Inhalt UNiMUT Nr. 66 vom 3.2.1993 (in chaotischer und dem Original nicht ensprechender Reihenfolge) Initiative fuer ein Kulturcafe Mit Chips gegen Hunger Gesundheitsstrukturgesetz Uni-Vollversammlung!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Anmerkungen zum "lebendigen Geist" "Dem lebendigen Geist" - Thesenpapier zur Studienreform (in Kurzform) Sternradtour Veranstaltung der FI Jura zum Thema Paragraph 218 Editorial Termine Impressum ******************** die "Initiative fuer ein Kulturcafe" ist auch in den Semesterferien fuer Euch aktiv: mit zwei Konzertfestivals am 12. und 26. Februar zur Vorstellung unseres CD- Samplers von und mit 15 Heidelberger Bands und mit 'Element Of Crime' am 5. April, der Band der Stunde, was deutschsprachige Musik angeht. 'HD-entRockt' CD-Sampler mit 15 Heidelberger Bands Nachdem die Nusikervereinigung 'THE BEATLESS' in den letzten Jahren schon zwei Sampler auf Cassette veroeffentlichte und sich im SoSe '92 mit dem Kulturreferat der FSK und anderen Gruppen zur 'Initiative fuer ein Kulturcafe' zusammenschloss, sollte es dieses Mal schon eine CD sein. So wurden im Dezember die stadtbekannten Bands an- geschrieben und ueber Neujahr in einem improvisierten Studio von Mr.Southfolk die Aufnahmen realisiert. Dabei kam eine ueber 70 Minuten lange CD, mit verschiedensten Stilrichtungen von 'a capella' ueber Rock/Pop, Ska!, In- dependent/Folk bis Heavy Metal und Hardcore, heraus, die recht gut den Querschnitt des in Heidelberg Moeglichen aufzeigt. (siehe auch 'Meier' S. 24) Da wir Kultur und euren Geldbeutel foerdern wollen kostet die CD nur 12 (!) DM (was in etwa unsere Unkosten deckt) und ist bei den Sampler-Feten und im gutsortierten Plattenhandel kaeuflich erhaeltlich. (oder fuer DM 12+2 bei THE BEATLESS, Max-Reger-Str.41, 69 HD) Zur Vorstellung der CD gibt es nun die Sampler-Feten in der Aula INF 684, 18.00 Uhr, wobei der Eintrittspreis bei jeweils 8 bzw. 12 DM liegt: Sampler-Fete Teil I Die CD erscheint am 12. Februar waehrend der Sampler-Fete Teil I in der Aula des Studentenwerkes im Neuenheimer Feld 684. Hier zeigen die ersten 7 Bands zwischen 18.00 und 24.00 Uhr, was sie in jeweils 40 Min. sonst noch anzubieten haben: Der 12. Februar ist dabei etwas rockiger, angefangen mit Handmade (Deutschrock), Final Step (Metal), Howhowhow (Pop), Streetband Project (akustisches), bis zu den Headlinern Bawdy House (Metal-Jazz), Abigail (Synthi-Pop) und der Tour-erprobten Hardrockband Jail, die keine Langweiler- Scorpions sind, sondern das Genre ganz schoen weiterentwickelt haben. Sampler-Fete Teil II Am 26. Februar steigt die Sampler-Fete Teil II am gleichen Ort, zur gleichen Zeit wobei es hier mehr in Richtung Independent geht: Um 18 Uhr Wintercamping in Warschau (Punk-Hardcore), danach 30 Zone (Grunge- Pop), Teasing a Sphinx (innovativ-Pop) und die Festivalbekannten Hey Nonny Nonny (submarinblau...), Inverness (Gitarrenrock), Groove Garden (Funk-Pop) und zuletzt die (leicht) geniale Jazz-Core- Aktionsgruppe Throb Throb. Bei den Konzerten leider fehlend, aber dennoch auf dem Sampler vertreten ist Ngobo Ngobo (Ska!), deren Plattenvertrag recht nahe scheint. ELEMENT OF CRIME Am 5. April schliesslich veranstalten wir das Heidelberg/Mannheimer Konzert der Deutschland-Tournee von ELEMENT OF CRIME um 20 Uhr in der Aula INF 684. ELEMENT OF CRIME setzen mit ihrer neuen 'Platte des Monats' (Musik Express, Feb.'93) "Weisses Papier" mal wieder Massstaebe was deutsche Texte angeht - 'melancholisch, sentimental, introvertiert, vom Weltschmerz besessen und so dunkel wie ein Berliner Hinterhof' ('Meier'). Musikalisch bewegen sich ELEMENT OF CRIME zwischen Folk, Pop und Kneipen- Chanson - oder ist es ein Jahrmarkt ? Auch mit ihrer siebten Platte bleiben sie eine der innovativaten deutschen Bands, ihre - in der Umgebung - raren Konzerte sollte man sich nicht entgehen lassen. Fuer 20 DM im Vorverkauf der FSK (ZFB, Lauerstr.1, taegl. 11-13 Uhr, in den Ferien Mi 14-16 Uhr) oder bei den bekannten Vorverkaufsstellen (+ VVK-Gebuehr) oder fuer 24 DM an der Abendkasse. Fr 12. Februar Sampler Fete Teil I Fr 26. Februar Sampler Fete Teil II jeweils 18 Uhr, INF 684, Eintritt 8 DM Mo, 5. April, ELEMENT OF CRIME, Aula des Studentenwerkes im Neuenheimer Feld 684, Einlass 20 Uhr Eintritt 20 bzw. 24 DM ********************* Mit Chips gegen den Hunger "[Unsere] nationalen Interessen haengen davon ab, dass uns der Zugang zum Keimplasma der Welt erhalten bleibt" Amerikanischer Saatgut-Handelsverband Seit dem 27.Januar laeuft in Northeim bei Goettingen die Anhoerung zur ersten wirt- schaftlich motivierten Freisetzung gen- technisch manipulierter Pflanzen. An- tragstellerin ist die Firma Planta, eine Tochergesellschaft der Kleinwanzlebener Saatzucht KWS, Einbeck. Konkret geht es um Zuckerrueben, die gentechnisch gegen eine Virusinfektion geschuetzt wurden und um Staerkekartoffeln mit angeblich vergroesserten Knollen und veraenderter Staerkezusammensetzung. Die Pflanzen sollen auf Widerstandskraft und Anbaueigenschaften untersucht werden. Auch sollen sie so manipuliert sein, dass weniger Insektengifte einzusetzen waeren. Das Verfahren wird vom Bundgesund- heitsamt (BGA), das auch die Genehmi- gungsbehoerde ist, geleitet. Nach dem Gentechnikgesetz sollen die Argumente der EinwenderInnen der Entscheidungsfindung des BGA ueber den Antrag dienen. Allerdings hat das BGA bereits vor der Anhoerung eindeutig Partei fuer die Industrie ergriffen. Bereits bei Punkt 1 der Tagesordnung, Formalien, gab es zu, den Auftrag fuer die