Alltag in der Plöck: Um den Autos auszuweichen, fahren RadlerInnen auf dem Gehweg oder steigen gleich ganz ab. |
Heute fand die im letzten UNiMUT angekündigte Aktion der IG Rad (und der URRmEL) statt -- wenigstens ein kleiner Teil der sogenannten Fahrradstraße Plöck sollte für ein paar Stunden befriedetes Gebiet werden.
Hintergrund ist, dass sich die Plöck angesichts der noch mieseren Alternativen zu der Fahrradachse in die Altstadt entwickelt hat und dies von der Stadt auch durch die Deklaration der Straße zur Fahrradstraße anerkannt wurde, dass aber die Praxis nicht allzu berauschend ist. AutofahrerInnen ärgern sich über Fahrräder im Gegenverkehr, FußgängerInnen über rasende FahrradfahrerInnen und alle über wild parkende Autos, die, obwohl nach 11 Uhr striktes Halteverbot auf der gesamten Länge der Plöck herrscht, augenscheinlich die Obrigkeit nicht wesentlich jucken. Da sich auch keine Partei sonderlich genau an das Tempolimit von 15 hält, ist es wirklich ein Wunder, dass es in der Plöck nicht jeden Tag Tote gibt.
Ampelmännchen bewachten heute für ein paar Stunden die von der Stadt nur provisorisch markierte Erweiterung des Bürgersteiges. Normalerweise steigt dort kein Bürger... |
Ansatzpunkt der IG Rad war, alle Parteien zu mehr Rücksichtnahme aufeinander aufzurufen. Zu diesem Zweck gab es getrennte Flugblätter mit den Titeln "Liebe(r) Autofahrer(in)" und "Plöck und Rad", die zielgruppenspezifisch die diversen Problematiken ansprachen. Das Konzept hat sich in gewisser Weise bewährt: Sobald Angehörige einer Gruppe einklagten, sie seien nicht die allein Schuldigen, war sofort das Flugblatt für die Angehörigen der anderen Gruppe zur Hand -- insgesamt kam es so zu etlichen nützlichen Gesprächen.
Unterhaltsamer aber, wie immer, die Querulanten (nach Augenschein des Redakteurs braucht es diesmal kein hohes I): Angefangen von Autofahrern, die das ganze Flugblatt für eine Unverschämtheit hielten und je nach Mut entweder erbost aus ihren Autos schossen oder einfach nur den elektrischen Fensterheber jaulen ließen, bis hin zum schon von anderen Aktionen bekannten Inhaber des exklusiven Männermodegeschäfts Leonardo Papandrea, der erbost auf die Ampelmännchen losging und die Polizei kommen ließ. Die allerdings konnte nichts gegen die angemeldete und genehmigte Veranstaltung tun und ließ es bei einer Ermahnung bewenden, die Leute von ADFC, IG Fuß und URRmEL sollten doch nicht so provokativ von dem bewussten Laden "herumhängen".
Die Plöck wird wohl nicht viel friedlicher werden, so lange die beiden Parkhäuser in der "Fahrradstraße" offen sind. Veranstaltungen wie diese mögen helfen, die Problematik im öffentlichen Bewusstsein zu halten.
Nachtrag: (28.5.98):Die VeranstalterInnen haben auch eine Seite zur Aktion ins Netz gestellt.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 26.10.1998