auf 6,11 % stieg. (Den minimalen Anstieg an der Philosphisch-Historischen und der Juristischen Fakultät ignoriert die Redaktion an dieser Stelle.)
Erschütternd waren die Kommentare, mit denen sich Wahlunwillige herrausredeten: sie reichen von "ich war schon in der Mensa" über "ich habe eine schlechte [Jura]-Hausarbeit raus bekommen und kann jetzt nicht noch wählen" bis hin zur skurillsten der Redaktion bekannten Aussage: "ich muss nach Hause, weil sonst mein Hund den Wohnzimmerteppich vollpisst."
Fig. 22.2.4: Ungültige Stimmen nach Fakultät, für 2000 und 2001 |
Interessant ist wie jedes Jahr die Verteilung der Anteile an ungültigen Stimmzetteln. Spitzenreiterin ist hier die Neuphilologische Fakultät mit 32 % aller ungüligen Stimmzettel - im Vorjahr waren es noch 0 %, die Gegenbewegung findet sich in der Pharmazie, wo letztes Jahr 22 % der ungültigen Stimmzettel herkamen und dieses Jahr nur richtige abgegeben wurden, womit bewiesen ist, dass Lateinkenntnisse nichts mit dem Erfolg beim Ausfüllen der Stimmzettel zu tun haben. (Anmerkung: da der Anteil der ungültigen Stimmzettel in VWL im letzten Jahr nicht amtlich verkündet wurde, sind Verfälschungen denkbar)
Fig 22.4.1: Abgegebene gültige Stimmen bei der Wahl zum Senat und Fig 4c: Wahlbeteiligung nach Fakultäten, vorne 2000, hinten 2001 |
Die Wahlbeteiligung an den Fakultäten ist im Neuenheimer Feld durchwegs gesunken, in der Altstadt tendenziell gestiegen oder relativ konstant geblieben (leichte Rückgänge gibt es in der Theologischen Fakultät und den Fakultäten für Sozial- und Verhaltenswissenschaften und für Orientalistik und Altertumswissenschaften. Dies kann aber damit erklärt werden, dass die TheologInnen schon auf dem Weg zum Kirchentag waren und die Studierenden der beiden anderen Fakultäten ein Wahllokal, nämlich das im Psychologischen Institut verloren haben - sie mussten jetzt in die Neue Uni gehen zum Wählen.
*mit Ausnahme einiger Ausschüsse, z.B. des Ausschusses für musische, sportliche und kulturelle Angelegenheiten, der nur unter der Rechtsaufsicht des Rektors tagt.
** na gut: dort traten auch nur die Fachschaften an, aber das Ergebnis stimmt trotzdem!
Sie macht es richtig: Mit Hund und Kind zur Wahl -- da bleibt der Teppich trocken. |
"Ich kenn die doch gar nicht..." - wer nicht weiß, welcher Ämter überhaupt besetzt werden sollen und wer dafür zur Verfügung steht, wählt ungern. Ein Wahlzettel ist schließlich kein Lottoschein. Du tappst trotz Infoständen noch immer im Dunkeln? Hier sind die Auflösungen:
Was wurde gewählt?
Gewählt wurden die studentischen Mitglieder der 15 Fakultätsräte und des Senats. In diesen Gremien gibt es VertreterInnen von vier Gruppen: Profs, Mittelbau, Studierende und den sonstigen MitarbeiterInnen. In allen Gremien besitzen die Profs die absolute Mehrheit.
Was machen diese Gremien?
Typische Themen für den Fakultätsrat sind z.B. Berufungen, Prüfungs- und Studienordnungen, Lehraufträge.
Der Senat fällt uniintern die endgültige Entscheidung über viele Beschlüsse der Fakultäten und beschließt Angelegenheiten die die ganze Universität betreffen.
Was ist eigentlich die Fachschaft?
Die Fachschaft sind eigentlich alle Studierenden eines Studienganges. Aus ihnen heraus bilden sich die sogenannten Fachschaftsräte, welche sich in wöchentlich stattfindenden Sitzungen um die Belange der Studierenden ihres Faches kümmern. Fachschaften vertreten die Studierenden in den Fakultätsräten (sofern sie gewählt werden) und in den Studienkommissionen; führen Erstsemestereinführungen durch, sammeln Prüfungsberichte, erstellen Evaluationen, und vieles mehr.
Und was ist die FSK?
Die unabhängigen Fachschaften haben sich zur Fachschaftskonferenz (FSK) zusammengeschlossen. Diese nimmt fachbereichsübergreifende Aufgaben wahr. Neben der wöchentlichen Sitzung gibt es verschiedene Referate und Arbeitskreise. Wer bei den Uniwahlen die fsk-Listen wählt, wählt Studis, die in den Fachschaften aktiv sind und die die Positionen der Fachschaften in die Gremien einbringen.
Bei der Auslieferung der Briefwahlunterlagen lief nicht immer alles nach Plan. |
VWL/Soziologie/Politik: Diskutieren Sie Aufbereitung und Darstellung des Datenmaterials sowie die zugrunde liegenden Annahmen. Welche Fehler können Sie nachweisen?
Psychologie: Führen Sie einen Rorschach-Test mit Hilfe der Diagramme durch und entwickeln Sie daraus eine Hypothese zur Kindheit der Redaktionsmitglieder
Medizin/Zahnmedizin: Finden Sie alle Vorkommen des Worts Medizin und kreuzen Sie sie an
Mathematik: Berechnen Sie die Torsionsgruppen der dargestellten Grafen. (Sollte es sie nicht geben, begründen Sie warum).
Informatik: Identifizieren Sie alle Kopien des Programms Excel auf Rechnern der FSK und löschen Sie sie.
Indologie/Japanologie/Sinologie: Bestimmen Sie die Leserichtung der Diagramme
Islamwissenschaft: Betrachten Sie die Grafiken nicht vor Freitag.
Religionswissenschaft: Wenden Sie die Begriffe Kismet und Karma auf die Wahlbeteiligung an.
Physik: Legen Sie eine Regressionsgerade durch die Tortendiagramme. Verwenden besondere Sorgfalt auf die Fehlerdiskussion.
