Zu den Gremienwahlen 2002 (über Heidelberg haben wir -- für unsere Verhältnisse erstaunlich ernsthaft -- schon berichtet) bleiben natürlich wenigstens ein paar sinnlose Grafiken nachzutragen. Die große Grafik oben stellt die Wahlbeteiligung nach Fakultäten dar, unter Vorwegnahme der geplanten engeren Kooperation mit der Uni Mannheim gleich gemeinsam mit den dortigen Fakultäten.
Zunächst fällt auf, dass die MannheimerInnen zwar nicht wirklich arg viel, aber doch deutlich fleißiger wählen als die Studis an der Traditionsuni unter dem Schloss; dafür sind unsere JuristInnen vergleichsweise eifrige WählerInnen, während sie in Mannheim gegenüber den meisten anderen Fakultäten deutlich abfallen -- schon eine Anpassung von Mannheim an Heidelberger Verhältnisse?
Am rechten, also sozusagen unteren, Ende der Skala -- wir sind es aus früheren Jahren gewöhnt -- findet sich mit vernichtenden 3.2% Wahlbeteiligung die Neuphil, vermutlich, weil die Studis Hampelmenschiaden wie den Tanz um die Portugiesischprofessur am IÜD satt haben, und schließlich mit tiefgaragigen 0.7% die neue Fakultät für Verhaltenswissenschaften. Hauptgrund für diese Verhaltensanomalie ist aber, dass der Wahlraum im psychologischen Institut dichtgemacht wurde und die Studierenden sich teils in die Neue Uni hätten begeben sollen (die sie in der Regel nicht gerade täglich betreten werden) oder, je nach Fach, gar ins Neuenheimer Feld -- ihr wollt gar nicht wissen, warum das so ist.
Zu erfreulicheren Dingen: Bei der Verteilung der ungültigen Stimmen -- im letzten Jahr unsere populärste Grafik, diesmal als Inset oben -- haben sich erhebliche Veränderungen ergeben. Eine geringe Stabilität dieser Größen hatten wir ja schon im Vergleich zwischen 2000 und 2001 konstatieren müssen. Die Pole Position der Neuphil aus dem Jahr 2001 ist an die Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften gegangen (die im letzten Jahr noch getrennt angetreten war). Die Medizin, die 2000 noch über ein Viertel der ungültigen Stimmen beitrug, ist nun unter die 5%-Hürde gefallen. Traurig für sie.
Höher als bei den Gremienwahlen wird die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl ausfallen. Dies ist ein wenig albern, da es bei den Gremienwahlen immerhin noch darum geht, ob ihr -- also die Fachschaften -- bestimmen könnt, wie die Studierenden auf Uniebene auftreten und wer bei euch im Fakultätsrat sitzt, während es bundesweit die Wahl zwischen Sozialabbau, Studiengebühren und Krieg (mit Zigarre) und Sozialabbau, Studienbegühren und Krieg (mit bayrischem Akzent) gibt -- jüngst hat sich auch der Kakadu (d.i. Kanzlerkandidat der Union) gegen Studiengebühren, ihr Verbot sowie soziale Selektion ausgesprochen, womit mit ähnlich entschlossenem Vorgehen zu ihrer Einführung zu rechnen ist wie unter Schröder.
Menschen, denen diese Aussicht etwas öde erscheint und die trotzdem ihre Stimme nicht der Partei bibeltreuer Christen oder dem Heidelberger Direktkandidaten mit dem schönen Kürzel HEND (ein sporadischer Autor in dieser Publikation) geben möchten, sollten ihre Wahlbenachrichtigung nicht einfach ignorieren. Der Omnibus für direkte Demokratie -- ein vom Fettecken-Künstler Beuys gegründetes Dauerprojekt zur Einführung plebiszitärer Elemente in das politische System der BRD -- würde sie gerne haben und ausstellen, und zwar im Rahmen ihrer Aktion Volksabstimmung wählen. Vielleicht kann mensch gar nicht wollen, dass Leute anfangen, über Mineralölsteuer, Zuwanderungsgesetze, Autobahnbau (bei anderen) oder Studiengebühren abzustimmen -- aber trotzdem ist euer Stimmrecht im Omnibus immer noch besser aufgehoben als im Papierkorb.