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UNiMUT im Winterschlaf -- fast alle Inhalte hier sind mindestens fünf Jahre alt und vor allem historisch interessant. Wenn du die Seite magst: Wir lesen unsere Mail noch und helfen dir gerne, den Online-UNiMUT wiederzubeleben. Termine | Literatursommer (05.06.2001)Bei der Lit-Off, der LITERATUROFFENSIVE ist auch diesen Sommer wieder was los: Sa, 09.06. 19 Uhr: Viergängiges Menü mit verschiedenen Spargelvariationen im Schweizer Hof mit kleiner literarischer Lesung. Voranmeldung notwendig. Mo, 11.06. 20 Uhr: LitOff.ExtraBla im Bermuda-Funk mit Manfred Dechert als literarischem Gast; im Radio auf FM 105,4 (Antenne) oder 105,8 (Kabel in HD, weitere Frequenzen auf Anfrage bzw. auf der LitOff-Homepage. Di, 19.06. 20 Uhr: Von Katzenromantik bis Massenschlachtung - Viecher und Viechereien. Offene Lesung in der Buchhandlung Himmelheber. Fr, 22.06. 0-6 Uhr: Kulturnachtsendung des Bermuda-Funks unter teilweiser Mitwirkung der LitOff. Aufruhr in der Neuphil (07.06.2001)Es stürmt in der Neuphilologischen Fakultät. Nachdem gestern der Fakultätsrat auch mit Studistimmen die Verlegung einer C3-Professur von der Slawistik in die Computerlinguistik abgelehnt hatte, ersetzten Studierende der Computerlinguistik die Homepage des Lehrstuhls für einige Stunden durch einen Demoaufruf unter dem Titel "Das Maß ist voll". Grund der Aufregung ist nicht so sehr, dass sich die CoLis nach mehr Profs sehnen (auch wenn die Lehrsituation mit einem Prof für über 200 Studis als etwas angespannt durchgeht), sondern dass transpirierte, dass ohne den zweiten Prof der geplante BA/MA-Studiengang der Computerlinguistik sterben würde. An diesem liegt den CoLis wiederum, weil ihr Eindruck ist, dass sie nur auf diesem Umweg um Latinum und ewige Nebenfächer herumkommen. Die Abschaffung des Latinums für den Magisterstudiengang wurde letztens in der Studienkommission der Fakultät für die nächsten Jahre vertagt, insofern ist die Einführung des BA/MA-Studiengangs notwendig, will man eine Massenabwanderung verhindern. Die Betreuungsrelation wäre dann allerdings besser... Für den BA/MA-Studiengang existiert bisher aber auch erst eine Prüfungsordnung, die die Studienkommission besagter Fakultät gestern an den Lehrstuhlinhaber zurückverwies, da sie - bei allem Wohlwollen, dass ihr auch von den studentischen Mitgliedern der Studienkommission entgegen gebracht wurde - doch zu übereilt ist und so nicht nur spätestens vom Ministerium vermutlich abgelehnt würde, sondern vor allem auch in der Umsetzung Probleme aufwerfen würde. Und zwar vor allem für die Studierenden. Ob und wie dieser Studiengang durchkommt, ist noch nicht klar, wenn auch sehr wahrscheinlich; allerdings wäre eine zweite Professur sicher hilfreich für die Umsetzung. Die Verabschiedung der Prüfungsordnung allerdings muss im Erweiterten Fakultätsrat erfolgen und zwar mit professoraler Mehrheit - bei Abstimmungen, die Forschung und Lehre betreffen, zählen für die Mehrheiten nur die Stimmen der ProfessorInnen. Zu den Anwürfen der CoLis erklärte eine Studi-Vertreterin im Fakultätsrat, es sei keineswegs einfach so über den Ausbau der Computerlinguistik abgestimmt worden, auf der Tagesordnung habe vielmehr der Strukturplan gestanden. Und zu diesem TOP gab es auf "Anregung" des Rektorats eine Tischvorlage, die der Fakultät u.a. vorschlug, doch die (schlecht ausgelastete) Slavistik zugunsten der Computerlinguistik um eine Professur zu reduzieren. Von einem Zusammenhang mit dem noch nicht existierenden BA/MA-Studiengang wurde nichts erwähnt und selbst wenn, hätte dies die ablehnende Haltung gegenüber dem "Vorschlag" des Rektorats sicher nicht wesentlich beeinflusst. Die Abstimmung über die Verschiebung der Professur von der Slavistik in die Computerlinguistik ging 8:8:xy aus, was alleine zeigt, wie uneins die Fakultät war. Von der Streichung der Slavistik hatte die CoLi-Fachschaft übrigens nicht gewusst. Da der Fakultätstrat nichtöffentlich tagt, wird man sich fragen dürfen, wer ihr diese etwas einseitige Information gegeben haben mag. Ein Hoffnungsschimmer