Mittellatein: Übertragen Sie Fig. 1 ins Neulateinische und machen Sie hierbei ggf. Vorschläge für Neologismen
Jura: Suchen Sie genug Paragrafen zusammen, um die Redaktion für die nächsten 20 Jahre einzulochen.
Philosophie: Kommentieren Sie den sich auf diesen Seiten dokumentierenden Sittenverfall anhand der Nikomachischen Ethik
Alte Geschichte: Kommentieren Sie die Inschriften der Titelgrafik sozialgeschichtlich.
Chemie: suchen Sie freie Radikale in der Unimutredaktion und binden Sie sie.
Ethnologie: Erläutern Sie die Zusammenhänge zwischen Balzverhalten und Wahlverhalten an der Uni Heidelberg
Theologie: Schließen Sie die Redaktion in Ihre Fürbitten ein.
Osteuropäische Geschichte: Vergleichen Sie die Sitzverteilung im Fachschaftsrat mit der des Obersten Sowjet Kasachstans 1972.
Kunstgeschichte: Diskutieren Sie den Zusammenhang zwischen Fig. 4 und dem Frühwerk Kandinskys.
Pharmazie: Kochen Sie den Unimut, verabreichen ihn der Redaktion und ermitteln Sie die Biorezeptivität.
alle anderen Fächer: Spendieren Sie Ihren VertreterInnen im Fakultätsrat eine Cola, markieren Sie das Wahlergebnis ihrer Fakultät und singen es rückwärts zur Melodie der Internationale.
Die Uniwahlen unterscheiden sich in manchem von dem, was in modernen Demokratien gemeinhin unter einer Wahl verstanden wird — Ständewahl und vorab bestimmte Mehrheiten gehören zu diesen Unterschieden, zumindest in Heidelberg aber noch ein ganz wichtiges Weiteres: Ihr habt eure Stimme nicht abgegeben.
FSK heißt ausgeschrieben — mancheR wird es vergessen haben — Fachschaftskonferenz. Das heißt, dass es sie ohne Fachschaften nicht gibt, und dass sie starke und aktive Fachschaften braucht, um nicht zu einem Etikettenschwindel zu verkommen. Und das heißt, dass, wer sich für die FSK entschieden hat, auch in seiner/ihrer Fachschaft aktiv sein sollte. Demokratie heißt eben, es nicht beim Kreuzchen zu belassen, so wichtig es auch als erster Schritt sein mag. Und im Gegensatz zur Weite der Berliner Republik besteht dazu an der Universität, der Flut von benachteiligenden Gesetzen und despotischen Rektoren zum Trotz, viel Gelegenheit.
Und dies wäre kein moralisierender Artikel im UNiMUT, wenn wir nicht nochmal darauf hinweisen würden, dass dieses Blatt wieder aus dem Gefängnis der Bits und Bytes ausbrechen will und dafür gerade von dir ein, zwei Stündchen die Woche möchte. Und übrigens: Der schnelle Abschluss ist weit unwichtiger als euch der Spiegel, Minister Frankenberg, Rektor Hommelhoff, eure Eltern und die Zeit Glauben machen wollen. Eure Mail an unimut@urz.uni-heidelberg.de...
Im öffentlichen Teil der Sitzung des Senats am 19.6. wurde Rektor Siebke von einem studentischen Senatsmitglied gefragt, ob er glaube, dass seine Aussage im Rechenschaftsbericht richtig sei, wonach die meisten beurlaubten Studierenden beurlaubt seien, um die 1000 DM nicht zahlen zu müssen; ob es nicht vielmehr so sei, dass zum Beispiel auch Studierende, die ein Auslandssemester oder Praktikum absolvierten oder einer Erwerbstätigkeit nachgingen, beurlaubt seien. Der Rektor verstand die Frage anfangs nicht und begann auszuführen, dass er für die Einführung des Teilzeitstudiums sei, weil dann die Erwerbsarbeit während des Studiums ohne rechtliche Probleme möglich sei. Als die Frage wiederholt wurde, erzählte er, dass an seiner Fakultät Studierende, die ins Ausland gingen, nicht beurlaubt seien, weil sie im Ausland Scheine machten.
Nicht, dass VolkswirtInnen im Ausland keine Scheine machen, aber auch sie werden sich wie die meisten Studierenden, die ins Ausland gehen, nach § 90 (1) UG beurlauben. Wäre Herr Behrens, der ehemalige Leiter des Dezernats 2 (Studium und Lehre), anwesend gewesen, hätte er dem Rektor diese Peinlichkeit sicher erspart und ausführlichst erklärt, wie man sich beurlaubt. Er hätte sicher auch vernünftige Überlegungen darüber anstellen können, wieviele anderer Gründe wegen beurlaubte Studierende de facto wegen Erwerbstätigkeit oder zwecks Vermeidung der 1000 DM beurlaubt sind. Offiziell sind beides keine Beurlaubungsgründe - doch woher sollte der Rektor das auch wissen und warum soll er im Rechenschaftsbericht nicht einfach schreiben, was er glaubt - schließlich ist der Rechenschaftsbericht kein Referat...
Für alle, die es wissen wollen: Gründe für eine Beurlaubung aus dem Online-Formular des Studierendensekretariats (entspricht § 90 (1) UG): Auf ihren Antrag können Studierende beurlaubt werden, die 1. an einer ausländischen Hochschule oder einer Sprachschule studieren wollen, 2. als Fremdsprachenassistent/in oder Schulassistent/in im Ausland tätig sein wollen, 3. eine praktische Tätigkeit aufnehmen, die dem Studienziel dient, 4. wegen Krankheit keine Lehrveranstaltungen besuchen können und bei denen die Krankheit die Erbringung der erwarteten Studienleistungen verhindert, 5. zum Wehr- oder Zivildienst einberufen werden, 6. ihren Ehegatten oder einen in gerader Linie Verwandten oder ersten Grades Verschwägerten, der hilfsbedürftig im Sinne des Bundessozialhilfegesetzes ist, pflegen oder versorgen. 7. wegen ihrer bevorstehenden Niederkunft und der daran anschließenden Pflege des Kindes keine Lehrveranstaltungen besuchen können, 8. eine Freiheitsstrafe verbüßen, 9. sonstige Gründe für eine Beurlaubung geltend machen, die sie nicht zu vertreten haben |
Noch werden sich die meisten erinnern, dass es einen UNiMUT ganz wie diesen bis vor einem Jahr alle zwei Wochen gegeben hat. Im Augenblick ist das nicht so — aber wir schreiben natürlich weiter. Regelmäßig könnt ihr Meldungen aus Heidelberg und Hochschule am UNiMUT aktuell finden, unter http://unimut.fsk.uni-heidelberg.de/aktuell. Und damit ihr da nicht ständig hinklicken müsst, nur um auf dem Laufenden zu bleiben, könnt ihr dort auch gleich ein E-Mail-Abo der Meldungen einrichten.
