Berufsverbot in Heidelberg
Die Chefbeterin und Kultusministerin Annette Schavan hat gesprochen: Michael Csaszkóczy darf (jedenfalls in Baden-Württemberg) nicht als Realschullehrer arbeiten. Damit ist der offizielle Teil des Berufsverbotsverfahrens gegen den Heidelberger Aktivisten zunächst vorbei. In einer Pressemitteilung lässt die Ministerin erklären, Michael müsse aus der Realschule ferngehalten werden, "um Kinder und Jugendliche vor jeder möglichen extremistischen Beeinflussung zu schützen". Erhebet die Herzen.
"Der Geist weht, wo er will". Diesen Titel eines der naiv-frömmlerischen Werke der Ministerin sollte mensch wohl nicht zu ernst nehmen, denn ganz offensichtlich legt sie großen Wert auf Linientreue schon im Geiste: Es braucht noch nicht mal ein Kopftuch, um für ihre Schulen untragbar zu sein. Was nämlich konkrete Handlungen angeht, ob nun in der Schule oder vor ihren die Kinder und Jugendlichen so zuverlässig schützenden Toren, liegt gegen Michael nichts vor, und so kommt auch nichts dergleichen in der Begründung des Berufsverbots zur Sprache. Relevant ist einzig und allein, dass Michael öffentlich als Antifaschist aufgetreten ist und mithin wohl sein Geist in den falschen Gefilden wandert.
"Leben aus Gottes Kraft" heißt ein anderes Werk, das die Ministerin neben ihrer aufreibenden Regierungstätigkeit herauszugeben die Zeit hatte. Möglicherweise würde sie dies nun Michael empfehlen -- doch der will seinen Lebensunterhalt nach wie vor als Lehrer bestreiten. In einem Interview mit der Zeitschrift konkret (Motto: Lesen, was andere nicht wissen wollen) hatte er schon vor einem Monat erklärt, die "Frage, ob die BRD mit der Wiederbelebung der Berufsverbote durchkommt" sei "weniger eine juristische als eine politische." Und so setzt das Solidaritätskommittee gegen das Berufsverbot seine Arbeit fort; bereits vormerken kann mensch sich die Demonstration am 23.10.
In diesem politischen Kampf wird das Solidaritätskommittee durchaus nicht nur von den üblichen Verdächtigen unterstützt. So hat der Chef der GEW von Baden-Württemberg, Rainer Dahlem, das Verfahren als "unerträglich und erschreckend" bezeichnet, sogar die sonst eifrig mit schwarz-grünen Koalitionen liebäugelnde Theresia Bauer findet, mensch solle Michael doch "an seinen Taten" messen. Darunter versteht sie allerdings, ihn erstmal einzustellen und dann rauszukoffern, wenn er sich als unbequem erweist. Das ist eben die grüne Form von Meinungsfreiheit.
Michaels Einschätzung, die Wiederauferstehung der Berufsverbote sei nur politisch und nicht juristisch zu verhindern, ist sicher richtig -- Menschen, denen so elementare Rechte wie das der freien Meinung am Herzen liegen, sollten hier also nicht zusehen.
Nachtrag (15.9.2004): Michael hat inzwischen eine Stellungnahme zu diesen Vorgängen abgegeben.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 14.10.2004, 15.06.2005