Studiengebühren sind rot/grün (03.07.2002)

Der Widerstand gegen die Einführung von Studiengebühren in Nordrhein-Westfalen ist -- wie von uns vorhergesagt -- de facto vorbei, und auch wenn das dortige Äquivalent des Notopfers Trotha trotz aller Finanznot abgewendet werden konnte: Die Strafgebühren kommen, jedenfalls, wenn mensch der Presseerklärung der zuständigen Ministerin Gabi Behler glauben darf -- womit nebenbei auch gleich klar ist, was mensch vom so genannten Studiengebührenverbot in der sechsten HRG-Novelle zu halten hat.

Bemerkenswert an der Presseerklärung ist vor allem die Sorte Neusprech, die mensch von Personen mit geheimen Sympathien für den Stalinismus erwarten könnte, denn immerhin war Orwells 1984 natürlich vor allem von Erfahrungen mit solchen Genossen geprägt. Behler schreibt den bemerkenswerten Satz "In Nordrhein-Westfalen bleibt das Erststudium grundsätzlich gebührenfrei", um dann -- War is Peace, Freedom is Slavery -- zunächst von Studienkontenmodellen daherzupalavern und dann auch noch zuzugeben, dass sie selbst diese Sozi-Variante der Langzeitgebühren so schnell nicht auf Reihe kriegt, wie sie gerne "Anreize für ein zügiges Studium" bieten würde. Deshalb bestehen diese Anreize bis auf Weiteres aus 650 Euro (bei uns: 511,29) Strafgebühren pro Semester ab Sommersemester 2003 für (noch nicht näher definierte) Langzeitstudis. Studierende im Zweitstudium müssen grundsätzlich zahlen, ebenso Vollstudierende ab 60.

Aber Sozialdemokratie verpflichtet, und so müssen noch ein paar pikante Schmankerln rein, etwa die Ankündigung, die Landesregierung wolle "Gespräche mit der Kreditwirtschaft" führen, auf dass diese den Studierenden besonders günstige Kredite zur Finanzierung der Gebühren einräume. Noch zynischer ist Behlers Freude darüber, "dass es trotz schwierigster finanzieller Rahmenbedingungen gelungen ist, den 1999 mit den Hochschulen geschlossenen Qualitätspakt zu erhalten". Der Qualitätspakt ist nämlich ebenfalls eine Kopie einer Trotha-Idee, in dem Fall der des "Solidarpakts", der im Wesentlichen gescheit üble Kürzungen für die Unis vorsieht. Und weil also die Kürzungen erhalten werden konnten, ist es nur fair, dass die Gebühreneinnahmen ganz offen in den Landeshaushalt gehen und nicht mal so getan wird, als profitierten die Unis irgendwie von den Mitteln, jedenfalls bis 2005.

Die konservativen Spieler in der Hochschulszene sagen wenigstens noch, dass sie Sozialschmarotzer und Loser aus den Unis koffern wollen und dass ihre Sorte Uni richtig fies sein soll. Für Leute, die noch immer nicht sicher sind, was sie im Herbst wählen sollen: Ihr könnt Gerhard Schlangenzunge wählen -- der euch Erlösung verspricht, während er euch das Messer in die Brust treibt -- oder Edmund the Kid -- der immerhin noch offen sagt, dass er ein Massenmörder ist, der euch einfach nur ausrauben will. Viel Spaß beim Kreuzchenmachen.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 21.08.2002

Studiwerk und Staatsgewalt (05.07.2002)

Das Studentenwerk der Uni Stuttgart ist zur Zeit ein wenig im Gerede in der Anti-Atom-Szene. Hintergrund ist ein Prozess, der demnächst gegen AktivistInnen gegen das Treffen des Atomforums im Mai in Stuttgart eröffnet werden wird.

Es geht dabei um eine Dachbesetzung eines Studiwohnheims, während der die Beklagten einfach nur Transparente von dem Hochhaus herabhängen ließen. Studiwerk wie Staatsgewalt schien dies staats- und eigentumsgefährdend genug, dass sie einen der Aktivisten gleich mal für eine Woche im berüchtigten Gefängnis von Stuttgart-Stammheim schmoren ließen.

