Was wird gebaut, wo wird gearbeitet, und: Wo nicht mehr?
...dass im Februar und März bis zu 200000 Studis in Quebec für die Abschaffung von Studiengebühren gestreikt haben? Die Regierung dort hatte 100 Millionen kanadische Dollars an Beihilfe für ärmere Studierende gestrichen und wollte zusätzlich noch an Colleges (die dort etwas zwischen Berufs- und Fachschule bzw. Berufsakademie sind) Studiengebühren einführen. Wer mehr wissen will: Die Education-Seiten von indymedia Quebec bieten Infos aus erster Hand -- wenn auch vor allem auf Französisch.
...dass Helmut Kohl nicht mehr regiert? Wahrscheinlich schon, die Uni Heidelberg merkte es aber Anfang März mal wieder so richtig. Die Kohl-Vertraute Ursula Lehr nämlich hatte zum Teil mit Bundesmitteln in Heidelberg das Deutsche Zentrum für Alternsforschung aufgebaut. Da Kohl nicht mehr viel zu sagen hat, hat Berlin jetzt die Mittel für dieses DZFA gestrichen, und weil weder Kohl noch Lehr über eine größere Lobby in Stuttgart verfügen, hat Fankenberg nun ingesamt den Stöpsel gezogen. Eine Erklärung dieses Vorgangs von einer, die es wissen muss, findet ihr auf der Webseite von Theresia Bauer, die im Zuge ihrer abseitigen Studiengebührenfantasien ja auch gerne mal Schwarz-Grün denkt. Von wegen "Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus"...
...was die Uni Heidelberg in nächster Zeit bauen will? Die Landtagsdrucksache 13/4063 -- hier geht es um Gelder, die das Land im Rahmen des HBFG vom Bund haben will -- gibt Auskunft: 32 Millionen für den Neubau der Physik, 2 Millionen für den Ausbau des Netzes und ein Haufen Kram, der (vielleicht aus taktischen Gründen) bei der Medizin untergebracht wurde, teilweise aber eher mit den Endlosen Biochemischen Träumen des Rektorats zu tun hat (so etwa 28 Millionen für die Einrichtung des Biochemischen Zentrums in INF 328). Interessanterweise abwesend ist der Umbau der alten Krehl-Klinik, in die einige Altstadtfächer umziehen sollen -- für dessen Finanzierung soll die Uni Häuser in der Altstadt, unter anderem auch die gute, alte Lauerstraße 1, in der noch das ZFB sitzt, verkaufen.
...was "Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandentschädigung nach §16 SGB II" sind? Nun, das ist einfach Krawattesisch für die 1-Euro-Jobs, die jetzt auch verstärkt in Unis auftauchen sollen. Vorsorglich stellt das MWK dazu schon mal fest, dass diese Sorte Arbeitsverhältnis keins ist, sondern eine "rein organisationshoheitliche Maßnahme des Dienstherren", woraus folgt, dass die 1-Euro-JobberInnen schon mal nicht vom Personalrat vertreten werden. Noch lustiger: Entgegen eines Urteils aus Schleswig-Holstein (wo, so das Ministerium, die Mitbestimmungsrechte wesentlich weiter gehen) verneint das Ministerium auch ein Mitspracherecht des Personalrats bei der Einrichtung von 1-Euro-Jobs. Macht euch also darauf gefasst, in unserer schönen Alma Mater demnächst jeder Menge 1-Euro-JobberInnen gegenüberzustehen.
...dass "die Konsequenzen, die mit der Immatrikulation verbunden sind, sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich" bringen? Dieser Auffassung ist das Ministerium, das vor ein paar Jahren noch argumentiert hat, eine Immatrikulation bringe geldwerte Vorteile von mindestens 1000 Mark pro Semester (und damit seine Einschreibegebühren rechtfertigen wollte). Nur gehts jetzt darum, dass es DoktorandInnen, die ernsthaft von der Uni beschäftigt sind, nicht mehr immatrikulieren will, und da sieht die Sache natürlich ganz anders aus. Auch ansonsten ist das Landtagspapier, aus dem diese Worte stammen, voll interessanter Logik und Wieselei. So lieben und kennen wir unser MWK.
...warum Erwin Teufel, der nach seiner Polit-Karriere noch ein Philosophiestudium machen will, dafür nicht im angeblich so spitzenunimäßigen Baden-Württemberg bleiben will? Die Antwort ist einfach: Er will seinem Wissenschaftsminister nicht die stolze Bilanz versauen. Diese Bilanz lautet: Das mittlere Alter der AbsolventInnen der Unis in Baden-Württemberg liegt nur noch bei 27.8 Jahren, und ihren Abschluss machen sie im Schnitt nach 11.1 Semestern. Der Rückgang von 13.4 Semestern 1991 ist natürlich ein Erfolg, und zwar einer der drei Stufen der raketengoilen Trotha-Frankenbergschen Hochschulreform. Eine angegreiste Protoleiche -- noch dazu ohne Abitur -- wie Teufel will mensch inmitten solch jung-dynamischer Helden natürlich nicht haben. Klar. Danke für die Rücksicht, an der Sie es sonst so oft haben fehlen lassen, Herr Teufel.
Walter I. Schönlein
Dieser Artikel wurde zitiert am: 03.05.2005, 11.05.2005