Die Uni Heidelberg steht im Ruf, eine auch im Vergleich zu anderen Unis ziemlich muffige und von Professorendünkel geprägte Veranstaltung zu sein -- wenn sich Dekane immer noch mit "Spectabiles" anreden und der Rektor auf "Magnifizenz" besteht, braucht sich auch niemand über so einen Ruf zu wundern. Jetzt allerdings hat die Uni die Chance, ein wenig gegenläufige Profilschärfung zu betreiben.
Diese Chance verdankt sie der Trotha-Erfindung des Landeslehrpreises (vgl. UNiMUT 71 oder unseren Artikel über die letzte Verleihung des Landeslehrpreises in Heidelberg). Dieser wurde bisher ausschließlich an Profs verliehen, denen das Trotha-Ministerium damit einen gewissen Anreiz zu besserer Lehre geben wollte -- allerdings muss mensch zugeben, dass die 30000 Mark, die damit zu verdienen sind, eher bescheiden sind im Vergleich zu den Summen, die mensch durch erfolgreiche Drittmitteleinwerbung (also "Forschung") abräumen kann. Wie dem auch sei, dieses Jahr nominiert die Neuphilologische Fakultät zum ersten Mal eineN NichthabilitierteN: Die UNiMUT-Starautorin Kirsten wurde von ihr aufs Schild gehoben, in Anerkennung ihres Lebenswerks, das auch nach Meinung der Redaktion mehr Positives für die Lehre in der Neuphil und wohl auch darüber hinaus bewirkt hat als das jeder einzelnen Person, die sich im Augenblick auf den Besoldungslisten der Uni Heidelberg befindet.
Nun scheint es vorläufig ziemlich unglaublich, dass Kirsten auch die weiteren Hürden in Verwaltungsrat, Rektorat und Ministerium nehmen wird, zudem sie in Trothas Augen locker als Langzeitstudi durchgeht. Doch selbst wenn auch dieser Landeslehrpreis wieder an irgendeinen Schleifer von Prof gehen wird, hat die Neuphil mit dieser Nominierung ein wirklich bemerkenswertes Signal gesetzt.