Nun verlangt sicher (fast) keineR von einem Studiwerk, selbst Transpis gegen Atomforen oder sonstwas aus ihren Gebäuden zu hängen. Eine so überzogene Reaktion wie in diesem Fall ist jedoch zumal angesichts der doch eher harmlosen Geschehnisse nicht annährend adäquat, zumal die Stuttgarter nicht einmal im Nachfeld und nach reiflicher Überlegung bereit waren, die Klage zurückzuziehen. So wird es jetzt also um 50 Tagessätze gehen, irgendwo zwischen Bestechlichkeit und fahrlässiger Tötung, und das dafür, dass Menschen Transparente von einem Hochhaus haben runterflattern lassen.

Da drängt sich doch die Frage auf, was unser Studiwerk in so einer Situation tun würde. Die Antwort darauf haben wir nicht, dafür aber irgendwann in den nächsten Tagen einen Artikel zu anderweitigen Plänen unseres Studiwerks.

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Mensaessen wird teurer (05.07.2002)

Am 2.7.2002 tagte mal wieder das höchste -- oder jedenfalls wichtigste -- Gremium des Studentenwerks, der Verwaltungsrat.

Geschäftsführer Dieter Gutenkunst berichtete von überwiegend positiven Entwicklungen. Die Zahl der Studierenden habe wieder zugenommen, durch die BAFöG-Reform erhalten auch wieder mehr davon BAFöG, durch die Wiedereröffnung des Cafe Botanik habe sich die Situation bei den Speisebetrieben verbessert.

Die Mensen haben allerdings trotzdem ein größeres Defizit eingefahren als geplant -- und das bei gestiegenen Essenszahlen (Echt? Unfassbar. d.S.). Die nächste Preiserhoehung ist denn auch schon angekündigt. Ein Trost aber bleibt: Dank der Mensakarte bekommen wir davon sowieso nix mit.

Defizitäre Mensen hin, Preiserhöhung her: Das Studentenwerk hat für das Jahr 2001 wieder einen hohen Überschuss erwirtschaftet. Dieser fließt in etwas, das im BuchhalterInnendeutsch "allgemeine Rücklagen" heißt, soll aber schließlich vor allem auch für den Bau des neuen Wohnheimes, ganz globalisiert und in Anbiederung an einen Sponsor "Max-Kade-House" genannt, (neben dem Wohnheim INF 133, Baubeginn Juli 2002) verwendet werden. Sollte sich jemand für das übrige philantropische Werk des Herrn Kade interessieren, hilft vielleicht eine Seite der Michigan University oder auch einfach eine Google-Suche, wer sich für Kade selbst oder die Quellen seines Reichtums interessiert, mag bei Penn State fündig werden; Pharmaindustrie, soso.

Als weiteres Großprojekt wurde das International House INF 130 vorgestellt. Das Studentenwerk bekommt vom Land eines der Schwesternwohnheime überlassen, welches nach einer Komplettrenovierung (160 Wohneinheiten) vor allem zur Unterbringung von ausländischen Studierenden, die über Partnerschafts-, Kooperations- und Austauschprogramme für ein bis zwei Semester nach Heidelberg kommen, dienen soll. Da es eine Deckungslücke von 610.000 Euro gab, werden der geplante Ausbau des Daches (Dachterasse, Gemeinschaftsküche...) und des Untergeschosses (PC-Pool, Bibliothek, Multifunktionsräume) erst einmal aufgeschoben, um das Projekt dennoch durchführen zu können. Neben einer Spende und Zuschüssen vom Ministerium steckt das Studentenwerk selbst auch einen Haufen Geld in das Haus.

Die Wohnsituation in Heidelberg wurde in der letzten Zeit immer schlimmer, gerade ausländische Studierende hatten es schwer, eine Wohnung zu finden. Kein Wunder: Wer will sich da bei all dem Gerede von Studienzeitverkürzung, Studiengebühren, überhaupt Misere und Verfall überall noch einen Schläfer ins Haus holen? Da ist es löblich, dass unser Studentenwerk derzeit einiges in Bewegung setzt, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, und zwar doch ziemlich flott: Der erste Spatenstich für das Max-Kade-Haus ist schon nächste Woche.

Ministerialrat Lutz Bölke vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg lobte im allgemeinen die Arbeit des Heidelberger Studentenwerkes, kritisierte aber den schlechten Kostendeckungsgrad bei den Mensen, zumal wir da landesweit den letzten Platz einnehmen. Er kritisierte außerdem die hohen Ausgaben des Studentenwerkes für die Psychosoziale Beratungsstelle (691.000 DM Verlust), was diesmal weit über dem Landesdurchschnitt liegt. Ganz offenbar bleibt die natürliche Aufgabe der Ministeriumsvertreter, alle Erinnerungen an einen sozialen Auftrag des Studentenwerks auszulöschen.

