Neues aus dem studentischen Dachverband - in Zeiten von allgemeinem Bildungsrückbau
Zum einen hat der fzs ein Problem mit seiner Gremienstruktur. Da gibt es beispielsweise einen Ausschuss mit dem schönen Namen "AS" (Ausschuss der StudentInnenschaften), der eine Art Kontrollgremium für den Vorstand ist und je nach Perspektive auch noch allerlei andere Dinge darf, muss oder soll. Laut Satzung ist er das höchste beschlussfassende Gremium zwischen den Mitgliederversammlungen. Für Beschlüsse in diesem Ausschuss benötigt man eine 2/3 Mehrheit, wodurch der AS in den letzten Semestern vor allem durch seine Selbstblockade und manchmal etwas krude Beschlüsse berühmt-berüchtigt war. Aber vielleicht ändert sich das ja im kommenden Wintersemester. Auf der Mitgliederversammlung in Lüneburg wurde der AS neu gewählt, unter anderem ist nun die FSK der Uni Heidelberg gewähltes Mitglied.
Zum anderen wären da die Finanzen. Der fzs wird -- finanziell -- vor allem von den großen Nord-Universitäten getragen. Die StudentInnenvertretungen der großen Hochschulen zahlen pro Studi und Jahr 55 Cent. Da tun die Austritte einiger größerer StudentInnenschaften aus Hessen natürlich besonders weh. Zu lösen wäre dieses Problem beispielsweise, wenn sich die Bundesregierung dazu entschließen könnte, neben der Vertretung der Rektorate (die Hochschulrektorenkonferenz HRK ) auch die bundesweite Vertretung der Studierenden finanziell zu unterstützen. Ein weiterer Ansatz wäre auch, in Baden-Württemberg endlich die Verfasste Studierendenschaft (VS) wieder einzuführen (die einst unter einem Ex-Nazi-Marinerichter in der Position des Ministerpräsidenten abgeschafft wurde). So könnten die baden-württembergischen Hochschulen endlich zu zahlenden Mitgliedern im fzs werden.
Und wenn diese beiden Themenfelder nicht wären, dann wäre da noch das diffizilste Problem -- wir nennen es hier den Mangel an politischer Kultur. Zuerst einmal fällt auf, dass man sich auf Mitgliederversammlungen oft unnötig lange mit Anträgen zur Geschäftsordnung oder anderen Formalia aufhält. Sind diese Probleme dann gelöst, kommt man oft gleich auf das nächste Problemfeld: Das Denken in Lagern oder - wie man es öfter formuliert -- in "Blöcken" oder "Strömungen". Da wird zum einen gerne ein "Hessen-" und "Juso-Block" oder ein "linkes" und "rechtes" Lager gesehen. Hier hilft es nicht, deren Existenz zu leugnen, vielmehr sollte man sie auf ihre Relevanz hinterfragen. Bei den inhaltlichen Debatten findet sich meistens eben doch ein mehrheitsfähiger Kompromiss, welcher von allen getragen wird. Auch die Abgrenzungen nach Gruppierungen sind bei diesen inhaltlichen Debatten fließend. Weiter sollte die Existenz von sich unterscheidenden Ansichten in den Studierendenschaften nicht als Bedrohung angesehen werden, sie sollte vielmehr als bereicherndes Element eines Dachverbandes gesehen werden. Wenn man dann noch den Ausgang von Debatten und die Ergebnisse der neuerlichen Vorstandswahlen als demokratisch legitimierte Ergebnisse auf breiter Ebene akzeptieren würde, wäre schon vieles gewonnen. Einseitige Berichte auf studentischen Internetportalen oder auch unausgewogene Artikel in der überregionalen Presse helfen nicht weiter, sondern schaden vielmehr der gemeinsamen Sache nachhaltig.
In diesem Sinne führen wir unsere Analyse auch nicht weiter aus sondern Danken vielmehr dem scheidenden Vorstand bestehend aus Konstantin Bender, Katharina Binz, Elke Michauk und Janett Schmiedgen für die geleistete Arbeit und wünschen dem neuen fzs-Vorstand, namentlich Imke Buß, Florian Hillebrand, Martin Menacher und Regina Weber viel Erfolg und uns allen gutes Gelingen.