Nachdem das traditionelle Maisingen der Burschis am Marktplatz letztes Jahr ausgefallen war, hatten sich die Heidelberger AntifaschistInnen in diesem Jahr vorgenommen, auch eventuelle Vorstellungen völkischen Liedguts woanders zu unterbinden. Sie hatten den Abend mit einem Straßenfest am Kornmarkt, gleich neben dem vom Liederkranz 1874 beschlagnahmten Marktplatz, begonnen. Redebeiträge und internationalistische Kultur stimmten auf die Jagd nach den Herren mit den lustigen Gewändern ein.
Als der erste Mai näherrückte, verlegte sich der Fokus von AntifaschistInnen wie Polizei immer mehr aufs Schloss, wo im letzten Jahr eine klägliche Ausweichveranstaltung mit Fackeln und, na ja, Gesang stattgefunden hatte. Und tatsächlich, auch in diesem Jahr klang von dort "Deutschland, Deutschland, über alles" herab, wenn auch nicht lang, denn schnell waren dort genug progressive Kehlen und Trillerpfeifen versammelt, um die Spukgeräusche unter einem sympathischeren Geräuschteppich zu verstecken. Dank des entschlossenen Einsatzes der Staatsgewalt, die die Gegendemonstranten abdrängte, konnten die Korporierten nach einer Weile auch wieder aus dem Schloss raus. Am Marktplatz standen derweil nur ein paar demotivierte und größtenteils stark alkoholisierte Burschen in Zivil herum und überlegten sich, ob sie sich "Der Mai ist gekommen" trauen könnten.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 19.04.2001
"Hochschule wohin?" lautete der Titel einer Podiumsdiskussion bei der KSG am vergangenen Mittwoch. Nur wenige fanden den Weg dorthin, um die 20 Leute inklusive Podium fanden sich ein.
Kurze Impressionen von der Veranstaltung: Prorektor Kirchheim sprach sich deutlich für Studiengebühren aus. Sie hätten eine tolle Wirkung: wenn ein Professor nicht zu seinen Veranstaltungen erschiene, könne der Dekan ihn vorladen. Außerdem brauche man Studiengebühren einfach, wenn der Staat nicht mehr in der Lage ist, die Hochschulen zu finanzieren. Allerdings sei er für die Einführung eines Stipendiensystems für sozial schwächer gestellte Studierende. Im Gegensatz zu vielen seiner KollegInnen sprach sich Kirchheim klar dafür aus, dass Studierende die Lehrenden evaluieren sollten und könnten. Derartige Umfragen sollten zusammen mit den AbsolventInnenzahlen zur Grundlage für die Mittelvergabe in der Lehre gemacht werden. Die Probleme, so äußerte sich Herr Kirchheim, lägen v.a. in den Geisteswissenschaften, wohl weil die Auswahl nicht so gut sei. Auf Nachfrage verwies er dann auf überfüllte Veranstaltungen, gab jedoch zu, daß es auch problematisch sei, daß beispielsweise in der Chemie die Studierenden ausblieben. Schließlich räumte er ein, daß es wohl nicht nur an der Fülle oder Leere der Veranstaltungen liege und er auch nicht so genau wisse, worin das Problem der Geisteswissenschaften liege. Es gebe viele Studierende, die zu lange oder nicht ernsthaft studierten, andere hätten ihr Abitur nicht in Bayern oder Baden-Württemberg gemacht und hätten daher erhebliche Probleme im Studium, z.B. im Physikum, wenn sie Biologie und Mathematik abgewählt hätten. Bayern und Baden-Württemberg würden hier aber mit den Auswahlverfahren und anderen Maßnahmen in die richtige Richtung gehen.
Markus Böckenförde, "Vertreter der Studentenschaft", konnte Herrn Kirchheim im Wesentlichen zustimmen und zeigte sich enttäuscht darüber, daß das HRG im Vermittlungsausschuß gescheitert sei. Er berichtete, daß in Jura einige Semester lang landesweit Vorlesungsumfragen durchgeführt und die ProfessorInnen landesweit gerankt wurden. Er findet dies sehr gut und wichtig, schaffe es doch eine interne Konkurrenz unter den ProfessorInnen. Weil es in Heidelberg einen Examenskurs (ein Abschlusstutorium, bei dem AssistentInnen ungefähr das bieten, was sonst der Repetitor gegen Beträge um die 2000 DM bietet. d.Red.) gebe, wechselten viele Studierende zum Examen nach Heidelberg. Herr Böckenförde betonte in seinem Schlußwort, er sei er für Vorlesungsumfragen, denn aufgrund der Examenskurse wechselten viele Studierende nach Heidelberg. (??? d.Red.)
Dietrich Hildebrandt von den Bündisgrünen relativierte Äußerungen zur Evaluation. Man könne Demokratie nicht durch Umfragen ersetzen. Für ihn ist die Hochschule durchaus auch ohne Marktmechanismen denkbar und er warnte davor, Universität auf Kauf und Verkauf zu reduzieren. Zu den Protesten des letzten Jahres merkte er an, daß die meisten Forderungen nicht neu gewesen seien, sondern denen der Proteste von 1989 glichen. Der Vergleich zu 1968 sei, so Hildebrandt, nicht gerade der richtige, bei den Ereignissen des letzten Jahres habe es sich nicht um eine soziale Bewegung gehandelt und die Politik habe die Studierenden um den Erfolg gebracht, indem sie sie in Liebe erstickt hätten. Ausgiebig kritisierte er die C-4-ProfessorInnen; diese Festung, so Hildebrandt, müsse man schleifen, sie würden vieles an den Hochschulen blockieren.
