Bereits vor einem Jahr kursierte ein Entwurf für einen Master-Studiengang "Deutschland und Europa" in diversen Gremien, der einer eher unklaren Zielgruppe Einblicke in Geschichte, Musik, Kultur, Literatur, Soziologie, Recht etc. Deutschlands und Europas geben sollte. Der Entwurf wurde heftig diskutiert, versickerte dann aber in irgendwelchen Gremien -- nicht zuletzt ob seiner fragwürdigen Qualität. Derzeit macht ein neuer Entwurf eines interdisziplinären Studiengangs die Runde durch Fakuläten und Ausschüsse: "Amerikastudien".
Gemeinsam ist den Vorschlägen, dass sie ein interessantes Thema in diffuse Allgemeinplätze aufbrechen, diese in irgendwelche Veranstaltungsformen packen und das ganze dann als Masterstudiengang verkaufen. Was darin weiterführend, vertiefend oder aufbauend war, blieb unklar, was der Studiengegenstand, die angewandten Methoden oder gar die Anwendungsgebiete der Europakunde ist, ebenso.
Den Entwurf für „Deutschland und Europa“ haben wir leider (noch) nicht digital, doch wurde kurz nach dem Entwurf „Deutschland und Europa“ ein eng daran angelehnter Entwurf für einen Studiengang "German and European Classics" in der Fakultät vorgelegt. Dieser stimmt zu gut 30% mit dem für „Deutschland und Europa“ überein und vermittelt so einen Eindruck derartiger Studiengänge. Die Redaktion verrät hier vorsichtshalber, dass er definitiv nicht ernst gemeint war.
Die Deutschland- und Europakunde stieß nicht nur im Fakultätsrat der Neuphilologischen Fakultät auf wenig Gegenliebe. Doch derzeit werden neue Studien entworfen: Amerikastudien. Der Gegenstand des Studiums ist kurz und knackig in der Prüfungsordnung beschrieben als: "vertiefte Kenntnisse in Geschichte, Kultur und Gesellschaft der USA". In der Prüfung wird dann festgestellt, "ob der Prüfling die Zusammenhänge des Faches 'American Studies' überblickt, die Fähigkeiten besitzt, wissenschaftliche Methoden und Erkenntnisse anzuwenden und die für den Übergang in die Berufspraxis erforderlichen gründlichen Fachkenntnisse erworben hat," so der Entwurf der Prüfungsordnung für den neuen Studiengang vom 18.6.02.
Ansonsten regelt die Studienordnung ausführlich die Regelstudienzeit, die Anmeldung zur Prüfung, die Berechnung der Endnote, die Umrechnung der Noten in Credits und dergleichen mehr. Die Amerikastudien immerhin fanden bisher in einigen Fakultäten verhaltene Zustimmung (vor allem seitens der beteiligten ProfessorInnen), nicht wenige Stimmen erhoben sich jedoch, die das ganze für ziemlichen Müll halten. Die LeserInnen des Unimuts dürfen also die Augen aufhalten, ob sie nicht doch irgendwann im Senat angenommen werden. Und wenn nicht die Amerikastudien angenommen werden, dann sicher die Vorderer-Orient-Studien oder die Nordosten-von-Apulien-Studien. Dass immer wieder irgendwelche hochkarätig besetzte Kommissionen derartige Studien erfinden, heißt, dass irgendwann welche durchgehen.
Wirklich schade daran ist, dass die Themen, die umrissen werden, es wert wären, bereits im regulären Studium behandelt und vertieft zu werden. Nur gibt es leider dafür kein Geld -- und darum geht es den InitiatorInnen wohl in erster Linie. Man schafft einen Studiengang mit 30 Studierenden, die gut zahlen, bekommt dafür noch weitere Mittel, lässt die Leute irgendwelche Seminare machen, lässt sie soviele Tutorien machen, bis sie die Prüfung bestehen -- und ansonsten forscht man. Schließlich ist es das, wovon eineN die normalen Studierenden im normalen Unibetrieb immer abhalten.
Die Unimut-Redaktion, die lange in Zeiten größter Frustration den Diplommagister forciert hat, hat auf ihrer heutigen Redaktionssitzung ihre Politik geändert. In Anpassung an die modernen Zeiten schlagen wir nun vor, einen BA-Studiengang „Studies“ einzuführen, gefolgt von einem Masterstudiengang „Study of Studies“. Die Einsatzgebiete solchermaßen ausgebildeter AkademikerInnen liegen auf der Hand, auch interssante Promotionen sind zu erwarten. Zudem erlaubt das neue Studienmodell endlich eine Zusammenlegung aller Fakultäten. Die Verleihung des Landeslehrpreises an die Redaktion ob dieses genialen Vorschlags ist nur noch eine Frage der Zeit.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 14.08.2002, 23.10.2002