Inhalt UNiMUT Nr. 66 vom 3.2.1993
(in chaotischer und dem Original nicht ensprechender Reihenfolge)
Initiative fuer ein Kulturcafe
Mit Chips gegen Hunger
Gesundheitsstrukturgesetz
Uni-Vollversammlung!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Anmerkungen zum "lebendigen Geist"
"Dem lebendigen Geist" - Thesenpapier zur Studienreform (in Kurzform)
Sternradtour
Veranstaltung der FI Jura zum Thema Paragraph 218
Editorial
Termine
Impressum
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die "Initiative fuer ein Kulturcafe" ist auch
in den Semesterferien fuer Euch aktiv:
mit zwei Konzertfestivals am 12. und 26.
Februar zur Vorstellung unseres CD-
Samplers von und mit 15 Heidelberger
Bands und mit 'Element Of Crime' am 5.
April, der Band der Stunde, was
deutschsprachige Musik angeht.
'HD-entRockt'
CD-Sampler mit 15 Heidelberger Bands
Nachdem die Nusikervereinigung 'THE
BEATLESS' in den letzten Jahren schon zwei
Sampler auf Cassette veroeffentlichte und
sich im SoSe '92 mit dem Kulturreferat der
FSK und anderen Gruppen zur 'Initiative fuer
ein Kulturcafe' zusammenschloss, sollte es
dieses Mal schon eine CD sein. So wurden im
Dezember die stadtbekannten Bands an-
geschrieben und ueber Neujahr in einem
improvisierten Studio von Mr.Southfolk die
Aufnahmen realisiert.
Dabei kam eine ueber 70 Minuten lange CD, mit
verschiedensten Stilrichtungen von 'a
capella' ueber Rock/Pop, Ska!, In-
dependent/Folk bis Heavy Metal und Hardcore,
heraus, die recht gut den Querschnitt des in
Heidelberg Moeglichen aufzeigt. (siehe auch
'Meier' S. 24)
Da wir Kultur und euren Geldbeutel foerdern
wollen kostet die CD nur 12 (!) DM (was in
etwa unsere Unkosten deckt) und ist bei den
Sampler-Feten und im gutsortierten
Plattenhandel kaeuflich erhaeltlich. (oder fuer
DM 12+2 bei THE BEATLESS, Max-Reger-Str.41,
69 HD)
Zur Vorstellung der CD gibt es nun die
Sampler-Feten in der Aula INF 684, 18.00
Uhr, wobei der Eintrittspreis bei jeweils 8
bzw. 12 DM liegt:
Sampler-Fete Teil I
Die CD erscheint am 12. Februar waehrend der
Sampler-Fete Teil I in der Aula des
Studentenwerkes im Neuenheimer Feld 684.
Hier zeigen die ersten 7 Bands zwischen
18.00 und 24.00 Uhr, was sie in jeweils 40
Min. sonst noch anzubieten haben:
Der 12. Februar ist dabei etwas rockiger,
angefangen mit Handmade (Deutschrock),
Final Step (Metal), Howhowhow (Pop),
Streetband Project (akustisches), bis zu
den Headlinern Bawdy House (Metal-Jazz),
Abigail (Synthi-Pop) und der Tour-erprobten
Hardrockband Jail, die keine Langweiler-
Scorpions sind, sondern das Genre ganz schoen
weiterentwickelt haben.
Sampler-Fete Teil II
Am 26. Februar steigt die Sampler-Fete Teil
II am gleichen Ort, zur gleichen Zeit wobei
es hier mehr in Richtung Independent geht:
Um 18 Uhr Wintercamping in Warschau
(Punk-Hardcore), danach 30 Zone (Grunge-
Pop), Teasing a Sphinx (innovativ-Pop) und
die Festivalbekannten Hey Nonny Nonny
(submarinblau...), Inverness
(Gitarrenrock), Groove Garden (Funk-Pop)
und zuletzt die (leicht) geniale Jazz-Core-
Aktionsgruppe Throb Throb.
Bei den Konzerten leider fehlend, aber
dennoch auf dem Sampler vertreten ist
Ngobo Ngobo (Ska!), deren Plattenvertrag
recht nahe scheint.
ELEMENT OF
CRIME
Am 5. April schliesslich veranstalten wir das
Heidelberg/Mannheimer Konzert der
Deutschland-Tournee von ELEMENT OF
CRIME um 20 Uhr in der Aula INF 684.
ELEMENT OF CRIME setzen mit ihrer neuen
'Platte des Monats' (Musik Express,
Feb.'93) "Weisses Papier" mal wieder
Massstaebe was deutsche Texte angeht -
'melancholisch, sentimental, introvertiert,
vom Weltschmerz besessen und so dunkel
wie ein Berliner Hinterhof' ('Meier').
Musikalisch bewegen sich ELEMENT OF
CRIME zwischen Folk, Pop und Kneipen-
Chanson - oder ist es ein Jahrmarkt ?
Auch mit ihrer siebten Platte bleiben sie eine
der innovativaten deutschen Bands, ihre - in
der Umgebung - raren Konzerte sollte man
sich nicht entgehen lassen.
Fuer 20 DM im Vorverkauf der FSK (ZFB,
Lauerstr.1, taegl. 11-13 Uhr, in den Ferien Mi
14-16 Uhr) oder bei den bekannten
Vorverkaufsstellen (+ VVK-Gebuehr) oder
fuer 24 DM an der Abendkasse.
Fr 12. Februar Sampler Fete Teil I
Fr 26. Februar Sampler Fete Teil II
jeweils 18 Uhr, INF 684, Eintritt 8 DM
Mo, 5. April, ELEMENT OF CRIME,
Aula des Studentenwerkes im Neuenheimer
Feld 684, Einlass 20 Uhr
Eintritt 20 bzw. 24 DM
*********************
Mit Chips gegen den Hunger
"[Unsere] nationalen Interessen haengen davon
ab, dass uns der Zugang zum Keimplasma der
Welt erhalten bleibt"
Amerikanischer Saatgut-Handelsverband
Seit dem 27.Januar laeuft in Northeim bei
Goettingen die Anhoerung zur ersten wirt-
schaftlich motivierten Freisetzung gen-
technisch manipulierter Pflanzen. An-
tragstellerin ist die Firma Planta, eine
Tochergesellschaft der Kleinwanzlebener
Saatzucht KWS, Einbeck.
Konkret geht es um Zuckerrueben, die
gentechnisch gegen eine Virusinfektion
geschuetzt wurden und um Staerkekartoffeln
mit angeblich vergroesserten Knollen und
veraenderter Staerkezusammensetzung. Die
Pflanzen sollen auf Widerstandskraft und
Anbaueigenschaften untersucht werden.
Auch sollen sie so manipuliert sein, dass
weniger Insektengifte einzusetzen waeren.
Das Verfahren wird vom Bundgesund-
heitsamt (BGA), das auch die Genehmi-
gungsbehoerde ist, geleitet. Nach dem
Gentechnikgesetz sollen die Argumente der
EinwenderInnen der Entscheidungsfindung
des BGA ueber den Antrag dienen.
