Brief an einen Leser,
der dieses Heft vermutlich sowieso nicht liest, denn "was nicht
viel kostet ist nicht viel wert"....(Zitat Rektor Ulmer vom 1.7.
'93).
Nur einmal anfragen wollte ich, ob denn demnaechst auch die
Senatssitzungen, die Jahresfeiern, die Erstsemesterbegruessungen
(...) Eintritt kosten werden, damit die Teilnehmenden sich ueber
die Qualitaet der genannten Veranstaltungen auch klar werden...?
Mit kostenlosen Gruessen, die Sezzerin.
Der unaufhaltsame Aufstieg des Herrn U.
oder "Die 1000 DM - Oper"
Und der Haifisch, der hat Zaehne,
und die traegt er im Gesicht,
und der Rektor hat Gedanken,
doch die sah man lange nicht....
Und es sind des Haifischs Flossen
rot, wenn dieser Blut vergiesst
Der Herr Rektor hat 'nen Posten,
wo er sicher vor uns ist
An des Neckars braunem Wasser
Bleiben ploetzlich Stuehle leer
Es ist weder Pest noch Cholera
Doch der Rektor geht umher!
Und Ruth Mueller bleibt verschwunden
wie so mancher arme Mann!
Und sein Geld hat der Herr Rektor,
dem man nichts beweisen kann
Und die Studis, sie verschwinden
sehr zum Kummer des Gerichts
und man laedt am End den Rektor
doch der Rektor weiss von nichts.
Und er kann sich nicht erinnern
Und man kann an ihn nicht 'ran
denn der Rektor ist Beamter,
dem man nichts anhaben kann.
(Frei nach Brecht)
Gentechnik - Bericht
Schon seit langem wird im Geheimen in den Gentechnik-Labors
an bundesdeutschen Hochschulen im Auftrag der HRK eifrig
geforscht. Jetzt drangen Berichte ueber erste Ergebnisse an die
Oeffentlichkeit!
Ziel ist der ideale Student/die ideale Studentin. Als
Modellvorlage dienten - Fischstaebchen!
Warum gerade Fischstaebchen?
Diese Frage ist einfach zu beantworten: Das Fischstaebchen
verkoerpert am besten die Eigenschaften, die von idealen
Studierenden erwartet werden: Es ist platzsparend stapelbar,
nimmt also wenig HLF ein (Hauptnutzflaeche pro Studienplatz),
zudem ist es - das ist ganz besonders wichtig - ausgesprochen
ruhig. Der letzte Vorteil liegt in seiner Konsistenz: Innen ist es
weich und formbar (vor allem zu Anfang), aussen wird es nach
kurzer Behandlung nahezu steinhart - also die idealen
Voraussetzungen fuer eine akademische Karriere!
Zusammengefasst laesst sich der/die kuenftige Traumstudi also
beschreiben als "quadratisch - praktisch - gut"!
Klar, dass sowohl ForscherInnen als auch Rektoren, Dekane und
ProfessorInnen jetzt ins Traeumen geraten. Man darf die
Prototypen mit Spannung erwarten!