Herr Pfisterer von der CDU stellte neben einigen allgemeinen Ausführungen über die Hochschulpolitik in Baden-Württemberg (Leistung, Differenzierung, Wettbewerb, Solidarpakt, Virtuelle Hochschule, Tätigkeit der Hochschulstrukturkommission) heraus, daß alles im Wandel sei. Alles sei in Bewegung und es gebe daher auch mehr Probleme, zum Beispiel Geldknappheit. Der Mensch aber, wolle eigentlich keine Veränderung, sondern Geborgenheit. So sei auch das Wahlergebnis für die DVU in Sachsen-Anhalt zu erklären.
Herr Reinig von der SPD führte aus, dass - insbesondere aufgrund der Einführung des Beschwerderechts und der Studienkommissionen (durch die große Koalition 1995) sich Studierende auch in BaWü inzwischen beschweren dürften und säumige Lehrende belangt werden könnten. Zur Zahl der Studierenden meinte er, wir sollten dankbar für so viele Studierwilige sein. Eine Einführung von Gebühren würde die Finanzierung der Hochschulen nicht wesentlich verbessern, sie sei nur ein Mittel der Steuerung.
Alle äußerten sich im Laufe der Diskussion zu der Frage, wo das Geld für die Hochschulen herkommen solle und wieviel Baden-Württemberg oder die BRD im Vergleich zu anderen Ländern für Bildung ausgeben. Je nach politischer Couleur schwankten hierbei die teilweise sehr detaillierten Angaben, brachten jedoch keine neuen Sichtweisen in die Diskussion. Einige Ausführungen waren nicht ganz nachvollziehbar, vermutlich auch nicht sehr intensiv vorbereitet... Insgesamt kam die Diskussion nicht so recht in Fahrt und wurde erst gegen Ende etwas lebendiger. Das Beisammensitzen in geselliger Runde nach der Veranstaltung soll aber noch interessant gewesen sein. Die Menschen wollen halt Gemütlichkeit.
Der u-asta der Uni Freiburg hat heute zu einer Vollversammlung gerufen, und anders als in Heidelberg fanden sich auch genug Studis, die sich um Studiengebühren Sorgen machen. Rund 500 Studis beschlossen, dass es Freiburg nochmal mit dem Treuhandkonto probiert.
Die Modalitäten sehen diesmal so aus: Wenn die Gesamtzahl der Studis der teilnehmenden Hochschulen 60000 übersteigt und 20% dieser Studierenden auf das Treuhandkonto eingezahlt haben, gilt das Treuhandkonto als gelungen und es geht in den Boykott. Andernfalls wird das Geld -- wie gehabt -- an die jeweiligen Unikassen überwiesen. Eine Sonderregelung in Freiburg dient als Notbremse; wenn nämlich der landesweite Boykott nicht zustandekommt, will Freiburg mit einem Quorum von 30% auch alleine boykottieren.
Nach dieser Vorlage bleibt abzuwarten, ob die nächste VV in Heidelberg (nicht vergessen: 14.5.) mehr als 30 Studis locken wird, und ob sich unter diesen ausreichend Leute finden werden, die die Organisation eines Treuhandkontos übernehmen wollen. Die letzte VV bekam es von einem Freiburger zu hören: Es wäre sehr schade, wenn sich gerade die größte Hochschule in Baden-Württemberg nicht am Boykott versuchen würde.
Nachtrag (6.5.98): Heute hat sich die FH Konstanz (mit rund 3000 Studis) ebenfalls dem Boykott 98 angeschlossen. 120 Studis waren auf deren Vollversammlung, 600 Studis ist das dortige Quorum
Nachtrag (7.5.98): Auch die PH Freiburg mit 4300 Studis beteiligt sich am Boykott. Das beschloss heute eine VV mit 500 Leuten bei 6 Gegenstimmen.
Nachtrag (8.5.98): Tübingen (25000 Studis) beteiligt sich ebenfalls am Treuhandkonto. Deren VV war allerdings eher mager besucht, was auch daran gelegen haben mag, dass das Treuhandkonto dort schon Ende vom Wintersemester beschlossen worden ist.
Nachtrag (18.5.98): In Ludwigsburg gibt es nicht nur ein schon stehendes Treuhandkonto, die heutige VV hat auch noch eine Streikwoche (mit Vorlesungsboykott) vom 15. bis 18. Juni beschlossen.
Nachtrag (23.5.98): Während sich die PH Weingarten/Ravensburg nicht recht mit dem Boykott anfreunden konnte, macht die Musikhochschule Freiburg mit -- nochmal 500 Studis.
