Der nächste Montag markiert einen historischen Tag in der Geschichte der Bundesrepublik: Feierlich wird der Grundstein zum ersten neuen Atomreaktor seit Tschernobyl gelegt. Er soll zwar nicht der Erzeugung von Strom dienen sondern zu der von Neutronen -- Physiker aller Sparten brauchen sowas --, bietet aber dafür als besonderes Schmankerl die Gelegenheit, mit dem Bombenstoff zu spielen, denn der Reaktor ist auf einen Betrieb mit hochangereichertem Uran ausgelegt. Es ist zwar noch nicht so ganz klar, wo der Stoff herkommen soll, zudem die USA schon signalisiert haben, dass sie bei dem Zeug großte Besorgnis in Sachen Atomwaffensperrvertrag haben, wichtig ist jetzt aber, dass das AKW gebaut wird, schließlich sollen die A-Länder ja sehen, wie mensch sowas macht.
Nun, am 27.1. wird also der Grundstein gelegt (einen ersten Spatenstich gabs auch, vor etwa einem halben Jahr -- die Leute dort haben offenbar ein Faible für provokative Feierlichkeiten) für die "Neue Forschungs-Neutronenquelle Garching", wie es in der Einladung heißt. Interessant die Rednerliste: Neben dem Präsidenten der TU München, dem SPD-Bürgermeister von Garching und dem Bayrischen Kultusminister Zehetmair wird auch Adolf Hüttl vom Generalauftragnehmer Siemens/KWU reden. Wer sich das alles anhören will, hat allerdings Pech, zur Veranstaltung um 9 Uhr s.t. im Hörsaal 1 des Garchinger Physik-Departements sind nur geladene Gäste zugelassen. Für Bewachung sollte reichlich gesorgt sein, schon weil die Initiativen gegen den Reaktor bereits zur Gegenkundgebung (mit dem hübschen Titel "Grabsteinlegung") aufgerufen haben.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 06.02.1998