Christiane
Wenn die Haifische Menschen waeren
"Wenn die Haifische Menschen waeren", fragte Herrn K. die
kleine Tochter seiner Wirtin, "waeren sie dann netter zu den
kleinen Fischen?" "Sicher", sagte er, "wenn die Haifische
Menschen waeren, wuerden sie im Meer fuer die kleinen Fische
gewaltige Kaesten bauen lassen, mit allerhand Nahrung drin,
sowohl Pflanzen als auch Tierzeug. Sie wuerden sorgen, dass die
Kaesten immer frisches Wasser haetten, und sie wuerden ueberhaupt
allerhand sanitaere Massnahmen treffen. Wenn zum Beispiel ein
Fischlein sich die Flossen verletzen wuerde, dann wuerde ihm
sogleich ein Verband gemacht, damit es den Haifischen nicht
wegstuerbe vor der Zeit. Damit die Fischlein nicht truebsinnig
wuerden, gaebe es ab und zu grosse Wasserfeste; denn lustige
Fischlein schmecken besser als truebsinnige. Es gaebe natuerlich
auch Schulen in den grossen Kaesten. In diesen Schulen wuerden
die Fischlein lernen, wie man in den Rachen der Haifische
schwimmt. Sie wuerden zum Beispiel Geographie brauchen,
damit sie die grossen Haifische, die faul irgenwo liegen, finden
koennten. Die Hauptsache waere natuerlich die moralische
Ausbildung der Fischlein. Sie wuerden unterrichtet werden, dass es
das Groesste und Schoenste sei, wenn ein Fischlein sich freudig
aufopfert, und dass sie alle an die Haifische glauben muessten, vor
allem, wenn sie sagten, sie wuerden fuer eine schoene Zukunft
sorgen. Man wuerde den Fischlein beibringen, dass diese Zukunft
nur gesichert ist, wenn sie Gehorsam lernten. Vor allen
niedrigen, materialistischen, egoistischen und marxistischen
Neigungen muessten sich die Fischlein hueten und es sofort den
Haifischen melden, wenn eines von ihnen solche Neigungen
verriete. [...]
Wenn die Haifische Menschen waeren, gaebe es bei ihnen natuerlich
auch eine Kunst. Es gaebe schoene Bilder, auf denen die Zaehne der
Haifische in praechtigen Farben, ihre Rachen als reine Lustgaerten,
in denen es sich praechtig tummeln laesst, dargestellt wuerden. Die
Theater auf dem Meeresgrund wuerden zeigen, wie heldenmuetige
Fischlein begeistert in die Haifischrachen schwimmen, und die
Musik waere so schoen, dass die Fischlein unter ihren Klaengen, die
Kapelle voran, traeumerisch, und in allerangenehmste Gedanken
eingelullt, in die Haifischrachen stroemten. Auch eine Religion
gaebe es da, wenn die Haifische Menschen waeren. Sie wuerde
lehren, dass die Fischlein erst im Bauch der Haifische richtig zu
leben begaennen. Uebrigens wuerde es auch aufhoeren, wenn die
Haifische Menschen waeren, dass alle Fischlein, wie es jetzt ist,
gleich sind. Einige von ihnen wuerden Aemter bekommen und ueber
die anderen gesetzt werden. Die ein wenig groesseren duerften sogar
die kleineren auffressen. Das waere fuer die Haifische nur
angenehm, da sie dann selber oefter groessere Brocken zu fressen
bekaemen. Und die groesseren, Posten habenden Fischlein, wuerden
fuer die Ordnung unter den Fischlein sorgen, Lehrer, Offiziere,
Ingenieure im Kastenbau usw. werden. Kurz, es gaebe ueberhaupt
erst eine Kultur im Meer, wenn die Haifische Menschen waeren.
(Berthold Brecht)
Hochschulreform
"Diese Reform wird zwischen Bund und Laendern verhandelt.
Dass Sie als Studierende die vorliegenden Papier ablehnen, ist
legitim, aber ohne Belang."
Anke Brunn, Wissenschaftsministerin von Nordrhein-Westfalen
Ueberlast und soziale Lage der Studierenden
Seit Jahren studieren Generationen von Studierenden an
Hochschulen, die ruecksichtslos finanziellen Einsparungen
ausgesetzt werden. Waehrend von 1977 bis 1990 die Zahl der
StudienanfaengerInnen um 72,8% stieg, wurde das
wissenschaftliche Personal nur um 6%, die Mittel nominal um
70,5% und die Raumkapazitaet nur um 10,5% erhoeht. Insgesamt
sind die Studierendenzahlen von 1975 bis 1990 um 88,5%
gestiegen, der Anteil der Ausgaben fuer die Hochschulen am
Bruttosozialprodukt sank im selben Zeitraum von 1,32% auf
1,12%.
