So hatten sich trotz Nieselregens rund 250 Menschen vor dem Schauplatz der Gedenkfeier (pikanterweise war dies das Forschungszentrum der ABB) eingefunden, ausgerüstet mit Instrumenten zum Erzeugen von mehr oder minder melodiösem Lärm. Die Studis beschlossen, zunächst mal die Einfahrten zum Gebäude zu blockieren, was zu kleineren Rangeleien führte und Minister Trotha zunächst auch an der Einfahrt hinderte. Ein mutiger Studi, der es gewagt hatte, seinem "Anwalt" (Trotha über Trotha) ein Flugblatt in die Hand zu drücken, wurde zur Personalienkontrolle abgeführt. Etwa zehn Minuten später machten die Polizeikräfte ohne große Rücksicht und unter zaghaftem Einsatz ihrer aparten Holzprügel den Weg für die Limousinen der beiden Minister frei. Dabei wurde mindestens ein Demonstrant recht ernsthaft verletzt und mußte notärztlich versorgt werden.
Der Begrüßungscocktail der illustren Gesellschaft blieb auch nicht ungestört: Die Studis draußen in Regen und Kälte klopften rhythmisch an die Scheiben und machten allerhand anderen Radau -- Minister Trotha ließ sich aber zu keiner Äußerung bewegen, die über einen Zeigefinger an der Stirn hinausging. Schade eigentlich, er hätte interessante Dinge zu sagen gehabt. Dinge, die so interessant waren, daß sie noch nicht mal der RCDS-Bundesvorsitzende Wichard zur Heyden (sp?) glauben wollte. Die offene Äußerung dieses Unglaubens während der ministeriellen Festrede darf wohl als mittlerer Eklat gewertet werden. So viel Mut machte auch seine studierenden ParteifreundInnen aufmüpfig, sie wagten, seinen Einwendungen mehr Applaus zu schenken als der Rede des Ministers selbst.
Die Courage der Studis draußen schien doch ein wenig ansteckend gewesen zu sein. Und selbst Trotha wird allmählich einsehen müssen, daß er seinen Traum von den effizienten Privat- und Eliteunis allein träumt. Hoffen wir, daß er rechtzeitig aufwacht.