Links: Der bekannte Mercedes-Benz der Heidelberger Kriminalpolizei, Abteilung Staatschutz, war mit von der Partie -- wegen dieses Fotos drohte Kriminaloberkommissar Horsch unserem Fotografen, er würde die Kamera beschlagnahmen, wenn sein Auto nochmal fotografiert würde. Mitte: Immer regnet es, wenn mensch gegen Trotha demonstrieren will. Rechts: Trotha freut sich, im Dekanat der Neuphilologie auf seine Klienten (die Studierenden nämlich) zu stoßen.
Das Transparent, das extra zu Trothas Begrüßung am Schloss flattern sollte, war leider schon am Vormittag dem Ordnungssinn der HeidelbergerInnen zum Opfer gefallen, es regnete, und von Trotha war schon keine Spur mehr zu sehen -- böse Erfahrungen (etwa vor anderthalb Jahren oder später im Februar 97) hatten es dem Minister geraten erscheinen lassen, lieber etwas früher zu kommen und dann ungestört ins Rektorat zu gelangen. Pech für die Mahnwache aus Studierenden, die Trotha auch diesmal nicht ungestört durch Heidelberg flanieren lassen wollte.
Ja, der traditionelle Trotha-Regen (mensch könnte fast meinen, die Englein würden wirklich weinen, wenn der Minister kommt) -- ab 12 fiel er auf die mit Transpis vor der alten Uni stehenden AktivistInnen. Hässlich vom Hausmeister des Rekorats, auch in dieser doch recht deprimierenden Situation noch zu lügen (er tut das eigentlich immer) -- diesmal behauptete er, Trotha sei gar nicht drin und wolle erst gegen zwei kommen. Warum der Mann bei seiner wahrscheinlich schlechten Bezahlung immer wieder das Höllenfeuer riskiert, wird wohl auf ewig ein Rätsel bleiben.
Trotha war aber wirklich drin, hatte zwei Ministeriumsleute mitgebracht und verhandelte mit 11 NeuphilologInnen (davon immerhin 3 Studis) und dem Rektorat samt dessen Pressestelle über einen Brief, in dem sich die Neuphilologie über einige Merkwürdigkeiten beschwert hatte -- zum Hintergrund vgl. "Meckern lohnt (ein bisschen)" in UNiMUT 153. Zur Eröffnung motzte Trotha erstmal, der Brief sei völlig überzogen und falle ihm in aller Öffentlichkeit in den Rücken. Dementsprechend bemühte er sich tapfer, Absatz für Absatz der Neuphil-Klagen zu zerreißen. Überhaupt sei alles ungerecht, mit dem "Solidarpakt" hätten die Unis das Privileg, schon vorher zu wissen, dass ihnen 10% der Stellen gestrichen würden.
Damit war Trotha in seiner üblichen Litanei: Der "Bodensatz an Langzeitstudierenden" müsse aufgewirbelt werden, und er habe ja nun auch die politischen Rahmenbedingungen für ein schnelles Studium geschaffen -- womit er den Straftausi und die Verkürzung der Regelstudienzeit auf neun Semester meinte. Wie letzteres implementiert wird, bleibt allerdings den Unis überlassen, womit das Ministerium zum Nulltarif aus dem Schneider ist. Und in der Tat, ein Nachhaken bei den Regelstudienzeiten ergab, dass der Minister nicht so recht wusste, wovon er da redete. Er musste schließlich zugeben, dass auch das Ministerium mittlerweile die Notwendigkeit anerkennt, in verschiedenen Fächern über eine Rückverlängerung der Regelstudienzeiten zu reden.
Keinen Handlungsbedarf sieht Trotha hingegen in der Frage von Behinderten und den Langzeitgebühren -- alles Übel der Welt könne er nicht lösen (aber immerhin einen kleinen Teil davon verursachen, d.S.). Gleiches gilt in der Frage der Teilzeitstudierenden; zudem der arme Steuerzahler zwar Trothas Benz, aber nicht das Studium von Leuten, die nebenher arbeiten, "um den Lebensstandard zu verbessern" (was Trotha ihnen großzügigerweise gönnt) finanzieren kann. Wer nicht merkt, dass sich Trotha mit dieser Aussage entweder als Demagoge oder als Depp outet, darf jetzt nochmal lesen.
Locker aus der Affäre zog sich Trotha bei Klagen, ohne einen festangestellten Mittelbau gingen Professionalität und Kontiunität gerade in der Grundausbildung den Bach runter, nur mit Tutorien und Lehraufträgen sei eben auf Dauer kein Staat zu machen: Er, Trotha, habe die Stellenkürzungen ja nicht beschlossen. Überhaupt immer kam Trotha mit dem Tip, mit einem lokalen NC könnten die Probleme sowieso gelöst werden -- wie der NC allerdings mit den vorhandenen Ressourcen überhaupt durchzuziehen sein soll (Auswahlgespräche...) wusste der Minister auch nicht. Das hinderte ihn natürlich nicht, später wieder mit dem NC zu kommen. Ärgerlicherweise stellte sich Rektor Siebke hier wie fast immer (Stichwort Struktur der Fakultät) auf die Seite Trothas und kam schließlich nicht umhin, einen "Dissens" zwischen Rektorat und Fakultät festzustellen. Mensch sollte wahrscheinlich mal nachzählen, mit wie vielen Fakultäten Siebke mittlerweile eigentlich einen Dissens hat...
Eine Teilnehmerin hob gegenüber dem UNiMUT hervor, besonders positiv an dem Gespräch sei ihr aufgefallen, dass Lehrende und Lernende der Fakultät gemeinsame Postitionen vertreten haben und sich nicht spalten ließen. Trotha habe wie gewohnt geblockt (evtl. mit Ausnahme der Frage einer Verlängerung der Regelstudienzeiten) und sich ansonsten vielfach nur mäßig informiert gezeigt.
Nach dieser doch eher unerfreulichen Diskussion zogen sich einige erwählte Herren (Trotha, seine Ministerialdirigenten, Siebke und der Dekan, nicht aber eine Vertreterin der Studierenden) zu einem konspirativen Essen zurück und gingen anschließend zu Fuß (!) die 200 Meter ins Dekanat der Neuphilologie. Dort wurden sie von den Resten der Mahnwache aber schon erwartet, die nun nicht mehr mahnte sondern schlicht auf der Treppe saß und die Herren störte. Dies ärgerte vor allem den Dekan, während Trotha darauf hinwies, es sei unschicklich, fremde Leute zu berühren. Er nahm jedoch keine Stellung zur Frage, ob er sich von den DemonstrantInnen sexuell belästigt gefühlt habe.