Auslegung mit vorbereitet zu haben. Luecken im Antrag wurden durchweg vom BGA gedeckt. Wesentliche Vorschlaege der EinwenderInnen, z.B. zur Tagesordnung wurden kategorisch abgelehnt. Als aufgrund der umfangreichen sachlichen Kritik der EinwenderInnen der fuer die Anhoerung gesetzte Rahmen nicht ausreichte, wurde ein zusaetzlicher Termin erforderlich. Die ueber 3000 EinwenderInnen wurden nicht, wie bei Anhoerungen ueblich, durch oeffentliche Bekanntgabe ueber diesen Termin informiert. Ganz im Sinne der Industrie und nach Ab- sprache mit dem juristischen Beistand der KWS und einer Juristin der Pharmafirma Schering gab das BGA am 27. abends gegen 19.00 vor den verbliebenen EinwenderInnen bekannt, die Anhoerung auf Donnerstag, 28.Januar, und Freitag, 29.Januar, jeweils 8.00 vertagt zu haben. Die EinwenderInnen wurden hierueber nicht weiter gesondert unterrichtet. Die gesetzlich vorgeschriebene Anhoerung mit Beteiligung der BuergerInnen verkommt so zur Farce. Die neu anberaumten Termine konnten von zu wenig KritikerInnen besucht werden. Was spricht generell gegen eine Freiset- zung gentechnisch manipulierter Orga- nismen? Bei jeder Freisetzung werden biologische und technische Sicherheitsmassnahmen ausser Kraft gesetzt. Wenn sich die Organismen oder ihr Erbgut in der Umwelt etablieren, sind Einfluesse auf Oekosysteme, Evolutionsprozesse und menschliche Gesundheit nicht mehr auszuschliessen. Die gegenwaertige Sicherheits"philosophie" geht davon aus, dass manipulierte Orgnismen mit ihren Ausgangsorganismen oekologisch identisch sind. Beide konkurrierten daher mit den gleichen oekologischen Nischen, aber die gentechnisch manipulierten schnitten schlechter ab und faenden daher auf Dauer keinen Lebensraum. Ausserdem seien die oekologischen Systeme so stabil, dass sich Eindringlinge nicht festsetzen wuerden. Aus der derart postulierten oertlichen und zeitlichen Beschraenkung der moeglichen Verbreitung gentechnisch manipulierter Lebewesen wird ein minimales Risiko ab- geleitet. Diese Pauschalannahme ist nicht haltbar, die Risiken nicht kalkulierbar. Die veraenderten Lebewesen muessen daher "rueckholbar" sein. Hierfuer ist keine pauschale, sondern eine differenzierte Risikokalkulation noetig. Grob kann man drei Risikoebenen unter- scheiden. 1.Fehlschlaege und Nebenwirkungen Hierbei sind unerwarteten Eigenschaften (beispielsweise durch raeumliche Veraen- derungen der Struktur des Erbguts, durch Mutationen oder Erbgutaustausch zwischen Viren) vermutlich das geringste Risiko. Jedoch macht es die Komplexitaet des Erbguts unmoeglich, auf lange Sicht Ver- haltensaenderungen auszuschliessen. 2.Unkenntnis der Wechselwirkung mit der Umwelt Selbst wenn die Eigenschaften der neuen Organismen unter Laborbedingungen be- kannt sind, koennen sich unerwartete Wechselwirkungen mit nicht beruecksichtigten Faktoren in der Umwelt ergeben. Ein Beispiel waeren die "Killerbienen", die 1956 in Brasilien aus der Kreuzung von afrikanischen und europaeischen Honigbienen entstanden. Diese Tiere stellen eine nicht vorhergesehene Gefahr fuer Wild- und Haustiere sowie Menschen dar. Am weitreichensten ist jedoch 3. "Erfolg" und seine Folgen 3. Wirtschaftliche Konsequenzen: Es laufen Versuche, Planzen als Rohstofflieferanten fuer die Industrie zu zuechten. Dies koennte dazu fuehren, dass in ca. 15 Jahren eine Zweiteilung der Landwirtschaft in einen Nahrungsmittel liefernden und in einen Chemierohstoffe liefernden erfolgen. Die oekonomische Zwaenge, bestimmte Sorten anzubauen, verringern die genetische Vielfalt. Hoch- ertragssorten sind in der Regel hoch anfaellig, es sei denn man kauft gleich das von der selben Firma hergestellte Gift mit. Neuerdings wird versucht, die Resistenz gegen bestimmt Schaedlinge gleich mit zu manipulieren, preissteigernd versteht sich. Die Artenverarmung und die erwartete Zu- nahme von Monokulturen wird die Rueckkehr zur oekologischen Versorgung der Bevoelke- rung, die relativ unabhaengig von Importen, Giften und Devisen sein sollte, zunehmend erschweren. Der Einbau von Insektengiften, die Ver- wendung gentechnisch hergestellten Hoechstleistungssaatguts - moeglichst ver- bunden mit Herbizidresistenzen - be- schleunigen die Industrialisierung der Landwirtschaft. Wird, wie geplant, die weltweiten Patentierbarkeit von Tieren und Pflanzen eingefuehrt, faellt den Pflan- zenzuchtfirmen der "Ersten Welt" die Verfuegungsgewalt ueber die Ernaeh- rungsgrundlage der "Dritten Welt" zu. (Multinationale Konzerne wie Shell oder ITT haben seit 1970 immerhin an die 1000 ehemals selbstaendige Saatgutfirmen auf- gekauft...) Die Folgen werden nicht nur im weiteren Sinne biologische oder oekologische sein, sondern vor allem soziooekonomische und politische: Die Laender der "Dritten Welt" verbleiben in ihrer kolonialen Abhaengigkeit von den Abnehmern, meist transnationalen Konzernen der "Ersten Welt": Sie liefern die Rohstoffe, aber die Verarbeitung, zumindest die Gewinn bringende Veredelung, erfolgt in der "Ersten Welt". Neue Konkurrenzen (nicht mehr Mais gegen Mais, sondern Maisstaerke gegen Kartoffelstaerke gegen Maniokstaerke) schwaechen die Position der Produzenten der "Dritten Welt" zusaetzlich. Patentrechte fuehren dazu, dass selbst bei gesteigertem Ertrag der finanzielle Erloes der Produzenten gleich bleibt oder gar schrumpft, da Lizenzgebuehren abzufuehren waeren. Die strukturellen Voraussetzungen des Hungers, dessen Bekaempfung immer als Hauptargument fuer die Entwicklung neuer Sorten angefuehrt wird, blieben weiterhin erhalten