Dieser Artikel kommt direkt von den VeranstalterInnen. Da das Thema wirklich ziemlich brennt, wollten wir es nicht bei einer Anlage zu einer Terminankündigung belassen -- Red.
Nach der Welthandelskonferenz von Doha im November 2001 beginnt in diesem Jahr eine neue Verhandlungsrunde zum Dienstleistungsabkommen (GATS) der Welthandelsorganisation (WTO). Dabei geht es u.a. um die Liberalisierung von Bildungsdienstleistungen. Es besteht die Gefahr, dass die Bildung -- bisher als allgemein zugängliches öffentliches Gut im Interesse der Gemeinschaft betrachtet -- in zunehmendem Maße zur Ware im globalisierten Freihandel verkommt und privatwirtschaftlichen Renditekriterien unterworfen wird mit absehbaren Folgen auch in Bezug auf die Bildungsinhalte. Globale Unternehmen, wie etwa der Medienkonzern Bertelsmann in Deutschland, wittern hier einen lukrativen, wachstumsträchtigen Markt und versuchen bereits, mit starken Lobbies Einfluss auf die Entscheidungen zu nehmen. Fällt es da dem Staat, angesichts leerer Kassen, nicht leicht, dem Liberalisierungsdruck nachzugeben und sich aus seiner gesellschaftlichen Verantwortung herauszustehlen?
Die Diskussion um die Einführung von Studiengebühren -- statt um die Abschaffung der Kindergartengebühren -- zeigt konkret, wohin die Reise führen soll, wenn erst einmal der öffentliche Widerstand gebrochen ist. Österreich geht uns schon voraus. Dort werden an den Universitäten Studiengebühren von 360 Euro pro Semester verlangt mit der Folge, dass die Zahl der Studienanfänger um 13,8% zurückging. Offensichtlich ein probates Mittel zur Ausschöpfung der Bildungsreserven!
Wie immer bei Verhandlungen im Rahmen der WTO sollen auch diesmal die Entscheidungen -- mit völkerrechtlich bindenden Verpflichtungen, ein Zurück wird es dann nicht mehr geben -- weit weg von den Bürgern unter Ausschluss der Öffentlichkeit fallen. Die Position der Bundesregierung wird übrigens vom Wirtschaftsministerium erarbeitet (Bildung als Handelsware). Die Verhandlungen selbst werden von der EU geführt, womit man hinterher einen bequemen Sündenbock hat, wenn die Öffentlichkeit protestieren sollte: Brüssel wird wieder einmal an allem schuld sein.
Noch ist es nicht zu spät, noch haben wir Bürger eine letzte Gelegenheit, öffentlich eine kritische Position zu beziehen. Voraussetzung hierfür ist allerdings eine informierte Öffentlichkeit. ATTAC-Heidelberg wird deshalb am 21.6. zusammen mit der GEW, der Volkshochschule, STUBE, sowie der FSK Heidelberg eine Informationsveranstaltung durchführen, für die als Referent Thomas Fritz gewonnen werden konnte, ein ausgewiesener Experte, der im Auftrag der Bundestags-Enquete-Kommission "Globalisierung der Weltwirtschaft - Herausforderungen und Antworten" ein umfangreiches Gutachten erstellt hat. Die Veranstaltung findet am 21.06.2002 um 20 Uhr in der Volkshochschule Heidelberg (Bergheimer Straße 76) statt.