AK Studiwerk, Red und der Setzer

PS: Vor der Verwaltungsratssitzung wurden wir von einigen Studenten wegen der Qualität des Mensa-Essens angesprochen. Vorschläge und Kritik in diesem Bereich richtet Ihr am besten direkt an Herrn Mühlhauser (Leitung Speisebetriebe/Verpflegung, Tel. 54 4004) bzw. seinen Stellvertreter Herr Grädler (Tel. 54 46 02)

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Wusstet Ihr schon... (10.07.2002)

...dass der RCDS Wohncontainer von der Uni fordert? Wenn nicht, habt ihr einen der entlarvenderen Beiträge des RCDS zum müden Gremienwahlkampf dieses Jahres verpasst, denn in einem Flugblatt fordert der CDU-Nachwuchs "Mehr Wohnheimplätze für Heidelberg", zur Not auch mit "unkonventionellen Lösungen" wie eben den Wohncontainern nach dem Vorbild der Stoiberstadt München. Für mehr bezahlbaren Wohnraum, zur Not auch in Wohnheimen, sind wir auch, nur ist leider keines der zu wählenden Gremien für Wohnheime (oder gar Mietpreisbindungen) zuständig. Das wäre am ehesten der Vewaltungsrat des Studiwerks (RCDS: Hint, Hint!), und selbst der kann das Geld, das die politischen Ziehväter der RCDS-KandidatInnen in Stuttgart dem Studiwerk und damit dem Wohnheimetat gestrichen haben, nicht einfach wieder herzaubern.

...dass der DAAD demnächst echten Ärger mit der CIA bekommt? Das jedenfalls darf mensch nach einer Presseerklärung erwarten, die uns jüngst zuging und in der der Austauschdienst von seinen Planungen für Wissenstransfer nach Nordkorea erzählt, ausgerechnet in ein ganz wichtiges Rad an der Achse des Bösen. Immerhin scheinen die aus Nordkorea heranströmenden NachwuchswissenschaftlerInnen von Flug- und Raketenbauschulen ferngehalten zu werden, bekannt ist im Augenblick vor allem, dass drei nordkoreanische Doktoranden in Halle über Tiergenetik forschen. Wir möchten nicht despektierlich wirken, aber auf dem Weg durch eine noch so optimale Kuh verlieren Weizen wie Soja doch ziemlich an Nährwert.

...dass in der Neuen Uni die Lichter ausgehen? Nicht für immer, ok, aber am 3. und 4. August wird dort, wie auch in den anderen Uni-Gebäuden im Umkreis, der Strom abgeschaltet, um die Trafostation in der Neuen Uni zu sanieren. Wie schade, dass das gerade an einem Wochenende und dann auch noch in den Ferien passieren muss.

...dass der Studienführer der Uni Heidelberg -- seit knapp zehn Jahren immer zusammen mit Vorlesungsverzeichnis und Personalverzeichnis in allen Buchhandlungen zu erstehen -- nicht mehr aufgelegt wird? Das ZSW hat beschlossen, dass die paar Leute, die die toten Bäume gekauft haben, den Aufwand zur Drucklegung nicht lohnen und sich Menschen, die tatsächlich ein Interesse am Angebot der Uni haben, genauso gut am Netz informieren können. Wenigstens für unsere LeserInnen trifft das wohl auch zu...

...dass ihr jetzt die Umwelt total ökologisch verpesten könnt? Dafür sorgt die Firma BBK Busse und Bahnen Kurpfalz KG, eine Gründung eines der Väter unseres Studitickets. Diese Firma nämlich bietet jetzt eine Buslinie zum Flughafen am Hahn (das ist im Hunsrück) an, jenem illustren Platz, von dem aus nun statt wie früher strategische Bomber Billigflieger starten. So kommt mensch für 11 (Bus) plus 16 (Flug) Euro plus Gebühren nach London, was, angesichts des dabei in die Luft gehenden Benzins (die Busse sind klimatisiert) und Kerosins schon erstaunlich ist. Wer mehr wissen will: http://www.hahn-express.de

...dass ihr im Augenblick an einem großen Diffusionsexperiment teilnehmt? So jedenfalls sieht Andreas Krüger die Euro-Einführung und würde nun gerne beobachten, wie sich die Münzen verbreiten. Am Beginn der ersten großen Reisesaison mit Euro ist wohl der richtige Augenblick, bei seinem Projekt einzusteigen.