Die Betreuungsrelation verschlechtert sich daher kontinuierlich:
immer mehr Studierende kommen auf eineN AngehoerigeN des
Lehrkoerpers, derzeit durchschnittlich 1:49.
Berufsfelder wandeln sich, der Bedarf an hierfuer qualifizierten
AkademikerInnen steigt. Die Hochschulen sind in der Regel
jedoch nicht faehig, auf diese Veraenderungen einzugehen, obwohl
es laut Hochschulrahmengesetz (HRG) ihre "staendige Aufgabe"
ist, zu gewaehrleisten, dass "die Studieninhalte im Hinblick auf
Veraenderungen in der Berufswelt den Studenten breite berufliche
Entwicklungsmoeglichkeiten eroeffnen".
Die Zahl der BAfoeG-Beziehenden nimmt ab, der knappe
Wohnraum ist haeufig ueberteuert, viele Studiengaenge sind
ueberfrachtet, Seminare ueberfuellt bzw. werden nicht regelmaessig
angeboten. Hinzu kommen schwierige Rahmenbedingungen, wie
mangelnde Krippen- oder Kindergartenplaetze fuer Studierende mit
Kindern, unguenstige Berufsaussichten und vor allem
zunehmende Erwerbstaetigkeit neben dem Studium. Inzwischen
arbeiten insgesamt 66% fuer ihren Lebensunterhalt, 56% sogar
waehrend des Semesters. Laengst ist unumstritten, dass
unzureichende Arbeitsbedingungen, mangelhafte Beratung,
Terminierung bzw. Dauer der Pruefungen und nicht die Faulheit
der Studierenden Ursache immer laengeren Studienzeiten sind.
Fuer viele Langzeitstudierende, von denen ein Grossteil
Teilzeitstudierende sind, liegt der Lebensschwerpunkt ausserhalb
der Hochschule. Andere haben einen Auslandaufenthalt oder
Fachwechsel hinter sich. Sie studieren deshalb zwar absolut
laenger, belasten aber die Hochschulen nicht entsprechend staerker.
Das liebe Geld: Haushalt und Hochschulleitung
Die Grundfinfanzierung der Hochschulen erfolgt durch die
oeffentlichen Haushalte. Dies hat zur Folge, dass Ministerien durch
inhaltliche Vorgaben (Vertitelung) und gezielte Kuerzungen auf
die Verwendung von Geldern und damit auf Forschung und
Lehre Einfluss nehmen koennen. Obwohl Wissenschaft und
Forschung letztendlich nicht nach Jahresplaenen funktionieren,
muessen oeffentliche Gelder jaehrlich verplant und ausgegeben
werden (Annuitaetsprinzip). Beides verhindert eine flexibles
Eingehen auf unvorhersehbare Entwicklungen. In der Regel
koennen weder nicht benoetigte Gelder aus einem Haushaltstopf in
einen anderen umgeleitet werden, noch Gelder - beispielsweise
fuer grundlegende Investitionen - angespart werden.
Ob Hochschulen in sich demokratisch verfasst sind, ist durchaus
bezweifelbar. (vgl. Artikel Demokratie an der Uni). Hinzu
kommt, dass Industrie, (staatlich finanzierte)
Forschungsgesellschaften und andere DrittmittelgeberInnen
haeufig starken Einfluss auf Inhalte und Ausrichtung der
Forschung insgesamt und auf einzelne Forschungsprojekte im
besonderen nehmen. Eine oeffentliche Diskussion ueber die
gesellschaftliche Relevanz von Forschung findet kaum statt.
2. Die Reformvorschlaege:
"Jeder soll jederzeit und ueberall seine Chance haben. Weder
Herkunft noch Besitz, weder Alter noch Konfession, weder
Wohnort noch Geschlecht sollen die Chancengleichheit, sollen
das Recht auf Bildung einschraenken."
