Die Studis werden schneller, obwohl sie ihre Fahrräder sorgfältiger abstellen müssen
...was Elite-sein im Alltag bedeutet? Wir wissen es auch nicht genau, aber für die Unispitze heißt es unter anderem: die Räder ordentlich abstellen, wenn man morgens zur Arbeit kommt -- hierzu wurden die Mitarbeiter der Univerwaltung nämlich angehalten, als eine Kommission im Rahmen der Exzellenzinitiative der Bundesregierung die Uni Heidelberg besuchte. Beim ordentlichen Aufhängen der Zettel an den Schwarzen Brettern in der Univerwaltung wurden zwar die Zettel reduziert, aber die Ordnung erhöht. Auch sonst hat Elite offenbar viel mit Äußerlichkeiten zu tun: in der ZUV wurden alle Türschilder erneuert, im IPW wurden WiHis einbestellt, um arbeitende Studierende zu simulierem. Ob´s was gebracht hat, klärt sich am Freitag, 13.10.
...was diverse Verbindungen so in Heidelberg treiben? Leider sind ihre Aktivitäten vor allem in der Altstadt nicht mehr so einfach zu übersehen, aber trotzdem werdet ihr in der Zusammenstellung des Antifa-AK unter dem Titel "Oh, Heidelberg, du Feine" noch manches Neue erfahren -- wegen reicher Illustration seid ihr allerdings erst mit viereinhalb Megabyte dabei.
...dass 1422 im Anschluss an eine Prügelei zwischen Studenten der Uni Heidelberg und Bürgern der Stadt ein "Studentenkrieg" ausbrach, in dessen Verlauf Trossknechte des Kurfürsten etliche Bursen -- die Studiwohnheime oder vielleicht eher Colleges der damaligen Zeit -- plünderten und fanden, es sei allemal besser, Pfaffen und Studenten zu erschlagen als Hussiten? Letzteres ist eine Referenz darauf, dass ein paar Jahre zuvor der Kirchenreformer Jan Hus während des Konzils von Konstanz quasi hinterrücks verbrannt worden war und Heidelberger Ordinarien beim Mord eifrig beigeholfen hatten. Der "Studentenkrieg" war dabei kein Einzelfall -- 1406 etwa hatten die Bürger die Parole "Tod den Plattenträgern, nieder mit den Langmänteln". Während damals Lehrende und Studenten gemeinsam im Fokus der Bürgerschaft gewesen waren, rief 1738 bereits der Senat selbst Militär gegen die Studenten in die Stadt, das immerhin eine Woche brauchte, um Ruhe und Ordnung zu schaffen. Das wiederum deutet schon auf eine Traditionslinie hin, die bei der martialischen Räumung des CA 1977 noch lange nicht endete.
...wer "die vakante Position eines Bundesbildungsministeriums (manche sprechen sogar von einem 'Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda') zunehmend selbstbewusst besetzt"? Ihr könnt es nachlesen in einem netten kleinen Stück von Clemens Knobloch in der Wochenzeitung Freitag vom 7.7.2006, in dem auch die dringend notwendige Frage gestellt wird, warum eigentlich die zwischenzeitlich diskutierte De-Facto-Schließung der Medizin in Witten-Herdecke gerade als Zeichen für Qualität und Exzellenz gesehen wird. Preisfrage: Warum steht sowas nicht in der Zeit?
...woran mensch Ausbildungsprozessqualitätsentwicklung erkennt? Daran, dass im vergangenen Jahr die Studis die Unis nach im Mittel 10.5 Fachsemestern mit einem Abschluss verließen und damit fast in Regelstudienzeit. 16900 Prüflinge hielten im letzten Jahr den gestrengen Fragen der Edelprofen stand, 1.1% weniger als im Vorjahr. Wenn ihr noch mehr Organisation haben wollt: An den PHen kommen die Leute im Schnitt mit 7.7 Semestern aus, an den Verwaltungsfachhochschulen (wo sie natürlich auch bezahlt werden) nach deren sechs. Mehr Zahlen dieser Art gibts in einer Pressemitteilung des Landesamts für Statistik. Was dort nicht steht: 2001 war die mittlere Studiendauer bei deutlich mehr Lehrpersonal noch 13.4 Hochschulsemester. Klare Qualitätskennzeichen. Oh, und: Damals hatte die KMK prognostiziert, dass sich an den Studienzeiten kaum etwas ändern wird. Das sind die ExpertInnen, die euch sagen, dass Studiengebühren keine Auswirkungen auf die soziale Zusammensetung der Studis haben werden.
...dass wir künftig noch mehr Dieter Schwarz-Chairs for Warenwirtschaft und Logistik bekommen werden? In einer Pressemitteilung des MWK lässt der Minister verkünden, er wolle im Rahmen eines "Masterplans" "Hochschule 2012" (gehts noch dümmer?) verstärkt "die Wirtschaft" beteiligen, wohl im Vorgriff auf die Kürzungen, die auf die Erhebung von Studiengebühren folgen werden. Bemerkenswert dabei die Offenheit, mit der der Minister zugibt, "den Ausbau der Studienkapazitäten am besonderen Bedarf der Wirtschaft an Fachkräften" im Bereich Ingenieur- und Naturwissenschaften ausrichten zu wollen, denn früher hieß es immer noch, die Horrorszenarien der Studis von einem Ausverkauf der Geistes- und Sozialwissenschaften bei einer Wandlung der Unis in Subventionsmaschinen für die Wirtschaft seien reine Paranoia. Nun, immerhin das: irgendwann scheint selbst in der fantastischsten Fabel die Wahrheit durch.
...dass ihr im Rhein-Neckar-Raum Jobs mit Zukunft finden könnt? In der Wachstumsbranche "Mutter Courage" aktiv ist nämlich das Mannheimer Versorgungsunternehmen MVV, bekannt aus Studiticket und Strompreis, aber auch aus Zusammenkehren im Kosovo oder jetzt in Afghanistan. Wenn ihr schon immer mal in den Kongo wolltet: Nichts wie abschließen und dann ab mit der Bewerbung in die Nachbarstadt.
...wer über die Nationalhymne der BRD [6 MB PDF] Folgendes gesagt hat: "Sie [viele] wollen gerade in jenem Lied etwas imperialistisches erblicken, das doch von ihrem Imperialismus am weitesten entfernt ist"? Und wer Folgendes: "Die Fußballweltmeisterschaft hat die Identität stiftende Funktion unserer Nationalhymne im positivsten Sinne aufgezeigt und deutlich gemacht, dass die dritte Strophe des Deutschlandliedes sehr gut zu einem gastfreundlichen und toleranten Deutschland passt"? Die nächste Web-Suchmaschine ist euer Freund...
Walter I. Schönlein