50 HeidelbergerInnen auf Frankfurter Studidemo
Unter den Studierenden in der Bundesrepublik gärt es weiter, auch wenn die gerade mal 200 Studis, die sich heute zu einer lokalen Auftaktdemo am Bismarckplatz versammelten, kaum etwas davon ahnen ließen. 50 davon fuhren nach einem Zug zum Hauptbahnhof weiter nach Frankfurt, wo die von den VeranstalterInnen zu einer zentralen Demo gegen Bildungs- und Sozialabbau erwarteten 10000 Leute schon warteten -- die ARD verbreitete zwar zunächst, dass nur 3000 Studis gekommen seien, korrigierte sich später dann aber auf immerhin 5000 "laut offiziellen Angaben" und berichtete die 10000er-Angabe der VeranstalterInnen. Es ist in der Tat so beruhigend, wenn Polizei wie große Medien dieses Mal die Zahlen wieder eher nach unten korrigieren, wie es beim "Lucky Streik" von 1997 beunruhigend war, dass sie die Zahlen nach oben frisierten.
Erheblich entscheidender als die nackten Zahlen ist jedoch, dass die Stimmung auf der Frankfurter Demo ausgesprochen positiv war und nicht nach Protestmüdigkeit roch. Dies galt insbesondere, als nach und nach über 1000 Studis diverse Polizeiketten, die die Innenstadt von der Abschlusskundgebung am Uni-Campus abschirmen sollten, umgingen und sich zu einer großen und munteren Spontandemo in der Innenstadt sammelten -- die Hauptdemo war vor allem im recht leeren Bankenviertel unterwegs gewesen. Die Polizei, die die Lage absolut nicht mehr unter Kontrolle hatte, verhielt sich dennoch weitgehend vernünftig, so dass es, von einem kleinen Zwischenfall an der Hauptwache abgesehen, zu keinen Gewalttätigkeiten kam. Sie hätte auch anders gekonnt, begleitete die diversen Demozüge konsequent in voller Straßenkampfmontur und hatte auch schon Wasserwerfer bereitgestellt. Sie waren gut beraten, davon keinen Gebrauch zu machen.
Stattdessen riefen die Studis "Wir sind hier, wir sind laut, denn unsere Bildung wird geklaut" und vor allem "Koch muss weg", während sie über den Weihnachtsmarkt und die diversen Einkaufsrennstrecken zogen, und wechselten "Bildung für alle, und zwar umsonst" in "Alles für alle, und zwar umsonst", als einige von ihnen einen Ausflug in die Kaufhof-Mall an der Zeil machten. Die Gelegenheit, die Paulskirche zu besetzen, verpassten sie, vielleicht 100 Studis schafften es aber ins Schauspielhaus. Erst gegen 19 Uhr wurden die Aktionen in der Innenstadt allmählich rarer.
Wie geht es weiter? Zunächst ist am Montag die Heidelberg-Mannheimer Demo, zu sich HeidelbergerInnen um 12 Uhr am Hauptbahnhof treffen. In Hessen soll am Donnerstag im Landtag das dortige Gebührengesetz verabschiedet werden, und wie zu hören war, soll der Landtag in Wiesbaden zu diesen Beratungen nicht ungestört bleiben. Danach -- wer weiß? Vielleicht wird es diese Studibewegung schaffen, um das Weihnachtsloch herumzukommen...
Aktuelle Meldungen zum Thema und aus erster Hand bekommt ihr übrigens auf der Bildungsseite von Indymedia, ein paar weitere Impressionen zur Demo heute findet ihr dort unter Massive Proteste in Frankfurt (auch wenn nicht alle Kommentare ganz ernstzunehmen sind).
Dieser Artikel wurde zitiert am: 03.01.2004