Brandts Regierungserklaerung von 1970
Das soll sich jedoch aendern. Auswahlmechanismen und
Konkurrenzdruck sollen erhoeht werden: die Hochschulen sollen
sich einen Teil ihrer Studierenden selber auswaehlen duerfen, das
Abitur soll verschaerft werden. In der "humanen Leistungsschule"
(CDU) soll sich Leistung schliesslich wieder lohnen.
Die Finanz- und KultusministerInnen der Laender fordern
Studiengebuehren, zumindest fuer die, die die erlaubte Studienzeit
um mehr als ein Jahr ueberziehen; Wer zwei Jahre ueber der Zeit
liegt, soll zwangsweise exmatrikuliert werden. Auch der
Heidelberger Unirektor ist Verfechter des Vorschlags, 1000,-
DM Studiengebuehren pro Semester zu erheben.
Angesichts der sozialen Lage der Studierenden und der
derzeitigen gesellschaftlichen Entwicklungen bedeuten
Studiengebuehren die Einfuehrung eines staendig hoeheren sozialen
NC's: eine einmal aufgetane Geldquelle wird immer wieder dem
Bedarf angepasst; insbesondere bei anhaltenden Kuerzungen
anderer Mittel.
Zwischen Bund und Laendern herrscht ein weitgehender Konsens
bezueglich einer Zweiteilung des Studiums in ein sogenanntes
"grundstaendiges Studium" an Universitaeten und
Fachhochschulen und ein "wissenschaftliches Aufbau- und
Vertiefungsstudium" ausschliesslich an Universitaeten, zu dem nur
noch wenige zugelassen werden sollen. Diese "zeitgemaesse
Weiterentwicklung des Prinzips der Einheit von Forschung und
Lehre" (Wissenschaftsrat) gibt die Einheit von Forschung und
Lehre auf. So koennte die Forschung prinzipiell einer kleinen
Gruppe der Studierenden vorbehalten bleiben, waehrend die
Masse in einem Schmalspurstudium durch die Hochschulen
geschleust wuerde.
Die Mittel fuer Baumassnahmen zum Ausbau der Hochschulen
werden massiv gekuerzt. Gefoerdert werden vorrangig Projekte
zum Ausbau von Fachhochschulen. Die Laenderministerien
"reformieren" durch den massiven Abbau von Professuren,
insbesondere in nicht genehmen Bereichen. An der Universitaet
des Saarlandes sollen ueber 50 Lehrstuehle gestrichen werden: 27
davon in den Sprach-, Kultur-, Gesellschafts- und
Sozialwissenschaften; die Technische und Mathematisch-
Naturwissenschaftliche Fakultaet erhalten jedoch zusammen 4
neue Professuren.
Finanzierung und Leitung
"Die Politiker bestimmen die Rhetorik, die Industrie bestimmt
die Realitaet."
Matthias Klein, ehemals Pressesprecher der badischen
Landesregierung, spaeter verantwortlich fuer die
Oeffentlichkeitsarbeit des Daimler-Benz-Konzerns (SZ vom
27./28.05.89)
Die Zuweisung von Mitteln soll verstaerkt nach "erfolgs- und
qualitaetsorientierten Kriterien" erfolgen. Hierunter fallen
beispielsweise Angaben zur Zahl der abgelegten Pruefungen oder
zur durchschnittlichen Studiendauer. Um den Beduerfnissen des
Wissenschaftsbetriebs entgegen zu kommen und die Mittel
effektiver zu nutzen, soll jedoch auch die Finanzautonomie der
Hochschulen gestaerkt werden, d.h. die Hochschulen bekommen
ihre Gelder ohne Vorgaben zugewiesen und bestimmen selber
ueber ihre Verwendung.
Hauptstreitpunkt ist die Hoehe und Herkunft der Mittel. Der Bund
lehnt nach der Verabschiedung des foederalen
Konsolidierungsprogramms ("Solidarpakt") weitere Bundesmittel
fuer Bildungsaufgaben ab. Ueber eine verstaerkte Zentralisierung
der Entscheidungskompetenzen in den Dekanaten bzw.
