Am Morgen danach: Das AZ (oder was davon übrig ist) |
Heute morgen um zehn war Schlüsselübergabe beim Autonomen Zentrum: Die BetreiberInnen des AZ gaben ihr Gebäude in der alten Bergheimer Straße 7a ohne weitere Probleme an die Stadt zurück. Ende der achtziger Jahre hatten Bestrebungen begonnen, ein selbstverwaltetes Zentrum für linksradikale Politik und unkommerzielle Kultur in Heidelberg einzurichten, und nach der Amtsübernahme von Beate Weber war 1991 aus einer ehemaligen Druckerei (sinnigerweise "AZ-Weberdruck" -- der Trägerverein des Zentrums heißt "AZ-Gegendruck") ein Veranstaltungszentrum geworden, in dem seither nicht nur Discos, Konzerte und Volksküchen, sondern eben auch recht eindeutige inhaltliche Arbeit stattfand.
Seit heute morgen ist das nun vorbei, nachdem die Stadt sich außerstande sah, ein Ersatzgebäude bereitzustellen -- und das, obwohl bereits sein mindestens zwei Jahren klar war, dass die städtischen Pläne, Bergheim zu einer Flanier- und Kongressmeile umzubauen, sich mit der Existenz des AZ nicht vertrugen. Folglich hatte die Stadt offenbar große Sorge, dass die AZlerInnen ihr mühevoll hergerichtetes Domizil nicht so ohne weiteres aufgeben würden. In aller Eile wurde deshalb gleich nach der Schlüsselübergabe angefangen, den Gebäudekomplex niederzureißen. Eine Sitzblockade von knapp hundert Unentwegten, die selbst Kälte und Schnee nicht abschreckten, konnte die Abrissbagger nicht aufhalten. Ein dpa-belegter Stein flog allerdings gegen eine der Baumaschinen.
Wie geht es nun weiter? Die AZlerInnen wollen nicht aufgeben, OB Beate Weber zerdrückt ein paar Krokodilstränen, und am Samstag wird gegen das Vorgehen der Stadt demonstriert.
Das AZ im UNiMUT: AZ bleibt -- die jüngsten Ereignisse; Staatliche Repression -- über eine Polizeiaktion gegen das AZ; Mit uns in die Zukunft und Das Autonome Zentrum lebt -- schon vor über einem Jahr gabs eine Hausbesetzung, um Dampf hinter die Suche der Stadt zu machen; Rettet das AZ -- die Kündigung Ende 1996; und allenthalben in den Terminen.
Schon fast Krawall: Einer der Abrissarbeiter bedauerte, dass die AZlerInnen das Fenster seines Baggers und nicht die hohen Herren der Stadtverwaltung als Ziel für ihre Steine ausgesucht hatten. |
Nachtrag (5.2.): Im Vorfeld der morgigen Demo hat die Polizei große Sorgen und hat eine "Info-Hotline für besorgte und informationssuchende Bürger" eingerichtet: Ab morgen 8 Uhr erfährt mensch unter 06221/991012 oder 991013 alles wichtige über die Demo aus berufenem Munde.