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UNiMUT aktuell -- April 2004

Das CHE sucht den Bachelor

Gesundbeten (02.04.2004)

Der augenblicklich aktuellen Druckversion der Heidelberger Studierendenstatistik ist zu entnehmen, dass sich gerade mal 0.7% der Studierenden in Heidelberg in die "Sackgasse Bachelor" (ein ungenannt bleibender Heidelberger C4) begeben haben -- vielleicht, weil die Modulfantasien dahinter unausgegoren sind, vielleicht, weil die Uni als Fortsetzung der Schule doch weniger attraktiv ist als die Kultusministerkonferenz gerne hätte, möglicherweise, weil die Tarifgemeinschaft der Länder den Bachelor ebenfalls zweitklassig findet (wie z.B. in der unerträglichen Antwort der Landesregierung auf eine groteske Anfrage der schwarz-grünen Speerspitze Theresia Bauer nachzulesen ist) -- ganz sicher aber auch, weil niemand glaubt, dass die "freie Wirtschaft" einen Bacholor nimmt, wenn sie auch wen mit Diplom haben kann.

Enter CHE: Die Gütersloher Hexenküche liberaler Ideologie möchte dem offenbar abhelfen und sucht nun per Bettelbrief "erfolgreiche" Bachelorabsolventen und -absolventinnen, die sich an einer Öffentlichkeitskampagne für den Bachelor beteiligen wollen: "Es muss klar sein, dass Bachelor von den Unternehmen gewünscht und eingestellt werden". Nicht in diesem Sinne erfolgreiche Bachelors haben also leider keine Chance, vielleicht noch einen Job als Bachelor-PromoterInnen bekommen.

Enter der Rektor: in seinem Jahresbericht für 2004 begrüßt er, dass die "Bedenken gegen die Absolventen der neuen Studiengänge in der Wirtschaft und im Öffentlichen Dienst durch verstärkte Informationen über diese neuen Studiengänge zu schmelzen beginnen und die Akzeptanz wächst." Informationen heißt vermutlich Lobbyarbeit - was es heißt, dass die Akzeptanz steigt, wird nicht ausgeführt. Nahe gelegt werden soll wohl, dass man mit einem BA-Abschluss in Zukunft die selben oder gar bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat als bisher AbsolventInnen von Magister-, Diplom- oder Staatsexemensstudiengängen. Und wenn man das glaubt, dann kann man derartige Studiengänge getrost einführen.

Fairerweise muss man sagen, dass weder Regelstudiendauer noch die Bezeichnung eines Studiengangs Indikatoren für seine Güte oder Schlechte sind. Nur ist Vieles, was bisher als Bachelor-Studiengang angeboten wird, nicht durchdacht oder eine Umgruppierung dessen, was man bisher im zugehörigen Magisterstudiengang macht. Deren Qualität ist in den letzten Jahren zwar hinlänglich kritisiert worden, derzeit allerdings droht all diese Kritik in der Verklärung der "guten alten Magisterstudiengänge" unterzugehen.

Zwar werden in Verlautbarungen jetzt die Modularisierung und das Berechnen von ECTS-Punkten als wesentliche Merkmale einer erfolgten Studienreform dargestellt, ist aber selten mit einer solchen verbunden. Was sich mit Sicherheit ändert, ist, dass die Studierenden durch die Hochschulen stärker ausgewählt und aussortiert werden können -- doch steht zu erwarten, dass die Zulassungsgebühren und -verfahren wohl eher wenig Einfluss auf die konkrete Studiengestaltung haben werden, werden es doch so oder so ziemlich die gleichen Menschen sein, die sich als Studierende wiederfinden.

Dennoch gibt es in Einzelfällen tatsächlich stärker (oder überhaupt) aufeinander abgestimmte Veranstaltungen und neu konzipierte Studiengänge. Viele BA-Studiengänge sind aber gestutzte Magisterstudiengänge. Ob ihre AbsolventInnen "erfolgreich" oder "erfolglos" auf dem Arbeitsmarkt sind, hängt von einigen Rahmenbedingungen ab (Stichwort: Besoldungsrecht) und ansonsten davon, wie sie sich "verkaufen" und ob die Firma nicht lieber doch jemand mit "Dr." nimmt, statt des Magisters oder Bachelors...