Rektoraten sollen Mitbestimmungsmoeglichkeiten noch weiter
eingeschraenkt werden. Leitbild ist der "Starke Dekan". Er soll als
"Manager" vor allem fuer die interne Geldverteilung und die
Einwerbung zusaetzlicher Drittmittel zustaendig sein. Hierzu sollte
sich das Profil der Fachbereiche in Forschung und Lehre
verstaerkt an der finanzkraeftigen Wirtschaft orientieren. Die
Hochschule wird zum Unternehmen. Der eigentlich zu
befuerwortende Globalhaushalt sichert so nicht die Autonomie der
Hochschulen, sondern staerkt die Macht der ProfessorInnen.
Solange aber nicht alle Betroffenen entscheidend an der
Gestaltung von Lehrplaenen, Haushalt etc. beteiligt sind, kann es
keine demokratische Reform der Hochschulen aus sich heraus
geben.
Das neue saechsische Hochschulgesetz geht neue Wege bei der
"Ausschaltung" der (gerade abgewickelten) Hochschulen: es
sieht vor, dass das Ministerium bei Bedarf bis in Fachbereiche
hinein eingreifen darf. Der Berliner Wissenschaftssenator ist
noch konsequenter: er will das Berliner Hochschulgesetz aendern,
um "die Moeglichkeit zu schaffen, dass Struktur und
Planungsentscheidungen auch durchgesetzt werden koennen,
wenn die Hochschulgremien die hierzu erforderlichen Beschluesse
nicht fassen sollten".
Zu viele Reformkonzepte greifen sich nur einen Aspekt heraus,
beispielsweise die Lehre oder "zu lange" Studienzeiten, und
gehen nicht auf den Gesamtkomplex von veraenderten
gesellschaftlichen Bedingungen und dem Zusammenspiel von
Forschung, Lehre und Studium ein. Zu viele Vorschlaege
verkaufen medienwirksamen inhaltsleeren Aktivismus als
Reform.
Studienreform bedeutet fuer die Kultusbuerokratie in erster Linie
ein schaerferer Einsatz von Sanktionsmassnahmen (Genaue
Kontrolle von Fristen, Zwangsexmatrikulation, Strafgebuehren)
und weitere Reglementierungen. Nur eine Kombination von
Massnahmen zur Verbesserung der sozialen Lage, der
didaktischen Qualifikationen der Lehrenden, der Entschlackung
und Umgestaltung der Studienplaene und des Ausbaus der
Hochschulen wird jedoch dauerhafte Perspektiven fuer eine
demokratische und gesellschaftlich vertretbare Hochschulreform
bieten koennen.
Es wird langsam Zeit fuer umfassendere Konzepte statt
unkoordinierter, kurzfristiger und unsozialer Massnahmen.
Kirsten
Einen ausfuehrlichen Artikel mit Quellenangaben erhaltete Ihr auf
Nachfrage im ZFB; Lauerstr. 1!
Die Rede
Liebe Studienanfaengerinnen und Studienanfaenger!
Wir als die Vertretung der Studierenden moechten euch natuerlich
auch begruessen und zuerst kurz uns und unsere Arbeit vorstellen.
Einen Zusammenschluss und eine Vertretung der Studierenden
gibt es einmal in jedem Fach; das ist die Fachschaft, die ihr ja
wahrscheinlich bei den fachbezogenen Erstsemestereinfuehrungen
schon kennengelernt habt oder kennenlernen werdet. Daneben
gibt es auf der Ebene der Universitaet die Fachschaftenkonferenz
als Zusammmenschluss aller Einzelfachschaften; diese vertritt
auch die Studierenden in den Organen und Gremien der
Gesamtuniversitaet.
