Im Jahr 1997 gelang es zum ersten Mal, die alte Tradition des "Maiansingens" am Marktplatz zu unterbinden -- bis dahin hatten sich am 30.4. jedes Jahres um Mitternacht Burschenschaftler, Skinheads und Hooligans um den dortigen Brunnen zusammengerottet und Liedgut eher zweifelhafter Natur zum Besten gegeben, der groben Linie "Im Liede stark, Deutsch bis ins Mark" (so der Wahlspruch der akademisch-musischen Vereinigung Stauffia im SV) folgend. Ein besonders gelungenes Portait eines Teilnehmers damals fand sich in UNiMUT 39 von 1991.
Seit damals kamen die rechten Herren nicht mehr recht zum Zug (vgl. etwa den Bericht von 1998, oder auch den Hintergrundartikel von damals), und genau das bedauert nun, laut einer Meldung der RNZ von gestern, der Vorsitzende der Altstadt-CDU, Christoph Ahlhaus, der dem Vernehmen nach die Verbindungen in einem Brief aufgefordert hat, das Maisingen wieder aufzunehmen. "Viele Bürger der Stadt", so Ahlhaus, sehen in dem braunen Spuk "ein gutes Stück liebgewonnener Heidelberger Tradition."
Wer Horst-Wessel-Lied und Maas-bis-Memel-Fantasien für eine weniger stolzschwellende Tradition hält, ist auch dieses Jahr wieder eingeladen, dafür zu sorgen, dass nichts draus wird: Am 30.4. findet ab 18 Uhr auf dem Uni-Platz und in der Triplex-Mensa mit Unterstützung der FSK ein Straßenfest-cum-Infoveranstaltung statt, das die Stunden bis Mitternacht hoffentlich unterhaltsam gestalten wird. Zur Vorbereitung empfohlen wird außerdem die Taxonomie der Heidelberger Burschis, die die Antifaschistische Initiative Heidelberg sorgfältig zusammengestellt hat.
Nachtrag (23.4.2001): Wir haben zu diesem Artikel tatsächlich einen Leserbrief bekommen. Das LeserInnenbriefschreiben ist zur Nachahmung empfohlen.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 02.05.2001