Allerdings hat das BGA bereits vor der
Anhoerung eindeutig Partei fuer die Industrie
ergriffen.
Bereits bei Punkt 1 der Tagesordnung,
Formalien, gab es zu, den Auftrag fuer die
Auslegung mit vorbereitet zu haben. Luecken
im Antrag wurden durchweg vom BGA
gedeckt. Wesentliche Vorschlaege der
EinwenderInnen, z.B. zur Tagesordnung
wurden kategorisch abgelehnt.
Als aufgrund der umfangreichen sachlichen
Kritik der EinwenderInnen der fuer die
Anhoerung gesetzte Rahmen nicht ausreichte,
wurde ein zusaetzlicher Termin erforderlich.
Die ueber 3000 EinwenderInnen wurden nicht,
wie bei Anhoerungen ueblich, durch oeffentliche
Bekanntgabe ueber diesen Termin informiert.
Ganz im Sinne der Industrie und nach Ab-
sprache mit dem juristischen Beistand der
KWS und einer Juristin der Pharmafirma
Schering gab das BGA am 27. abends gegen
19.00 vor den verbliebenen EinwenderInnen
bekannt, die Anhoerung auf Donnerstag,
28.Januar, und Freitag, 29.Januar, jeweils
8.00 vertagt zu haben. Die EinwenderInnen
wurden hierueber nicht weiter gesondert
unterrichtet. Die gesetzlich vorgeschriebene
Anhoerung mit Beteiligung der BuergerInnen
verkommt so zur Farce. Die neu anberaumten
Termine konnten von zu wenig KritikerInnen
besucht werden.
Was spricht generell gegen eine Freiset-
zung gentechnisch manipulierter Orga-
nismen?
Bei jeder Freisetzung werden biologische
und technische Sicherheitsmassnahmen ausser
Kraft gesetzt. Wenn sich die Organismen
oder ihr Erbgut in der Umwelt etablieren,
sind Einfluesse auf Oekosysteme,
Evolutionsprozesse und menschliche
Gesundheit nicht mehr auszuschliessen.
Die gegenwaertige Sicherheits"philosophie"
geht davon aus, dass manipulierte Orgnismen
mit ihren Ausgangsorganismen oekologisch
identisch sind. Beide konkurrierten daher mit
den gleichen oekologischen Nischen, aber die
gentechnisch manipulierten schnitten
schlechter ab und faenden daher auf Dauer
keinen Lebensraum. Ausserdem seien die
oekologischen Systeme so stabil, dass sich
Eindringlinge nicht festsetzen wuerden. Aus
der derart postulierten oertlichen und
zeitlichen Beschraenkung der moeglichen
Verbreitung gentechnisch manipulierter
Lebewesen wird ein minimales Risiko ab-
geleitet.
Diese Pauschalannahme ist nicht haltbar, die
Risiken nicht kalkulierbar. Die veraenderten
Lebewesen muessen daher "rueckholbar" sein.
Hierfuer ist keine pauschale, sondern eine
differenzierte Risikokalkulation noetig.
Grob kann man drei Risikoebenen unter-
scheiden.
1.Fehlschlaege und Nebenwirkungen
Hierbei sind unerwarteten Eigenschaften
(beispielsweise durch raeumliche Veraen-
derungen der Struktur des Erbguts, durch
Mutationen oder Erbgutaustausch zwischen
Viren) vermutlich das geringste Risiko.
Jedoch macht es die Komplexitaet des
Erbguts unmoeglich, auf lange Sicht Ver-
haltensaenderungen auszuschliessen.
2.Unkenntnis der Wechselwirkung mit der
Umwelt
Selbst wenn die Eigenschaften der neuen
Organismen unter Laborbedingungen be-
kannt sind, koennen sich unerwartete
Wechselwirkungen mit nicht beruecksichtigten
Faktoren in der Umwelt ergeben. Ein Beispiel
waeren die "Killerbienen", die 1956 in
Brasilien aus der Kreuzung von afrikanischen
und europaeischen Honigbienen entstanden.
Diese Tiere stellen eine nicht vorhergesehene
Gefahr fuer Wild- und Haustiere sowie
Menschen dar.
Am weitreichensten ist jedoch 3.
"Erfolg" und seine Folgen
3. Wirtschaftliche Konsequenzen: Es laufen
Versuche, Planzen als Rohstofflieferanten fuer
die Industrie zu zuechten. Dies koennte dazu
fuehren, dass in ca. 15 Jahren eine Zweiteilung
der Landwirtschaft in einen Nahrungsmittel
liefernden und in einen Chemierohstoffe
liefernden erfolgen. Die oekonomische
Zwaenge, bestimmte Sorten anzubauen,
verringern die genetische Vielfalt. Hoch-
ertragssorten sind in der Regel hoch anfaellig,
es sei denn man kauft gleich das von der
selben Firma hergestellte Gift mit.
Neuerdings wird versucht, die Resistenz
gegen bestimmt Schaedlinge gleich mit zu
manipulieren, preissteigernd versteht sich.
Die Artenverarmung und die erwartete Zu-
nahme von Monokulturen wird die Rueckkehr
zur oekologischen Versorgung der Bevoelke-
rung, die relativ unabhaengig von Importen,
Giften und Devisen sein sollte, zunehmend
erschweren.
Der Einbau von Insektengiften, die Ver-
wendung gentechnisch hergestellten
Hoechstleistungssaatguts - moeglichst ver-
bunden mit Herbizidresistenzen - be-
schleunigen die Industrialisierung der
Landwirtschaft. Wird, wie geplant, die
weltweiten Patentierbarkeit von Tieren und
Pflanzen eingefuehrt, faellt den Pflan-
zenzuchtfirmen der "Ersten Welt" die
Verfuegungsgewalt ueber die Ernaeh-
rungsgrundlage der "Dritten Welt" zu.
(Multinationale Konzerne wie Shell oder ITT
haben seit 1970 immerhin an die 1000
ehemals selbstaendige Saatgutfirmen auf-
gekauft...)
Die Folgen werden nicht nur im weiteren
Sinne biologische oder oekologische sein,
sondern vor allem soziooekonomische und
politische:
Die Laender der "Dritten Welt" verbleiben in
ihrer kolonialen Abhaengigkeit von den
Abnehmern, meist transnationalen Konzernen
der "Ersten Welt": Sie liefern die Rohstoffe,
aber die Verarbeitung, zumindest die Gewinn
bringende Veredelung, erfolgt in der "Ersten
Welt". Neue Konkurrenzen (nicht mehr Mais
gegen Mais, sondern Maisstaerke gegen
Kartoffelstaerke gegen Maniokstaerke)
schwaechen die Position der Produzenten der
"Dritten Welt" zusaetzlich.
Patentrechte fuehren dazu, dass selbst bei
gesteigertem Ertrag der finanzielle Erloes der
Produzenten gleich bleibt oder gar
schrumpft, da Lizenzgebuehren abzufuehren
waeren. Die strukturellen Voraussetzungen
des Hungers, dessen Bekaempfung immer als
Hauptargument fuer die Entwicklung neuer
Sorten angefuehrt wird, blieben weiterhin
erhalten und wuerden sogar vertieft: Weiterhin
wuerde vor allem fuer den Export produziert,
Lebensmittel fuer die eingeborene Bevoel-
kerung muessten importiert werden.