Während ihr Berufserfolg weiterhin unklar bleibt, ist der Studienerfolg einiger BA-Studierenden jetzt schon recht gewiss: Fächer, die damit konfrontiert wurden, entweder BA/MA-Studiengänge einzuführen oder geschlossen zu werden, haben den BA gewählt - und der muss sich nun "bewähren", damit das Fach wirklich erhalten bleibt... Und wenn´s mit der Karriere doch nichts wird: auf dem Heiratsmarkt haben bachelors immer noch die besten Chancen!

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10000 Euro, das Seniorenzentrum und das ABS

Wusstet Ihr schon... (07.04.2004)

...dass der Heidelberger Landeslehrpreis (mensch beachte dieses leise Oxymoron, d.S.) und damit 10000 Euro in diesem Jahr an Heicumed ging? Wenn nicht, interessiert ihr euch offenbar nicht für peinliche Feigenblätter, und das ist ja auch gut so. Wohl sollte mensch allerdings anmerken, dass (a) mit der Euroumstellung auch der ohnehin nicht allzu üppig ausgestattete Landeslehrpreis gekürzt wurde (von 35000 Mark) und dass (b) zum Ausgleich seit 2002 das Land aus all den von den Unis zusammengeklüngelten miesen Vorschlägen den am wenigsten peinlichen raussuchen lässt und diesem zusätzlich - im Rahmen des Tages der Lehre - 20000 Euro zukommen lässt, um auch den Wettbewerbsgedanken zu stärken.

...dass im ZFB immer noch etliche Exemplare der "Zeitung gegen Studiengebühren" des ABS zu haben sind? Und dass ihr sie umsonst haben könnt? Auch eure Fachschaft könnte (sollte, d.S.) welche haben. In der Zeitung könnt ihr beispielsweise nachlesen, wie nachlaufende Studiengebühren in Australien gewirkt haben, wie es mit den Studiwerken weitergehen soll, wie es an der Gebührenfront in den verschiedenen Ländern aussieht und warum Finnland wohl doch -- wie von PISA suggeriert -- die besten LehrerInnen hat.

...dass nicht alle Post, auf der irgendwas von "Anwalt" draufsteht, eine blöde Abmahnung enthält? Nein, manche bewerben ach blöde Wettbewerbe, wie z.B. den DAV-Rednerwettstreit, bei dem Leute mit geschliffenen Worten zum Thema "Das Kreuz mit dem Kopftuch" 2500 Euro gewinnen können. Wer mitmachen will, muss Ende Mai zum 55. Deutschen Anwaltstag und sollte damit besser schlau genug sein, um weitere Informationen durch geschickte Recherche zu finden.

...dass im Seniorenzentrum Bergheim durchaus nicht nur etwas für ältere Menschen geboten ist? Tatsächlich ruft etwa eine lesbisch-schwule Initiative jeweils am zweiten und vierten Sonntag im Monat ab 16.00 zu einem Cafe für Lesben, Schwule und Bis dorthin, nämlich in die Kirchstraße 16. Das Ganze ist als nichtkommerzieller, offener Treff angelegt, zu dem jederzeit neue TeilnehmerInnen (gerne auch mit Kuchen) vorbeikommen können. Mehr Infos dazu findet ihr unter http://www.wir-in-hd.de.vu.

...dass das neue Dschungelbuch pünktlich zu Vorlesungsbeginn fertig geworden ist? Die gedruckte Version wird ab 13.4. im ZFB und bei den Fachschaften erhältlich sein

Walter I. Schönlein

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Über Kompetenzzentren und Berufsakademien

Schuld und Sühne in Studiengebührien (14.04.2004)

Das wachsende Land Studiengebührien, in dem Wichtige Entscheidungsträger über große Mengen Geld verfügen, das sie mit raffinierten Plänen weniger wichtigen Nicht-EntscheidungsträgerInnen abnehmen, war nun schon ein paar Mal im Fokus unserer Berichterstattung -- und pünktlich zum neuen Semester ist es mal wieder soweit.