und wuerden sogar vertieft: Weiterhin wuerde vor allem fuer den Export produziert, Lebensmittel fuer die eingeborene Bevoel- kerung muessten importiert werden. Sicherheitsbestimmungen Ein Kritikpunkt der GentechnikgegnerInnen sind die angeblich zu aufwendigen Sicherheitsbestimmungen und Ge- nehmigungsverfahren. Allerdings be- ruecksichtigen Sicherheitsbestimmungen allenfalls Rueckholbarkeit des Einzelorga- nismus nicht jedoch die politischer Ent- wicklungen. Das Hauptargument gegen bestehende Vorschriften ist, die deutsche Wissenschaft muesse konkurrenzfaehig bleiben, da die Genforschung in den anderen Laendern weitaus groessere Fortschritte mache. Angesichts der spekulativen Begruendung des oben angefuehrten minimalen Risikos ist die unsaeglich langwierige deutsche Bue- rokratie geradezu von Vorteil. (Ausnahmen wie bei dem oben angefuehrten Anhoerungsverfahren waeren naeher zu untersuchen...d.S.) Selbst wenn dem so waere: wohin fort- schreiten? und wer profitiert von der For- schung? Gerade bei den derzeitigen Ent- wicklungen in der Gentechnik draengt sich doch auch die Frage nach dem wirtschaft- lichen Nutzen auf. Zurueck zum Ausgangsfall: Wer profitierte von den Freisetzungen in Northeim? Die Chipsindustrie. Die bemaengelt naemlich, dass herkoemmliche Kartoffeln zu viel Wasser enthalten, was beim Fritieren zu sehr spritzt. Durch eine veraenderte Staer- kezusammensetzung soll dem abgeholfen werden. Und wenn nebenher noch ein Patent fuer einen staerkeproduzierenden Faktor abspringt... Als naechstes waere dann - gentechnisch na- tuerlich - ein Medikament gegen die Folgen der durch zu viel Fett verursachten Zivilisationskrankheiten zu entwickeln. Oder (in den USA wird ja bereits menschliches Erbgut patentiert): wir schaffen gleich den dagegen resistenten Menschen, Copyright by Chips & Co KG. Damit wir uns auch morgen mit der Chipstuete in der Hand vor der Glotze ueber das Elend der "Dritten Welt" empoeren koennen! Kirsten Literatur: Auf der Suche nach dem "Super-Reis". FAZ 21.Juli '92 Joachim Spangenberg: Das Gruene Gold Der Gene. Vom Angriff der Gentechnik auf das Leben in der 3.Welt, Wuppertal 1992 Pat Mooney/Cary Fowler: Die Saat des Hungers. Wie wie die Grundlagen unserer Ernaehrung vernichten. Reinbek 1991 Max-Planck-Institut fuer Zuechtungsforschung (Koeln): Pflanzenproduktion und Biotechnologie. Koeln 1992 Zuckerrueben genetisch veraendert. FAZ 28.Januar '92 ****** DAS AKTUELLE WORT ZUM GESUNDHEITSSTRUKTURGESETZ Fuer Glaeubige und Unglaeubige Medizine- rInnen, Zahnis, PharmazeutInnen und alle anderen MitbuergerInnen Es geht um die Niederlassungssperre, um das Gesundheitsgesetz, und dieses Gesetz geht uns alle an. Es ist ein Gesetz das unsere Zukunft formt, das entscheidend in die Lebensplanung vom jedem eingreift. Viele von uns glauben sie kaemen davon aber das ist nichts als Selbsttaeuschung. Deswegen waere es duemmlich sich noch nicht einmal ueber diese Gesetz zu informieren. Der AK Seehofer (FS Medizin) hat zu diesem Thema am 1. Februar eine Informations- und Diskussionsveranstaltung organisiert. Es werden im naechsten Semester weitere Folgen. Warum gibt es dieses Gesetz? Es muss gespart werden. Die Beitragssaetze steigen, so geht es nicht weiter. Was macht dieses Gesetz? Es budgetiert; es gibt ein Budget fuers Krankenhaus, das nicht ueberschritten werden darf, fuer Arztleistungen, fuer Medikamente, eben auch fuer die Arztzahlen. Und die PatientInnen muessen mitzahlen, fuer Medikamente, fuer Krankenhausaufenthalte. Das Gesetz ist jetzt in Kraft getreten, und manches war wohl nicht anders zu machen. Aber eine Novelle steht vor der Tuer. Damit beginnt sich das Karussell wieder zu drehen, und wir muessen uns daran beteiligen! Zu fragen waere, ob es bessere Sparmoeglichkeiten gibt als gerade die Niederlassungssperre, zu fragen waere, ob das Abrechnungssystem veraendert werden muesste, zu fragen waere, wie das Gesund- heitsystem seinen Status als Selbstbedie- nungsladen von Aerzten und Patienten verlieren koennte, ohne an Qualitaet einbuessen zu muessen. Das Wichtigste ist nun dass wir informiert bleiben und dadurch die Kompetenz er- werben gemeinsam gegen die vorhandenen Ungerechtigkeiten anzugehen. Nur so wird sich in der Struktur des Gesundheitswesens etwas Fundamentales zum positiven aendern, nicht nur in Bezug auf unsere Arbeitsplaetze. Der AK Seehofer trifft sich jeden Montag um 18.00 Uhr im Fachschaftsraum Medizin, INF 306 im Erdgeschoss. Stefan ************************* Uni-Vollversammlung Am Dienstag, den 9.2.1993 findet ab 17.00 in der Aula der Neuen Uni eine Vollver- sammlung statt. Hauptthema wird die Bildungspolitik sein. Seit laengerem wird eine Reform des Hochschulwesens diskutiert. Diverse Gremien auf Bundes- und Landesebene haben bereits Stellung be- zogen. Nur von denen, die direkt betroffen sind, war bisher nicht viel zu hoeren: Den Studierenden. Inwieweit unsere Interessen bei dem anstehenden Bildungsgipfel - auf dem sicher kein Geld verteilt wird, sondern nach Sparmoeglichkeiten Ausschau gehalten werden wird - beruecksichtigt werden, haengt entscheidend davon ab, ob sich jetzt Studie- rende zahlreich und lautstark zu Wort melden. Wenn wir Studierenden hierzu keine Meinung haben und uns nicht aeussern, dann entmuendigen wir uns nicht nur selbst, sondern stehen vielleicht in einem Jahr - ach wie unvermutet! - vor einem Scherbenhaufen. Was wird diskutiert? Hier zur Erinnerung nocheinmal die wichtigsten "Reform"vorschlaege: _ Auswahlverfahren durch die Universitaeten _ Beschraenkung