Wir haben übrigens auch das komplette Archiv des UNiMUT bis zurück ins Jahr 1989 am Netz, es gibt Features, Schwerpunkte, die Abkürzungsdatenbank, den Dummschwätzkoeffizienten und den UNiMUT Schwobifying Proxy. Swell stuff for nifty people. Honest.
Die 304. Senatssitzung am 19.06.2001 bestand aus einem öffentlichen und einem nichtöffentlichen Teil. In ersterem ging es vor allem um den Rechenschaftsbericht des Rektors. In seinem Vortrag hierzu erwähnte Rektor Siebke u.a., dass eine Stabsstelle bei der Uni für den Unirat geschaffen wurde, sie soll den Austausch zwischen Rektorat und Unirat verbessern. Das ist insofern nötig, als der Unirat die Uni kontrollieren, zugleich aber mit dem Rektor kooperieren soll. Außerdem kritisierte er das Ministerium, da das neue Unigesetz (UG) den Hochschulen zwar mehr Autonomie verspricht, die aber gleichzeitig vom Ministerium durch Eckwerte wieder stark eingeschränkt wird.
So soll die landesweite Einführung von Globalhaushalte etwa verbunden werden mit Anwendung "leistungsorientierter" Mittelverteilung; mit den im Augenblick zur Messung von Leistung verwendeten Parametern würde das der Uni Heidelberg ein Loch von 1.3 Mio. DM ins Säckel reißen. In diesem Zusammenhang beklagte Siebke, das Land würde Technische Hochschulen bei der Mittelvergabe bevorzugen. Schuld seien weiter die GeisteswissenschaftlerInnen, denn die bei ihnen traditionell hohe Anzahl von AbbrecherInnen gehe in die Mittelvergabe mit ein.
In den nächsten Jahren wird es verstärkt Evaluationen an den Hochschulen geben, u.a. solche, die von der neu eingerichteten Evaluationsagentur des Landes durchgeführt werden. Die Agentur soll jedes Studienfach ca. alle fünf bis acht Jahre evaluieren. Da zudem zahlreiche andere Einrichtungen - oft dieselbe universitäre Einheit mehrmals - evaluieren (z.B. die DFG, der Wissenschaftsrat etc.) stellen die Evaluationen inzwischen eine starke Belastung dar, zusätzliche Mittel dafür gibt es natürlich nicht. Auch Herr Jäger vom In-Institut für wissenschaftliches Rechnen (IWR) beteuerte, er sei für Evaluationen, komme aber vor lauter Evaluation bald nicht mehr zum Forschen. Da die Sekretärinnen überlastet seien, schlug er vor, dass jede Fakultät einen Statistiker einstellt [beachte die subtile Vewendung von Rollenklischees!].
Rektor Siebke sprach im Zusammenhang mit den Strukturplänen die Neuordnung der Fakultäten in der Altstadt an. Einige Heidelberger Fakultäten erreichen nicht mehr im neuen UG vorgeschriebene gesetzliche Mindestgröße 20 professoraler Planstellen. Entschieden sprach er sich dafür aus, dass die Wirtschaftswissenschaften in Heidelberg bleiben und nicht nach Mannheim verlagert werden. Allerdings gibt es noch kein mehrheitsfähiges Modell, welche Fakultät die VWL aufnehmen will — viele verschiedene Modelle stoßen alle auf Widerstand vor allem der potentiellen Aufnahmefakultät der VWL.
Zum BA erklärte Siebke, dass die Fakultäten selbständig und ohne Zwang der Landesregierung oder wem auch immer darüber entscheiden sollen, ob und in welchen Fächern sie BA/MA-Studiengänge einführen wollen.
Dass die Studierendenzahlen zurück gegangen sind, führte Siebke auch, aber nicht nur, auf die Einführung der Studiengebühren in Ba-Wü zurück, die steigende Anzahl der Urlaubssemester hingegen mehr oder weniger ausschließlich darauf (vgl. "Behrens fehlte" auf Seite 3).
Bei den Studentischen Aktivitäten erwähnte Siebke unter anderem die Nightline, den Romanischen Keller, das Collegium Musicum, die Capella Carolina, internationale Gruppen und die Fachschaften. Auf die Frage, warum er aus dem Textvorschlag, den ihm die FSK auf seine Bitte hin geschickt hatte, ausgerechnet alle Stellen gestrichen hat, die sich auf die studentische Mitarbeit in Germien oder die Tätigkeit der FSK bezogen (z.B. auf das Sozialhandbuch, den Lehramtsreader oder selbstverständlich den UNiMUT) meinte er, er könne es ja nicht allen recht machen.
Stolz war Siebke auf die Sonderforschungsbereiche (besonders in den Geisteswissenschaften) und die 17 Graduiertenkollegs. Demgegenüber wurde der technische Zustand der Neuen Uni von professoraler Seite als völlig unbefriedigend bemängelt. Man könne nur schwer Kongresse nach Heidelberg holen, da es keine geeigneten Räume gebe. Herr Hüfner (Physik) sprach noch an, er habe den Eindruck, die Studierenden würden Heidelberg als Studienort nicht mehr schätzen und zögen andere Orte vor. Er bemängelte, daß es dazu keine Daten seitens der Uni gebe. Fehlende Zahlen monierten auch die Studierenden: Anhang A "Studierende" sei mit zwei Tabellen doch etwas kurz gekommen sei, besonders im Vergleich zum Anhang B "Forschung" von 14 Seiten.