Sicherheitsbestimmungen
Ein Kritikpunkt der GentechnikgegnerInnen
sind die angeblich zu aufwendigen
Sicherheitsbestimmungen und Ge-
nehmigungsverfahren. Allerdings be-
ruecksichtigen Sicherheitsbestimmungen
allenfalls Rueckholbarkeit des Einzelorga-
nismus nicht jedoch die politischer Ent-
wicklungen.
Das Hauptargument gegen bestehende
Vorschriften ist, die deutsche Wissenschaft
muesse konkurrenzfaehig bleiben, da die
Genforschung in den anderen Laendern
weitaus groessere Fortschritte mache.
Angesichts der spekulativen Begruendung
des oben angefuehrten minimalen Risikos ist
die unsaeglich langwierige deutsche Bue-
rokratie geradezu von Vorteil. (Ausnahmen
wie bei dem oben angefuehrten
Anhoerungsverfahren waeren naeher zu
untersuchen...d.S.)
Selbst wenn dem so waere: wohin fort-
schreiten? und wer profitiert von der For-
schung? Gerade bei den derzeitigen Ent-
wicklungen in der Gentechnik draengt sich
doch auch die Frage nach dem wirtschaft-
lichen Nutzen auf.
Zurueck zum Ausgangsfall: Wer profitierte
von den Freisetzungen in Northeim?
Die Chipsindustrie. Die bemaengelt naemlich,
dass herkoemmliche Kartoffeln zu viel Wasser
enthalten, was beim Fritieren zu sehr spritzt.
Durch eine veraenderte Staer-
kezusammensetzung soll dem abgeholfen
werden. Und wenn nebenher noch ein Patent
fuer einen staerkeproduzierenden Faktor
abspringt...
Als naechstes waere dann - gentechnisch na-
tuerlich - ein Medikament gegen die Folgen
der durch zu viel Fett verursachten
Zivilisationskrankheiten zu entwickeln. Oder
(in den USA wird ja bereits menschliches
Erbgut patentiert): wir schaffen gleich den
dagegen resistenten Menschen, Copyright
by Chips & Co KG.
Damit wir uns auch morgen mit der Chipstuete
in der Hand vor der Glotze ueber das Elend
der "Dritten Welt" empoeren koennen!
Kirsten
Literatur:
Auf der Suche nach dem "Super-Reis". FAZ
21.Juli '92
Joachim Spangenberg: Das Gruene Gold Der
Gene. Vom Angriff der Gentechnik auf das
Leben in der 3.Welt, Wuppertal 1992
Pat Mooney/Cary Fowler: Die Saat des
Hungers. Wie wie die Grundlagen unserer
Ernaehrung vernichten. Reinbek 1991
Max-Planck-Institut fuer Zuechtungsforschung
(Koeln): Pflanzenproduktion und
Biotechnologie. Koeln 1992
Zuckerrueben genetisch veraendert. FAZ
28.Januar '92
******
DAS AKTUELLE WORT ZUM
GESUNDHEITSSTRUKTURGESETZ
Fuer Glaeubige und Unglaeubige Medizine-
rInnen, Zahnis, PharmazeutInnen und alle
anderen MitbuergerInnen
Es geht um die Niederlassungssperre, um
das Gesundheitsgesetz, und dieses Gesetz
geht uns alle an. Es ist ein Gesetz das unsere
Zukunft formt, das entscheidend in die
Lebensplanung vom jedem eingreift. Viele
von uns glauben sie kaemen davon aber das
ist nichts als Selbsttaeuschung. Deswegen
waere es duemmlich sich noch nicht einmal ueber
diese Gesetz zu informieren. Der AK
Seehofer (FS Medizin) hat zu diesem Thema
am 1. Februar eine Informations- und
Diskussionsveranstaltung organisiert. Es
werden im naechsten Semester weitere
Folgen.
Warum gibt es dieses Gesetz?
Es muss gespart werden. Die Beitragssaetze
steigen, so geht es nicht weiter.
Was macht dieses Gesetz?
Es budgetiert; es gibt ein Budget fuers
Krankenhaus, das nicht ueberschritten werden
darf, fuer Arztleistungen, fuer Medikamente,
eben auch fuer die Arztzahlen. Und die
PatientInnen muessen mitzahlen, fuer
Medikamente, fuer Krankenhausaufenthalte.
Das Gesetz ist jetzt in Kraft getreten, und
manches war wohl nicht anders zu machen.
Aber eine Novelle steht vor der Tuer. Damit
beginnt sich das Karussell wieder zu drehen,
und wir muessen uns daran beteiligen! Zu
fragen waere, ob es bessere
Sparmoeglichkeiten gibt als gerade die
Niederlassungssperre, zu fragen waere, ob
das Abrechnungssystem veraendert werden
muesste, zu fragen waere, wie das Gesund-
heitsystem seinen Status als Selbstbedie-
nungsladen von Aerzten und Patienten
verlieren koennte, ohne an Qualitaet einbuessen
zu muessen.
Das Wichtigste ist nun dass wir informiert
bleiben und dadurch die Kompetenz er-
werben gemeinsam gegen die vorhandenen
Ungerechtigkeiten anzugehen. Nur so wird
sich in der Struktur des Gesundheitswesens
etwas Fundamentales zum positiven aendern,
nicht nur in Bezug auf unsere Arbeitsplaetze.
Der AK Seehofer trifft sich jeden Montag
um 18.00 Uhr im Fachschaftsraum Medizin,
INF 306 im Erdgeschoss.
Stefan
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Uni-Vollversammlung
Am Dienstag, den 9.2.1993 findet ab 17.00
in der Aula der Neuen Uni eine Vollver-
sammlung statt. Hauptthema wird die
Bildungspolitik sein. Seit laengerem wird eine
Reform des Hochschulwesens diskutiert.
Diverse Gremien auf Bundes- und
Landesebene haben bereits Stellung be-
zogen. Nur von denen, die direkt betroffen
sind, war bisher nicht viel zu hoeren: Den
Studierenden. Inwieweit unsere Interessen
bei dem anstehenden Bildungsgipfel - auf
dem sicher kein Geld verteilt wird, sondern
nach Sparmoeglichkeiten Ausschau gehalten
werden wird - beruecksichtigt werden, haengt
entscheidend davon ab, ob sich jetzt Studie-
rende zahlreich und lautstark zu Wort melden.
Wenn wir Studierenden hierzu keine Meinung
haben und uns nicht aeussern, dann
entmuendigen wir uns nicht nur selbst,
sondern stehen vielleicht in einem Jahr - ach
wie unvermutet! - vor einem Scherbenhaufen.