für die CoLi-Fachschaft mag sein, dass das Rektorat, das den Strukturplan noch durch mehr als Vorschläge beeinflussen kann, den BA/MA-Studiengang will und sicher noch andere Druckmittel oder gar Professuren in der Hinterhand hat. Ob es zur geplanten Demo kommt, ist noch nicht klar - Slavistik-Studierende sollten sich ggf. bereit halten. Der UNiMUT wird berichten. Dieser Artikel wurde zitiert am: 13.06.2001 Das Sozialhandbuch für 2001 (10.06.2001)Das Sozialhandbuch der FSK -- offiziell steht der UNiMUT immer noch mit drauf -- gehört unbestrittenermaßen zu den nützlichsten Publikationen der Uni Heidelberg. Nachdem bereits wüste Schlachten um die letzten verfügbaren Exemplare der Vorauflage ausgetragen wurden, kommt die jetzt vorliegende Neuauflage sozusagen im letzten Moment. Und weil das letzte Sozialhandbuch in HTML aus dem Jahr 1997 stammt, gibt es das diesjährige Werk auch wieder online. Die Papierversion, gedruckt und gebunden, sollte im Laufe der nächsten Woche(n) auch zu euren Fachschaften diffundieren. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben (10.06.2001)
Nachdem der eigentlich für letzte Woche geplante Transport von abgebrannten Kernbrennstäben aus dem Heidelberger Haus-AKW Biblis wegen akutem Überstunden-Überschuss bei der Polizei in Baden-Württemberg -- die immerhin in diesem Jahr schon ein, zwei, drei, viele Castortransporte mit jeweils Tausenden von Beamten durchsetzen musste -- verschoben worden war, wird es morgen wohl ernst. Wieder ist mit massivem Querstellen zu rechnen, unter anderem gleich morgens früh in Biblis (wer noch ganz schnell hinfahren will: Die Dauermahnwache ist am Ortsausgang Richtung AKW) und voraussichtlich gegen Mittag in Hagenbach kurz vor der Französischen Grenze (das Nest ist so klein, dass ihr die Aktionen kaum verfehlen könnt). Zur Vorbereitung gab es heute eine kleine Demonstration, die auch gleich die etwas schwammigen Auflagen für morgen probierte. So wurde etwa für eine Brücke ein Demonstrationsverbot erlassen, und auch im Umkreis von 100 Metern um das Stichgleis zum AKW verbittet sich der Bundesgrenzschutz jeglichen Auflauf. Wenigstens heute wurde das allerdings nicht so eng gesehen. Ein kleine Anekdote am Rande: Demosanitäter fanden auf den Feldern ein verwundetes Rehkitz, versorgten es notdürftig und übergaben es dann zur weiteren Versorgung dem Einsatzleiter der Polizei. Wenn das keine konstruktive Zusammenarbeit ist... Schon gewählt? (11.06.2001)
Einmal im Jahr, diesmal am 12.Juni sind Gremienwahlen. Die Studierenden wählen die studentischen Mitglieder im Fakultätsrat und im Senat. Gewählt wird INF 306 und in der Neuen Uni. Und einmal im Jahr und zwar zuverlässig zum Uniwahlkampf kommen die Jungs vom RCDS. "Rot verhüten" ist ihr diesjähriger Slogan, und er zeigt einerseits, was den RCDS offenbar den Rest des Jahres bewegt und zweitens welche Klientel er anzusprechen sucht: diejenigen, deren politische Feindbilder andere nur noch zu einem müden Lächeln reizen. Wie schade nur, dass die "Roten" nicht einmal alle antreten: die PDS-Hochschulgruppe kandidiert gar nicht. Und ob die JUSOs sich in Veranstaltungen mit Rudolf Scharping und zur Programmdebatte in der SPD nicht eher als bürgerlich rosa outen anstatt als stramme Jungsozialisten, ist eine Frage, die für den RCDS-Wahlkampf offenbar keine Rolle spielt - ihr Faltblatt ist landesweit und enthält nur auf einer Seite Heidelberg-bezogene Aussagen; etwas spezifischer ist ihr "Wahlprogramm", in dem allerdings nur von Sachen die Rede ist, die nicht in den zu wählenden Gremien beschlossen werden. Etwas mehr zu möglicher Gremienarbeit sagen die JUSOs in ihrer Wahlplattform, allerdings fragt man sich schon, warum sie dann nicht gleich in den Fachschaften mitarbeiten... Von der Liberalen Hochschulgruppe weiß die Redaktion im Moment leider nur, dass sie antritt Die Fachschaften erläutern wie jedes Jahr, was sie von den Wahlen halten und worum es dabei eigentlich geht. Wer sich ausführlicher informieren will, sei auf das Sozialhandbuch verwiesen, in dem es u.a. auch um Gremien geht - und das in beeindruckender Form zeigt, wozu die Fachschaftskonferenz , der Zusammenschluss aller Fachschaften fähig ist. Wer genauer wissen, will, warum die FSK zu den Wahlen antritt, kann sich hier und hier informieren Die Empfehlung der Redaktion ist klar: wählt FSK und schenkt den Jungs vom RCDS ein Kondom, damit sie ohne rot zu werden, auch zweimal im Jahr kommen können! "Gebt uns eine Chance" (13.06.2001)