Das System ist so aehnlich wie es in den Schulen mit
KlassensprecherInnen, SMV und SchulsprecherInnen war, nur
sind hier die Rechte ein wenig groesser, wenn sie auch in den
letzen 20 Jahren kraeftig beschnitten worden sind. Vor 20 Jahren
waren in allen Gremien gleichviele ProfessorInnen und
NichtprofessorInnen, d.h. Studierende und DoktorInnen und so.
Deshalb hatte unsere Stimme schon einiges Gewicht, zum
Beispiel wenn es darum ging, neue ProfessorInnen an die Uni
Heidelberg zu berufen. Heute haben wir nicht mehr viel
mitzubestimmen, wir duerfen meist nur etwas dazu sagen. Aber
manchmal nuetzt auch das was - aber eben nur manchmal.
Heutzutage sollen wir uns eher mit der Uni identifizieren, ohne
mitbestimmen zu koennen; dafuer sind auch solche
Veranstaltungen wie die heutige da; wir sehen sie deswegen
ziemlich kritisch. Weil hier nur so getan wird, als wuerde sich die
Uni um Studierende kuemmern, ohne die Situation nachhaltig zu
verbessern, halten wir sie eher fuer Humbug, ja heute wird uns
von Rektor Ulmer, Minister Trotha und der Heidelberger
Germanistik sogar ein dreifacher Humbug geboten, denn:
1. es wird ein sogenannter Landeslehrpreis verliehen
2. er geht an die Heidelberger Germanistik
3. dieser Preis wird in einer Immatrikulationsfeier verliehen
Ein paar Worte , die das begruenden sollen:
1. Der Landeslehrpreis ist ein Humbug, weil hier mit - fuer den
Universitaetsetat - wenig Geld (35 000 Mark) vorgetaeuscht
werden soll, dass es wesentliche Verbesserungen fuer die Lehre
gaebe, ohne dass das Zahlenverhaeltnis von ProfessorInnen zu
Studierenden endlich verbessert wuerde. In den letzen 15 Jahren
ist naemlich die Zahl der Studierenden um 70-80% gestiegen, die
Zahl der Dozenten und Dozentinnen aber nur um ca. 10%. Dass
sich da die Lehre verschlechtert, kann gar nicht anders sein - aber
um das auszubessern, sind 35 000 Mark herzlich wenig.
Allerdings laesst sich damit ganz vorzuegliche Publicity fuer den
Minister, der ihn verleiht, machen.
2. Die Verleihung allein an die Germanistik ist ein Humbug, weil
damit belohnt wird, dass die Germanistik im letzen Semester
oeffentlichkeitswirksame Veranstaltungen gemacht hat. Der
Vorschlag, die Germanistik auszuzeichnen, kam denn auch vom
Rektorat, das - wie schon gesagt - sehr auf Oeffentlichkeitsarbeit
setzt. Keiner der studentischen Vorschlaege ist beruecksichtigt
worden, obwohl der Preis auch in drei Teile teilbar gewesen
waere. Und dabei sind - denken wir - doch die Studierenden
diejenigen, die am besten beurteilen koennen, ob
Lehrveranstaltungen auszeichnungswuerdig sind (was uebrigens
auf die Wenigsten zutrifft, aber das werdet ihr noch
kennenlernen).
3. Den Landeslehrpreis hier auf der Immatrikulationsfeier zu
verleihen, ist sowieso Humbug, weil hier ja eigentlich nur Leute
sitzen, die die Veranstaltungen gar nicht besucht haben koennen.
Aber wir geben immerhin eine schoene Kulisse ab fuer den
Minister und fuer die Presse, das duerfte der tiefere Grund sein.
Die Immatrikulationsfeier insgesamt ist problematisch, weil hier
zum einen Rektor und Dekane sprechen, die sich sonst herzlich
wenig um Studienanfaenger und Studienanfaengerinnen kuemmern.