Was wird diskutiert? Hier zur Erinnerung
nocheinmal die wichtigsten
"Reform"vorschlaege:
_ Auswahlverfahren durch die Universitaeten
_ Beschraenkung der Studienzeit auf die
Regelstudienzeit
_ Exmatrikulation bei Ueberschreitung der
Regelstudienzeit um x (variabel) Semester;
wird eine Pruefung nicht innerhalb der
geforderten Frist abgelegt, gilt sie als einmal
nicht bestanden.
_ Zentrale verbindliche Eckdaten fuer jeden
Studiengang (z.B. feste Pruefungstermine und
Pruefungsfristen)und somit Abbau eigener
Gestaltungsmoeglichkeiten der Studierenden
und Lehrenden zugunsten verschulter, stark
vorgegebener Studiengaenge
_ Massive finanzielle Belohnung der Uni-
versitaeten und ProfessorInnen, die die
kuerzesten Studienzeiten liefern, Sanktio-
nierung derjenigen, die lange Studienzeiten
aufweisen.
_ Zweiteilung des Studiums in einen ent-
wissenschaftlichten, anwendungsorientierten
Teil mit erstem Abschluss und einen daran
anschliessenden wissenschaftlichen,
theoretisch fundierten Teil, alternativ:
_ Verlagerung der wissenschaftlichen Bil-
dung in Promotionsstudiengaenge oder
Graduiertenkollegs; Aufnahmevorausset-
zung: kurze Studienzeit als Qualifikati-
onsmerkmal
_ Einschraenkung von Fachwechseln, Zweit-,
Doppel- und Aufbaustudiendurch Gebuehren
und/oder Auswahlverfahren.
_ Studiengebuehren fuer alle; alternativ:
_ Studiengebuehren bei Ueberschreiten der
Regelstudienzeit
_ Ausbau der Fachhochschulen durch
Verlagerung von Mitteln und Stellen aus den
Universitaeten an die FHen.
_ Zentralisierung der Hochschulverwaltung,
Verlagerung von Entscheidungs-
kompetenzen von Fachbereichen und
Hochschulen auf Bundes- bzw. Laenderebene;
alternativ:
_ Dezentralisierung der Verwaltung,
Staerkung der Kompetenzen der Universitaeten
[d.h. derjenigen, die dort die Macht haben
und das sind zur Zeit die ProfessorInnen
d.S.]
Auf der Vollversammlung soll auch ein
Meinungsbild zum Studiticket abbgefragt
werden. Der derzeitige Stand ist naemlich,
dass sich der Verkehrsverbund VRN kaum zu
einer Halbfahrpreisloesung bewegen laesst (was
sich aus einer Gespraechsrunde vor zwei
Wochen ergab).
Fuer das die FSK war die Halbfahrpreisloesung
allerdings bisher Voraussetzung in den
Verhandlungen mit dem VRN. Wir stehen
jetzt vor der Entscheidung das "schlechtere"
Angebot des VRN anzunehmen, um im
Wintersemester dieses Jahres (definitiv) ein
Studiticket zu realisieren, oder
weiterzuverhandeln, was aber v.a. im Hinblick
auf Gesetzesaenderungen noch mindestens
zwei Jahre in Anspruch naehme.
Es liegt also an Euch:
Wollt Ihr zum WS '93 einen um 20 DM
erhoehten Semesterbeitrag bezahlen und
damit das Recht erhalten, Euch fuer weitere
100 DM ein Halbjahresticket fuer den
gesamten Verkehrsverbund Rhein-Neckar
kaufen zu koennen ? (20+100-Modell).
(Mit der Option spaeter evtl. ein 30+20- oder
30+40-Modell einzufuehren)
oder
sollen wir weiterverhandeln um vielleicht in
zwei Jahren ein viel besseres Angebot
(unterstuetzt durch Landesmittel) zu erreichen
?
Christian, Kirsten, Oliver
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Anmerkungen zum Lebendigen Geist
Einige kritische Anmerkungen zu "Dem
lebendigen Geist"
_ Ein bisschen zu pathetisch scheint der Titel
zu sein fuer einen Entwurf, der sich mit dem
vorher Gedachten nicht auseinandersetzt.
_ zu 1. Grundgedanken: die Betonung der
"individuellen Person" bzw. des
"individuellen Anspruchs" uebernimmt un-
reflektiert die Vereinzelung der StudentInnen
und die Ideologie der unbeschraenkten
Aufstiegschancen einzelner - ein durchaus
fragliches Denkmodell. Die Aufnahme von
"Anspruch" auf Bildung uebernimmt mit
diesem Wort die konservative Kritik am sog.
"Anspruchsdenken" - in Wahrheit geht es
doch um ein Recht auf Bildung!
_ zu 2.1. Hochschulzugang: Die Oeffnung der
Universitaeten wird voll mit der besseren
Verwertbarkeit der Arbeitskraft durch
erweiterte Bildung (z.B. "die ... ihr Wissen
wieder auf den neuesten Stand bringen
muessen") und Schluesselqualifikationenen
begruendet, nicht mit einem Recht auf Bildung
oder dem persoenlichen, unverwertbaren
Interesse daran. Studentische Positionen
waren da schon mal weiter.
Bernd-Kai Garesee
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Dem lebendigen Geist!
Einige Leute haben zu der Diskussion ueber
die Bildungs- und Hochschulpolitik ein Papier
erarbeitet, das ihre Vorstellungen formuliert.
UNiMUT gibt dieses Papier - in gekuerzter
Form - hier wieder:
Ein studentischer Entwurf fuer die Hoch-
schullandschaft der Zukunft
1. Grundgedanken
Die Einrichtungen des tertiaeren Bil-
dungsbereichs der Bundesrepublik
Deutschland (Universitaeten, Fachhoch-
schulen, zum Teil Berufsakademien) befinden
sich z. Zt. in einem Prozess der Neudefinition
ihrer Rolle. Zu den traditionellen Rollen der
Hochschulen als "Zukunftswerkstaetten",
Traeger der gesellschaftlichen Veraenderung
und Weiterentwicklung und des kritischen
Bewusstseins, werden in der momentanen
Diskussion zunehmend oekonomisch ori-
entierte Ansprueche, die immer schon vor-
handen waren, eingefordert. Bildung wird
zunehmend auf ein rein oekonomisches Gut re-
duziert. Der individuelle Anspruch auf
wissenschaftliche Bildung wird dabei immer
staerker durch die Notwendigkeit einer
berufsorientierten Ausbildung verdraengt,
zumindest in der subjektiven Wahrnehmung
der Studierenden. Die Freiheit einer
bewussten Entscheidung fuer einen Lebensab-
schnitt und der Persoenlichkeitsentwicklung
wird dadurch eingeschraenkt.
Die allgemeine Hochschullandschaft muss
durch eine horizontale Gliederung, die vor
Studienbeginn die moeglichen Alternativen
und Moeglichkeiten offen aufzeigt,
charakterisiert werden. Darunter ist die
Aufteilung der Hochschulen in Universitaeten,
Fachhochschulen und Berufsakademien zu
verstehen. Die Universitaeten sollen
wissenschaftlich orientiert sein, mit dem
Anspruch einer allgemeineren
wissenschaftlichen Bildung anstelle einer be-
rufsspezifischen Ausbildung, die statt
dessen auf einem hohen Qualifikationsniveau
von den Fachhochschulen uebernommen wird.