Ein besonders reizender Wichtiger Entscheidungsträger im Lande ist Karl Fischer. Er ist das Mastermind des Logistik-Kompetenzzentrums in Prien am Chiemsee und wird in diesem Jahr über 2 Millionen Euro vom Land (das ist in dem Fall Bayern) und rund 4 Millionen Euro von der EU bekommen. Das ist schön für ihn, denn das sind zusammen immerhin 150000 Verwaltungskostenbeiträge. Leider beabsichtigt Herr Fischer mitnichten, dieses Geld für die nächsten fünf Semester aller Heidelberger Studis einzusetzen. Nein, ihm gehts um den Alpentransit.

Nun wäre kein vernünftiger Mensch im Geringsten traurig, wenn der Wahnsinn der durch die Alpen rollenden Last- und Personenkraftwagen etwas gezähmt würde, und ein naiver Mensch könnte auch auf die Idee kommen, dass Kompetenzzentren irgendwie kompetente Menschen versammeln, die dann auch schlaue Ideen ausbrüten würden. Diese Idee ist schon im Allgemeinen realitätsfern, doch Herrn Fischer im Speziellen als Spross einer traditionsreichen Spedition dürfte noch dazu nur ein minimales Interesse an einer Zähmung der Güterflut bewegen. Mensch muss da auch nicht groß spekulieren, denn er fiel schon 1984 medial auf, als er den während einer Brennerblockade notleidenden Truckern Suppe brachte. Und so kämpft er denn eifrig gegen Brennerbasistunnel, Nachtfahrverbote und Transportquoten, zur Not, indem er wahnwitzige und ohnehin zum Scheitern verurteilte Konzepte zum Schienenverkehr ausbrütet. Für sowas zahlen wir natürlich gerne.

Zum Modus solcher Geldtransfers von Arm zu Rücksichtslos gibt es ja nun schon etliche kreative Modelle mit so tollen Namen wie Studienkonten, Verwaltungsgebühr, Bildungsgutscheine oder -credits. Ein brandneues Modell legt am kommenden Montag die Potsdamer Uni ihrem Studiwerk vor. Dieses soll nämlich den Sozialbeitrag für die ja schon traditionell als Feinde und Schmarotzer ausgemachten "Langzeitstudierenden" von normal 40 auf zunächst auf 55 Euro, für Menschen, die noch länger immatrikuliert sind, gleich auf 100 Euro erhöhen. Auch wenn die Beträge hier noch recht klein sind und keinesfalls reichen, um nennenswert Kompetenzzentren zu finanzieren oder notleidende Speditionsunternehmen zu retten, ist dieser Schritt schon deshalb perfide, weil weniger informierte Studierende nun gänzlich verwirrt werden: Was ist der Sozialbeitrag (gegen den zunächst nichts einzuwenden ist, da er letztlich einem sozialen Ausgleich unter den Studis dient), was sind Studiengebühren, was eine simple Abstrafung? Auf der positiven Seite dürfte bereits ein kurzer Ausflug vor Gericht diesen Unsinn stoppen.

Unser eigenes Studiwerk sammelt schon seit einiger Zeit auf andere Weise Brosamen ein: Werbetafeln schmücken die Mensen und fordern auf, irgendwelche Filme anzugucken oder auch solch ausgewiesenen Humankapitalverwertern wie Boston Consulting oder "Deutsche Post World Net" (eher Deutsche Post by all good ghosts verlassen, d.S.) als Geschäftsgrundlage zu dienen. So weit, so schlecht, etwas zu weit allerdings ist das Studentenwerk wohl gegangen, als es jüngst für die extra gesunden Kippen von Marlboro zu werben begann. "Marlboro Summer Jobbing" wird da "Rauchern ab 18" angedient.

