...dass das Argument,. die Unis müssten allerlei Unfug treiben, weil das Geld immer knapper wird, unzutreffend ist und lediglich eine politische Agenda zu tarnen versucht? Dies jedenfalls geht aus dem Statement "In the Czech Republic, Germany [...] and Sweden, public expenditure on education increased between 1995 and 2000 despite public budget falling in real terms" hervor, der sich in der jüngsten "Education at a glance"-Studie der OECD findet. Wie üblich schwankt der Rest der Studie zwischen nicht allzu durchdachter Ideologie und interessanter Zahlensammlung (und leider sind die Tabellen wie üblich in einem unbrauchbaren Format gespeichert). Wer nie vergisst, dass diese Zahlen größtenteils Schätzungen, Propaganda oder auch reine Fantasie sind, wird von der Lektüre durchaus profitieren können.
...dass Jahr für Jahr Waren im Wert von 100 Milliarden Dollar auf dem Meeresgrund oder im Weltraum landen? Dies jedenfalls muss mensch schließen, wenn mensch die WTO-Zahlen zum Welthandel untersucht und feststellt, dass die Summe der Exporte um eben 100 Milliarden Dollar über der der Importe liegt. Dies nur als warnende Anmerkung zum letzten Absatz.
...dass die Rechtsschutzstelle der GEW eine Klage gegen Frankenbergs 40 Euro für nicht erfolgversprechend hält und die GEW deshalb von einer Klage vorm Verfassungsgericht absehen wird? Um so wichtiger wäre ein erneuter Versuch, die Gebühren auf dem politischen Weg zu Fall zu bringen -- ob nun mit einem Treuhandkonto wie im Sommersemester oder mit einem Streik wie vor anderthalb Jahren in NRW.
...dass es nicht allzuviel Neues gibt unter der Sonne? Die Idee mit den Buchautomaten, die wir neulich als innovatives Businessmodell verkaufen wollten, hatte schon 1912 der Reclam-Verlag, der bis 1917 2000 von den Dingern aufstellte. Für 20 Pfennig waren damals die Alpträume von Klassenlektüre aus den Blechkästen zu ziehen. Wir danken einem Leser für den Hinweis auf die Geschichte des Reclam-Verlags.
...dass auch der "Heilige Stuhl" (ja, es ist tatsächlich nicht von Vatikan die Rede, sondern von "Holy See") dem Bologna-Abkommen beigetreten ist? Die Redaktion hätte auch gleich einen ersten Vorschlag: Seligsprechung in einem 6-semestrigen BA-Studiengang, Heiligsprechung dann in einem darauf aufbauenden MA-Studiengang von 4 Semestern.
...dass Modul 2 immer auf Modul 1 folgt? Diese Weisheit hat das Kultusministerium den Lehramtsstudierenden des Landes an die Hand gegeben, um ihnen bei der Ableistung des konfusen und schon vor seiner Einführung häufig reformierten Schulpraxissemesters zu helfen. Eingebettet ist das in ein kleines Faltblatt, das
...was der Zuchtstall ist? Der Zuchtstall, INF 134, wurde gestern als "Max-Kade-Haus" von Studiwerks-Geschäftsführer Gutenkunst, Rektor Hommelhoff, dem Chef der Max-Kade-Stiftung Hans Hachmann und einem beliebigen MWK-Subalternen eingeweiht und ist ein Studi-Wohnheim für Masterstudis, DoktorandInnen und halt überhaupt das, was solche Brüder wie die Einweihenden so für ihre Elite halten. Drei Millionen Euro (davon rund eine halbe Million, also gerade mal gut 15%, aus Mitteln der Kade-Stiftung; Namen werden heute billig verkauft) haben 76 Wohnheimplätze gekauft, ein Seminarraum inklusive. Einen Partyraum hat die Elite nicht bekommen, es ist ja auch mehr Anzucht als Nachzucht.
Walter I. Schönlein