...wie weit wir von Kaiser Willhelm weg sind? Wenigstens im Springer-Flaggschiff "Die Welt" offenbar nicht mehr weit, denn das Blatt hat -- gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung und "Unicum Abi" (das gibts? Igiit, d.S.) -- jüngst einen neuen Wettbewerb ausgeschrieben, in dem sich SchülerInnen dazu äußern sollen, wie an der Bundeswehr(macht) in Zukunft die Welt genesen soll, obwohl "[a]lle Laufbahnen und Verwendungen [...] heute auch Frauen offen" stehen. Es ist ja schlimm genug, dass schon wieder eine dieser Show-and-tell-Gruselveranstaltungen ausgetragen wird, mit denen die Leute daran gehindert werden sollen, irgendwas Vernünftiges zu tun -- aber dass es dann gleich eine Kopie des Aufsatzthemas aus der siebten Klasse des Chefredakteurs von 1941 sein muss, ist jedenfalls mal schlecht für den Magen. Wie sagte der European Foundation Intelligence Digest 154 (7.11.2002): "Decades of peacenik education in Gerrmany have been thrown into reverse gear". Gibts keine Medizin gegen sowas?
...dass die Nightline seit Semesterbegin wieder immer werktags von 21 bis 2 Uhr ein Ohr für die großen und kleinen Probleme von Studis hat? Unter Heidelberg 18 47 08 könnt ihr euch anonym und vertraulich mit anderen -- zuvor trainierten -- Studis aussprechen.
...dass es Menschen gibt, die ernsthaft in Heidelberg studieren, auch wenn unser Rektor Fregattenkapitän der Reserve ist? Manchen dieser Menschen bleibt der Weg nach Heidelberg aber verwehrt, weil sie einen Studienplatz in Clausthal-Zellerfeld bekommen haben, und so würden sie jetzt gerne tauschen. Da ihr ja gewiss genau in Clausthal-Zellerfeld studieren wollt, müsst ihr nur noch zusammenkommen. Genau dafür gibt es den VSB, der schon am Montag vor drei Wochen 599 Tauschwünsche auf http://www.studienplatztausch.de zu bieten hatte. Wie viele es mittlerweile sind, könnt ihr ja selbst nachsehen -- wenn es euch interessiert.
...dass Fidel Castro in einem Punkt mit dem Öko-AK der FSK einig ist? Er hält nicht viel davon, wenn Studierende Autos oder Motorräder haben. Während der Öko-Ak jedoch jedes Jahr mit dem AFH versucht, darauf hinzuweisen, dass der ÖPNV langfristig die einzige Möglichkeit ist, eine lebenswerte Umwelt zu haben, will Fidel vor allem verhindern, dass die Studis Unfälle bauen. Vor Medizinstuierenden in Havanna erklärte der Máximo Líder: "Wenn wir anfangen, Studenten mit Motorrädern und Autos zu sehen, riskieren wir Unfälle. Ein Todesfall bei einem Unfall ist das Traurigste, was passieren kann. Wir haben die Pflicht, Sie so gut wie möglich zu schützen. Ich kann keinerlei Nutzen darin erkennen, wenn die Stipendiaten hier Autos haben." Zugleich warnte der Ex-Kettenraucher vor den Gefahren von Zigaretten, Rum und Kapitalismus: "Eins kann ich Ihnen versichern: Weder Zigaretten noch Rum werden in diesem Land jemals billig verkauft werden." Bleibt nachzutragen, dass Zigarren das drittwichtigste Exportgut Kubas sind und Autos in Kuba längst nicht jedem erlaubt sind...
...dass Heidelbergs Ausländerbehörde zwar keinen Preis, aber immerhin ein Lob verdient hat? Das jedenfalls befand die Alexander von Humboldt (das ist der Bruder von Wilhelm -- dem mit dem Bildungsideal!)-Stiftung zusammen mit dem Stifterverband für die deutsche Wissenschaft. Ausgepreist mit je 25.000 Euro wurden Behörden, die sich besonders aufgeschlossen und hilfsbereit gegenüber ausländischen Wissenschaftlern und Studierenden verhalten. Gelobt (in Form einer Urkunde) wird am 30.Januar 2003.
Walter I. Schönlein