Eigentlich sollte noch der Tätigkeitsbericht der Frauenbeauftragten vorgestellt werden, aber leider war die Frauenbeauftragte Frau Pucci selbst nicht anwesend, sondern hatte nur Ihre Stellvertreterin, Frau Leopold, geschickt. Diese dachte aber, sie solle nur Fragen beantworten und konnte daher keinen Bericht über den Bericht geben.
Zum Schluss des öffentlichen Teils der Sitzung wurde beschlossen, dass die Uni Heidelberg zukünftig vier ProrektorInnen hat. Das Ministerium hat nämlich beschlossen, dass in einer Grundordnung nicht stehen darf "bis zu vier Prorektoren", sondern die exakte Zahl genannt sein muss.
Im nichtöffentlichen Teil ging es dann u.a. um verschiedene Berufungslisten und die Ausrichtung einiger Stellen, die alle verabschiedet wurden. Ausführlich behandelt wurden die Struktur- und Entwicklungspläne der Altstadt-Fakultäten. Kontrovers waren eigentlich nur einige Punkte im Plan der Neuphilologischen Fakultät, hier soll die einzige (halbe) Komparatistikprofessur in die Computerlinguistik (bisher eine Professur) verschoben werden, weil die andere Hälfte eben dieser Professur auf Slavistik ausgerichtet ist und diese nach Ansicht des Rektorats mit insgesamt 2,5 Stellen zu üppig ausgestattet sei. Die Fakultät soll jetzt noch einmal darüber nachdenken, ob sie die Stelle nicht doch auf Computerlinguistik umwidmen will. Bei der Philosophisch-Historischen Fakultät gab es eine kleinere Diskussionen um den Lehrstuhl für Philosophie der Wissenschaften, der von C 4 auf C 3 herabgestuft worden war. In den Naturwissenschaften stieß das eher auf Ablehnung, die Fakultät selbst kann die Stelle aber nicht aufstocken.
Einen symbolischen Sieg erlangten die Studierenden bei der Aufnahme des Tagesordnungspunktes Zwischenprüfungsordung (ZPO) und Orientierungsprüfung (OP) Germanistik. Die für die Germanistik beschlossenen Änderungen waren weder in der Studienkommission besprochen noch im Fakultätsrat verabschiedet worden, sondern per Eilentscheid des Dekans beschlossen wurden. Daher hatten die studentischen Mitglieder beantragt, dass durch eine Besprechung in der Studienkommission den Studierenden zumindest Gelegenheit gegeben werden sollte, ihre Argumente gegen die beschlossenen Änderungen einzubringen. Das soll nun auch geschehen. Die Sitzung endete nach ca. fünf Stunden.
Eine Zusammenfassung des Rechenschaftsberichts hat die Pressestelle des Rektors auf http://www.uni-heidelberg.de/presse/news/2106rechenschaft.html auf die Welt losgelassen, der ganze Rechenschaftsbericht ist unter http://www.rektorat.uni-heidelberg.de/00_01/ zu goutieren.
Derzeit können Studierende für 120 DM durchs VRN-Gebiet reisen, ein ganzes Semester lang. Zusätzlich zahlen alle Studierenden, ob Fußgänger oder Semesterticknutzerin, einen Sockelbeitrag von 22 DM. Möglich gemacht wird dies durch einen Vertrag zwischen der Universität und dem VRN.
Dieser Vertrag läuft zum WS 2002 aus. Nun gilt es, einen neuen Vertrag abzuschließen. Der VRN hat seinen Vorschlag schon gemacht: Das neue Semesterticket soll 135 DM kosten, der Sockelbetrag erhöht sich auf 27 DM. Ein Jahr später ist eine erneute Erhöhung vorgesehen (auf 147+31 DM), im Oktober 2004 soll das Ticket dann 156 DM kosten, hinzu kommt der Sockelbetrag von 35 DM. Der VRN will also den Grundbetrag in nur vier Jahren um fast 60% und den Verkaufspreis um über 30% erhöhen. Danach würde der Preis vermutlich auch nicht stabil bleiben, denn im Oktober 2005 liefe der neue Vertrag aus. Langfristig soll der Preis des Semestertickets an den des "MAXX"-Tickts angeglichen werden, das Ziel der Preissteigerungen liegt also bei 261 DM.
Den Vorschlag des VRN müssen wir nicht akzeptieren. Obwohl der Vertrag zwischen Universität und VRN geschlossen wird, haben die Studis ausnahmsweise Vetorecht: Unterschrieben wird nur, was wir gutgeheißen haben.
Mit dem Nicht-Akzeptieren der Verteuerung ist es natürlich nicht getan. Im Zweifelsfall hieße das: kein Vertrag, kein Semesterticket und für die Betroffenen: 261 DM ab Oktober 2002! Clevere Verhandlungsstrategien sind gefragt, um vielleicht doch noch einen Kompromiss zu erreichen. Dafür gibt es den AK Semesterticket, der allerdings durch jahrelange frustrierende Verhandlungen mit dem VRN schon etwas müde geworden ist (eine Geschichte des Semestertickets findet sich im Sozialhandbuch oder unter http://www.uni-heidelberg.de/stud/fsk/referate/soziales/sozhb01/). Dringend gesucht sind also neue energische StreiterInnen für preiswerte Nahverkehrstarife. Der Arbeitskreis hat für seine Treffen keine festen Termine, ist aber per email zu erreichen: semtech@fsk.uni-heidelberg.de. Wer außerdem regelmäßig über den Stand der Verhandlungen informiert werden will, kann sich in Semesterticket-Mailingliste eintragen. Hierzu einfach eine Mail an semesterticket-request@fsk.uni-heidelberg.de mit dem Inhalt subscribe schicken.
