In den 70er und 80er Jahren eroberten sich allerlei linke oder halblinke Initiativen ein damals neues Medium: Video. Es entstanden eine Unzahl von Filmen, von Streifen, die sich kaum von Papas Urlaubsvideo unterschieden bis zu Produktionen, die das technische Können der Profis mit dem Engagement von Amateuren verbanden und es wirklich nicht verdient haben, in dem schwarzen Loch zu verschwinden, das sich durch das große Sterben der Projekte im Laufe der 90er Jahre aufgetan hat.
Eine Gruppe von Leuten um den Friedensladen im Karlstorbahnhof hat es sich jetzt zur Aufgabe gemacht, diese Werke -- und wohl auch einige aktuellere Produktionen aus dem Umfeld etwa von Indymedia -- in Heidelberg wieder ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen. In der Regel am ersten Freitag im Monat um 20 Uhr werden im Gumbelraum im Karlstorbahnhof Videos zu sehen sein.
Den Anfang macht Lokalkolorit aus den Schnittmaschinen des ehemaligen Heidelberger Videoprojekts Schrägspur, nämlich, vor allem für Studis interessant, "Ruprecht-Knast-Uni -- 600 Jahre kein Grund zum Feiern", ein kritischer und etwas augenzwinkernder Blick auf die 600-Jahr-Feiern der Uni 1986, "Aktionen gegen den Golfkrieg" über eine Antikriegsaktion vor zehn Jahren (inklusive einem Wiedersehen mit einigen heute noch aktiven Personen der einschlägigen Szene) und "Kandidatenwahl", das Höhepunkte der großen Vorstellung der Bürgermeisterkandidaten 1984 zusammenfasst (vom Unterhaltungswert solcher Veranstaltungen haben auch wir schon berichtet). Den Abschluss wird voraussichtlich der Film "Viel Bier und viel Kritik im Rhein-Neckar-Dreieck" machen, der die Entwicklung des AZ bis 1992 aufrollt.
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei, die nächsten Termine werden der 18.1.2001 ("Ein Wort kann eine Karikatur sein -- Friede" über die Friedensbewegung 1983) und der 1.2. ("Geisterfahrer" über die Entwicklung der Grünen zur Regierungsfähigkeit) sein.