Kein Stammessen in den Altstadt-Mensen während der Ferien
Das Studentenwerk scheint gegenwärtig eine Anti-PR-Kampagne ungeahnten Ausmaßes zu fahren. Während der Wirtschaftschef, bekennender Dauerkonsument von Handelsblatt-Propaganda des Typs "unsere Wirtschaft wird von Steuern und Sozialabgaben erwürgt", die bisher immerhin noch geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse in allerlei Studiprojekten gänzlich prekarisiert (so geschehen etwa bei URRmEL) und aus der Wohnheimverwaltung jüngst ein höchst bizarres Verbot einer regimekritischen Veranstaltung in den Leimener Studiwohnheimen kam, soll jetzt offenbar dem hässlichen neuen "Zeughaus" samt seinem teueren Freeflow-Konzept mit harter Hand Popularität verschafft werden: Ab heute und bis Anfang Oktober soll es in der Heidelberger Altstadt kein Stammessen mehr geben.
Obwohl bereits das Mensablatt vom Juli angekündigt hatte, die Triplexmensa bleibe in den Sommerferien geschlossen, kam dies doch etwas überraschend, denn diese Konsequenz war selbst vom bekanntermaßen in allerlei Schnieko-Projekte verliebten Geschäftsführer Gutenkunst eigentlich nicht zu erwarten.
Und doch: Wer sich heute vom Studentenwerk verköstigen lassen und nicht ins Feld fahren wollte, hatte die Wahl zwischen Eat and Meet in der Triplexmensa und eben dem "Kalt/Warmen Buffet" im Zeughaus, zu 75 Cent pro 100 Gramm. Und auch wenn das Essen auf diesem Buffet etwas besser ist als das, was mensch vom Stammessen gewohnt ist, wird mensch wohl zwischen 50 und 100% mehr bezahlen dürfen, will mensch für das übliche Post-Mensa-Gefühl sorgen.
Laut Auskunft einer Kassiererin ist dies Absicht, denn immerhin gebe es ja die Gerichte aus dem Speiseplan (heute: Kartoffeltaschen oder Puten-Cordon-Bleu, wir haben darauf verzichtet, diese Auskunft zu überprüfen), es koste halt nur mehr. Da Ulrike Leiblein, bei der Studiwerks-Geschäftsführung zuständig für Mensen, heute ebensowenig verfügbar ist wie ihr Chef, gibt es noch keine offizielle Version oder gar Erklärung des ganzen Manövers. Wir werden sehen, ob es morgen eine gibt.
Derweil hören wir aus Kreisen der FSK, eine Gegenaktion im Stil der Eintopf-Aktion von 1990 sei für die nächsten Tage im Marstall geplant. Damit sich niemand beschweren kann, soll ein eventueller Erlös dem Studentenwerk zugute kommen, das nach den exorbitanten Investitionen in das Zeughaus gewiss Liquiditätsprobleme hat. Wer sich beteiligen möchte, kann über die Redaktion Kontakt zu den AktivistInnen bekommen.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 29.07.2003, 10.09.2003