An den Fachhochschulen steht diese
berufsfeldspezifische, praxisnahe
Ausbildung, die wissenschaftliche Methodik
durchaus beinhaltet, im Vordergrund. Die
Berufsakademien als dritte Option fuer
tertiaere Bildung vor allem im Sektor Verwal-
tungs- und Dienstleistungsbereich koennen im
Falle einer bundesweiten Anerkennung fuer
viele Studierende eine sinnvolle Alternative
zur Universitaet darstellen.
Dies zeigt einen moeglichen Ausweg aus der
"Hochschulkrise". Viele Studierende
befinden sich heute nicht freiwillig, sondern
aus Mangel an Alternativen an der
Universitaet. Sie vermissen den Praxisbezug
und eine Berufsorientierung. Ein
bundesweiter, massiver Ausbau der
Fachhochschulen und eine Ausweitung des
an Fachhochschulen angebotenen Faecher-
spektrums haette fuer alle Beteiligte
grundlegende Vorteile. Entlastung der
Universitaeten, Aufwertung der Fach-
hochschulen und eine praxisnaehere Aus-
bildung fuer diejenigen, die sich durch ein
theoretisches Universitaetsstudium quaelen.
Die im Moment diskutierte vertikale Auf-
teilung des Universitaetsstudiums in eine
berufsqualifizierende Phase und ein darauf
aufbauendes Graduiertenstudium bzw. die
Einfuehrung eines Kurzstudiums
"Bakkalaureus" an den Universitaeten ist aus
unserer Sicht keine Loesung des Problems, da
es zu einer staerkereren Reglementierung des
Universitaetsstudiums anstelle des Anbietens
von Alternativen im Bildungsweg fuehrt und
das Universitaetsstudium generell abwertet.
Auch das Draengen der Fachhochschulen auf
eine staerkere Wissenschaftsorientierung geht
in die falsche Richtung. Stattdessen ist eine
groessere Durchlaessigkeit zwischen den
Institutionen anzustreben, d.h. der Uebergang
von der Fachhochschule zur wis-
senschaftliche Weiterqualifikation an der
Universitaet muss ermoeglicht werden.
Wichtig an dieser ist noch die Forderung, an
jeder Universitaet ein breites Spektrum an Fae-
chern, insbesondere Geistes- und
Naturwissenschaften anzubieten, um die
gesamten in diesem Text erwaehnten Auf-
gaben der Universitaeten wahrnehmen zu
koennen.
2. Grundkonzeption zum Aufbau eines
Universitaetsstudiums
Im folgenden werden die wichtigsten Eck-
pfeiler einer Reform des Studiums darge-
stellt:
2.1. Hochschulzugang
_ Aufrechterhaltung des "Oeffnungsbe-
schlusses".
_ Beibehaltung des Abiturs als allgemeine
Hochschulzugangsberechtigung.
_ Erweiterung des Hochschulzugangs auf
Personen, die frueher schon studiert haben
oder Zusatzqualifikationen erwerben wollen
und nicht unbedingt ein Abitur haben.
_ Entwicklung fachspezifischer Kriterien als
alternative Zugangsberechtigung zum Abitur.
2.2. Grundstudiumskonzeption
_ Hauptaufgabe der Studienanfangsphase:
Ermoeglichen, zu erkennen, ob der gewaehlte
Studiengang den persoenlichen Vorstellungen
entspricht.
_ Breites studienbegleitendes Beratungs-
und Informationsangebot.
_ nach dem Vorbild des Leibnitz-Kollegs
Ermoeglichung des Besuchs einfuehrender
Veranstaltungen anderer Fakultaeten zur
Orientierung.
_ Im gewaehlten Fach Erlernen der fach-
spezifischen Methodik und Anfertigen be-
treuter selbstaendiger Arbeiten, um einen
moeglichst vollstaendigen Einblick in das Fach
zu geben.
_ studienbegleitende Information ueber die
Berufsfelder.
2.3. Leistungskontrollen
_ zeitliche Homogenitaet, d.h. gleichmaessige
Verteilungen der Pruefungen etc.
_ Schwerpunkt auf selbstaendigem Erarbeiten
u. Anwenden der wissenschaftlichen
Methodik.
_ Erleichterung der Anerkennung von Stu-
dienleistungen, die an anderen Universitaeten
oder im Ausland erbracht wurden.
2.4. Hauptstudium
_ hoher Grad an selbstbestimmter Themen-
und Methodenwahl.
_ in zunehmendem Masse selbstaendige wis-
senschaftliche Arbeit.
_ Mitarbeit in Projekten und For-
schungsgruppen als Einfuehrung in die Praxis
wissenschaftlicher Arbeit.
_ Staerkere Betonung der Moeglichkeit in-
terdisziplinaerer Arbeit.
_ Abschluss jedes Universitaetsstudiums soll
eine eigene wissenschaftliche Arbeit sein.
_ Im Hauptstudium staerkere Ermoeglichung
des Hochschulzugangs von aussen
(Fachhochschulen, Berufsakademien und
Personen, die frueher schon einmal studiert
haben).
3. Demokratie an den Hochschulen
Eine Aufgabe der Hochschulen ist es, Wissen
zu vermitteln und zu schaffen. Sie sollen auf
allen Gebieten der Wissenschaft eine
kritische Vorreiterrolle uebernehmen. Dies
heisst einerseits fuer eine Wissenschaft
innerhalb einer modernen Gesellschaft, dass
Demokratie ein sich immer wiederholender
und weitergefuehrter Prozess ist, der sich in
der Wissenschaft wiederspiegeln muss.
Andererseits heisst Wissenschaft auch,
miteinander im Diskurs zu stehen, Argumente
austauschen und akzeptieren zu koennen -
wesentliche Grundvorraussetzungen fuer eine
demokratische Gesellschaft. Die anregende
Diskussion in den Wissenschaften und direkt
angewandt in den Institutionen der Wis-
senschaft koennte und sollte eine Wechselwir-
kung mit der Gesellschaft eingehen.
Dazu braucht es natuerlich auch praktizierte
Demokratie an den Hochschulen. Das heisst,
die Entscheidungen innerhalb der Institution
Hochschule muessen demokratisch - unter
gleichberechtigten Mitgliedern - gefaellt
werden.
3.1 Demokratiedefizite im heutigen Wis-
senschaftsbetrieb
Die Machtposition der ProfessorInnen in
allen Gremien fuehrt zu 'Seilschaften' und
'Schulen' bei Berufungen, Begutachtungen
und Forschungsmittelvergabe (Drittmittel).
Die mangelnde Beteiligung der Nicht-
ProfessorInnen, also Studierenden,
wissenschaftlichen und nicht-
wissenschaftlichen MitarbeiterInnen, sowie
fehlende Oeffentlichkeit lassen eine
demokratische Kontrolle nicht zu. Aemter-
haeufung in den verschiedensten universitaeren
und wissenschaftlichen Gremien fuehrt zu
Machtkonzentration und Machtmissbrauch.