der Studienzeit auf die Regelstudienzeit _ Exmatrikulation bei Ueberschreitung der Regelstudienzeit um x (variabel) Semester; wird eine Pruefung nicht innerhalb der geforderten Frist abgelegt, gilt sie als einmal nicht bestanden. _ Zentrale verbindliche Eckdaten fuer jeden Studiengang (z.B. feste Pruefungstermine und Pruefungsfristen)und somit Abbau eigener Gestaltungsmoeglichkeiten der Studierenden und Lehrenden zugunsten verschulter, stark vorgegebener Studiengaenge _ Massive finanzielle Belohnung der Uni- versitaeten und ProfessorInnen, die die kuerzesten Studienzeiten liefern, Sanktio- nierung derjenigen, die lange Studienzeiten aufweisen. _ Zweiteilung des Studiums in einen ent- wissenschaftlichten, anwendungsorientierten Teil mit erstem Abschluss und einen daran anschliessenden wissenschaftlichen, theoretisch fundierten Teil, alternativ: _ Verlagerung der wissenschaftlichen Bil- dung in Promotionsstudiengaenge oder Graduiertenkollegs; Aufnahmevorausset- zung: kurze Studienzeit als Qualifikati- onsmerkmal _ Einschraenkung von Fachwechseln, Zweit-, Doppel- und Aufbaustudiendurch Gebuehren und/oder Auswahlverfahren. _ Studiengebuehren fuer alle; alternativ: _ Studiengebuehren bei Ueberschreiten der Regelstudienzeit _ Ausbau der Fachhochschulen durch Verlagerung von Mitteln und Stellen aus den Universitaeten an die FHen. _ Zentralisierung der Hochschulverwaltung, Verlagerung von Entscheidungs- kompetenzen von Fachbereichen und Hochschulen auf Bundes- bzw. Laenderebene; alternativ: _ Dezentralisierung der Verwaltung, Staerkung der Kompetenzen der Universitaeten [d.h. derjenigen, die dort die Macht haben und das sind zur Zeit die ProfessorInnen d.S.] Auf der Vollversammlung soll auch ein Meinungsbild zum Studiticket abbgefragt werden. Der derzeitige Stand ist naemlich, dass sich der Verkehrsverbund VRN kaum zu einer Halbfahrpreisloesung bewegen laesst (was sich aus einer Gespraechsrunde vor zwei Wochen ergab). Fuer das die FSK war die Halbfahrpreisloesung allerdings bisher Voraussetzung in den Verhandlungen mit dem VRN. Wir stehen jetzt vor der Entscheidung das "schlechtere" Angebot des VRN anzunehmen, um im Wintersemester dieses Jahres (definitiv) ein Studiticket zu realisieren, oder weiterzuverhandeln, was aber v.a. im Hinblick auf Gesetzesaenderungen noch mindestens zwei Jahre in Anspruch naehme. Es liegt also an Euch: Wollt Ihr zum WS '93 einen um 20 DM erhoehten Semesterbeitrag bezahlen und damit das Recht erhalten, Euch fuer weitere 100 DM ein Halbjahresticket fuer den gesamten Verkehrsverbund Rhein-Neckar kaufen zu koennen ? (20+100-Modell). (Mit der Option spaeter evtl. ein 30+20- oder 30+40-Modell einzufuehren) oder sollen wir weiterverhandeln um vielleicht in zwei Jahren ein viel besseres Angebot (unterstuetzt durch Landesmittel) zu erreichen ? Christian, Kirsten, Oliver ************************** Anmerkungen zum Lebendigen Geist Einige kritische Anmerkungen zu "Dem lebendigen Geist" _ Ein bisschen zu pathetisch scheint der Titel zu sein fuer einen Entwurf, der sich mit dem vorher Gedachten nicht auseinandersetzt. _ zu 1. Grundgedanken: die Betonung der "individuellen Person" bzw. des "individuellen Anspruchs" uebernimmt un- reflektiert die Vereinzelung der StudentInnen und die Ideologie der unbeschraenkten Aufstiegschancen einzelner - ein durchaus fragliches Denkmodell. Die Aufnahme von "Anspruch" auf Bildung uebernimmt mit diesem Wort die konservative Kritik am sog. "Anspruchsdenken" - in Wahrheit geht es doch um ein Recht auf Bildung! _ zu 2.1. Hochschulzugang: Die Oeffnung der Universitaeten wird voll mit der besseren Verwertbarkeit der Arbeitskraft durch erweiterte Bildung (z.B. "die ... ihr Wissen wieder auf den neuesten Stand bringen muessen") und Schluesselqualifikationenen begruendet, nicht mit einem Recht auf Bildung oder dem persoenlichen, unverwertbaren Interesse daran. Studentische Positionen waren da schon mal weiter. Bernd-Kai Garesee ************************ Dem lebendigen Geist! Einige Leute haben zu der Diskussion ueber die Bildungs- und Hochschulpolitik ein Papier erarbeitet, das ihre Vorstellungen formuliert. UNiMUT gibt dieses Papier - in gekuerzter Form - hier wieder: Ein studentischer Entwurf fuer die Hoch- schullandschaft der Zukunft 1. Grundgedanken Die Einrichtungen des tertiaeren Bil- dungsbereichs der Bundesrepublik Deutschland (Universitaeten, Fachhoch- schulen, zum Teil Berufsakademien) befinden sich z. Zt. in einem Prozess der Neudefinition ihrer Rolle. Zu den traditionellen Rollen der Hochschulen als "Zukunftswerkstaetten", Traeger der gesellschaftlichen Veraenderung und Weiterentwicklung und des kritischen Bewusstseins, werden in der momentanen Diskussion zunehmend oekonomisch ori- entierte Ansprueche, die immer schon vor- handen waren, eingefordert. Bildung wird zunehmend auf ein rein oekonomisches Gut re- duziert. Der individuelle Anspruch auf wissenschaftliche Bildung wird dabei immer staerker durch die Notwendigkeit einer berufsorientierten Ausbildung verdraengt, zumindest in der subjektiven Wahrnehmung der Studierenden. Die Freiheit einer bewussten Entscheidung fuer einen Lebensab- schnitt und der Persoenlichkeitsentwicklung wird dadurch eingeschraenkt. Die allgemeine Hochschullandschaft muss durch eine horizontale Gliederung, die vor Studienbeginn die moeglichen Alternativen und Moeglichkeiten offen aufzeigt, charakterisiert werden. Darunter ist die Aufteilung der Hochschulen in Universitaeten, Fachhochschulen und Berufsakademien zu verstehen. Die