Das Multilateral Agreement on Investment (MAI) ist nicht nur das Nachfolgeprojekt zum Allgemeinen Zollabkommen GATT, sondern vielmehr eine komplette Vision befreiten -- entfesselten? -- Handels und Handelns transnationaler Firmen. Wir hatten im letzten UNiMUT einen längeren Artikel zum Thema. Ende April nun startete in Dresden eine "Karawane", die gegen das MAI protestierend durch die Lande zieht und warnt, der Aufschub, der vor ein paar Tagen von der OECD verkündet wurde (das MAI wird vorläufig nicht ratifiziert) bedeute keineswegs, dass die neoliberalen Rattenfänger aller Länder auf ihr Lieblingsprojekt verzichten werden.
Gestern kam die Karawane auf ihrem Weg nach Genf durch Heidelberg und machte zunächst am Uniplatz Halt. Zuvor hatte die Karawane durch einen Auffahrunfall auf der Ebert-Anlage den Verkehr Richtung Neckargemünd für ein paar Minuten zum Erliegen gebracht. Während der Kundgebung am Uniplatz kamen neben Karawanen-Leuten auch VertreterInnen des hiesigen Autonomen Zentrums zu Wort und forderten, ihr Haus dürfe nicht den lokalen Agenten eben der Leute geopfert werden, die auf internationaler Ebene das MAI durchdrücken wollen.
Heute zog die Karawane, die am AZ übernachtete, weiter. Ob sie wirklich nach Genf kommt, ist noch ungewiss. Augenscheinlich macht die Schweiz Schwierigkeiten mit einer Genehmigung für diese Mammut-Demonstration (wobei sich die Größe mehr an der Länge des Weges als an der Zahl der TeilnehmerInnen festmacht -- gegenwärtig fahren rund 30 Leute mit). Aber es bleibt ja immer noch der Weg durch Frankreich...
Nachtrag (18.5.98): Die Karawane versuchte es mit der Schweiz, veranstaltete ein Happening vor dem Frauengefängnis des Kantons bern und wurde daraufhin von 100 PolizistInnen aufgelöst. Die 26 KarawanistInnen aus der BRD sind schon jenseits der Grenze.
Schon zum vierten Mal haben die Arbeitslosen heute ihren Aktionstag -- "lauter und schriller" soll ihr Protest werden, so die InitiatorInnen. Ein Schritt dorthin mag der Aufruf zum Schwarzfahren sein: Zur zentralen Kundgebung heute in Berlin sollen die Arbeitslosen zwar mit der BVG kommen, zahlen sollen sie aber nicht. Sinn der Aktion ist unter anderem, der Forderung nach kostenlosem ÖPNV für Arbeitslose etwas Nachdruck zu verleihen. Auch wenn die Verkehrsbetriebe aufgefordert wurden, auf Kontrollen zu verzichten und lieber mit der Arbeitslosenbewegung zu verhandeln, glaubt doch niemand, dass sie das wirklich tun: Eventuelle "erhöhte Beförderungsentgelte" sollen auf der Demo erstattet werden.
Soweit eine lustige Aktion, die Studis als Bürger, als politische Individuen interessieren sollte. Es gibt aber noch einen Aspekt, der Studis als Teil der Uni interessieren sollte: Der Berliner Politiologe Grottian ist Teil der Aktion, über ihn läuft etwa die Erstattung von Strafen, die auf dem Heimweg von der Demo anfallen.
Grottian, der bei der Verabschiedung des Berliner Doppelhaushaltes 95/96 als Bischof Peter der 1. von Arbeitslosien aufgetreten und aus dem Abgeordnetenhaus rausgeflogen war, ist in Heidelberg kein Unbekannter. 1994 stand er in einer denkwürdigen Diskussionsrunde auf Seiten der Studierenden und half, den damaligen Rektor Ulmer und Wissenschaftsminister Trotha ordentlich ins Schwitzen zu bringen (Reaktionen darauf finden sich im UNiMUT 68, sucht einfach nach Grottian). Später, im UNiMUT 106, haben wir einen Aufruf von Grottian zu einem Professorenstreik gegen den herrschenden Notstand an den Unis gedruckt. Durchaus lesenswert; allein: Grottian ist einer unter vielen tausend ProfessorInnen in der BRD, und von praktisch keinem/r anderen kommen Aussagen und Aktionen dieser Art. Mensch stelle sich unseren Rektor Siebke vor, wie er gemeinsam mit einer Arbeitsloseninitiative ohne Ticket in der Straßenbahn sitzt...
Warum, warum nur orientieren sich innerhalb einer Klasse fast alle an den schlechten und fast niemand an den guten Vorbildern?
Alltag in der Plöck: Um den Autos auszuweichen, fahren RadlerInnen auf dem Gehweg oder steigen gleich ganz ab. |
Heute fand die im letzten UNiMUT angekündigte Aktion der IG Rad (und der URRmEL) statt -- wenigstens ein kleiner Teil der sogenannten Fahrradstraße Plöck sollte für ein paar Stunden befriedetes Gebiet werden.