Gesamtpreis des Semestertickets jetzt: 142 DM laut Plan des VRN 2002: 162 DM 2003: 178 DM 2004: 191 DM Fahrpreis ohne Semesterticket: 261 DMAlle Jahre wieder am Dienstag nach der Mobil ohne Auto-Aktionswoche findet der Autofreie Hochschultag (AfH) statt — und der ÖTV (ver.di wohl mittlerweile) gebühren einige Pfiffe, weil sie einen Warnstreik im Öffentlichen Nahverkehr ausgerechnet an diesem Umstiegstag (dieses Jahr wars der 19.6.) steigen lassen musste.
Fast schon traditionell wird in Heidelberg zum AfH morgens einer der Parkplätze im Neuenheimer Feld symbolisch stillgelegt — symbolisch, weil sich natürlich ebenfalls traditionell nur sehr wenige von den Aufrufen von Personalrat und Verwaltung dazu motivieren lassen, ihren Blechkäfig mal zu Hause stehen zu lassen, und all diese Leute irgendwie immer Schleichwege finden oder zur Not handgreiflich werden, um nur ja ein paar zusätzliche Meter Fußweg zu sparen. Mensch macht sich kein Bild, wie viele Notfälle sich tagtäglich ereignen, die wirklich hunderte Menschen gerade am AfH nachgerade zwingen, mit dem Auto zur Uni zu kommen.
Dabei könnte alles so schön sein. Auf einem Flugblatt, das an die AutofahrerInnen verteilt wurde, heißt es:
Unsere Städte ersticken vor lauter Autos. Kein Mensch will an einer vielbefahrenen Straße wohnen, die von Abgasen stinkt, die die Ohren zudröhnt und an der man bei jedem Schritt Angst haben muss, überfahren zu werden.
Aber trotzdem nutzen Sie die Bequemlichkeit des Autos aus — Sie haben ja ein Haus im Grünen! Stellen Sie sich einmal vor, wie unsere Stadt ohne Autos aussehen würde:
In Neuenheim spielen Kinder auf den Straßen, während die Erwachsenen im Straßencafe sitzen. Die Ziegelhäuser Landstraße ist ein netter Ausflugsweg für Fahrradtouren, der Neckarstaden eine Flanierpromenade mit Gauklern und Schauspielern.
Und wie sieht es jetzt aus? In Neuenheim müssen sich Fußgänger und Fahrradfahrer ihren Weg zwischen fahrenden und parkenden Autos erkämpfen, die Ziegelhäuser Landstraße ist ständig im Stau und für Fahrräder unpassierbar, ebenso die Neckarstaden. [...] Muss das denn sein?
Wie schon im letzten Jahr gab es vor der Mensa im Feld um die Mittagszeit wieder buntes Treiben um eine handvoll einschlägiger Stände herum. Gott sei Dank bleibt der Platz dort fast jeden Tag von Autos verschont...
Der Ruf zur Umkehr verhallt in den Ohren der AutofahrerInnen allzu oft ungehört. Wenigstens zum Autofreien Hochschultag können sie ihn einmal nicht ignorieren.
...wo ihr Spätmittelalterliche Handschriften der UB im Netz bewundern könnt? Hier: http://www.ub.uni-heidelberg.de/news/mittelalter.html
... dass am Sa, 14.Juli, von 11 - 16 Uhr an der PH Heidelberg, INF 561-562, ein Erlebnistag unter dem Motto "Mensch, Natur, Technik" statt findet? An über 40 Stationen können Kinder und ihre Eltern mit Modellen aus der Technik und Physik experimentieren. Mit den Stationen sollen physikalische und technische Inhalte nicht abstrakt vermittelt werden, sondern anhand des für Kinder wichtigen Alltagsbezugs.
...dass es für Lehramtsstudierende, die sich zu diesem Semester für die Lehramtsstudiengänge Philosophie/Ethik oder Informatik immatrikuliert haben, keine gültigen Zwischenprüfungsordnungen gibt?
...dass das Akademische Auslandsamt (AAA) eigentlich jedes Semester händeringend Zimmer für ausländische Studis sucht? Besonders schwierig ist die Situation im Wintersemester. Es ist für viele Betroffene oft schwer von ihrem Heimatland aus zu suchen, sie kennen sich auch oft mit ZKB/Kaltmiete/Kaution u.ä. nicht aus und vor allem wollen VermieterInnen Zimmer lieber für länger als ein Semester vermieten. Wer diesen Winter also vielleicht für ein paar Monate oder das ganze Semeser weg ist oder noch vorübergehend ein Zimmer in der WG frei hat, kann RetterIn in der Not werden bei der Zimmervermittlung des AAA, Seminarstrasse 2, Raum 32, Tel: 54-2497; e-Mail: aaazimmer@zuv.uni-heidelberg
...dass es ein informatives Faltblatt des Zentrums für Studienberatung (ZSW, Ebertanlage 62) zu Bestimmungen der neuen Lehramtsprüfungsordnung gibt? Darin erfährt man die wichtigsten Regelungen bezüglich Fächerkombination, Fremdsprachenanforderungen, Aufbau des Studiums, Bewerbungsfristen und Inforamtionen im Internet. Erhältlich im ZSW oder solange der Vorrat reicht auch im ZFB.
...dass das Ministerium für Kultus und Sport (MKS) ein absolut nichtssagendes Hochglanzfaltblatt zum Schulpraxissemester (SPS) produzieren ließ? Erfahren kann man daraus u.a., dass es im Laufe des Sommersemesters detailliertere Informationen geben wird, dass das SPS am Stück oder in zwei Modulen von 6 und 7 Wochen absolviert wird - und dass dabei Modul 2 immer auf Modul 1 folgt. Erhältlich ist das unökologische Designwerk der Medienagentur dell´arte beim ZSW oder dem MKS.
... dass mensch alte CDs im URZ abgeben kann? 1999 wurden in der BRD 11000 Tonnen CDs weggeworfen, und es ist letztlich doch schade ums hochwertige Polycarbonat. Im Eingangsbereich neben Zimmer 013 im URZ gibt es jetzt einen CD-Sammelbehälter, der, sobald er voll ist, an ein Recycling-Unternehmen gegeben werden soll.
