Uni und MWK informieren über die Betriebswirtschaft der Bildung
Wüsste mensch nicht um die ideologische Agenda des MWK, wäre angesichts seines penetranten Gejammers über den Sparzwang die Nonchalance, mit der Geld für völlige Wolkenkuckucksheim-Projekte aus den Fantasiewelten von Consulting-Agenturen herausgeworfen wird, schon frappierend. Ein neues Beispiel: die "AG Fachkonzept", die im Laufe des letzen Jahres -- weitgehend unterhalb des Radarschirms der Hochschulöffentlichkeit -- "Neue Steuerungsinstrumente", kurz NSI, für die Hochschulen ausgearbeitet hat, im Groben eine Sammlung von Rezepten zur Ausweitung der Betriebswirtschaft an den Hochschulen.
Das ist nicht nur bitter, weil ein Mangel an Betriebswirtschaft gewiss kein echt drängendes Problem der Universitäten ist, sondern auch, weil Heidelberg mit seinem Impulse-Projekt für ganz parallele Geschichten schon seit Jahren ganz erhebliche Mengen Geld verschleudert hat und aller Wahrscheinlichkeit nach das ganze tolle neue Budgetierungsmodell damit ziemlich rasch Makulatur würde, wenn nicht wieder jede Menge Geld verschleudert würde, um das AG Fachkonzept-Modell mit dem der Impulse irgendwie zusammenzubiegen.
Einen Eindruck von dem, was die AG Fachkonzept so ausgebrütet hat, kann mensch am 16.4. in der Neuen Uni, HS 14 und am 30.4. in INF 308, Hörsaal 2 in jeweils ganztägigen Veranstaltungen gewinnen, wobei mensch bevorzugt, aber nicht zwingend, der Zielgruppe "Ressourcenverantwortliche" angehören sollte. Leider ist die wesentliche Quelle, aus der mensch sonst noch Informationen über die Tätigkeit jener AG bekommen kann, eine -- auch sonst nicht uninteressante -- Anfrage der SPD-Landtagsfraktion von 2002 (nur nebenbei: den Einsatz ganzer Batterien von Nebelkerzen bei der ministeriellen Auskunft über die Kosten der Aktion empfehlen wir zum Intensivstudium bei der Vorbereitung auf ungeliebte Prüfungen).
Neckischerweise ist diese Informationsveranstaltung als waschechtes Modul (vgl. Kraut und Rüben) mit dem Titel "BWL für Funktionsumfang I -- MWK Hochschulen" angelegt und hat als Modul sogar einen Code, nämlich G 1021. Ganz im Stil der Automatenpädagogik des 21. Jahrhunderts gibts dazu dann eine präzise Moduldefinition, in die "Vermittlung von Erkenntnissen zur prozessualen Abwicklung des Controlling in Hochschulen" nebst einer Letaldosis sonstigem Dummschwätz versprochen wird.
Damit das ganze aber richtig schmerzhaft wird, hat das MWK zur Vermittlung dieser zentralen Inhalte wahrhaft ausgewiesene Experten engagiert, nämlich ausgerechnet Leute von der Telekom-Tochter T-Systems. Angesichts von Milliarden, die in Telekom-Bilanzen verschwinden, Grundstücken, deren Wert je nach Mondphase geschätzt wird, von "Aquisitionen", die auch nur durchschnittlich wirtschaftlich denkenden Menschen die Tränen in die Augen treiben und einer Verschuldung, bei der die Weltbank einschreiten müsste, wäre die Telekom ein Land, müssen diese Leute ja wirklich wissen, wovon sie bei ökonomischer Transparenz und Controlling reden.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 20.08.2003, 03.01.2004, 25.02.2004