Hintergrund ist, dass sich die Plöck angesichts der noch mieseren Alternativen zu der Fahrradachse in die Altstadt entwickelt hat und dies von der Stadt auch durch die Deklaration der Straße zur Fahrradstraße anerkannt wurde, dass aber die Praxis nicht allzu berauschend ist. AutofahrerInnen ärgern sich über Fahrräder im Gegenverkehr, FußgängerInnen über rasende FahrradfahrerInnen und alle über wild parkende Autos, die, obwohl nach 11 Uhr striktes Halteverbot auf der gesamten Länge der Plöck herrscht, augenscheinlich die Obrigkeit nicht wesentlich jucken. Da sich auch keine Partei sonderlich genau an das Tempolimit von 15 hält, ist es wirklich ein Wunder, dass es in der Plöck nicht jeden Tag Tote gibt.
Ampelmännchen bewachten heute für ein paar Stunden die von der Stadt nur provisorisch markierte Erweiterung des Bürgersteiges. Normalerweise steigt dort kein Bürger... |
Ansatzpunkt der IG Rad war, alle Parteien zu mehr Rücksichtnahme aufeinander aufzurufen. Zu diesem Zweck gab es getrennte Flugblätter mit den Titeln "Liebe(r) Autofahrer(in)" und "Plöck und Rad", die zielgruppenspezifisch die diversen Problematiken ansprachen. Das Konzept hat sich in gewisser Weise bewährt: Sobald Angehörige einer Gruppe einklagten, sie seien nicht die allein Schuldigen, war sofort das Flugblatt für die Angehörigen der anderen Gruppe zur Hand -- insgesamt kam es so zu etlichen nützlichen Gesprächen.
Unterhaltsamer aber, wie immer, die Querulanten (nach Augenschein des Redakteurs braucht es diesmal kein hohes I): Angefangen von Autofahrern, die das ganze Flugblatt für eine Unverschämtheit hielten und je nach Mut entweder erbost aus ihren Autos schossen oder einfach nur den elektrischen Fensterheber jaulen ließen, bis hin zum schon von anderen Aktionen bekannten Inhaber des exklusiven Männermodegeschäfts Leonardo Papandrea, der erbost auf die Ampelmännchen losging und die Polizei kommen ließ. Die allerdings konnte nichts gegen die angemeldete und genehmigte Veranstaltung tun und ließ es bei einer Ermahnung bewenden, die Leute von ADFC, IG Fuß und URRmEL sollten doch nicht so provokativ von dem bewussten Laden "herumhängen".
Die Plöck wird wohl nicht viel friedlicher werden, so lange die beiden Parkhäuser in der "Fahrradstraße" offen sind. Veranstaltungen wie diese mögen helfen, die Problematik im öffentlichen Bewusstsein zu halten.
Nachtrag: (28.5.98):Die VeranstalterInnen haben auch eine Seite zur Aktion ins Netz gestellt.
Dieser Artikel wurde zitiert am: 26.10.1998
Der zweite Versuch, im diesem Sommersemester eine Vollversammlung der Studierenden einzuberufen, scheiterte zwar nicht ganz so kläglich wie der erste, viel mehr als hundert Studis waren aber auch diesmal nicht da. Dennoch wurde beschlossen, es mit dem Treuhandkonto zu versuchen -- schön für die Leute, die es versuchen und die jetzt die größte Uni Baden-Württembergs mit dabei haben.
Nicht so schön an der Sache: Noch ist ziemlich unklar, wer das Treuhandkonto hier eigentlich organisieren wird. Zwar ist diese Organisation insgesamt nicht so schwer, wie es vielleicht scheinen mag, zudem ja schon viele Erfahrungen aus dem Wintersemester 96/97 da sind. Nur: Die Leute, die das damals gemacht haben, stehen diesmal größtenteils nicht zur Verfügung, und neue MitarbeiterInnen sind bisher nur in kleiner Zahl da.
Wer sein oder ihr Scherflein zum Gelingen der Aktion beitragen will: Mail an die FSK genügt.
Mussten wir am Montag im UNiMUT 153 noch melden, in Sachen Straftausi sei die Heidelberger Verwaltung wegen EDV-Problemen derzeit handlungsunfähig, so ist nach der bewussten Sitzung des SAL allem Anschein nach der heilende Geist in die Rechner des Dezernats 2 (Studium und Lehre) gefahren: Heute fanden zumindest Promotionsstudierende jenseits des 4. Semesters einen Brief des Dezernenten (es handelt sich um den allseits berüchtigten Eckhard Behrens) in ihrem Briefkasten.
In dem Brief erläutert Behrens nochmal, wie die Regelung für Promotionsstudierende nach dem Gebührengesetz aussieht; hat mensch sich nämlich erstmal mit Studienziel Promotion eingeschrieben, verfallen zunächst alle Bildungsgutscheine, die mensch eventuell noch hatte. Dann bekommt mensch vier brandneue Bildungsgutscheine geschenkt. JedeR vernünftige Mensch wird also -- so informiert -- künftig erst im vierzehnten Hochschulsemester ins Promotionsstudium gehen, um ja keinen Bildungsgutschein zu verschenken und vorher formal was anderes studieren. Wer so blöd war, schon nach dem zehnten Semester auch für die Univerwaltung mit der Promotion anzufangen, ist verarscht und hat Trotha satte drei Bildungsgutscheine geschenkt. Oder so.