Universitaeten sollen wissenschaftlich orientiert sein, mit dem Anspruch einer allgemeineren wissenschaftlichen Bildung anstelle einer be- rufsspezifischen Ausbildung, die statt dessen auf einem hohen Qualifikationsniveau von den Fachhochschulen uebernommen wird. An den Fachhochschulen steht diese berufsfeldspezifische, praxisnahe Ausbildung, die wissenschaftliche Methodik durchaus beinhaltet, im Vordergrund. Die Berufsakademien als dritte Option fuer tertiaere Bildung vor allem im Sektor Verwal- tungs- und Dienstleistungsbereich koennen im Falle einer bundesweiten Anerkennung fuer viele Studierende eine sinnvolle Alternative zur Universitaet darstellen. Dies zeigt einen moeglichen Ausweg aus der "Hochschulkrise". Viele Studierende befinden sich heute nicht freiwillig, sondern aus Mangel an Alternativen an der Universitaet. Sie vermissen den Praxisbezug und eine Berufsorientierung. Ein bundesweiter, massiver Ausbau der Fachhochschulen und eine Ausweitung des an Fachhochschulen angebotenen Faecher- spektrums haette fuer alle Beteiligte grundlegende Vorteile. Entlastung der Universitaeten, Aufwertung der Fach- hochschulen und eine praxisnaehere Aus- bildung fuer diejenigen, die sich durch ein theoretisches Universitaetsstudium quaelen. Die im Moment diskutierte vertikale Auf- teilung des Universitaetsstudiums in eine berufsqualifizierende Phase und ein darauf aufbauendes Graduiertenstudium bzw. die Einfuehrung eines Kurzstudiums "Bakkalaureus" an den Universitaeten ist aus unserer Sicht keine Loesung des Problems, da es zu einer staerkereren Reglementierung des Universitaetsstudiums anstelle des Anbietens von Alternativen im Bildungsweg fuehrt und das Universitaetsstudium generell abwertet. Auch das Draengen der Fachhochschulen auf eine staerkere Wissenschaftsorientierung geht in die falsche Richtung. Stattdessen ist eine groessere Durchlaessigkeit zwischen den Institutionen anzustreben, d.h. der Uebergang von der Fachhochschule zur wis- senschaftliche Weiterqualifikation an der Universitaet muss ermoeglicht werden. Wichtig an dieser ist noch die Forderung, an jeder Universitaet ein breites Spektrum an Fae- chern, insbesondere Geistes- und Naturwissenschaften anzubieten, um die gesamten in diesem Text erwaehnten Auf- gaben der Universitaeten wahrnehmen zu koennen. 2. Grundkonzeption zum Aufbau eines Universitaetsstudiums Im folgenden werden die wichtigsten Eck- pfeiler einer Reform des Studiums darge- stellt: 2.1. Hochschulzugang _ Aufrechterhaltung des "Oeffnungsbe- schlusses". _ Beibehaltung des Abiturs als allgemeine Hochschulzugangsberechtigung. _ Erweiterung des Hochschulzugangs auf Personen, die frueher schon studiert haben oder Zusatzqualifikationen erwerben wollen und nicht unbedingt ein Abitur haben. _ Entwicklung fachspezifischer Kriterien als alternative Zugangsberechtigung zum Abitur. 2.2. Grundstudiumskonzeption _ Hauptaufgabe der Studienanfangsphase: Ermoeglichen, zu erkennen, ob der gewaehlte Studiengang den persoenlichen Vorstellungen entspricht. _ Breites studienbegleitendes Beratungs- und Informationsangebot. _ nach dem Vorbild des Leibnitz-Kollegs Ermoeglichung des Besuchs einfuehrender Veranstaltungen anderer Fakultaeten zur Orientierung. _ Im gewaehlten Fach Erlernen der fach- spezifischen Methodik und Anfertigen be- treuter selbstaendiger Arbeiten, um einen moeglichst vollstaendigen Einblick in das Fach zu geben. _ studienbegleitende Information ueber die Berufsfelder. 2.3. Leistungskontrollen _ zeitliche Homogenitaet, d.h. gleichmaessige Verteilungen der Pruefungen etc. _ Schwerpunkt auf selbstaendigem Erarbeiten u. Anwenden der wissenschaftlichen Methodik. _ Erleichterung der Anerkennung von Stu- dienleistungen, die an anderen Universitaeten oder im Ausland erbracht wurden. 2.4. Hauptstudium _ hoher Grad an selbstbestimmter Themen- und Methodenwahl. _ in zunehmendem Masse selbstaendige wis- senschaftliche Arbeit. _ Mitarbeit in Projekten und For- schungsgruppen als Einfuehrung in die Praxis wissenschaftlicher Arbeit. _ Staerkere Betonung der Moeglichkeit in- terdisziplinaerer Arbeit. _ Abschluss jedes Universitaetsstudiums soll eine eigene wissenschaftliche Arbeit sein. _ Im Hauptstudium staerkere Ermoeglichung des Hochschulzugangs von aussen (Fachhochschulen, Berufsakademien und Personen, die frueher schon einmal studiert haben). 3. Demokratie an den Hochschulen Eine Aufgabe der Hochschulen ist es, Wissen zu vermitteln und zu schaffen. Sie sollen auf allen Gebieten der Wissenschaft eine kritische Vorreiterrolle uebernehmen. Dies heisst einerseits fuer eine Wissenschaft innerhalb einer modernen Gesellschaft, dass Demokratie ein sich immer wiederholender und weitergefuehrter Prozess ist, der sich in der Wissenschaft wiederspiegeln muss. Andererseits heisst Wissenschaft auch, miteinander im Diskurs zu stehen, Argumente austauschen und akzeptieren zu koennen - wesentliche Grundvorraussetzungen fuer eine demokratische Gesellschaft. Die anregende Diskussion in den Wissenschaften und direkt angewandt in den Institutionen der Wis- senschaft koennte und sollte eine Wechselwir- kung mit der Gesellschaft eingehen. Dazu braucht es natuerlich auch praktizierte Demokratie an den Hochschulen. Das heisst, die Entscheidungen innerhalb der Institution Hochschule muessen demokratisch - unter gleichberechtigten Mitgliedern - gefaellt werden. 