Walter I. Schönlein

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Lasst euch Rasterfahnden (12.07.2002)

Das Problem mit der Rasterfahndung, mit der nach der Hysterie im Gefolge von Neunelf vor allem an Unis nach "Schläfern" und anderen Übeltätern gesucht werden sollte, ist nicht zuletzt, dass kaum jemand weiß, was eigentlich passiert ist -- wenigstens unser Rektor hielt sich extrem bedeckt, und angesichts dieser Informationspolitik es überrascht dann auch nicht, dass die Suchmaschine der Uni zum Thema Rasterfahndung praktisch nur URLs von uns zurückliefert.

Weil niemand etwas weiß und es fast allen eh wurscht ist, führt eine Gruppe der Erlanger Wiso-Fakultät um Reinhard Wittenberg eine Umfrage zum Thema im Netz durch, bei der sondiert werden soll, was Studis so darüber denken -- "Lehrforschungsprojekt" heißt das im WiSo-Lingo. Wer teilnehmen möchte: Der Online-Fragebogen wartet.

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Heidelberg Studies! (17.07.2002)

Bereits vor einem Jahr kursierte ein Entwurf für einen Master-Studiengang "Deutschland und Europa" in diversen Gremien, der einer eher unklaren Zielgruppe Einblicke in Geschichte, Musik, Kultur, Literatur, Soziologie, Recht etc. Deutschlands und Europas geben sollte. Der Entwurf wurde heftig diskutiert, versickerte dann aber in irgendwelchen Gremien -- nicht zuletzt ob seiner fragwürdigen Qualität. Derzeit macht ein neuer Entwurf eines interdisziplinären Studiengangs die Runde durch Fakuläten und Ausschüsse: "Amerikastudien".

Gemeinsam ist den Vorschlägen, dass sie ein interessantes Thema in diffuse Allgemeinplätze aufbrechen, diese in irgendwelche Veranstaltungsformen packen und das ganze dann als Masterstudiengang verkaufen. Was darin weiterführend, vertiefend oder aufbauend war, blieb unklar, was der Studiengegenstand, die angewandten Methoden oder gar die Anwendungsgebiete der Europakunde ist, ebenso.

Den Entwurf für „Deutschland und Europa“ haben wir leider (noch) nicht digital, doch wurde kurz nach dem Entwurf „Deutschland und Europa“ ein eng daran angelehnter Entwurf für einen Studiengang "German and European Classics" in der Fakultät vorgelegt. Dieser stimmt zu gut 30% mit dem für „Deutschland und Europa“ überein und vermittelt so einen Eindruck derartiger Studiengänge. Die Redaktion verrät hier vorsichtshalber, dass er definitiv nicht ernst gemeint war.

Die Deutschland- und Europakunde stieß nicht nur im Fakultätsrat der Neuphilologischen Fakultät auf wenig Gegenliebe. Doch derzeit werden neue Studien entworfen: Amerikastudien. Der Gegenstand des Studiums ist kurz und knackig in der Prüfungsordnung beschrieben als: "vertiefte Kenntnisse in Geschichte, Kultur und Gesellschaft der USA". In der Prüfung wird dann festgestellt, "ob der Prüfling die Zusammenhänge des Faches 'American Studies' überblickt, die Fähigkeiten besitzt, wissenschaftliche Methoden und Erkenntnisse anzuwenden und die für den Übergang in die Berufspraxis erforderlichen gründlichen Fachkenntnisse erworben hat," so der Entwurf der Prüfungsordnung für den neuen Studiengang vom 18.6.02.

Ansonsten regelt die Studienordnung ausführlich die Regelstudienzeit, die Anmeldung zur Prüfung, die Berechnung der Endnote, die Umrechnung der Noten in Credits und dergleichen mehr. Die Amerikastudien immerhin fanden bisher in einigen Fakultäten verhaltene Zustimmung (vor allem seitens der beteiligten ProfessorInnen), nicht wenige Stimmen erhoben sich jedoch, die das ganze für ziemlichen Müll halten. Die LeserInnen des Unimuts dürfen also die Augen aufhalten, ob sie nicht doch irgendwann im Senat angenommen werden. Und wenn nicht die Amerikastudien angenommen werden, dann sicher die Vorderer-Orient-Studien oder die Nordosten-von-Apulien-Studien. Dass immer wieder irgendwelche hochkarätig besetzte Kommissionen derartige Studien erfinden, heißt, dass irgendwann welche durchgehen.

