Vor zwei Wochen war hier etwas von der Spaltung der Tageszeitung "Junge Welt" zu lesen, verbunden mit Spötteleien über die Schwierigkeiten, die Beschäftigte von "nur ein bisschen selbstverwalteten" Betrieben bekommen, wenn die Hemdsärmligkeit aus welchen Gründen auch immer vorbei ist. Im Falle der Jungen Welt ist die Geschichte für die Gefeuerten doch noch ganz glimpflich abgelaufen: Nach zweiwöchiger Besetzung und etlichen erfolglosen Vermittlungsversuchen von Starlinken des Kalibers Gremliza hat der Verlag 8. Mai, Träger der Rest-jW, die fristlosen Kündigungen in fristgerechte umgewandelt und zahlt auch eine Abfindung. Da den BesetzerInnen der Redaktion weiterhin zugesichert wurde, dass keine Schadensersatzklagen auf sie zukommen, war der Weg des besseren Teils der Redaktion in ihre normalen Wohnungen sozusagen vorgezeichnet.
Nach Ansicht der Gefeuerten ist damit auch der Weg der jW in eine muffige Ostalgie-Ecke vorgezeichnet -- wäre schade, wenn sie Recht behielten. So oder so hat die Bundesrepublik jetzt aller Voraussicht nach eine neue linke Wochenzeitung: Die jungle world, zunächst ein Experiment der RedaktionsbesetzerInnen, soll nach der Sommerpause wöchentlich erscheinen.