Aber es gibt Hoffnung: Wenn nämlich der Promotionsausschuss der Fakultät die Gebührenbefreiung befürwortet, dann bekommt der/die DoktorandIn nochmal zwei Bildungsgutscheine extra geschenkt. Armer Promotionsausschuss in Fakultäten wie Chemie oder Physik, deren DoktorandInnen nach Hunderten zählen.
Das Problem der großen Zahl sieht Behrens auch. In einem erstaunlicherweise auf den 6.5. (also vor der SAL-Sitzung vom Montag) datierten Begleitschreiben wird deshalb darauf hingewiesen, dass "in den meisten Promotionsordnungen die Immatrikulation nicht zwingend vorgeschrieben ist," was wohl so zu leseen ist, dass der durchaus nicht unumstrittene Rausschmiss von DoktorandInnen zum letzten Wintersemester den großen Kahlschlag bei den hohen Semestern nur vorbereiten sollte. Fragen dazu "richten Sie bitte an den Promotionsausschuss" -- oder an sonstwen, jedenfalls nicht an Beherens. Hofft er.
Aus einiger Entfernung muss mensch zu dem Urteil kommmen, dass im Strudel der Profilbildung der Unis Ministerium wie Verwaltung auch noch den letzten Rest von Realitätssinn verloren haben und gleich einem Amokschützen blind um sich schießen. Wer im Schussfeld steht, hat nur die Wahl, in Deckung zu gehen oder Schluss mit der Ballerei zu machen. Die Redaktion empfiehlt letzteres.
Nicht viele, aber doch um die 30 StudienberaterInnen waren heute morgen einer kurzfristigen Einladung des zustaendigen Dezernenten, Herrn Behrens, gefolgt, sich ueber die Regelungen bei den 1000 DM zu informieren. Die Veranstaltung fand statt, nachdem die FSK im SAL (vgl. Unimut 153) mal nachgefragt hatte, wie Rektorat und Verwaltung mit der Eintreibung der 1000 DM verfahren wollen. Die Hoffnung, endlich einmal alle Erlasse in dieser Sache zu Gesicht zu bekommen, wurde leider enttäuscht, aber der zuständige Dezernent hatte sich von Montag auf Freitag nochmal intensiv kundig gemacht und erläuterte dem Publikum im Rahmen einer gemeinsamen Lektüre und Auslegung den Text des LHGeb (Kommentar zu §2: "die Überschrift ist zutreffend und vollständig"), wobei er die jeweils einschlaegigen Erlasse anfuehrte. Die, die da waren, sind nun grob informiert, die Nachfragen und die fuer die kurzfristige Einladung zahlreiche Teilnahme zeigten, daß es grosse Wissenslücken gab.
Bereits Mitte der Woche ging ein Anschreiben an alle Promotionsstudierenden raus, in den nächsten Tagen werden auch die Vorsitzenden der Promotionsausschuesse informiert werden, da sie Studierenden, die laenger als zwei Jahre promovieren, eine Befreiung von den Gebuehren aussprechen koennen. Die Anschreiben an alle uebrigen Betroffen sollen demnaechst losgeschickt werden. Den Angeschriebenen wird - egal wann die Schreiben raus gehen - eine Anhörungsfrist bis Ende Mai gesetzt, dann werden die Zahlungsbescheide rechtskräftig. Die Anhörung ist laut Herrn Behrens eigentlich nicht nötig und eine reine Freundlichkeit der Univerwaltung. Weitere Inforamtionen: im nächsten Unimut -- und für Betroffene frei Haus von der Univerwaltung. Wichtiger Hinweis: um Probleme zu vermeiden, sollten alle die, die irgendwelche Unterlagen von den zuständigen Stellen nicht erhalten oder wenn z.B. der/die Zustaendige gerade im Urlaub ist, keine Sprechstunde hat oder man selber während der Sprechzeit nicht kann und keine Antworten auf Anschreiben erhält, dies dem Studentensekretariat schriftlich mitteilen und eine Kopie dieses Schreibens an das Ministerium schicken -- evtl. auch an den Rektor und/oder den zuständigen Studiendekan.
Vor zwei Jahren fand in Heidelberg der Kongress Science/Fiction statt, ein Treffen, von dem niemand so recht wusste, worum es eigentlich gehen sollte. Da aber schnell ruchbar wurde, der Australische Bioethiker Peter Singer -- bekannt, berüchtigt, vor allem durch seine Apologien der Euthanasie -- werde dort sprechen, formierte sich rasch einiger Widerstand gegen die Veranstaltung (mehr dazu in einem Artikel des Antifa-AK im UNiMUT 109). In Heidelberg gab es damals eine Demo samt anschließender Blockade des Kongresses. Auch wenn es dabei zu einigen Rangeleien mit der Polizei kam, wurde -- nach Wissen der Redaktion -- keineR der DemonstranInnen im Nachhinein rechtlich belangt.