...dass das URZ nichts mit abgebrannten Brennelementen anfangen kann?
...dass es in Heidelberg einen Arbeitskreis Einwanderung gibt, der sich mit Fragen wie der Bedeutung kommunaler Jugendarbeit für die Integrationspolitik oder der Restlaufzeit des Asylrechts beschäftigt? Der AK trifft sich mindestens einmal monatlich bei der ESG (Evangelische Studierendengemeinde, Plöck 66). Nächster Termin ist der 2.7. — um 19.30 gibts da einen Gesprächsabend über die Einwanderung aus Osteuropa und die Integrationsarbeit jüdischer Gemeinden. Kontakt gibts auch bei andreaspesch@gmx.de
Walter I. Schönlein
Der RCDS hat sich im Wahlkampf für die flächendeckende und umfassende Einführung von Chipkarten für alles und alle ausgesprochen. Menschen, die etwas mehr darüber nachgedacht haben, teilen die Euphorie nicht. Wer mehr über die mit Chipkarten verbundenen Fragen wissen möchte, kann sich bei seiner/ihrer Fachschaft (oder auch im ZFB) die neue fzs-Massenzeitung "Besser beaufsichtigt studiert schneller?!" abholen. Oder im Netz: http://www.studierende-fzs.de/unsere_politik/chipkarte/chip-index.htm |
Schließlich noch ein featured link: Michael Bayers HoPo-WWW unter http://www.hopo-www.de/ Was haben Studiengebühren mit Globalhaushalten zu tun, was die so genannte leistungsbezogene Mittelvergabe mit den Einschränkungen beim Hochschulzugang? Jede Menge - so viel sogar, dass man eine Diplomarbeit über solche Eckpunkte der Hochschulreform der neunziger Jahre schreiben kann.
Michael Bayers HoPo-WWW enthält Thesen, Ergebnisse und eine Dokumentensammlung mit wichtigen Positionspapieren vor allem der Nichtstudis sowie Analysen und alternativen Reformkonzepten vor allem aus studentischer Sicht
Zwölf Monate nach den gefeierten Aufführungen der Theaterrevue "ShowBiss" bringt die Theatergruppe des Instituts für Deutsch als Fremdsprachenphilologie (IDF) der Universität Heidelberg ihr neues Programm auf die Bühne. Es ist wieder eine Theaterrevue mit Minidramen: "Stücke aus der Beziehungskiste".
Aus der Beziehungskiste haben sich Theaterschreiber schon immer gerne bedient. Kein Wunder, "wenn man die wichtige Rolle betrachtet, welche die Geschlechtsliebe in allen ihren Abstufungen und Nuancen, nicht bloß in Schauspielen und Romanen, sondern auch in der wirklichen Welt spielt, wo sie, nächst der Liebe zum Leben, sich als die stärkste und tätigste aller Triebfedern erweist, die Hälfte der Kräfte und Gedanken des jüngeren Teiles der Menschheit fortwährend in Anspruch nimmt und das letzte Ziel fast jedes menschlichen Bestrebens ist." Doch Vorsicht, in der Kiste lauert ein Dämon, "der alles zu verkehren, zu verwirren und umzuwerfen bemüht ist": Die Liebe, so fährt Arthur S. fort, "erlangt auf die wichtigsten Angelegenheiten nachteiligen Einfluss, unterbricht die ernsthaftesten Beschäftigungen zu jeder Stunde, setzt bisweilen selbst die größten Köpfe auf eine Weile in Verwirrung, scheut sich nicht, zwischen die Verhandlungen der Staatsmänner und die Forschungen der Gelehrten störend mit ihrem Plunder einzutreten, versteht es, ihre Liebesbriefchen und Haarlöckchen sogar in ministerielle Portefeuilles und philosophische Manuskripte einzuschieben, zettelt nicht minder täglich die verworrensten und schlimmsten Händel an, löst die wertvollsten Verhältnisse auf, zerreißt die festesten Bande, nimmt bisweilen Leben oder Gesundheit, bisweilen Reichtum, Rang und Glück zu ihrem Opfer, ja, macht den sonst Redlichen gewissenlos, den bisher Treuen zum Verräter." Kurzum: Der Dämon aus der Beziehungskiste liefert alles, was wir für einen vergnüglichen Theaterabend brauchen, einen Abend für das liebeskranke Herz - "Join the lovesick society!"
Die Stücke aus der Beziehungskiste sind zu sehen:
Montag 9.7., Dienstag 10.7., Mittwoch 11.7., Donnerstag 12.7, Freitag 13.7., Samstag 14.7. und Sonntag 15.7.2001 jeweils um 20 Uhr im Romanischen Keller, Ecke Seminarstraße/Kettengasse. Der Unkostenbeitrag ist DM 8,- / 10,-, Karten gibts im Vorverkauf beim Akademischen Auslandsamt, Seminarstraße 2, Zimmer 33/34, Tel.: 54 24 88, Mo - Fr, 10 - 12 Uhr & Mi, 16 - 18 UhrZum dritten Mal wird in diesem Jahr an der Pädagogischen Hochschule ein Frauentag stattfinden, der gemeinsam von der Universität und der Pädagogischen Hochschule veranstaltet wird. An diesem Tag soll aus der Forschung von, über und mit Frauen berichtet werden -- fächerübergreifend gebündelt wird über Examensarbeiten oder Forschungsprojekte referiert. Der Universitätsfrauentag soll aber auch dazu dienen, daß diejenigen Einrichtungen und Gruppen an dieser Universität, die für, über und mit Frauen arbeiten, sich vorstellen und einander begegnen können.
Die Veranstaltung beginnt am Freitag um 8.30 mit einem Gastvortrag über "Female Scientists in Vietnam". Ab 9.30 gibt es Vorträge in den Sektionen Physik, Mathematik, Außereuropäische Kulturen, Gesundheit, Bio- und Umweltwissenschaften, Kunst u. v. m.
