Jetzt beantragen, ab dem 31.1. gewinnen
Es sage niemand, an der Uni Heidelberg bewege sich nichts -- vor nicht ganz einem Jahr hatten wir an dieser Stelle beklagt, der Vergabemodus für die zentralen Mittel für Fachtutorien sei, bedingt durch das Desinteresse des Rektorats für Fragen der Lehre, endgültig unsinnig geworden. Kurzfassung: Das Ministerium hat vor 15 Jahren den Instituten haufenweise Mittel für Tutorien gekürzt und dann einen kleinen Teil davon dann unter dem Label "Bündnis für Lehre" wieder zurückfließen lassen.1 Dieser Rückfluss wurde dann kanalisiert, es wurde daraus das "Heidelberger Modell" für die Bildung von Schlüsselkompetenzen finanziert, rund 400000 Euro (für die ganze Uni!) gingen zurück in die Finanzierung von Fachtutorien. Bis vor zwei Jahren wurden die Mittel in einem Antragsverfahren von der Abteilung Schlüsselkomptenzen des ZSW verwaltet.
Da das Beantragungsverfahren etwas mühsam war und die eher indifferente Haltung zu Fragen der Lehre an der Uni nicht auf das Rektorat beschränkt ist, waren im letzten Jahr, in dem noch Anträge gestellt werden konnten, viele Fächer leer ausgegangen, während etwa die Physik alleine über 10% des Etats erhielt.
Als nun ein paar Stellen am ZSW ausliefen (hatten ja nur mit Lehre zu tun...), gab es auch kein jährliches Antragsverfahren mehr, und so wurden diese Mittel einfach jedes Jahr weiterüberwiesen, ob die Insitute sie brauchten oder nicht. Nun ist es klar, dass niemand sich über zusätzliche Gelder beklagen würde, aber es konnte durchaus sein, dass wegen Mangels an Konzepten die Mittel verplempert werden. Es gab ja keinerlei Kontrolle mehr, wie diese Gelder eingesetzt werden.
Im Dezember nun wurde im SAL darüber diskutiert, wie ein neuer Verteilungschlüssel aussehen könnte. Ob Gießkannenprinzip oder nach "Leistung" (pikanterweise bemessen nach Absolventenquoten), die vorgeschlagenen Verfahren wären mit viel Aufwand verbunden gewesen. Den wollte man sich sparen (es geht ja um Lehre) und es bei den "historisch gewachsenen Strukturen belassen" (Aus Tradition in die Zukunft -- das Motto der Uni Heidelberg), da es sich mehr Nachdenken nicht lohne: In 3 Semestern, sobald es Studiengebühren gibt, müsse man die Gelder wieder ganz anders verteilen.
Nach nicht allzulanger Diskussion -- es war eine Rekordsitzung von 40 min, da die Vorsitzende wie immer terminlich bedingt wegmusste -- einigte man sich im Schnellverfahren darauf, dass man diese Ungerechtigkeit nicht bestehen lassen könne. Immerhin ist ja seit Rawls bekannt, dass eine ungleiche Verteilung der Güter nur gerecht sein kann, wenn auch die am wenigsten Begünstigsten den größtmöglichen Vorteil davon haben. Aber dass die Physik so viel Geld für Tutorien hat und die Philosphie keines, bringt den Philo-Studis rein gar nichts, außer den wenigen, die auch noch Physik studieren.
Also: man hat beschlossen, die Höhe der bisherigen Zuweisungen um 50% zu kürzen und das freigewordene Geld für Neuanträge freizugeben. Damit es diesmal auch alle mitbekommen, wurden alle Institute brav angeschrieben. Es bringt mehr Aufwand für alle, aber hoffentlich auch mehr Gerechtigkeit, da so der Zugang zu den Gütern (Tutoriengelder) auch an Ämter (Gremienmitgliedschaften) gebunden ist, die im Wettbewerb (Wahlen) allen zugänglich sind.
Beantragungsfrist ist der 31.01.06. Also haut rein, Leute! Oder kümmert euch drum, dass die in eurem Fach Zuständigen reinhauen.
1 Um zum Schaden noch den Spott zu gesellen, wird mittlerweile noch die Behauptung zirkuliert, die Mittel stammten aus Langzeitstudiengebühren. Dass diese noch gar nicht erhoben wurden, als das Ministerium den Unis sein "Bündnis" aufzwang, stört dabei natürlich nicht. Zur verqueren Logik hinter solchen Argumentationen empfehlen wir noch die denkwürdigen Äußerungen des Ministers in der Verwaltungsgebührendebatte ("Also, ob man nun jemand 16 Millionen Euro direkt gibt oder ob man ihn davon ausnimmt, dass er die gibt, das kommt auf das gleiche heraus"). [Zurück]
Dieser Artikel wurde zitiert am: 08.03.2006