Wirklich schade daran ist, dass die Themen, die umrissen werden, es wert wären, bereits im regulären Studium behandelt und vertieft zu werden. Nur gibt es leider dafür kein Geld -- und darum geht es den InitiatorInnen wohl in erster Linie. Man schafft einen Studiengang mit 30 Studierenden, die gut zahlen, bekommt dafür noch weitere Mittel, lässt die Leute irgendwelche Seminare machen, lässt sie soviele Tutorien machen, bis sie die Prüfung bestehen -- und ansonsten forscht man. Schließlich ist es das, wovon eineN die normalen Studierenden im normalen Unibetrieb immer abhalten.

Die Unimut-Redaktion, die lange in Zeiten größter Frustration den Diplommagister forciert hat, hat auf ihrer heutigen Redaktionssitzung ihre Politik geändert. In Anpassung an die modernen Zeiten schlagen wir nun vor, einen BA-Studiengang „Studies“ einzuführen, gefolgt von einem Masterstudiengang „Study of Studies“. Die Einsatzgebiete solchermaßen ausgebildeter AkademikerInnen liegen auf der Hand, auch interssante Promotionen sind zu erwarten. Zudem erlaubt das neue Studienmodell endlich eine Zusammenlegung aller Fakultäten. Die Verleihung des Landeslehrpreises an die Redaktion ob dieses genialen Vorschlags ist nur noch eine Frage der Zeit.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 14.08.2002, 23.10.2002

Auf zur Yuppie-Orgie des Jahres! (19.07.2002)

Gemäß den §§ 1, 3, 5, 6, 7, 49, 60 Abs. l und 66 Abs. 2 des Polizeigesetzes von Baden-Württemberg in der derzeit gültigen Fassung erlässt Bürgerservice und Sicherheit als Ortspolizeibehörde der Stadt Karlsruhe nachstehende Allgemeinverfügung[:]
Personen, die der so genannten "Punk-Szene" (Beschreibung vgl. im Begründungstext) zuzuordnen sind, dürfen sich ab 6. Juli 2002 bis zum 31. Oktober 2002 auf dem Kronenplatz nicht aufhalten. Der Verbotsbereich wird durch folgende Straßen abgegrenzt: Kaiserstraße - Fritz-Erler-Straße - Markgrafenstraße - Zähringerstraße.

Die Stadt Karlsruhe schlägt zurück: Für eine saubere Innenstadt werden Punks und anderes Gelichter jetzt nonstop vom Kronenplatz vertrieben, und zwar unter Androhung eines Zwangsgeldes von 1000 Euro. Nach dem 31. Oktober, so hofft die Stadt offenbar, besorgt dann der Winter, was im Sommer nur durch Sicherheitskräfte zu gewährleisten ist: Keine Beschwerden "aus der Anwohnerschaft und der Geschäftswelt" mehr. Wen interessieren da schon noch andere Grundrechte?

Die oben zitierte Verfügung vom 5. Juli führt auch aus, was mensch sich unter Punks vorzustellen habe:

Die Angehörigen der Punkszene verstehen sich als Subkultur unserer Gesellschaft. Dies bringen sie durch ihr äußeres Erscheinungsbild wie auffällige Kleidung, besetzt mit einer Vielzahl von Symbolen, Aufschriften und Nieten und typischen farbigen Punkfrisuren zum Ausdruck. Bürgerliche Konventionen und Umgangsformen sowie Moral- und Ethikbegriffe lehnen sie ab. Natürliche Pietät und Schamempfinden werden bewusst verletzt.

So jemand kann natürlich kein Recht auf Freizügigkeit haben. Falsch, sagen verschiedene linke Gruppen aus Karlsruhe und rufen für Morgen, Samstag, 20.7.2002, zu einer spontanen Fiesta auf dem Kronenplatz auf. Das auch als "Yuppie-Orgie des Jahres" gehandelte Fest ist eine Motto-Party, auf der die Damen mit Abendkleidung, die Herren aber im Anzug kommen und ansonsten die Paraphernalien für eine gelungene Party mitbrigen sollen: "Tische, Stühle, Ghettobluster, Freunde und Bekannte, Wurfgeschosse, Fussball, Transparente, etc.", so die Einladung. Pünktlich um 12 Uhr soll der Spaß beginnen. Karlsruhe ist nicht weit: Wer mit der Regionalbahn um 11.24 ab Heidelberg Hauptbahnhof fährt, ist noch fast pünktlich da, großzügiges Timing gibts mit dem Interregio um 10.44. Viel Spaß dabei...

