Schon am Sonntag wurde die Einladung zum Zustellen von Rad- und Fußweg begeistert angenommen |
Auf dem Papier sahen die Pläne zur Entschärfung der damaligen Heidelberger Todesfalle Nummer eins für den nichtmotorisierten Verkehr, die Brückenstraße nämlich, nicht schlecht aus: Ein breiter Bürgersteig -- fast wäre mensch geneigt, von einer Flaniermeile zu reden --, ein breiter Radstreifen auf Straßenniveau und schließlich eine gemeinsame Fahrspur für Straßenbahn und die leider offenbar unvermeidlichen Autos. Schon auf dem Papier störten natürlich die Parkplätze, die die Flaniermeile weitgehend zum Blechlager degradieren, und es war auch klar, dass sich der Gemeinderat wohl nicht würde durchringen können, das aufgrund eines bürokratischen Tricks ohnehin nie durchgesetzte Tempo 30 beizubehalten.
Am Sonntag hatte die umgebaute Brückenstraße nach einer Bauzeit von einem halben Jahr ganz nach Zeitplan "first noise", und die Realität sieht weit düsterer aus als die netten Bilder der PlanerInnen: Der Radweg ist (noch?) nicht markiert, was nicht wenige AutofahrerInnen motiviert, das Gebiet als Privateigentum zu betrachten und jedenfalls fahrradfahrenden BürgerInnen ihr Recht auf eine Unterhaltung während der Heimfahrt zu bestreiten, während andere meinen, es sei gerade genug Platz zum Parken. Wenn dann die Straßenbahn kommt, erweist sich das oft genug als Irrtum. Nicht ausgegoren wirkt auch die Idee, die Fahrräder hinter der Straßenbahnhaltestelle vorbeizuführen, denn einerseits sind durch den damit entstandenen Gehsteigradweg die wüstesten Konflikte zwischen RadlerInnen und Fahrgästen programmiert, andererseits ist nur wenig prophetische Gabe nötig, um abschätzen zu können, dass Auf- und Abfahrten dieses Konstrukts bevorzugte Stellplätze für übermotorisierte Einkaufsfahrzeuge sein werden. Das wiederum wird zwar bestimmt zu ganz tollen Manövern postmodernen Stadtverkehrs führen, aber der Sicherheit gewiss nicht zuträglich sein. Es wäre wohl doch besser gewesen, auch die RadfahrerInnen zu zwingen, auf haltende Straßenbahnen zu warten -- die meisten hätten das wohl auch getan.
Nach der Bismarckplatz-Regression hat die Stadtverwaltung hier ein weiteres Mal bewiesen, dass sie trotz eigentlich guten Willens in beträchtlichen Teilen des Stadtrates immer wieder gern vor der Autolobby und der mit ihnen aufs engste verbundenen Geschäftswelt einknickt. Besonders traurig an diesem Fall ist, dass eigentlich noch nicht mal AutofahrerInnen glücklich sein können, denn die heiße Glut, die in den stolzen BesitzerInnen der PS-Protze aufsteigt, wenn sie hinter einer der semiantiken Straßenbahnen warten müssen, bis noch die letzte Oma reingehinkt ist, ist unschwer zu imaginieren. Und mag über die eine oder andere aus Sicht eines besseren Stadtverkehrs ungeschickte Baumaßnahme hinwegtrösten.