Viele werden das Bild "Das Verhängnis" kennen, nur wenige werden wissen, von wem es stammt. Diese Bildungslücke versucht jetzt die Friedrich-Ebert-Gedenkstätte zu schließen: Bis zum 5.5. sind dort Werke des Künstlers A. Paul Weber zu sehen. Bei einem Gang durch die Ausstellung wird mensch neben dem "Verhängnis" einige andere der oftmals beklemmenden Bilder wiedererkennen...
A.Paul Weber, geboren 1893, kam aus der Wandervogelbewegung, was sein Naturverständnis prägte. Von 1928 bis 1934 hatte er sich dem Kreis um Ernst Niekisch und dessen Zeitschrift "der Widerstand" angeschlossen. Die politischen Ansichten, die in diesem Kreis vertreten wurden, würden einige BewundererInnen seiner Zeichnungen eher befremden: man wendet sich gegen eine Westanbindung -- Frankreich als Gefahr ist ein Motiv, das in einigen Exponaten der Ausstellung dargestellt wird. Weiterer Kritikpunkt war der Young-Plan, der nach dem 1. Weltkrieg Reparationszahlungen Deutschlands bis 1988 vorsah, in den Augen des nationalkonservativen Niekisch-Kreises eine Versklavung der Enkelgeneration.
Dennoch: A. Paul Weber leistete Widerstand gegen Hitler, wie kaum ein anderer erkannte er in geradezu visionären Bildern die heraufkommende Gefahr, die er oft als "braune Flut" ins Bild setzt. Die Naziherrschaft überlebte er dank des Einsatzes von Freunden, die ihn 1937 noch aus dem KZ holen konnten. Im Versteck fertigt er zwei Zyklen an, die erst nach dem Krieg erscheinen, während die meisten seiner Werke von den Nazis vernichtet wurden.
Nach den Vorlagen aus den frühen dreißiger Jahren, die in Zeitschriften erhalten geblieben waren, fertigte Weber nach dem Ende der Naziherrschaft Lithografien, die nun den Kern der Ausstellung ausmachen. Es sind aber auch einige Werke zu sehen, in denen sich Weber mit der Naturzerstörung auseinandersetzte, lang bevor der gesellschaftliche Diskurs das Problem wahrnahm.
Die Ausstellung wurde heute eröffnet -- fleißige LeserInnen unseres Terminkalenders hätten sich per Mail an den Termin erinnern lassen können --, und zwar mit einer kleinen Einführung in Leben und Werk Webers. Bemerkenswert postmodern daran war der weite Bogen von einer Kurzzusammenfassung einer Derrick-Folge zu Webers Satiren. Diesen Bogen habt ihr verpasst, die Ausstellung seht ihr wie gesagt noch bis zum 5.5. in der Pfaffengasse 18, täglich außer Montags 10 bis 18 Uhr, der Eintritt ist frei.
Nachtrag (26.3.2002): Bevor ihr die Ausstellung goutiert, lest doch noch eine Stellungnahme der Graswurzelrevolution zu einem Lapsus im Zusammenhang mit A. Paul Weber.