Allerdings: Singer selbst traute sich unter diesen Umständen nicht nach Heidelberg. Aber weil er schon mal in Europa war, fuhr er nach Erlangen, um dort bei einer Veranstaltung des Bundes für Geisterfreiheit (Da ist ein Tippfehler drin. Wo, verrate ich nicht, d.S.) zu sprechen. Jedoch: Auch in Erlangen waren da die, die Singer am Verbreiten seiner Thesen von lebensunwertem Leben hindern wollten. Schon die einleitende Rede des Veranstalters ging im von rund 50 Menschen veranstalteten Lärm unter, Singer selbst bekam nicht ein Wort raus.
Der Veranstalter reagierte, indem er die Polizei holte, den Saal räumen ließ und in einen anderen umzog -- in diesen durfte dann nur, wer an einer Gesichtskontrolle vorbeikam. Ein Singer-Gegner, der das geschafft hatte, wurde später von vier OrdnungshüterInnen nachträglich entfernt. Diese Störaktion hat ein juristisches Nachspiel -- wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz wurden etliche Bußgelder zwischen 400 und 2000 DM verhängt. Die ersten der daraus resultierenden Prozesse werden nun am 26. Mai in Erlangen stattfinden.
Mensch ahnt, es ist schwierig, die Folgen einer Aktion abzuschätzen -- vor allem, wenn sich Geisterfreie und Staatsgewalt gemeinsam am Tabubruch versuchen.
Als erstes Zeichen seiner Existenz hat der "neue" AK Treuhand seine Webseite auf Vordermensch gebracht. Im Augenblick allerdings steht noch nicht fest, ob wirklich was aus dem Boykott des Notopfers Trotha (also der hundert Mark Einschreibe-/Immatrikulationsgebühr) wird, denn noch sind zu wenig MitarbeiterInnen bereit, die Organisation zu übernehmen. Selbst wer nur wenig Zeit hat, ist herzlich eingeladen, mal nachzufragen, ob nicht auch schon ein kleiner Beitrag hilft -- per Mail sind die TreuhänderInnen unter Ak.Treuhand@urz.uni-heidelberg.de zu erreichen.
Des weiteren gibt es eine Mailingliste zum ganzen Studiengebührenkomplex (also inklusive Trothas Straftausi) -- wer sich eintragen lassen will, soll einfach eine Mail mit dem Body (also Brieftext) "subscribe dm1000" an majordomo@fsk.uni-heidelberg.de schreiben.
Ein kleiner Artikel über das Treuhandkonto an der FH Konstanz findet sich in deren Studizeitung Dorfgeschwätz. Wir hingegen haben versucht, unten halbwegs den Überblick über entsprechende Beschlüsse im Land zu behalten.
Die Lage um Trothas Straftausi ist verworren, doch allmählich hebt sich zumindest an manchen Unis der Nebel ein kleines Stück. In Stuttgart etwa wird nach Informationen der FaVeVe unter anderem Folgendes honoriert:
Gerüchteweise sind noch mehr solcher "Tatbestände" in irgendwelchen schwabenmetropolitanen Ausführungsbestimmungen vergraben. Leider kennt gegenwärtig vermutlich kein Mensch auf der ganzen Welt (und besonders nicht im Ministerium) die komplette Liste. Dennoch kann es sich lohnen, einfach mal zu fragen. Zuständig in Heidelberg ist Eckhard Behrens, der in der ZUV, Seminarstr. 2, Zi. 286 zu finden ist (Telefonisch kann mensch es unter 54-2313 probieren, wird dann aber voraussichtlich nur an seine Sekretärin geraten; es ist nicht bekannt, ob er auf E-Mail an behrens@sun1.zuv.uni-heidelberg.de reagiert). Behrens hat keine Sprechstunde, mensch kann also einfach hingehen -- nach der bescheidenen Meinung der Redaktion wird er nur selten bei wertvoller Arbeit gestört.
Wer bei Behrens kein Glück hat, kann sich auch mit einer Verordnung des MWF auseinandersetzen, die vor ein paar Tagen über die LAK-Liste lief.
Nachtrag (8.6.98): Mittlerweile hat sich die FSK die Mühe gemacht, eine Zusammenstellung der wichtigsten einschlägigen Gesetze und Verordnungen aufs Netz zu bringen -- obiger Link hat damit wohl als obsolet zu gelten.
Schon seit ein paar Jahren galt die Fakultät für Pharmazie in Heidelberg als klinisch tot (vgl. z.B. UNiMUT aktuell vom März 97, UNiMUT 125, UNiMUT 104, UNiMUT 98 etc.), was sich unter anderem darin äußerte, dass diverse Gremien Anträge (etwa auf Mittel) aus der Pharmazie schon deshalb blockten, weil sie aus der Pharmazie kamen. Die Fakultät war Ulmers biochemischem Traum (vgl. UNiMUT aktuell vom März 97) im Weg und musste also weg. Aber Altrektor Ulmer machte seine Rechnung ohne den Wirt, und wenn Jungrektor Siebke nicht noch ein ganz dickes As im Ärmel stecken hat, wird mensch in Heidelberg auch weiter Pharmazie studieren können, ob das gewissen Herren (mindestens einer davon ist unter den auf dieser Seite erwähnten), die über diverse Kanäle diese Möglichkeit bereits eifrig totgeschwiegen haben, nun passt odern nicht.
