Unruhe im Gemeinderat und an der Frankfurter Uni
...dass es auch 2003 wieder Workcamps des Service Civil International gibt? In diesem Workcamps geht es um Projekte aus den Bereichen Soziales, Kultur oder Ökologie, und sie brauchen insbesondere auch LeiterInnen. Die Vor- und Nachbereitung eines solchen Workcamps (sowie natürlich dessen Durchführung) wird in einschlägig ausgerichteten Fächern auch gern als Praktikum anerkannt -- nur, falls ihr glaubt, eure Verpflichtungen als ordentlicheR StudierendeR würden einen solchen Unfug nicht zulassen.
...dass auch der Rektor der Uni Heidelberg nicht immer alles bekommt, was er will? Lernen musste das jüngst wieder Peter Hommelhoff, der ja seit seinem Amtsantritt aus verständlichen Gründen ungebremst für die fünfte Neckarquerung kämpft. Ein erster Rückschlag kam schon, als er Anfang April mit OB Beate Weber konferierte und einsehen musste, dass die Betonierung der Neckarinsel ein Projekt ist, dessen Umsetzung nach Jahrzehnten zählt. Zwar versuchte Rektor-Pressesprecher Michael Schwarz, Webers Alternativvorschlag eines "kleinen Nordzubringers" mit bunten Bildern als Erfolg zu verkaufen, doch waren die Zähne schon recht deutlich am Knirschen. Gänzlich untergegangen ist Hommelhoff aber bei der Gemeinderatssitzung am 11.4., als zwar der Burelli-Tunnel unter der Mittermaierstraße beschlossen wurde, aber -- vielleicht unter dem Eindruck einer Gorlebenesken Demo von Handschuhsheimer BäuerInnen auf dem Marktplatz -- lediglich eine Umweltverträglichkeitsprüfung für die Neckarquerung (d.h. zwei Jahre Stillstand) und derweil kein Nordzubringer das Gefallen der GemeinderätInnen fanden.
...dass bei der erwähnten Gemeinderatssitzung merkwürdige Koalitionen operierten? Dass die FDP der Rektoren-Gattin Margeret Hommelhoff stramm bei der Betonier-Fraktion stand, überrascht nicht. Eher verwundert schon, dass die Grünen dringend den Burelli-Tunnel haben wollen, hatten sie doch schon mal eingesehen, dass keine neue Straße der Welt je Autoverkehr vermindert hätte -- aber die Grünen vergessen in letzter Zeit viel von dem, was sie einstmals vielleicht an guten Ideen hatten. Richtig wild sind allerdings die übrigen Verhältnisse: Der Blockadeantrag für den Nordzubringer kam von den Motorfundis von der CDU und wurde etwa auch von vielen Ronald-Barnabas-Schill-Klonen der "Heidelberger" unterstützt, während die Freien Wähler, bei denen eigentlich die große Lobby der Handschuhsheimer GemüsebäuerInnen vermutet worden war, sich gegen ihn aussprachen -- vielleicht, weil sie noch nicht mal für eine taktische Blockade Betonplänen im Handschuhsheimer Feld ein Ja geben wollen.
...was in der Chronik des RCDS Frankfurt (1964) stehen soll? "In der Frankfurter Mensa findet die 16. ordentliche Mitgliederversammlung der Verbandes Deutscher Studentenschaften (VDS) statt, zu der auch Bundeskanzler Erhard kommt. Mit starkem Beifall wird von den Delegierten die Aufforderung des Bundeskanzlers bedacht, Studenten sollten ein Element 'geistiger Unruhe' im Staate sein." Was er sicher wenige Jahre später nicht mehr so gesehen hätte...
Walter I. Schönlein