Die zu umfangreichen ministeriellen
Vorgaben der Ministerien an die
Hochschulen verhindert eigenstaendige
Entscheidungen, die Hochschulen verkommen
zu Verwaltungsapparaten. Studierende als
zukuenftige TraegerInnen gesellschaftlicher
Verantwortung haben zur Zeit keine
Moeglichkeit, aktive demokratische
Erfahrungen an den Universitaeten zu
sammeln.
3.2 Loesungsvorschlaege:
_ Drittelparitaet nach den Gruppen Lehrende,
Lernende und Sonstige.
_ "Lehrende" umfasst auch den in der Lehre
aktiven Teil des Mittelbaus.
_ Aemter nicht nur einer Statusgruppe vor-
behalten.
_ zur Verwirklichung gesellschaftlicher
Zielsetzungen an der Hochschule muessen
Beauftrage eingesetzt werden (z.B. Frauen,
Umwelt..).
_ Alle Gremien tagen oeffentlich.
_ Ein vom Land zugewiesener Globalhaus-
halt, der von den Hochschulen selbst
verwaltet wird verlagert die Kontrolle vom
Ministerium an die universitaeren Gremien und
fuehrt so zu sinnvollerer Verwendung.
_ studentische Selbstverwaltung findet ueber
die Verfasste Studierendenschaft statt (mit
Finanzhoheit und politischem Mandat).
_ Einfuehrung eines Aufsichtsrats an den
Hochschulen.
4. Lehre an den Universitaeten
Eine grundlegende Neugewichtung der Lehre
an der Hochschule ist ueberfaellig. Langfristi-
ges Ziel muss eine allgemeine Aufwertung der
Lehre sein. Ueber die grundlegende For-
derung nach dem massiven personellen
Ausbau der Lehre an den Universitaeten
hinaus muss ein breites Spektrum an
qualitaetssteigernden und -ueberpruefenden
Moeglichkeiten aufgebaut werden.
_ Erste Massnahme: Habilitation durch
Lehrbefaehigungsueberpruefung ergaenzen.
_ Schaffung von hochschuldidaktischen
Instituten an den Universitaeten.
_ An den Fakultaeten: Kommissionen fuer die
Lehre, die v.a. Lehrevaluationen
(Veranstaltungsumfragen) durchfuehren
sollen. Ausserdem Koordination der Lehr-
veranstaltungen und Erstellung von Lehr-
gutachten fuer Berufungen.
_ Sanktions- bzw. Belohnungsmechanismus:
Bewertung der Lehrleistung der einzelnen
Fakultaeten durch hochschulweite Lehrkom-
mission nach Punktesystem. Gemaess der so
errechneten Lehrpunktzahl werden Gelder aus
einem Lehrpool vergeben.
[Fleisssternchensystem a la Grundschule...
d.S]
_ Erstellung eines Studienplans u. Aus-
gestaltung einer sinnvollen Pruefungsordnung.
_ Studiengesamtdauer Richtlinie, aber keine
Sanktionen bei langer Studiendauer.
_ Lehrleistung des Mittelbaus bei Beur-
teilung und Hoehergruppierung mehr be-
ruecksichtigen.
_ Gutachtertaetigkeiten der Profs fuer Re-
gierungen etc. ohne Honorar, damit sie nicht
zur Hauptaufgabe werden.
Sind von Seiten der Fakultaet die Rah-
menbedingungen fuer ein strukturiertes
Studium angelegt, wird die Studiendauer zu
einer bewussten persoenlichen Entscheidung
jeder und jedes Studierenden. Wer in
kuerzester Zeit studieren will, soll das
genauso koennen, wie Leute, die sich fuer eine
laengere Verweilzeit an der Universitaet
entschliessen.
5. Forschung
Das Dogma der "Freiheit der Wissenschaft"
schwebt durch das Grundgesetz (Artikel 5,
Abs. 3) ueber jeder Debatte, die sich mit
Forschung inner- und ausserhalb der
Universitaeten beschaeftigt. Die Forschung
entzieht sich tatsaechlich weitgehend der
Moeglichkeit strikter Reglementierung und
Steuerung, soll sie innovativ und
impulsgebend sein. Um die wichtige
Forderung nach Forschung in ge-
sellschaftlicher Verantwortung mit re-
alisierbaren Inhalten zu fuellen, muss die
Diskussion ueber Inhalte und Ausrichtung von
Forschung bzw. die Vergabe von For-
schungsmitteln viel staerker als bisher fuer die
kritische Oeffentlichkeit zugaenglich gemacht
werden. Die bisherige Praxis der Besetzung
von Posten im Wissenschaftsrat, der
Deutschen Forschungsgemeinschaft etc. und
die Verteilung der Forschungsmittel entzie-
hen sich zur Zeit jeder demokratischen
Kontrolle und Einflussmoeglichkeit. Als
konkrete Forderungen sind hier zu nennen:
Wahl statt Bestellung der Mitglieder in Wis-
senschaftsgremien, nur begrenzte Amtszeit
(z.B. 3 Jahre, einmalige Wiederwahl moeglich),
personelle Entflechtung der Gremien und
Oeffentlichkeit der Sitzungen.
_ Die Forschung muss wieder verstaerkt in den
Hochschulen stattfinden, denn die Lehre ist
stark an die Qualitaet der Forschung
gekoppelt.
_ Reine Forschungsinstitute, die sich in
Universitaetsnaehe befinden, muessen staerker in
die Lehre eingebunden werden.
_ Der Titel ProfessorIn darf nur dann ge-
tragen werden, wenn Lehrleistungen erbracht
werden.
_ Zur Verbesserung der Forschungsin-
frastruktur muss einE VerwaltungsmanagerIn
in den Fakultaeten eingefuehrt werden, um die
DekanInnen und InstitutsdirektorInnen von
ihren Verwaltungsaufgaben zu befreien.
_ Drittmittelforschung ist nicht grudsaetzlich
abzulehnen, muss aber an gewisse
Grundregeln gebunden sein, v.a. oeffentliche
Kontrolle.
6. Gesellschaftliche Einbindung
6.1. Soziale Randbedingungen fuer Stu-
dierende
Ziel muss es sein, fuer Studierende materielle
Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine
Konzentration auf das Studium ermoeglichen.
_ BAFoeG, das sich an Bedarfssaetzen des
Studentenwerks orientiert und El-
terneinkommensunabhaengig ist.
_ BAFoeG auf Stipendienbasis fuer die Re-
gelstudienzeit plus 2 Semester, bei Be-
ruecksichtigung der jeweiligen Studien-
situation.
_ Ausreichender Wohnraum muss von Kom-
munen zur Verfuegung gestellt werden.
_ Es muessen ausreichend Kinderkrippen- und
Kindergartenplaetze zur Verfuegung stehen.
6.2. Eintritt ins Berufsleben
Durch die bisherige Tarifstruktur und die
gegebenen Aufstiegsmoeglichkeiten vor allem
im Oeffentlichen Dienst, in dem die Laenge der
Ausbildung als Qualifikationsmassstab
benutzt wird, werden die Studierenden dazu
verleitet, lange auf der Hochschule zu
bleiben, obwohl sie bereits in das Berufs-
leben eintreten koennten.