Zum anderen geht es ja kaum um Inhalte und Beratung, sondern
darum, dass sich "die Universitaet" darstellt. Die Universitaet aber
sind wir alle, und ich wuerde sagen, wir Studentierende noch
mehr als die Profs, einfach weil wir mehr sind, auch wenn wir
entrechtet sind. Um wesentliche Inhalte und Beratung fuer den
Studieneinstieg geht es dann auch in den Einfuehrungstagen der
Fachschaften der Studierenden, da muessen wir uns schon selber
helfen. Nun ist das fuer die Leute, die diese Einfuehrungen machen
ja auch Arbeit, die meisten machen dies ehrenamtlich, wer
bezahlt das schon? Und damit kommen wir jetzt zum groessten
Klopfer:
Es gab vor einigen Wochen einen Antrag im
Wissenschaftsausschuss, dass der Landtag Baden-Wuerttemberg
Geld fuer derartige Beratungen und Einfuehrungen bereitstellen
sollte. Das wurde dann im Ausschuss vom Landtag beraten, und
der Minister Trotha, der heute den Landeslehrpreis verleihen will,
hat das dann abgebuegelt mit der Begruendung, es sei kein Geld fuer
derartige Beratungsprojekte da; das Geld werde fuer den
Landeslehrpreis benoetigt.
Herzlichen Glueckwunsch!
Die symbolische Politik, die mit Immatrikulationsfeiern, Uni-
Jahresfeiern und Landeslehrpreisen gemacht wird, verbirgt also
nicht nur, dass eigentlich nichts wesentliches geschieht, nein, es
geht noch weiter: sie steht gegen Verbesserungsmassnahmen. Ich
denke, wir sollten uns das nicht gefallenlassen, wir duerfen uns
von solchen Massnahmen nicht den Kopf zuschwemmen lassen,
sondern muessen ueberlegen, was unsere wirklichen Interessen
sind und sie laut und vernehmlich vorbringen.
Dabei kann es dann auch ganz nett sein, sie mit symbolischen
Massnahmen zu unterstreichen. So wollen wir heute auch eine
Preisverleihung vornehmen.
Und zwar soll geehrt werden:
der Herr Minister fuer Wissenschaft und Forschung des Landes
Baden- Wuerttemberg, Klaus von Trotha;
er soll ausgezeichnet werden als
"Held der Lehre",
und wir verleihen ihm den
"goldenen Foen"
fuer weiteres gutes Sandaufwirbeln. Er hat am besten die
Preisaufgabe geloest: Wie mache ich mit moeglichst wenig Energie
moeglichst viel Wind, der Sand aufwirbelt und uns die Augen
verschliesst.
So, zum Schluss noch ein paar Worte zu dieser Veranstaltung und
Vortragsform: diese Situation, dass eine oder einer redet und
Dutzende oder Hunderte zuhoeren muessen, wird Euch noch oefter
in Vorlesungen und Seminaren begegnen. Eigentlich ist das eine
Situation, die der Universitaet als einer Institution, an der
forschend gelernt werden sollte, alles andere als angemessen ist -
selbst die Schulen sind ja, was Lernformen angeht, wesentlich
progressiver als die Unis mit ihrem ach so hohen Anspruch. Um
dieser Situation nicht allzu ausgeliefert zu sein, bringt Eure
Fragen und Interessen ein, wo es nur irgend geht, wandelt die
Kommunikationssituation um: stellt Euch vor, in einer grossen
Vorlesung fangen ploetzlich alle Leute an, miteinander ueber das
Thema zu diskutieren, der Monolog von vorne wird langsam
unhoerbar und die Rednerin oder der Redner tritt ab, weil er
merkt, dass ohne ihn so manches einfacher und produktiver waere.
Die Fachschaftskonferez, die FSK, Herausgeberin dieses
Extrablattes, ist der Zusammenschluss aller Fachschaften der
Universitaet. Die Fachschaften sind die Interessengemeinschaften
der Studierenden eines Fachbereichs, die sich vor Ort fuer die
Belange der Studierenden einsetzen. Die Fachschaften sind
gesetzlich nicht vorgesehen. Dass eine sinnvolle Beschaeftigung
mit den draengenden Problemen der Hochschulen in der
Gesellschaft nicht ohne derartige Initiativen moeglich ist, zeigt
sich darin, dass die Fachschaften und die FSK geduldet werden.