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 23.10.2002

Zwischen den Wahlen (19.07.2002)

[Image: Sinnlose Grafiken]

Zu den Gremienwahlen 2002 (über Heidelberg haben wir -- für unsere Verhältnisse erstaunlich ernsthaft -- schon berichtet) bleiben natürlich wenigstens ein paar sinnlose Grafiken nachzutragen. Die große Grafik oben stellt die Wahlbeteiligung nach Fakultäten dar, unter Vorwegnahme der geplanten engeren Kooperation mit der Uni Mannheim gleich gemeinsam mit den dortigen Fakultäten.

Zunächst fällt auf, dass die MannheimerInnen zwar nicht wirklich arg viel, aber doch deutlich fleißiger wählen als die Studis an der Traditionsuni unter dem Schloss; dafür sind unsere JuristInnen vergleichsweise eifrige WählerInnen, während sie in Mannheim gegenüber den meisten anderen Fakultäten deutlich abfallen -- schon eine Anpassung von Mannheim an Heidelberger Verhältnisse?

Am rechten, also sozusagen unteren, Ende der Skala -- wir sind es aus früheren Jahren gewöhnt -- findet sich mit vernichtenden 3.2% Wahlbeteiligung die Neuphil, vermutlich, weil die Studis Hampelmenschiaden wie den Tanz um die Portugiesischprofessur am IÜD satt haben, und schließlich mit tiefgaragigen 0.7% die neue Fakultät für Verhaltenswissenschaften. Hauptgrund für diese Verhaltensanomalie ist aber, dass der Wahlraum im psychologischen Institut dichtgemacht wurde und die Studierenden sich teils in die Neue Uni hätten begeben sollen (die sie in der Regel nicht gerade täglich betreten werden) oder, je nach Fach, gar ins Neuenheimer Feld -- ihr wollt gar nicht wissen, warum das so ist.

Zu erfreulicheren Dingen: Bei der Verteilung der ungültigen Stimmen -- im letzten Jahr unsere populärste Grafik, diesmal als Inset oben -- haben sich erhebliche Veränderungen ergeben. Eine geringe Stabilität dieser Größen hatten wir ja schon im Vergleich zwischen 2000 und 2001 konstatieren müssen. Die Pole Position der Neuphil aus dem Jahr 2001 ist an die Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften gegangen (die im letzten Jahr noch getrennt angetreten war). Die Medizin, die 2000 noch über ein Viertel der ungültigen Stimmen beitrug, ist nun unter die 5%-Hürde gefallen. Traurig für sie.

Höher als bei den Gremienwahlen wird die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl ausfallen. Dies ist ein wenig albern, da es bei den Gremienwahlen immerhin noch darum geht, ob ihr -- also die Fachschaften -- bestimmen könnt, wie die Studierenden auf Uniebene auftreten und wer bei euch im Fakultätsrat sitzt, während es bundesweit die Wahl zwischen Sozialabbau, Studiengebühren und Krieg (mit Zigarre) und Sozialabbau, Studienbegühren und Krieg (mit bayrischem Akzent) gibt -- jüngst hat sich auch der Kakadu (d.i. Kanzlerkandidat der Union) gegen Studiengebühren, ihr Verbot sowie soziale Selektion ausgesprochen, womit mit ähnlich entschlossenem Vorgehen zu ihrer Einführung zu rechnen ist wie unter Schröder.

Menschen, denen diese Aussicht etwas öde erscheint und die trotzdem ihre Stimme nicht der Partei bibeltreuer Christen oder dem Heidelberger Direktkandidaten mit dem schönen Kürzel HEND (ein sporadischer Autor in dieser Publikation) geben möchten, sollten ihre Wahlbenachrichtigung nicht einfach ignorieren. Der Omnibus für direkte Demokratie -- ein vom Fettecken-Künstler Beuys gegründetes Dauerprojekt zur Einführung plebiszitärer Elemente in das politische System der BRD -- würde sie gerne haben und ausstellen, und zwar im Rahmen ihrer Aktion Volksabstimmung wählen. Vielleicht kann mensch gar nicht wollen, dass Leute anfangen, über Mineralölsteuer, Zuwanderungsgesetze, Autobahnbau (bei anderen) oder Studiengebühren abzustimmen -- aber trotzdem ist euer Stimmrecht im Omnibus immer noch besser aufgehoben als im Papierkorb.

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