3.1 Demokratiedefizite im heutigen Wis- senschaftsbetrieb Die Machtposition der ProfessorInnen in allen Gremien fuehrt zu 'Seilschaften' und 'Schulen' bei Berufungen, Begutachtungen und Forschungsmittelvergabe (Drittmittel). Die mangelnde Beteiligung der Nicht- ProfessorInnen, also Studierenden, wissenschaftlichen und nicht- wissenschaftlichen MitarbeiterInnen, sowie fehlende Oeffentlichkeit lassen eine demokratische Kontrolle nicht zu. Aemter- haeufung in den verschiedensten universitaeren und wissenschaftlichen Gremien fuehrt zu Machtkonzentration und Machtmissbrauch. Die zu umfangreichen ministeriellen Vorgaben der Ministerien an die Hochschulen verhindert eigenstaendige Entscheidungen, die Hochschulen verkommen zu Verwaltungsapparaten. Studierende als zukuenftige TraegerInnen gesellschaftlicher Verantwortung haben zur Zeit keine Moeglichkeit, aktive demokratische Erfahrungen an den Universitaeten zu sammeln. 3.2 Loesungsvorschlaege: _ Drittelparitaet nach den Gruppen Lehrende, Lernende und Sonstige. _ "Lehrende" umfasst auch den in der Lehre aktiven Teil des Mittelbaus. _ Aemter nicht nur einer Statusgruppe vor- behalten. _ zur Verwirklichung gesellschaftlicher Zielsetzungen an der Hochschule muessen Beauftrage eingesetzt werden (z.B. Frauen, Umwelt..). _ Alle Gremien tagen oeffentlich. _ Ein vom Land zugewiesener Globalhaus- halt, der von den Hochschulen selbst verwaltet wird verlagert die Kontrolle vom Ministerium an die universitaeren Gremien und fuehrt so zu sinnvollerer Verwendung. _ studentische Selbstverwaltung findet ueber die Verfasste Studierendenschaft statt (mit Finanzhoheit und politischem Mandat). _ Einfuehrung eines Aufsichtsrats an den Hochschulen. 4. Lehre an den Universitaeten Eine grundlegende Neugewichtung der Lehre an der Hochschule ist ueberfaellig. Langfristi- ges Ziel muss eine allgemeine Aufwertung der Lehre sein. Ueber die grundlegende For- derung nach dem massiven personellen Ausbau der Lehre an den Universitaeten hinaus muss ein breites Spektrum an qualitaetssteigernden und -ueberpruefenden Moeglichkeiten aufgebaut werden. _ Erste Massnahme: Habilitation durch Lehrbefaehigungsueberpruefung ergaenzen. _ Schaffung von hochschuldidaktischen Instituten an den Universitaeten. _ An den Fakultaeten: Kommissionen fuer die Lehre, die v.a. Lehrevaluationen (Veranstaltungsumfragen) durchfuehren sollen. Ausserdem Koordination der Lehr- veranstaltungen und Erstellung von Lehr- gutachten fuer Berufungen. _ Sanktions- bzw. Belohnungsmechanismus: Bewertung der Lehrleistung der einzelnen Fakultaeten durch hochschulweite Lehrkom- mission nach Punktesystem. Gemaess der so errechneten Lehrpunktzahl werden Gelder aus einem Lehrpool vergeben. [Fleisssternchensystem a la Grundschule... d.S] _ Erstellung eines Studienplans u. Aus- gestaltung einer sinnvollen Pruefungsordnung. _ Studiengesamtdauer Richtlinie, aber keine Sanktionen bei langer Studiendauer. _ Lehrleistung des Mittelbaus bei Beur- teilung und Hoehergruppierung mehr be- ruecksichtigen. _ Gutachtertaetigkeiten der Profs fuer Re- gierungen etc. ohne Honorar, damit sie nicht zur Hauptaufgabe werden. Sind von Seiten der Fakultaet die Rah- menbedingungen fuer ein strukturiertes Studium angelegt, wird die Studiendauer zu einer bewussten persoenlichen Entscheidung jeder und jedes Studierenden. Wer in kuerzester Zeit studieren will, soll das genauso koennen, wie Leute, die sich fuer eine laengere Verweilzeit an der Universitaet entschliessen. 5. Forschung Das Dogma der "Freiheit der Wissenschaft" schwebt durch das Grundgesetz (Artikel 5, Abs. 3) ueber jeder Debatte, die sich mit Forschung inner- und ausserhalb der Universitaeten beschaeftigt. Die Forschung entzieht sich tatsaechlich weitgehend der Moeglichkeit strikter Reglementierung und Steuerung, soll sie innovativ und impulsgebend sein. Um die wichtige Forderung nach Forschung in ge- sellschaftlicher Verantwortung mit re- alisierbaren Inhalten zu fuellen, muss die Diskussion ueber Inhalte und Ausrichtung von Forschung bzw. die Vergabe von For- schungsmitteln viel staerker als bisher fuer die kritische Oeffentlichkeit zugaenglich gemacht werden. Die bisherige Praxis der Besetzung von Posten im Wissenschaftsrat, der Deutschen Forschungsgemeinschaft etc. und die Verteilung der Forschungsmittel entzie- hen sich zur Zeit jeder demokratischen Kontrolle und Einflussmoeglichkeit. Als konkrete Forderungen sind hier zu nennen: Wahl statt Bestellung der Mitglieder in Wis- senschaftsgremien, nur begrenzte Amtszeit (z.B. 3 Jahre, einmalige Wiederwahl moeglich), personelle Entflechtung der Gremien und Oeffentlichkeit der Sitzungen. _ Die Forschung muss wieder verstaerkt in den Hochschulen stattfinden, denn die Lehre ist stark an die Qualitaet der Forschung gekoppelt. _ Reine Forschungsinstitute, die sich in Universitaetsnaehe befinden, muessen staerker in die Lehre eingebunden werden. _ Der Titel ProfessorIn darf nur dann ge- tragen werden, wenn Lehrleistungen erbracht werden. _ Zur Verbesserung der Forschungsin- frastruktur muss einE VerwaltungsmanagerIn in den Fakultaeten eingefuehrt werden, um die DekanInnen und InstitutsdirektorInnen von ihren Verwaltungsaufgaben zu befreien. _ Drittmittelforschung ist nicht grudsaetzlich abzulehnen, muss aber an gewisse Grundregeln gebunden sein, v.a. oeffentliche Kontrolle. 6. Gesellschaftliche Einbindung 6.1. Soziale Randbedingungen fuer Stu- dierende Ziel muss es sein, fuer Studierende materielle Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine Konzentration auf das Studium ermoeglichen. _ BAFoeG, das sich an Bedarfssaetzen des Studentenwerks orientiert und El- terneinkommensunabhaengig ist. _ BAFoeG auf Stipendienbasis fuer die Re- gelstudienzeit plus 2 Semester, bei Be- ruecksichtigung der jeweiligen Studien- situation. _ Ausreichender Wohnraum muss von Kom- munen zur Verfuegung gestellt werden. _ Es muessen ausreichend Kinderkrippen- und Kindergartenplaetze zur Verfuegung stehen. 