Vier Hauptfunktionen nimmt die FSK wahr: die Fachschaften
sprechen sich untereinander ab, die hochschul- und
allgemeinpolitischen Aktivitaeten von Fachschaften, Referaten
und Arbeitskreisen werden besprochen, geplant, die Arbeit der
FSK-VertreterInnen in den Unigremien (Senate, Ausschuesse,
Kommissionen) koordiniert und ueber die Mittelverwendung
entschieden.
Genaueres ueber Aufbau und Strukturen erfahrt ihr im Info-
Handbuch der FSK, bei Euren Fachschaften oder im Zentralen
Fachschaftenbuero (ZFB) (Lauerstrasse 1, 2.OG, Tel. 543456).
Ueber die laufenden Aktivitaeten von FSK und Fachschaften
werdet ihr durch die Zeitung UNiMUT informiert werden,
ausserdem auf Veranstaltungen der FSK, einzelner Fachschaften
oder Referate.
Qualifikationsbogen WS 93/94
Dieses Formular dient der Erhebung des Bildungs- und
Pesoenlichkeitsprofils der neuimmatrikuklierten Studierenden. Die
Ergebnisse der Erhebung sind einer der Indikatoren fuer die
Aktion "nur wer was leistet, ist was wert!", nach dem ab dem SS
94 die Mittelverteilung an die Hochschulen erfolgen wird. Wir
bitten Sie daher, den Bogen wahrheitsgemaess auszufuellen und die
moeglichen Folgen fuer ihre Alma Mater zu bedenken. Der Bogen
ist vollstaendig zu bearbeiten, Mehrfachnennungen sind moeglich.
Die Daten werden nach den Bestimmungen des
Datenschutzgesetzes, vorbehaltlich der Aenderungen durch das
Gesetz zur Ermoeglichung des Grossen Lauschangriffs, behandelt.
1. Wie heisst der derzeitige Wissenschaftsminister von Baden-
Wuerttemberg?
O Edzard Reuter
O Klaus von Trotha
O Dagobert Duck
2. Was assoziieren Sie zum Stichwort "Oelsardinen"
O Wohnsituation
O Hoersaal
O Asylanten
O __________________
O __________________
3. Von wem stammt die Einteilung in der Wissenschaften in
Geistes- und Naturwissenschaften?
O Wilhelm von Humboldt
O Walt Disney
O Wilhelm Dilthey
4. Was verbinden Sie mit Oelsardinendosen in einem Aquarium
O Transparenz
O Marokko
O Freiheit
O ___________________
5. Nennen Sie Hauptgegenstaende einer Hochschulreform
O Humboldtsches Bildungsideal
O Doppelpack
O Fischstaebchen
O______________
6. Wie lautet die Gretchenfrage?
O Wieviele Sardinen passen in
eine Dose?
O Wie soll ich mein Studium
finanzieren?
O Nun sag, wie hast Du's mit
der Religion?
Der ausgefuellte Bogen ist im Zentralen Fachschaftenbuero
abzugeben. Wir moechten Sie darauf hinweisen, dass den
Fachschaften, die sich nicht zu Erfuellungsgehilfen des
Ministerium machen, die Gelder gestrichen werden.
IMPRESSUM
UNMUT
Nr. 1 18. Oktober '93
UNMUT erscheint: einmal(ig)!!!!
Mitarbeit: Bianca, Kirsten, Christia-
ne, Volker, Christhard, Andreas
Druck: Druckwalze GdbR
Auflage: 2500
Fuer namentlich gekennzeichnete Beitraege ist der/die Autor(in)
verantwortlich!
v.i.S.d.P: F(ach)S(chafts)K(onferenz)
Lauerstrasse 1
6900 Heidelberg
Tel.: 06221/542456/7