Aus allen Ministerien kommt einhellig der Ruf nach mehr Exzellenz oder Spitzenleistungen oder ähnlichem Quatsch. Klar ist jedoch, dass die so herbeigesehnten Besten einen großen Bogen um die Ministerien machen; ähnliches gilt vermutlich für die Zweit-, Dritt-, Viert- und Fünftbesten. Zu unserem erheblichen Bedauern lässt sich daraus jedoch nicht schließen, dass die Ministerien verwaist wären.
Unter dem Murks, der uns aus den Ministerien in den letzten Wochen erreichte, fiel etwa das Faksimile eines Zuschlagsbescheids auf, mit dem das Finanzministerium Baden-Württembergs ein hier ungenannt bleibendes Unternehmen beauftragt, sich um die "Betankung der Software" zu kümmern. Schade, dass wir nicht so schlau waren, uns um diesen Job zu bewerben.
Ein Tiefschlag in Sachen bürgerliche Bildung -- die uns ja immer am Herzen liegt -- kam derweil aus dem BMBF, in deren "Im Detail"-Broschüre vor viele platten Lügen und Halbwahrheiten ein Vorwort gestellt ist, das wiederum mit dem Halbsatz "Seit Galileo Galilei vor 400 Jahren den Lauf der Erde um die Sonne berechnte" beginnt. Das ist natürlich Unfug. Bahnberechnungen dieser Art mag mensch mit Kopernikus, Kepler oder Newton verbinden, aber jedenfalls nicht mit Galilei. Ein verzeihbarer Fauxpas, gewiss, käme er aus weniger berufenem Munde.
Und wo wir schon bei Murks sind: Wenn ihr "Psalmen oder Prophezeiungen studieren" wollt, könnt ihr dies -- entgegen einer anderslautenden Darstellung in "1Stein", dem Propagandablättchen des BMBF -- nicht auf der Homepage von Prof. Konrad Schmid. Der dort angeblich befindliche "Grundkurs Altes Testament" ist trotz einiger Verbesserungen seit Drucklegung des BMBF-Blättchens nach wie vor kaum mehr als eine grobe Themenübersicht über eine Vorlesung gleichen Namens. Auch die "angehenden Informatiker" aus Heidelberg, die laut 1Stein vor ihren Computern per Videokonferenz live Vorlesungen in Mannheim verfolgen, wird man vergebens suchen -- die Grundidee von AOF ist halt eine andere...
Diese Liste könnte weitergehen. Wir verzichten aber lieber darauf, denn eine umfassende Studie über Murks aus den Ministerien würde gewiss nur dazu führen, dass Arbeitgeberpräsidenten, Bildungsministerinnen, Bürgermeister, Groß- und Kleinunternehmer, Gewerkschaftsexpertinnen, Ehrensenatorinnen und Rockmusiker befinden, der Weg auch aus der Misere erfordere zwingend Studiengebühren, eine Heraufsetzung des Rentenalters, die Eindämmung der Asylantenflut sowie schärfere Gesetze zur inneren Sicherheit und ein Verbot von Dosenpfand. Und diese Diskussion brauchen wir ja nun wirklich nicht mehr im dritten Jahrtausend.