6.2. Eintritt ins Berufsleben Durch die bisherige Tarifstruktur und die gegebenen Aufstiegsmoeglichkeiten vor allem im Oeffentlichen Dienst, in dem die Laenge der Ausbildung als Qualifikationsmassstab benutzt wird, werden die Studierenden dazu verleitet, lange auf der Hochschule zu bleiben, obwohl sie bereits in das Berufs- leben eintreten koennten. _ Stattdessen sollte der Abschluss bewertet werden. _ Angleichung der Aufstiegschancen fuer verschiedene Abschluesse. _ Ermoeglichung eines Einstiegs ins Be- rufsleben fuer StudienabbrecherInnen, wobei die Zeit an der Hochschule beruecksichtigt wird. Andre, Bernd, Birgit, Christiane, Holger, Katja, Monika, Petra, Uli Wer Interesse an der vollstaendigen Version des Thesenpapieres hat, kann dies im Zentralen Fachschaftenbuero in der Lau- erstrasse 1 bekommen. *************************** AUF NACH MAGDEBURG Semesterferien - Zeit der Musse - Zeit des Besinnens ? Ich will zwar nicht sagen, dass stets Se- mesterferien die Freiraeume anbieten, die das Wort "Ferien" versprechen koennten, trotzdem aber gibt es in dieser Zeit fuer einige (nicht wenige) StudentInnen unge- wohnte Mussestunden! "Mal was anderes machen", "Etwas sinn- volles!", "Vielleicht mal was fuer den Un- weltschutz" hoert man sie dann sagen, doch gleich darauf ein "Wie?", "Wann?", "Mit wem?". Keine Antwort folgt, und so bleibt zu guter Letzt nur der Stosssaeufzer "Na gut, dann mach' ich eben den Sprachkurs in Frankreich". Ein unloesbares Problem? Keineswegs, denn die laengst totgesagte Umweltbewegung in Deutschland weis Rat: Auf's Rad gesetzt, in die Pedale getreten und schon Umweltschutz gemacht! Dieses seltene Angebot bietet "AUFTAKT", die bundesweite Sternradtour mit an- schliessenden Umweltfestival : Unter den Motto "Mobil ohne Auto" ist es bereits '91 gelungen bis zu 7000 ver- kehrsoekologisch orientierte Fahrad- fahrerInnen auf der Route Bremen-Ro- stockauf die Strasse zu bringen! So sollen auch dieses Jahr oekologisch denkende Menschen mobilisiert werden, auf einer der bundesweit startenden Routen mitzufahren. Die Sternradtouren beginnen am 18.7.93 in Freiburg und enden am 28.7.93 in Magdeburg. Die Tour erreicht Heidelberg am 20.7.93. Es werden ca. 1000 TeilnehmerInnen aus der Schweiz und aus Suedbaden hier erwartet. Zusammen mit den TeilnehmerInnen aus Heidelberg startet die Tour dann am Morgen des 21.7.93 Richtung Magdeburg. Dort treffen alle Sternradtouren aus ganz Deutschland und auch die internationalen Routen zusammen. Die TeilnehmerInnen^ fin- den sich zu einem 5-taegigen Umweltfestival ganz besonderer Art zusammen: Die Teil- nehmerInnen sind es, die das Festival gestalten, nicht festengagierte Gruppen! So werden Schuelerbands, Pantomimegruppen oder Performance-kuenstler aller Coleur gesucht, die in Sachen Umweltschutz etwas aussagen moechten. Das Festival lebt von den TeilnehmerInnen. Es wird einen "Markt der Moeglichkeiten" geben und mehrere Buehnen auch fuer spontane Auftritte. Weiterhin wird es viele Arbeitskreise zu oekologischen und politischen Themen geben. Natuerlich setzt das Festival auch oekologisch neue Massstaebe. Es wird keinen Raum fuer Autos geben, Einwegverpackungen werden auf diesen Festival naetuerlich tabu sein, Essen aus dem oekologischen Landbau ist eine Selbst- verstaendlichkeit. Das Festival soll aber nicht auf das Thema Oekologie beschraenkt bleiben. Auch zu anderen wichtigen Themen soll es Aktionen geben. So wird AUFTAKT auch der Auftakt zu einer bundesweiten Stop- Rassismus-Kampagne sein. Sowohl die Fahrradtour wie auch das sich anschliessende Festival bieten sicher eine schoene Moeglichkeit, seine Freizeit sinnvoll und mit viel Spass zu verbringen. Jeder kann sich der Heidelberger Tour anschliessen, ebenso gibt es die Moeglichkeit an diesen Tagen auch an Aktionen teilzunehmen, die auf verkehrsoekologische Konzepte und Ideen aufmerksam machen sollen. Wer will kann na- tuerlich auch mit der Bahn direkt zum Festival am 28.7.93 fahren. Das Projekt AUFTAKT wird von einer Viel- zahl von Vereinen und Verbaenden unter- stuetzt, so z.B. den BUND, die NA- TURSCHUTZJUGEND, der VER- KEHRSCLUB DEUTSCHLAND, das DEUTSCHE JUGENDHERBERGSWERK, ebenso von der niedersaechsiche Umweltministerin Frau Griefahn. Schirmherr von AUFTAKT ist der Zukunftsforscher Prof. Dr. Robert Jungk. Anmeldeunterlagen zum Umweltfestival und/oder Fahrradtour sollten moeglichst bald ueber die unten angegebene Adresse angefordert werden : BUND-Heidelberg Hauptstrasse 42 6900 Heidelberg Motto "Auftakt"(Postkarte genuegt/ Ab- sender nicht vergessen!). ( Tel.:06221/ 182631) ******************* Zur Veranstaltung von FS Jura Am 3.2.1993 veranstaltet die Fachschaft Jura eine Podiumsdiskussion zum Thema: "Der 'neue' Par.218 - Chance oder Gefahr?" Als DiskussionsteilnehmerInnen haben Prof. Eser, Prof. Stuerner, Frau Rahardt-Vahldieck und Herr Dr. Dinkel zugesagt. Herr Eser, Strafrechtsprofessor an der Uni Freiburg, fungierte bei den Verhandlungen des BVerfG ueber den Par.218 als Sachverstaendiger der Bundestagsmehrheit, die im Sommer das Schwangeren- und Fami- liengesetz, das die Fristenregelung mit Beratungspflicht beinhaltet, verabschiedet hat. Dieselbe Seite vertritt Frau Rahardt- Vahldieck als Mitverfasserin des Gruppenantrags des