Auf Bundesebene treffen sich die Hochschulrektoren gern in der HRK, um markige Sprüche und hochtrabende Pläne zu formulieren -- immer streng konservativ, versteht sich, und zumeist mit einer dezidiert studifeindlichen Note. Ein analoges Gremium gibt es auch auf Landesebene, und wenn mensch auch sonst nicht allzu viel davon hört in diesen Tagen, ein neuer Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz ist dann schon eine Pressemitteilung wert.
Der neue Mann, der Ingenieur Dieter Fritsch von der Uni Stuttgart, will sich, so diese Pressemitteilung, auf drei zentrale Themen stürzen: die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die Umsetzung des neuen Dienstrechts und die Internationalisierung der Universitäten. Die Betroffenen sollten sich schon jetzt entweder ducken oder den Widerstand vorbereiten.
Denn die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses soll weniger der Wissenschaft als vielmehr der Industrie dienen: Promotionsstudiengänge orientiert an den Bedürfnissen der Wirtschaft werden da angekündigt. Worum es bei der Internationalisierung gehen soll, ist wohl an Fritschs Diktum "Die Spitzenwissenschaftler, die wir heute anwerben, bilden die Innovatoren und Unternehmensgründer von morgen aus" abzulesen, und was die Reform des Dienstrechts angeht, ist eigentlich gar nicht mehr bemerkenswert, dass Fritschs einzige Sorge ist, ob die Landesregierung in der Umsetzung der Reform auch ausreichend Geld bereitstellt, um die tollen Spitzenkräfe auch ordentlich dotieren zu können. Um ganz offen zu sein: Die Landesregierung wird das tun, und das Geld dafür wird ganz sicher aus sinnvolleren Projekten abgezogen.
Oh, außerhalb des Fokus' des neuen LRK-Chefs ist die 6. HRG-Novelle, die sich ja -- im Gegensatz zur Dienstrechtsreform der 5. HRG-Novelle -- vor allem mit Studis beschäftigt. Nebenbei erwähnt werden die Berliner Pläne in der LRK-Pressemitteilung aber doch, und zwar als wettbewerbsfeindlich. Woher diese Einschätzung kommt, bleibt offen. Aus Sicht der Redaktion deutet sie auf mangelnde Kenntnis des Bulmahn'schen Studiengebührengesetzes hin.
Immerhin: In der Horrorshow der profitorientierten Unis kommt das Wort PISA nicht vor. Darüber muss mensch sich nicht wundern, denn bei LehrerInnen ist die Ausbildung durch die erwähnten "Spitzenwissenschaftler" eh nicht mehr zu merken. Für sie reicht es wohl, PISA schreiben zu können.
Mit Blick auf die Wahl der Schwerpunkte des neuen LRK-Chefs sei in diesem Zusammenhang angemerkt: Keine Universität im ganzen Land verfügt über ein nennenswertes Fachdidaktik-Angebot - Lehrstühle dafür gibt es gar nicht. LehrerInnen sind einfach so viel weniger sexy als "Spitzenwissenschaftler".