Zu Wort kommen forschende Frauen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen: Karen Heister spricht z. B. über "Die Physik des englischen Rasens" (10 Uhr), Anne Metzler über den Begriff des Erziehungsauftrages in Japan und Deutschland (15 Uhr) und Anette Kreis-Schinck über die Körperwelten-Ausstellung (14 Uhr). Viele, aber nicht alle Vorträge haben Fragen der Geschlechterforschung zum Gegenstand - so klärt Anna Grinberg um 10.30 die Frage, ob die Mathematik weiblich ist, und Inge Vincon spricht um 14.30 zum Thema "Kommunikationsverhalten zwischen den Geschlechtern".
Parallel findet eine "Info-Börse" statt, bei der sich verschiedene Projekte und Institutionen aus der Frauenarbeit präsentieren.
Aktuelle Infos auf ausliegenden Flyern (gelb!) oder vielleicht bald auf der Seite der Frauenbeauftragten: http://www.uni-heidelberg.de/organe/frb/
"Negativität", "Trauer", "Erinnerungslosigkeit": wer schon immer glaubte, Philosophie sei etwas für weltabgewandte Depressive, fühlte sich durch die Plakatserie Ende Mai bestätigt. Eine Vortragreihe mit Karl-Heinz Bohrer wurde da angekündigt. Bohrer ist der diesjährige Inhaber der Gadamer-Professur, und Gadamer, das ist der alte Mann, dessen Geburtstag jedes Jahr in ganzHeidelberg gefeiert wird, denn der ist bereits dreistellig. Gadamer ist gewissermaßen ein "One Hit Wonder" der Philosophie: 1960 schrieb er ein vielbeachtetes Buch und zehrt seitdem von diesem Erfolg. Heute gibt Gadamer Interviews in der vom Verfassungsschutz beobachteten Zeitung "Junge Freiheit", bezeichnet dort den Islam als die größte Gefahr für den Weltfrieden und tritt "sehr für den Schutz der Mütter" ein, weil "wir", also die Männer, "in den Frauen eine Begabungsquelle haben". Das ist ein Mann, den man ehren muss, fand die Deutsche Bank und stellte Geld für die sogenannte Gadamer-Professur zur Verfügung. Und die bekam jetzt Herr Bohrer.
Bohrers wichtigste These: Die deutsche Geschichte vor 1933 wird in Deutschland entweder ignoriert oder nur als Vorgeschichte für den Nationalsozialismus betrachtet. Deshalb müssen sich die Deutschen ihre gemeinsame Identität aus der ewigen Zerknirschung über den Holocaust holen, was natürlich nicht gut gehen kann.
Eine solche These kann selbstverständlich nur Bestand haben, solange es der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft schlecht geht, dennsonst böte die sich ja zur Identitätsstiftung an. Überhaupt scheint Bohrer übersehen zu haben, dass sich heutige Studierende ihre Identität nicht mehr dadurch besorgen, dass sie die "Geschichtslosigkeit" ihrer Eltern "entlarven". Bohrers Thesen sind für die Lebenswelt der Über-Fünfzigjährigen bestimmt, und zwar für die über fünfzigjährigen Männer, wie man durch einen Blick auf der zur Vortragsreihe veranstalteten Podiumsdiskussion leicht feststellen konnte.
Wem also das "Entlarven" der Linken nicht gefällt, der kann jetzt mit Bohrers These umgekehrt vorgehen und alle, die sich mit der Nazizeit beschäftigen, als arme Identitätssucher entlarven. Als hätte der vemeintliche Übereifer unserer Elterngeneration dazu geführt, das das Thema jetzt ignoriert werden muss, bis die anderen Themen "ausgeglichen" haben.
Betrachten wir trotz Bohrers Verbot die Geschichte der Philosophie zwischen 1933 und 45: Gadamer zum Beispiel machte während dieser Zeit Karriere, indem die Professorenstelle eines entlassenen jüdischen Kollegen übernahm. Dagegen gehörten die Philosophen des sogenannten "Wiener Kreises" zu denen, die vertrieben wurden und so Platz für angepasste nichtjüdische Wissenschaftler machten. Im Wiener Kreis hatte man sich mit den Erkenntnismöglichkeiten der Wissenschaft beschäftigt, die "Wissenschaftstheorie" wurde erfunden. Diese wissenschaftlich orientierte Philosophie galt als "verjudet", und es dauerte nach dem Krieg etliche Jahre, bis die Theorien des Wiener Kreises den Weg zurück nach Deutschland und Österreich fanden. Nun sind sie ja wieder da, die Theorien, und am Heidelberger Lehrstuhl für Philosophie der Wissenschaften könnte man sich damit beschäftigen.
Könnte man, wenn die Wiederbesetzung des Lehrstuhls nicht verzögert und verhindert worden wäre, wo es nur ging — im Philosophischen Seminar regierte ein Gadamer-Schüler. Inzwischen musste die nach wie vor unbesetzte Professur wegen Geldmangels der Fakultät sogar halbiert werden.
Nun gibt es seit fünf Jahren keine Wissenschaftsphilosophie mehr in Heidelberg, und es wird wohl noch einige Zeit so bleiben. Was es dafür gibt, sind reichlich Gadamer-Ehrungen und eine Gadamer-Professur. Und als sei diese Unsensibilität nicht schon schlimm genug, wurde mit dem Geld, das der Name Gadamers einbringt, nun auch noch Karl-Heinz Bohrer eingeladen. Bohrer, der uns mahnt, uns lieber an Friedrich II zu erinnern als an den Nationalsozialismus - der Trend geht eben zum Langzeitgedächtnis.
Karl-Heinz Bohrer ist kein Nazi, und Wissenschaftsphilosophie ist keine verfolgte Disziplin. Aber mit der Vortragreihe mit den depressiven Titeln hat das Direktorium des Philosphische Seminars klargemacht, was es für wichtig hält: Alte Männer und die Geschichte, und zwar die von vor 1933. Die Diskussionen um Stammzellenforschung und Verantwortung der Wissenschaft, die Interpretation von moderner Physik und Mathematik — all das läuft in Heidelberg ohne Beteiligung der Philosophie ab. Statt geschichtskundiger Teilnahme an der Gegenwart: Erinnerungslosigkeit, Trauer und Negativität.