Die Kürzungen des Landes -- gegen die das Studiwerk durchaus etwas mehr hätte machen können -- mögen gewiss Anlass sein, nach neuen Einnahmequellen zu suchen, doch ausgerechnet an den übelsten Vergifterkonzern weltweit, namentlich Philip Morris, der Nestlé mittlerweile wohl locker überholt, hätte mensch sich nun auch nicht verkaufen müssen. Jedoch, in Studiengebührien kauft Geld alles, und wer würde das besser wissen als Philip Morris, deren gut dotierter Forschungspreis mittlerweile -- pecunia non olet -- tatsächlich so viel Renommée gewonnen hat, dass sich die Leute nicht mehr schämen, sich ihn in ihre Lebensläufe zu schreiben.

Ob diese Sorte Steuerungswirkung ihrer "Reformen" den Apologeten von Studiengebühren gefällt oder nicht, wollen wir nicht diskutieren, interessant ist jedoch, dass ihnen nachhaltig der Kamm schwillt, wenn mal andere Gebühren im Gespräch sind. Landesvater Erwin "geh zum" Teufel ließ am 13.4. eine Pressemitteilung verbreiten, in der er beklagt, dass die von der Bundesregierung geplante Ausbildungsplatzabgabe seine geliebten Berufsakademien (a.k.a. "Proletarier gehören nicht an die Uni, sollen aber auch mal was haben") gefährden, weil die Firmen, die ihre MitarbeiterInnen zum Konsum der McBildung schicken, das nicht gegen ihre Ausbildungsverpflichtung verrechnen können. Angeblich findet das auch Michael Jackson total fies und gemein.

Dieser wiederum wird in der Marlboro American Music Hour gespielt, lebt also irgendwo wie unser Studiwerk von der freien Wahl der Zigarettenmarke. Tröstlich ist das zwar nicht, aber Trost ist in Studiengebührien eben eine wertvolle Ware, die bestimmt nicht in einem Artikel wie diesem zu finden sein wird.

Nachtrag (21.4.2004): Der Verwaltungsrat des Studiwerks Potsdam hat die erwähnten Strafgebühren abgelehnt. Wer hätte das gedacht?

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 03.05.2005

ErstsemesterInnenbegrüßung zum Sommersemester 2004

Stellt euch vor, die Universität präsentiert sich und keiner geht hin (19.04.2004)

[Bild: UB 0-Unishop 1]

Stände bei der Erstimesse: Die UB fiel aus, dafür war der Unishop groß vertreten. Sowas heißt wohl Menetekel.

An das Bild einer leeren Aula haben wir uns zwar schon in etlichen Jahresfeiern, der Vorstellung neuer Professoren oder im Studium Generale schon gewöhnt. Selbst zur Begrüßung der Erstsemester durch den Rektor im Sommersemester war die Aula in der neuen Uni wenigstens zur Hälfte gefüllt. Dieses Semester sollte es noch schlimmer kommen. Gerade mal 50 neue Studierende konnten durch den Physikstudierenden Dario Kampkasper, die Prorektorin Silke Leopold, die Oberbürgermeisterin Beate Weber und Andreas Epple von der Gesellschaft der Freunde begrüßt werden.

So ist es auch nicht verwunderlich und zugleich zweckmäßig, dass die Begrüßungsworte der Redenden den Worten der letzten Semester glichen, den ErstsemesterInnen Mut für ihr Studium zusprachen und die Universität samt dazugehöriger Studistadt mit ihren reichhaltigen Möglichkeiten vorstellten.

Auch der Vertreter der Fachschaften, Dario, hielt sich an die traditionelle Rollenverteilung der Erstsemesterbegrüßung. Er gewährte einen Ausblick auf den Anspruch, dem sie sich in den nächsten Jahren zu stellen haben. Selten stand jemand so in Harmonie mit den Wänden der neuen Aula, wenn er versuchte den Zorn der Universität vom Katheder zu predigen.