_ Stattdessen sollte der Abschluss bewertet
werden.
_ Angleichung der Aufstiegschancen fuer
verschiedene Abschluesse.
_ Ermoeglichung eines Einstiegs ins Be-
rufsleben fuer StudienabbrecherInnen, wobei
die Zeit an der Hochschule beruecksichtigt
wird.
Andre, Bernd, Birgit, Christiane, Holger,
Katja, Monika, Petra, Uli
Wer Interesse an der vollstaendigen Version
des Thesenpapieres hat, kann dies im
Zentralen Fachschaftenbuero in der Lau-
erstrasse 1 bekommen.
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AUF NACH MAGDEBURG
Semesterferien - Zeit der Musse - Zeit des
Besinnens ?
Ich will zwar nicht sagen, dass stets Se-
mesterferien die Freiraeume anbieten, die das
Wort "Ferien" versprechen koennten,
trotzdem aber gibt es in dieser Zeit fuer
einige (nicht wenige) StudentInnen unge-
wohnte Mussestunden!
"Mal was anderes machen", "Etwas sinn-
volles!", "Vielleicht mal was fuer den Un-
weltschutz" hoert man sie dann sagen, doch
gleich darauf ein "Wie?", "Wann?", "Mit
wem?". Keine Antwort folgt, und so bleibt
zu guter Letzt nur der Stosssaeufzer "Na gut,
dann mach' ich eben den Sprachkurs in
Frankreich".
Ein unloesbares Problem? Keineswegs, denn
die laengst totgesagte Umweltbewegung in
Deutschland weis Rat:
Auf's Rad gesetzt, in die Pedale getreten und
schon Umweltschutz gemacht! Dieses seltene
Angebot bietet "AUFTAKT", die
bundesweite Sternradtour mit an-
schliessenden Umweltfestival :
Unter den Motto "Mobil ohne Auto" ist es
bereits '91 gelungen bis zu 7000 ver-
kehrsoekologisch orientierte Fahrad-
fahrerInnen auf der Route Bremen-Ro-
stockauf die Strasse zu bringen! So sollen
auch dieses Jahr oekologisch denkende
Menschen mobilisiert werden, auf einer der
bundesweit startenden Routen mitzufahren.
Die Sternradtouren beginnen am 18.7.93 in
Freiburg und enden am 28.7.93 in
Magdeburg. Die Tour erreicht Heidelberg am
20.7.93. Es werden ca. 1000 TeilnehmerInnen
aus der Schweiz und aus Suedbaden hier
erwartet.
Zusammen mit den TeilnehmerInnen aus
Heidelberg startet die Tour dann am Morgen
des 21.7.93 Richtung Magdeburg. Dort
treffen alle Sternradtouren aus ganz
Deutschland und auch die internationalen
Routen zusammen. Die TeilnehmerInnen^ fin-
den sich zu einem 5-taegigen Umweltfestival
ganz besonderer Art zusammen: Die Teil-
nehmerInnen sind es, die das Festival
gestalten, nicht festengagierte Gruppen! So
werden Schuelerbands, Pantomimegruppen
oder Performance-kuenstler aller Coleur
gesucht, die in Sachen Umweltschutz etwas
aussagen moechten. Das Festival lebt von den
TeilnehmerInnen. Es wird einen "Markt der
Moeglichkeiten" geben und mehrere Buehnen
auch fuer spontane Auftritte. Weiterhin wird
es viele Arbeitskreise zu oekologischen und
politischen Themen geben. Natuerlich setzt
das Festival auch oekologisch neue
Massstaebe. Es wird keinen Raum fuer Autos
geben, Einwegverpackungen werden auf
diesen Festival naetuerlich tabu sein, Essen aus
dem oekologischen Landbau ist eine Selbst-
verstaendlichkeit. Das Festival soll aber nicht
auf das Thema Oekologie beschraenkt bleiben.
Auch zu anderen wichtigen Themen soll es
Aktionen geben. So wird AUFTAKT auch
der Auftakt zu einer bundesweiten Stop-
Rassismus-Kampagne sein.
Sowohl die Fahrradtour wie auch das sich
anschliessende Festival bieten sicher eine
schoene Moeglichkeit, seine Freizeit sinnvoll
und mit viel Spass zu verbringen. Jeder kann
sich der Heidelberger Tour anschliessen,
ebenso gibt es die Moeglichkeit an diesen
Tagen auch an Aktionen teilzunehmen, die auf
verkehrsoekologische Konzepte und Ideen
aufmerksam machen sollen. Wer will kann na-
tuerlich auch mit der Bahn direkt zum Festival
am 28.7.93 fahren.
Das Projekt AUFTAKT wird von einer Viel-
zahl von Vereinen und Verbaenden unter-
stuetzt, so z.B. den BUND, die NA-
TURSCHUTZJUGEND, der VER-
KEHRSCLUB DEUTSCHLAND, das
DEUTSCHE JUGENDHERBERGSWERK,
ebenso von der niedersaechsiche
Umweltministerin Frau Griefahn. Schirmherr
von AUFTAKT ist der Zukunftsforscher Prof.
Dr. Robert Jungk.
Anmeldeunterlagen zum Umweltfestival
und/oder Fahrradtour sollten moeglichst bald
ueber die unten angegebene Adresse
angefordert werden :
BUND-Heidelberg
Hauptstrasse 42
6900 Heidelberg
Motto "Auftakt"(Postkarte genuegt/ Ab-
sender nicht vergessen!).
( Tel.:06221/ 182631)
*******************
Zur Veranstaltung von FS Jura
Am 3.2.1993 veranstaltet die Fachschaft
Jura eine Podiumsdiskussion zum Thema:
"Der 'neue' Par.218 - Chance oder Gefahr?" Als
DiskussionsteilnehmerInnen haben Prof. Eser,
Prof. Stuerner, Frau Rahardt-Vahldieck und
Herr Dr. Dinkel zugesagt.
Herr Eser, Strafrechtsprofessor an der Uni
Freiburg, fungierte bei den Verhandlungen
des BVerfG ueber den Par.218 als
Sachverstaendiger der Bundestagsmehrheit,
die im Sommer das Schwangeren- und Fami-
liengesetz, das die Fristenregelung mit
Beratungspflicht beinhaltet, verabschiedet
hat. Dieselbe Seite vertritt Frau Rahardt-
Vahldieck als Mitverfasserin des
Gruppenantrags des Bundestages zu diesem
Gesetz.
Herr Stuerner, ebenfalls Professor an der Uni
Freiburg, war bei den Verhandlungen in
Karlsruhe Sachverstaendiger der CDU/CSU,
die gegen das Schwangeren- und
Familiengesetz Klage vor dem BVerfG er-
hoben hatte.
Dr. Dinkel, ein Arzt aus Heilbronn, wurde uns
von der Vereinigung "Aerzte fuer das Leben"
vorgeschlagen, er tritt aber als unabhaengiger
Sachverstaendiger auf. Wir hoffen, dass bei
dieser Gespraechsrunde nicht nur auf der
juristischen Ebene diskutiert wird, sondern
dass die Diskussion auch lebensnah und reali-
stisch gefuehrt wird.
