Die neuen Steuerungsinstrumente für die Hochschulen in Baden-Württemberg sind so eine Art Witz aus dem Ministerium, um all die SekretärInnen und MittelbäuerInnen, denen so großartige Überflüssigkeiten und Beschäftigungtherapie-Einrichtungen wie das neue Budgetierungsmodell samt dem Impulse-Projekt noch nicht den letzten Nerv geraubt haben, vollenends in den Wahnsinn zu treiben und darüber hinaus ein paar gescheiterten "Wirtschaftswissenschaftlern" das Gefühl zu geben, sie würden ja doch irgendwie gebraucht.
Wer solche Nummern wirft, sollte allerdings etwas mehr Mühe auf Tarnung (vulgo: "Qualitätssicherung") verwenden als das Ministerium das gegenwärtig tut. Am 4.6.2003 gabs auf http://www.mwk.baden-wuerttemberg.de/Aktuelles/Publikationen_index.html folgendes zu sehen, wenn mensch auf den profunde Einsichten versprechenden Link "Neue Steuerungsinstrumente" geklickt hat (das führt auf http://www.mwk.baden-wuerttemberg.de/Aktuelles/NSI/NSI-Einstieg.html):
Das ist doch gar nicht schlecht, denn ein "allgemeiner Text" soll erscheinen und erscheint auch. Ok, aber worum gehts bei dem ganzen Zirkus? Klicken wir auf "Kosten- und Leistungsrechnung" (Url ist http://www.mwk.baden-wuerttemberg.de/Aktuelles/NSI/Kosten_Leistung.html). Wir bekommen folgendes:
Na dann. Viel Freude beim Buddeln.
Wir müssen leider feststellen, dass sie auch über ein Monat später, am 16.7., an diesen Zuständen nichts geändert hat. Armes Deutschland, wenn so superwichtige Dinge wie desinformierende Webseiten über Quatschprojekte über so eminent lange Zeiträume verschleppt werden.
Heute ist der 29.8. Gut, die Erwartung, dass sich während der Sommerferien viel tut, war vielleicht auch ein wenig übertrieben. Jedenfalls: Im Ministerium ist immer noch Buddeln und Allgemeine-Texte-Wünschen angesagt. Vielleicht sollte der ganze Kram einfach von der Webseite genommen werden und der Welt so ein Unfug wie Frankenbergs "Neue Steuerungsinstrumente" erspart bleiben? Und, nur nebenbei, da Leistung ja, wie wir von allerlei wohlbesoldeten Menschen mit ersten Einsichten in die Physik immer wieder hören, Arbeit pro Zeit ist, kommt die Kosten-Leistungsrechnung hier allmählich in Schwierigkeiten, da je nach Geschmack entweder durch Null dividiert oder mit Null multipliziert werden muss. Beide Operationen sind nicht empfehlenswert, spätestens jedenfalls in Gleichungen.
15. Oktober 2003. Ein neues Semester hat begonnen, an der Uni Heidelberg tobt nach wie vor das Budgetierungschaos. Alle Hoffnung richtet sich auf Stuttgart, das mit neuen Steuerungsinstrumenten die Betriebswirtschaft der Hochschulen retten könnte. Doch was sehen wir? Im Süden nichts Neues, der allgemeine Text, der nun schon so lange erscheinen soll, ist immer noch nicht erschienen -- Messias, wir harren deiner. Der nette buddelnde Herr hält weiter die Stellung. Ob ihm irgendwann nochmal ein Antialiasing gegönnt wird, oder wird seine tapfre Wacht auf ewig ungelohnt bleiben?
Gerade noch rechtzeitig vor dem Ende eines aufregenden Jahres tut sich Revolutionäres auf den Seiten des MWK. Im Rahmen einer nicht allzu gelungenen Generalüberholung der, wie sagt mensch, Webpräsenz des Ministeriums ist der "allgemeine Text" endlich erschienen. Stand 3.12.2003:
Macht euch nicht die Mühe, dieses schwer geborene "Fachkonzept" zu goutieren. Herr MD Fröhlich ist keine große Leuchte. Wir weisen noch darauf hin, dass der Punkt "Kosten- und Leistungsrechnung" mit dem pixeligen Buddler, den es bis Oktober noch gab, jetzt weggefallen ist. So viel ganz umsonst gebuddelt -- wer würde das im Wirkungsbereich des Ministers nicht kennen?
Zwar gehört der Änderungsantrag der SPD-Fraktion (Landtags-Drucksache 13/3436) zu einem Bericht des Landtags-Unterausschusses zu den Neuen Steuerungsinstrumenten (13/3240) nicht genau zu den Webseitenproblemen des Ministeriums, aber ein paar Zitate daraus passen hier schon wunderschön rein:
"Die Konzeption der Landesregierung zur Einführung und zum Betrieb von neuen Steuerungsinstrumenten in der Landesverwaltung, die eine einheitliche, flächendeckende und sofortige Umsetzung der neuen Steuerungsinstrumente einschließlich der Kosten- und Leistungsrechnung in allen Bereichen der Landesverwaltung vorsieht, hat sich als nicht angemessen und als viel zu teuer erwiesen [...]
Außerdem hat sich im Verlauf der Projekteinführung gezeigt, dass der Erhalt von umfangreichen Datenmengen in den Mittelpunkt gerückt wurde, über deren Nutzen zu wenig nachgedacht worden ist [...]"
Wir loben Landtagsabgeordnete nicht gerne, aber das war einfach schön und dazu noch richtig gesagt. Ein Hoch auf die Abgeordneten Drexler und Schmidt.