Hintergrund ist, dass die MitarbeiterInnen der Pharmazie ja weiterbeschäftigt werden müssen. In einem Gespräch am 1. April legten Rektor Siebke und Uni-Kanzler Kraft zwei Herren aus dem Ministerium (Ministerialdirektor Böhmler und Ministerialdirigent Kramer, für den Fall, dass es jemand wissen will) dar, dass sie zwar die Pharamzie schon gern loswären, aber die 50 Stellen, die mit ihr verbunden sind, nicht hergeben wollen. Diese Stellen wären, so der Plan aus dem Ministerium, nach Tübingen gegangen -- ein schrecklicher Gedanke im Zeitalter der sich schärfenden Profile der Universitäten (Siebke). Da nun das Ministerium gar nicht daran denkt, die Stellen in Tübingen neu zu schaffen (und zudem Freiburg die hier verbliebenen 40 Studienplätze auch nicht einrichten will), bleibt wohl nur, die Heidelberger Pharmazie Pharmazie sein zu lassen.
Unser Glückwunsch an die MitarbeiterInnen.
Wer schon immer dachte, dass er oder sie etwas Besonderes darstellt und wie niemand anderes ausersehen ist, die Ruperto-Carola zu repräsentieren -- und wer zudem schon immer endlich mal Spanisch lernen wollte, kommt vielleicht bie der Summerschool von MOSAIC zum Zuge -- bei zu geringem Interesse werden pro Uni auch mehrere zugelassen! Mehr Infos dazu in folgendem Announcement. Bei Interesse ist es wohl das Vernünftigste, bei der FSK anzufragen.
Dear friends, during the Coimbra Group General Assembly in Salamanca (12-17 May 1998) we got more information about a Summer School that will be organized in Salamanca from 6-17 July 1998. The aim of this Summer School is to invite one student of each Coimbra Group University, with the possibility of having more students from one university when not all places are taken. We would appreciate it very much if you could promote this Summer School at your home university and help us to find motivated candidates. There will be 3 hours of class a day, of which 2 will be dedicated to the Spanish language and 1 to the Spanish culture. Several language levels will be organized. The language courses are organized by the language institute of the University. During the weekend, two excursions of one day each will be offered. The students will be hosted in university residences. They will have free access to all sports' facilities and a medical insurance will be provided. At the end of the courses, every student will receive a certificate. The participation fee will be between 25 000 and 30 000 pesetas (which is between 150 and 200 euros), travel costs not included. More precise information concerning the financial aspect will be given later. Interested students have to send the application form to Mr. Delgado, Vice-Rector of the University of Salamanca BEFORE 20JUNE 1998. They have to include a letter of motivation, their study results and eventually a document that proofs a certain level in Spanish. The University of Salamanca will then inform the students that have been accepted and send more detailed information. Students who could really benefit by Spanish language courses will be given preference to those who are already fluent. Thanks for your co-operation ! On behalf of the Mosaic Board, Sarah Foubert President of Mosaic Applications can be sent by regular mail, e-mail or fax to: José Antonio Fernandez DELGADO Vicerrector Universidad de Salamanca Relaciones Institucionales Patio de Escuelas 1 37 008 Salamanca Spain tel: +39/23/29.44.27 fax: +39/23/29.44.94 e-mail: jafdelgado@gugu.usal.es
...weil wir nämlich keine andere Wahl haben. Die Japanologie -- ausgerechnet -- hat gegenwärtig derartige Geldnöte, dass sie die Öffnungszeit ihrer Bibliothek auf 9 bis 14 Uhr eingeschränkt hat, nur an einem Tag kommen künftige JapanologInnen noch bis 18 Uhr an ihre Literatur. In den Ferien soll es noch bunter kommen, dann nämlich wird die Bibliothek -- so der gegenwärtige Stand der Dinge -- ganz geschlossen bleiben. Da werden die Studis ihre Hausarbeiten wohl sorgfältig vorplanen müssen... Aber gerade die JapanologInnen, die ja irgendwann mal gebraucht werden, wenn am Standort Deutschland Bedienungsanleitungen für den unwahrscheinlich vielversprechenden Ostasiatischen Markt geschrieben werden müssen, können vielleicht doch noch auf ein Almosen aus dem Rektorat hoffen. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Herren dort entdecken, dass da noch ein paar Pfennig für die Lehre in der Portokasse liegen. Hilfreich dafür wäre bestimmt eine entsprechende Willensäußerung der Studis. Pläne hierzu werden in der Japanologie schon geschmiedet, demnächst wird es dazu ein Treffen geben. Wenn wir den Termin wissen, wird er hier stehen. Nachtrag (28.5.): Hrm, wir waren nicht schnell genug. Das Treffen hat bereits gestern stattgefunden. Sollte es ein weiteres geben, hoffen wir, es rechtzeitig ankündigen zu können. |
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Ohne Schlüssel ist an dieser Tür Ende (die Aufnahme ist gestellt: Es handelt sich zwar um die Tür einer Bibliothek, nicht jedoch die Tür der Bibliothek der Japanologie). |
Am 28.5.98 fand einmal mehr eine Pressekonferenz des Rektorats in der Bel Etage der alten Uni statt. Uni-Pressesprecher Schwarz stellte außer Herrn Siebke, unserem allseits geliebten Rektor, auch den scheidenden Kanzler Kraft und die zwei Prorektoren Horner und Kirchheim den Anwesenden vor und bat darum ganz zwanglos zu beginnen.