Nicht einmal der große Chef -- Rektor Hommelhoff -- hätte ihm noch die Show stellen können, wenn denn der Rektor bei der "Begrüßung der Erstsemester durch den Rektor" anwesend gewesen wäre. Doch der UNiMUT ist sich sicher, dass Professor Hommelhoff die Universität an anderer Stelle dringend vertreten musste. Vielleicht hat er sich sogar gerade für den zweiten und dritten Abschnitt des Studiums -- erklärtermaßen der neue Schwerpunkt der "Forschungs- statt Volluniversität" -- eingesetzt.

Ein großes Lob zum Schluss gilt der Capella Carolina, die unter Leitung von Franz Wassermann, der Verstaltung wieder einmal den passenden musikalischen Rahmen gegeben hat.

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Wihis im Land bekommen weniger Geld

Wenn ihr nur so tut, als würdet ihr uns bezahlen... (22.04.2004)

...tun wir nur so, als würden wir arbeiten -- dieser alte Sponti-Spruch könnte für Wihis in Baden-Württemberg bald Tagesmotto werden. Sie nämlich werden, so will es eine Verwaltungsvorschrift, die das Finanzministerium in der letzten Woche verschickt hat, demnächst statt 8.02 Euro pro Stunde nur noch 7.53 bekommen (Wihis an FHen haben weniger zu verlieren: Sie haben eh nur 5.58 bekommen und werden jetzt nur um 34 Cent auf 5.24 gekürzt).

Der wirkliche Schenkelklopfer an dieser Salve auf die Füße des Unibetriebs ist aber die Begründung: Im letzten Jahr nämlich hat das Land die Arbeitszeit der Beamten auf 41 Stunden erhöht. Das geht aufgrund des Beamtenrechts recht einfach, und weil Beamte nicht streiken dürfen und das daher in der BRD normalerweise auch nicht tun, ging das recht glatt durch. In diesem Jahr hat nun die Tarifgemeinschaft der Länder "als Folge" (mensch beachte die elegante Verwendung des Sachzwangarguments) den BAT gekündigt und schließt Neuverträge nur noch über 41 (statt bisher 38.5) Stunden ab. Es muss ja, so möchte mensch den naiven, gutmütigen Säufer Onkel Nilsson aus Astrid Lindgrens Madita zitieren, "Gerechtigkeit" sein auf der Welt.

Für die Mehrarbeit gibt es natürlich keinen Lohnausgleich -- die TdL drückt also effektiv eine empfindliche Senkung des Stundenlohns für die Angestellten durch. Damit tut sich aber eine neue Gerechtigkeitslücke auf, da sich jetzt der Abstand von Wihis und Angestellten verkürzt. Das ist, glaubt es oder nicht, die "Erklärung", um nicht von zwingender Ableitung zu sprechen, für die Kürzung bei den WiHhs: Ihre Bezüge müssen auf das 38.5/41-fache (also etwa 94%) der Beträge vor der Kündigung des BAT fallen, eben die oben erwähnten Werte. Dass sie nicht, wie die Angestellten, durch eine Ausweitung bezahlten Kaffeetrinkens die Kürzung ausgleichen können, weil es für sie Arbeitszeitobergrenzen gibt, erzeugt zum Glück keine Gerechtigkeitslücken. Na dann.

Diese neue Zumutung aus Stuttgart zeigt in schöner Isolation, wie ein politischer Wille zur Verschlechterung der Situation lohnabhängig Beschäftigter als Sachzwang (oder gar "Gerechtigkeit") verkauft wird. Besonders deutlich wird die Frechheit hier, weil die WiHis schon seit 1993 keine Lohnerhöhung mehr bekommen haben und nur in Berlin überhaupt einmal einen Tarifvertrag hatten. Ein Affront ist sie aber nicht nur gegen die Betroffenen, die, einmal WiHi, häufig in recht üblen Abhängigkeitsverhältnissen stehen (z.B. weil der/die sie beschäftigende ProfIn später auch ihrE PrüferIn sein wird), sondern auch gegen die Institute, die in etlichen Bereichen schon seit Jahren Probleme haben, überhaupt noch Leute für ihre Stellen zu finden -- dies musste 2001 sogar die erzreaktionäre und gewiss nicht im Verdacht irgendeiner Gewerkschaftsnähe stehende LRK einsehen und empfahl, ausnahmsweise ohne Konsequenz, eine Erhöhung der WiHi-Stundenlöhne.