Insofern hoffen wir auf ein breites Interesse
auch bei Nichtjuristen, da die Diskussion
wesentlich auch von den Fragen der
ZuhoererInnen bestimmt werden wird.
Judith Ensminger
*******************************
Editorial
Vielgehasste LeserInnen!
Wieder geht ein Semester zuende. Und auch
in diesem Semester hat UNiMUT wieder
einen Rekord aufgestellt: Die kuerzeste
Redaktionsnacht aller Zeiten:
Die Ursachen dafuer sind noch nicht
vollstaendig aufgeklaert - erste Vermutungen
besagen, dass es zum Teil wohl an unserem
neuen Mitredakteur liegt - der durch
Einfuehrung von Klarsichtfolien unser
Konzept grundlegend revolutionierte - auf
einmal war der Durchblick da!!!! (30 cm hohe
Papierstapel sind halt doch nicht so
uebersichtlich, wie wir immer dachten....)
Erstaunlich ist allerdings, dass wir diesen
Rekord trotz Anschaffung eines neuen
Computers geschafft haben.....
Dafuer hat unsere Hausdruckerei, die
Druckwalze, unter den technischen
Innovationen leiden muesse: Die Seitenzahl ist
sprunghaft angestiegen... Mittlerweile haben
wir das aber wieder im Griff (aechtz!).
Zum Schluss moechten wir uns noch bei
unserem lieben M.H. bedanken, der unsere
Redaktionsnaechte telefonisch mitverfolgt
hat.
Zum Schluss eine Bitte an Euch: Seid doch so
gut und vergesst Eure Rueckmeldung - dann
sind wir Euch endlich los!
******************************
Mittwoch, 03.02.
_ 18.15, Votrag: "Der Orientmaler Gustav
Bauernfeind: 1848-1904" von Prof. A.
Carmel (Haifa), Hochschule fuer Juedische
Studien, Friedrichstr.9.
_ 19.30, Podiumsdiskussion zum Thema "Der
'neue' Par.218 - Chance oder Gefahr", FS Jura
(naeheres siehe Artikel in dieser Ausgabe),
Heuscheuer II.
Donnerstag, 04.02.
_ 16.00, Treffen der Gruppe
"Studierendenberatung", FS Raum Medizin,
INF 306.
_ 19.00, Vortrag: "Das Parteiensystem der
Bundesrepublik Deutschland nach der
Vereinigung" von Prof. M. Kaase im Rahmen
des IPW Forums, Heuscheuer I.
_ 20.00, Vortrag: "Hunger, Handel,
Hintergruende", Referent: Michael Windfuhr
(German Watch), im Rahmen der
Aktionswoche Kaffee, HS 1, Neue Uni.
_ 20.00, Filme "Eine verschlagene Welt" und
"Violetta Clean", FS Jura, HS 13, Neue Uni.
Freitag, 05.02.
_ 16.15, Vortrag: "Politische Oekonomie in
Ostdeutschland - sektorale Variationen" von
Prof. G. Lehmbruch (Uni Konstanz) im
Rahmen des IPW-Forums, Heuscheuer II.
_ 20.00, Fete Islamwissenschaft, Triplex.
_ 20.11, Faschingsfete der KSG,
Neckarstaden 32.
Samstag, 06.02.
_ 14.00, Demo gegen Mietwucher und
Wohnraumzerstoerung, Poststrasse
(Stadtbuecherei).
Sonntag, 07.02.
_ 18.30, Semesterabschlussgottesdienst der
KSG in der St. Anna Kirche (Ploeck).
Montag, 08.02.
_ 20.00, Konzert, "Alineimen", Jiddische
Lieder und Klezmer, Marstallsaal.
Dienstag, 09.02.
_ 9.00, Komission fuer das Bibliothekswesen
(nichtoeffentlich), UB.
Mittwoch, 10.02.
_ 14.30, "Europaeischer Binnenmarkt -
Arbeitsmarkt fuer AkademikerInnen",
Berufinformationszentrum, Alte Bergheimer
Str. 147, 4. OG.
_ 16.00 Infostand zur Sternradtour auf dem
Bismarckplatz (siehe Artikel in dieser
Ausgabe).
_ 19.30, Vortrag: "Grenzgaenger ueber
Grenzgaenger: Max Webers 'Wissenschaft als
Beruf' - Heute" von Prof. F. Tenbruck
(Tuebingen) im Rahmen es Interdisziplinaeren
Formus, HS 9, Neue Uni.
Donnerstag, 11.02.
_ 18.15, Vortrag: "The Problem of Tolerance
in Feminist Theologie" von Prof. S. Heschel,
Veranstaltung der Hochschule fuer Jued.
Studien, Ort: HS 5, Neue Uni.
Freitag, 12.02
_ 11.30 und 19.00, Theater: "AIDS geht's
los", Theatergruppe Thevomefueme, AIDS-
Hilfe Heidelberg, Jugendtheater.
_ 18.00, Konzert/Vorstellung des CD-
Samplers mit Jail, Abigail, Bawdy House, u.a.
(siehe Artikel), Initiative fuer ein Kulturcafe,
INF 684 (Aula).
_ 19.00, Theater (siehe unter 11.30 Uhr).
Samstag, 13.02.
_ 11.00, Frauendemo in Bonn (in schwarzer
Kleidung) gegen Vergewaltigung als
Kriegswaffe, Muensterplatz in Bonn.
Donnerstag, 18.02.
_ 19.00, Lesung der Literaturoffensive,
Marstallsaal, Studihaus.
Freitag, 26.02.
_ 18.00, Konzert/Vorstellung des CD-
Samplers mit Groove Garden, Hey Nonny
Nonny, Throb Throb, u.a. (siehe Artikel),
Initiative fuer ein Kulturcafe, INF 684 (Aula).
Montag, 5.04.
_ 20.00, Konzert "Element of Crime", INF
684 (Aula).
***************************
IMPRESSUM
UNiMUT - Zeitung an der Uni Heidelberg
Nr. 66 03.Februar 1993
UNiMUT erscheint: alle 2 Wochen(?!)
Redaktionsschluss: Montags, 1400 Uhr
Mitarbeit diesmal: Bern-Kai Garesee,
Christiane, Kirsten, Christian, Andre, Bernd,
Birgit, Holger, Katja, Monika, Petra, Uli, Oli,
Stefan, Gabor, Judith.
Druck: Druckwalze GdbR
Auflage: 2500
LeserInnen-Beitraege: sind jederzeit er
wuenscht & sollten nur in Ausnahmefaellen 2
DIN-A-4-Seiten ueberschreiten.
Fuer namentlich gekennzeichnete Beitraege ist
der/die Autor(in) verantwortlich! Die Re-
daktion behaelt sich sinnvermehrende Kuer-
zungen und kostenlose, orthographische
Dienstleistungen vor!
v.i.S.d.P: F(ach)S(chafts)K(onferenz)
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6900 Heidelberg
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