Wie auch im letzten Unimut schon erwähnt, die Pharmazie bleibt. Nur leider nicht als Fakultät, und die Studienanfängerzahlen werden auch gekürzt. Es soll eine Zentrale Einrichtung mit dem Namen Institut für Arzneimittel- und Wirkstofforschung geschaffen werden, in der einmal im Jahr 45 Studierende für den Studiengang der Pharmazie zugelassen werden, und an dem ein Aufbaustudiengang angeboten wird. Welcher Fakultät der Studiengang für Pharmazie dann zugeordnet werden soll, ist noch nicht ganz klar.
Zum Thema Langzeitstudierende gab es nicht viel Neues. Das Rektorat hält die Informationspolitik gegenüber den Studierenden für gerechtfertigt und sah keinen Anlaß noch weitere Veranstaltungen anzubieten. Zum Thema Ausnahmeregelung würde sich das Rektorat wünschen, dass auch Behinderungen zu einer gewissen Befreiung von den Studiengebühren führen könnten. Dafür sei allerdings das Land zuständig, und darauf hätte man keinen Einfluss.
Das VW-Projekt zum Thema Dezentrale Ressourcenverantwortung, das vor zwei Jahren an der Uni anlief, soll jetzt uniweit umgesetzt werden. Auf die Frage, ob denn nicht die Studierenden von der Entscheidungsfindung ausgeschlossen seien, meinte Siebke, am Ende des Jahres, werden alle Entscheidungen offengelegt, und somit sei das Ganze transparenter als momentan.
Nachdem jetzt die Regierung darüber nachdenkt, ob man nicht mehr jeder Uni eigene Mittel zuteilt, sondern allen Unis einen Topf zur Verfügung stellen will, der dann nach Kriterien der Regierung verteilt werden, hat die Landesrektorenkonferenz eine Kommission eingerichtet, die diese Kriterien selbst festlegen will.
Zusammen mit 14 anderen Unis hat sich Heidelberg um Bundesmittel für eine Tele-Uni beworben. Diese würde in den nächsten 10 Jahre mit 50 Mio DM unterstützt werden. Das "Telestudium" wäre nur für ausländische Studierende zugänglich und würde dann für jedeN so ca. 5000 DM pro Semester kosten.
Die Pressekonferenz nahm dann ein jähes Ende, als nämlich Herr Schwarz den Anwesenden unseren Rektor für ein versprochenes Fernsehinterview für nur 5 min entführen wollte. Darauf verabschiedeten sich die meisten. Weitere Fragen hätten vermutlich auch nicht viel Neues gebracht.
Die Ausstellung Körperwelten, die das Institut für Plastination des Heidelberger (Ex-?) Dozenten Gunnar von Hagens im Landesmuseum für Arbeit und Technik zeigte, hat sich als überaus erfolgreich erwiesen -- 780000 Menschen sahen sich an, wie der Mensch von innen aussieht. Ein Erfolg, der sich auch in den Kassen des von der Politik des Trotha-Ministeriums arg gebeutelten Museums durchaus niederschlug -- 1.5 Millionen Mark Mehreinnahmen waren zu verzeichnen.
Doch getreu seiner Maxime, Leistung müsse sich (für ihn) lohnen, streicht nun Trotha das Geld ein -- oder Mayer-Vorfelder, so genau ist das nicht zu bestimmen. Tatsache ist jedenfalls, dass nur wenige Tage nach Bekanntgabe dieses Ergebnisses das Ministerium dem Museum eine "globale Minderausgabe" (auch dieser neckische Terminus ist Leuten, die mit Unipolitik zu tun haben, nicht unbekannt) von rund 800000 Mark aufs Auge drückte. Zusammen mit daran gekoppelten Zuschüssen der Stadt Mannheim macht eben die 1.5 Millionen Mark aus, die mit der Sonderausstellung in die Kassen kamen.
Das Ministerium hat sich dann noch nicht mal entblödet, dem Museum zu erzählen, es hätte ja den Vertrag mit dem Institut für Plastination etwas günstiger aushandeln können -- 20% von den Erlösen über 50000 Mark sei eben nicht genug. Das ist einerseits dreist, weil das Institut für Plastination dafür die ganze Werbung und auch die Bereitstellung der Präparate übernommen hat und der riesige Erfolg so nicht unbedingt absehbar war. Vor allem aber ist es ein Eingeständnis, dass es das Ministerium von den Lebendigen nimmt und diese globale Minderausgabe ohne die Zusatzeinnahmen nicht so dringend notwendig geworden wäre wie jetzt, da das Ministerium sie aus dem gewohnten See von Krokodilstränen einfordern musste.
Nicht, dass die Redaktion offensiv die Ansicht vertreten würde, Leistung müsse sich lohnen -- aber wenn Trotha schon sowas verkündet, muss er sich auch sagen lassen, dass dieser Vorgang so oder so auf einen ziemlich miesen Charakter schließen lässt.