Auch wenn es in den letzten Jahren nicht schon endlos Gründe für einen WiHi-Streik gegeben hätte: Jetzt wirds höchste Zeit. WiHis, die sich organisieren wollen, können sich bis auf Weiteres erstmal an die Redaktion wenden. Weitere Informationen dürften sich demnächst auf den Seiten der bundesweiten Tarifini finden.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 22.09.2004, 22.12.2004, 25.01.2006

Schöpfung und Zerstörung, Orte für Wichtige und Studierende

Wusstet Ihr schon... (28.04.2004)

...dass ihr am Ende des Sommersemesters Haydns Schöpfung singen könnt, wenn ihr zur Capella Carolina geht? Tatsächlich: der Chor des Internationalen Studienzentrums der Uni sucht Menschen, die singen möchten, wird das erwähnte Stück über den Sommer einstudieren und dann am 2. und 3. Juli vortragen. Wer dabei sein will, erfährt alles weitere auf http://www.capellacarolina.de.

...dass die HRK die Situation des "wissenschaftlichen Nachwuchses" in den Mittelpunkt ihrer Jahrestagung im Mai stellen will? Die Rektoren finden das so bemerkenswert, dass sie gleich eine Presseerklärung dazu unters Volk bringen müssen. Die ist beispielsweise deshalb aufschlussreich, weil sie die Problematik nicht in der beschissenen Arbeitssituation des "Nachwuchses" sieht, sondern nur in der "Tendenz der Abwanderung der Tüchtigsten ins Ausland ('brain drain')". Der Mensch ist nichts, das Vaterland alles für diese Apologeten der Globalisierung. Und so wundert auch nicht, dass in Berlin wichtige Leute -- die Magnifizenzen bekommen Besuch von so berauschenden Genossen wie Gerhard Schröder und Klaus Wowereit -- über den "Nachwuchs" reden werden, aber ganz offenkundig sicherheitshalber nicht mit ihm. Was dabei rauskommt, können wir uns alle gut vorstellen.

...dass ausreichend große Hörsäle der Versammlungsstättenverordnung unterliegen? In einer Rundmail an viele ProfessorInnen weist die Sicherheitsabteilung (die übrigens noch ein Dach mit der FSK teilt) auf diesen Umstand hin und erläutert, dass Profs in Hörsälen mit mehr als 200 Plätzen die Verantwortung tragen und, wenn sie im Brandfall nicht für Personenschäden haftbar sein wollen, überzählige Studierende des Raumes verweisen müssen. Sollten diese nicht gehen, müssen sie die Veranstaltung abbrechen. Wenn das keine Perspektiven für den nächsten Unistreik sind... -- Nachtrag (2.6.2004): Wers schriftlich haben mag: Das Rundschreiben findet sich im Wesentlichen auch in der Buschtrommel 22.

...dass sich leider jedes Jahr wieder Leute finden, die ihr außercurriculares Engagement an den Heidelberger Club für Wirtschaft und Kultur verschwenden? Im Gegensatz zu einer Mitarbeit bei einer der zahlreichen sinnvollen Initiativen mag eine Mitarbeit bei diesem schlecht getarnten Recruiting-Workshop natürlich der Karriere helfen -- auf der anderen Seite muss mensch sich andernorts (etwa in der FSK oder eurer Fachschaft) auch nicht mit Mör^H^Henschen wie dem Kosovokrieger Javier Solana oder Cheflangweilern wie dem Verfassungsrechtler Paul Kirchhof abgeben. Die beiden nämlich schirmherren über dem diesjährigen Symposium der Nachwuchswichtigen, woraus unschwer abzulesen ist, dass bereits das Thema nicht furchtbar brennend sein kann. Und selbst wenn es interessieren würde: Bei so einer Schirmherrschaft kann eigentlich nichts auch nur Diskutierenswertes gesagt werden.

Walter I. Schönlein

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