Bundestages zu diesem Gesetz. Herr Stuerner, ebenfalls Professor an der Uni Freiburg, war bei den Verhandlungen in Karlsruhe Sachverstaendiger der CDU/CSU, die gegen das Schwangeren- und Familiengesetz Klage vor dem BVerfG er- hoben hatte. Dr. Dinkel, ein Arzt aus Heilbronn, wurde uns von der Vereinigung "Aerzte fuer das Leben" vorgeschlagen, er tritt aber als unabhaengiger Sachverstaendiger auf. Wir hoffen, dass bei dieser Gespraechsrunde nicht nur auf der juristischen Ebene diskutiert wird, sondern dass die Diskussion auch lebensnah und reali- stisch gefuehrt wird. Insofern hoffen wir auf ein breites Interesse auch bei Nichtjuristen, da die Diskussion wesentlich auch von den Fragen der ZuhoererInnen bestimmt werden wird. Judith Ensminger ******************************* Editorial Vielgehasste LeserInnen! Wieder geht ein Semester zuende. Und auch in diesem Semester hat UNiMUT wieder einen Rekord aufgestellt: Die kuerzeste Redaktionsnacht aller Zeiten: Die Ursachen dafuer sind noch nicht vollstaendig aufgeklaert - erste Vermutungen besagen, dass es zum Teil wohl an unserem neuen Mitredakteur liegt - der durch Einfuehrung von Klarsichtfolien unser Konzept grundlegend revolutionierte - auf einmal war der Durchblick da!!!! (30 cm hohe Papierstapel sind halt doch nicht so uebersichtlich, wie wir immer dachten....) Erstaunlich ist allerdings, dass wir diesen Rekord trotz Anschaffung eines neuen Computers geschafft haben..... Dafuer hat unsere Hausdruckerei, die Druckwalze, unter den technischen Innovationen leiden muesse: Die Seitenzahl ist sprunghaft angestiegen... Mittlerweile haben wir das aber wieder im Griff (aechtz!). Zum Schluss moechten wir uns noch bei unserem lieben M.H. bedanken, der unsere Redaktionsnaechte telefonisch mitverfolgt hat. Zum Schluss eine Bitte an Euch: Seid doch so gut und vergesst Eure Rueckmeldung - dann sind wir Euch endlich los! ****************************** Mittwoch, 03.02. _ 18.15, Votrag: "Der Orientmaler Gustav Bauernfeind: 1848-1904" von Prof. A. Carmel (Haifa), Hochschule fuer Juedische Studien, Friedrichstr.9. _ 19.30, Podiumsdiskussion zum Thema "Der 'neue' Par.218 - Chance oder Gefahr", FS Jura (naeheres siehe Artikel in dieser Ausgabe), Heuscheuer II. Donnerstag, 04.02. _ 16.00, Treffen der Gruppe "Studierendenberatung", FS Raum Medizin, INF 306. _ 19.00, Vortrag: "Das Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland nach der Vereinigung" von Prof. M. Kaase im Rahmen des IPW Forums, Heuscheuer I. _ 20.00, Vortrag: "Hunger, Handel, Hintergruende", Referent: Michael Windfuhr (German Watch), im Rahmen der Aktionswoche Kaffee, HS 1, Neue Uni. _ 20.00, Filme "Eine verschlagene Welt" und "Violetta Clean", FS Jura, HS 13, Neue Uni. Freitag, 05.02. _ 16.15, Vortrag: "Politische Oekonomie in Ostdeutschland - sektorale Variationen" von Prof. G. Lehmbruch (Uni Konstanz) im Rahmen des IPW-Forums, Heuscheuer II. _ 20.00, Fete Islamwissenschaft, Triplex. _ 20.11, Faschingsfete der KSG, Neckarstaden 32. Samstag, 06.02. _ 14.00, Demo gegen Mietwucher und Wohnraumzerstoerung, Poststrasse (Stadtbuecherei). Sonntag, 07.02. _ 18.30, Semesterabschlussgottesdienst der KSG in der St. Anna Kirche (Ploeck). Montag, 08.02. _ 20.00, Konzert, "Alineimen", Jiddische Lieder und Klezmer, Marstallsaal. Dienstag, 09.02. _ 9.00, Komission fuer das Bibliothekswesen (nichtoeffentlich), UB. Mittwoch, 10.02. _ 14.30, "Europaeischer Binnenmarkt - Arbeitsmarkt fuer AkademikerInnen", Berufinformationszentrum, Alte Bergheimer Str. 147, 4. OG. _ 16.00 Infostand zur Sternradtour auf dem Bismarckplatz (siehe Artikel in dieser Ausgabe). _ 19.30, Vortrag: "Grenzgaenger ueber Grenzgaenger: Max Webers 'Wissenschaft als Beruf' - Heute" von Prof. F. Tenbruck (Tuebingen) im Rahmen es Interdisziplinaeren Formus, HS 9, Neue Uni. Donnerstag, 11.02. _ 18.15, Vortrag: "The Problem of Tolerance in Feminist Theologie" von Prof. S. Heschel, Veranstaltung der Hochschule fuer Jued. Studien, Ort: HS 5, Neue Uni. Freitag, 12.02 _ 11.30 und 19.00, Theater: "AIDS geht's los", Theatergruppe Thevomefueme, AIDS- Hilfe Heidelberg, Jugendtheater. _ 18.00, Konzert/Vorstellung des CD- Samplers mit Jail, Abigail, Bawdy House, u.a. (siehe Artikel), Initiative fuer ein Kulturcafe, INF 684 (Aula). _ 19.00, Theater (siehe unter 11.30 Uhr). Samstag, 13.02. _ 11.00, Frauendemo in Bonn (in schwarzer Kleidung) gegen Vergewaltigung als Kriegswaffe, Muensterplatz in Bonn. Donnerstag, 18.02. _ 19.00, Lesung der Literaturoffensive, Marstallsaal, Studihaus. Freitag, 26.02. _ 18.00, Konzert/Vorstellung des CD- Samplers mit Groove Garden, Hey Nonny Nonny, Throb Throb, u.a. (siehe Artikel), Initiative fuer ein Kulturcafe, INF 684 (Aula). Montag, 5.04. _ 20.00, Konzert "Element of Crime", INF 684 (Aula). *************************** IMPRESSUM UNiMUT - Zeitung an der Uni Heidelberg Nr. 66 03.Februar 1993 UNiMUT erscheint: alle 2 Wochen(?!) Redaktionsschluss: Montags, 1400 Uhr Mitarbeit diesmal: Bern-Kai Garesee, Christiane, Kirsten, Christian, Andre, Bernd, Birgit, Holger, Katja, Monika, Petra, Uli, Oli, Stefan, Gabor, Judith. Druck: Druckwalze GdbR Auflage: 2500 LeserInnen-Beitraege: sind jederzeit er wuenscht & sollten nur in Ausnahmefaellen 2 DIN-A-4-Seiten ueberschreiten. Fuer namentlich gekennzeichnete Beitraege ist der/die Autor(in) verantwortlich! Die Re- daktion behaelt sich sinnvermehrende Kuer- zungen und kostenlose, orthographische Dienstleistungen vor! v.i.S.d.P: F(ach)S(chafts)K(onferenz) Lauerstrasse 1 6900 Heidelberg Tel.: 06221/542456/7