Ann-Christine
Braune Schlägertrupps trifft man an den Hochschulen wohl eher selten. Dagegen stellen rechte Thesen und Propaganda in Wissenschaft und Lehre ein ernsthaftes Problem dar. Professoren verbreiten in ihren Vorlesungen rechtes Gedankengut, verharmlosen den Holocaust oder schreiben die Geschichte im 'rechten' Sinne neu. Die Universität stellt sich schützend vor Burschenschaften und pflegt Kontakte zu Vertriebenenverbänden während antifaschistisches und emanzipatorisches Engagement konsequent behindert wird. Kürzlich erst musste in München eine Ausstellung des AStA über die Bereicherung Deutscher an der Arisierung in der NS-Zeit aus dem Lichthof weichen, da die Sudetendeutsche Landsmannschaft Druck auf die Uni ausgeübt hatte. Ihrerseits konnte die Landsmannschaft, protegiert vom bayrischen Landtagspräsidenten (CSU) und trotz massiver Proteste der Studierenden eine revanchistische Ausstellung an der Uni präsentieren. Der AStA-Semesterkalender, der einen kritischen Artikel über Burschenschaften enthielt wurde von der Unileitung verboten. Ausreißer oder Normalität?
Das Eliten reproduzierende System Hochschule ist ein undemokratischer Ort. Das Verbot der Verfassten Studierendenschaft und die Kriminalisierung derer, die das Politische Mandat wahrnehmen wollen, fördert, in Verbund mit dem Credo der Objektivität der Wissenschaft, die Entpolitisierung der Menschen. Der neoliberale Umbau der Universitäten, in denen Studierende nur noch als Humankapital fuer den Standort Deutschland vorkommen, macht die dort ausgebildete Elite automatisch zur Neuen Rechten der Berliner Republik.
Komplettes Programm: http://www.stuve.uni-muenchen.de/; Kontakt: kongress@stuve.uni-muenchen.de
16.30, Uni-Frauenklinik, Voßstr. 9: Vortrag Moderne Stuhldiagnostik bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeit und Allergie. Eintritt 15/10 Mark. (Weg mit den Studiengebühren — da ist ja die Mensa billiger, d.S.)
17 Uhr, Uniplatz: Critical Mass. Wir blockieren nicht den Verkehr, wir sind der Verkehr — gemütlich plaudernd auf dem Fahrrad durch die Stadt fahren und am Schluss ein Eis essen, so das Wetter es gut mit uns meint. Vgl. UNiMUT 185.
21 Uhr, Philosophisches Seminar, Schulgasse 6: Die Philosophenparty im Anschluss an die Critical Mass
10 - 16 Uhr: Schreibwerkstatt für Frauen -- Schriftliche Arbeiten sind in vielen Fächern ein wesentlicher Bestandteil der Studienleistungen, und somit entscheidet Schreiben über den Studienerfolg. Und: Schreiben kann man lernen! In diesem Kurs sollen Texte wie Protokoll, Hausarbeit, Essay in ihren Grundformen erläutert und die Baupläne dieser Texte sollen im Detail betrachtet werden. Im Mittelpunkt der Arbeit in diesem Kurs wird es stehen, Gliederung, Argumentationsaufbau und Formulieren bei diesen Texten in den Grundzügen zu üben. Institut für Deutsch als Fremdsprachenphilologie (IDF); Begrenzte Teilnehmerinnenzahl; Teilnahme nur nach Anmeldung im Büro der Frauenbeauftragten; Tel: 54-7697; Fax:54-7271
19 Uhr, NUni, HS5, Infoveranstaltung für StaatsexamenskandidatInnen zum ersten Staatsexamen für LehrämtlerInnen (nach der alten Prüfungsordnung).
15 Uhr, Ebert-Gedenkstätte: Liederfest im Hof.
NUni HS 4: "Praxisiniativen AIESEC und MiB". Es werden die verschiedenen Iniativen vorgestellt. Praktikantinnen vom MiB berichten über ihre Erfahrungen.
Am 28.6. um 20 Uhr habt ihr in der Friedich-Ebert-Gedenkstätte Gelegenheit, mit Franz Josef Müller zu sprechen. Müller hat unter der Naziherrschaft Flugblätter des antifaschistischen Kreises Weiße Rose in Ulm verbreitet und hat dafür vor dem Volksgerichtshof büßen müssen. Bis heute bemüht er sich darum, dass weder Naziterror noch die Möglichkeit von Widerstand vergessen wird. Die Ebert-Gedenkstätte ist ein Stück hinter dem ZFB zu finden: Pfaffengasse 18, Heidelberg.
Die Schauspielgruppe des Anglistischen Seminars der Universität Heidelberg präsentiert in diesem Sommersemester Noël Cowards Komödie"Blithe Spirit" aus dem Jahr 1941.
Zum Inhalt: Der Schriftsteller Charles Condomine ist in zweiter Ehe mit der konservativen Ruth verheiratet. Seine erste Frau, Elvira, ist vorsieben Jahren gestorben und Charles denkt sich nichts dabei, als er die angeblich medial veranlagte Mme Arcati zu sich einlädt, damit sie eine Séance in seinem Wohnzimmer abhält. Er will ein Buch über ein massenmordendes Medium schreiben, und erhofft sich von Mme Arcati ein paar Anregungen. Leider beschwört diese aus Versehen Elviras Geist herauf, den außer Charles zwar niemand sehen kann, der es aber bei weitem nicht dabei bewenden läßt, Gegenstände durch das Zimmer zu werfen. Ruth, eifersüchtig auf Charles Vergangenheit, versucht alles, um den ungebetenen Gast wieder los zu werden und Elvira, ebenso eifersüchtig auf Ruth, will Charles um jeden Preis für sich haben, und zwar für immer...
Aufführungsort: Romanischer Keller, Heidelberg. Aufführungen: Mi, 18.7. 20:00, Do, 19.7. 20:00, Sa, 20.7. 20:30 (!), So, 21.7. 20:00, Mo, 22.7. 20:00 — Eintritt: 15.- / 10.- ermäßigt