Nachtrag um 20.00: Die Abstimmung im Fakultätsrat verlief übrigens ganz im Sinne der CL-Studierenden: mit 21 Ja-Stimmen bei einer Gegenstimme und einigen Enthaltung wurde dem BA-Studiengang zugestimmt. Dieser Artikel wurde zitiert am: 31.10.2001, 22.07.2003 Kurzinformationen zum Wahlergebnis (16.06.2001)Inzwischen liegt das vorläufige amtliche Wahlergebnis der Wahlen der studentischen Mitglieder in den Fakultätsräten und dem Senat vor. Die Wahlbeteiligung bei der Wahl zum Senat ist von 6.53 % im Vorjahr auf 7.52 % gestiegen. Gewählt haben 1560 Personen, 52 Stimmzettel waren ungültig. Der RCDS erhielt 13.6 % (Vorjahr: 14.1 %) der Stimmen; die LHG 9.2 % (14.4 %), die Jusos 24.5 % (20.8 %) und die FSK-Liste 52.7 % (50.6 %). Damit erhalten RCDS und LHG keinen Platz im Senat, die JUSOs einen und die FSK-Liste drei, was der Sitzverteilung im Vorjahr entspricht. In den meisten Fakultäten kandierten nur die Fachschaften, die auch gewählt wurden. Hochschulgruppen kandidierten in der Fakultät für Biologie sowie der Juristischen und Philosophisch-Historischen Fakultät. In Jura, wo die LHG und der RCDS kandidiert hatten, gewann die Fachschaft alle sechs Plätze; auch in Biologie gewann die Fachschaft alle Plätze, Daniela Zintel von der LHG hatte mit einer Einerliste ohnehin kaum eine reelle Chance gegen die Fachschaft; einzig an der Philosophisch-Historischen Fakultät errang der RCDS einen Platz, die anderen fünf gingen an die Liste der Fachschaften. Die Wahlbeteiligung an den Fakultäten sank im Vergleich zum Vorjahr im Neuenheimer Feld durchgängig: an der Fakultät für Physik und Astronomie sank sie von 16,00 % auf 13,61 %, an der Fakultät für Mathematik und Informatik von 11,66 % auf 10,71 %, an der Fakultät für Biologie von 9,25 % auf 7,31, an der Fakultät für Geowissenschaften von 7,26 % auf 4,82 %, an der Fakultät für Chemie von 14,16 auf 11,70 %, an der Fakultät für Pharmazie von 27,02 % auf 18,01 %, an der Medizinischen Fakultät Heidelberg von 6,21 % auf 4,15 % und in Mannheim von 8,87 % auf 8,15 %. Absolut macht jedoch das Absinken der Wahlbeteiligung in diesen Fächern oft nicht so viel aus: in Chemie wählten im Vorjahr 63 Menschen, dieses Jahr 57 - d.h. sechs Leute machen fast 3 % aus. Einen Anstieg der Wahlbeteiligung gab es in der Altstadt bei der Neuphilologischen Fakultät von 1,45 % auf 6,11 %, an der Philosophisch-Historischen Fakultät von 4,24 % auf 10,24 %, an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät von 5,09 % auf 8,06 % und an der Juristischen Fakultät von 11,55 % auf 12,88 %. Einen Rückgang der Wahlbeteiligung in der Altstadt gab es jedoch an der Fakultät für Orientalistik und Altertumswissenschaften von 6,56 % auf 6,02 %, an der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften von 2,56 % auf 2,46 % und an der Theologischen Fakultät von 14,63 % auf 9,11 %. Wie dies zu deuten ist, wird ebenso wie das Verarbeiten zu beeindruckenden Torten- und Säulendiagrammen einem späteren Unimut vorbehalten. Türen der Macht - öffentliche Sitzung des Senats am 19.6., 15.00 (16.06.2001)Die Türen der Macht öffnen sich - aber nur kurz und zwar am kommenden Dienstag, den 19.Juni um 15.00 in der Alten Aula der Universität am Uniplatz. Dann tagt nämlich der Senat der Uni Heidelberg, der eigentlich immer nichtöffentlich tagt, zu zwei Tagesordnungspunkten öffentlich: der Rechenschaftsbericht des Rektors und die Grundordnung werden öffentlich diskutiert und abgestimmt Dies stellt für alle Mitglider der Universität, die nicht selber in einem Gremium sitzen, die seltene Gelegenheit dar, einer Sitzung eines Unigremiums beizuwohnen. Und, so viel sei verraten, es lohnt sich durchaus, zu erleben, wie Professoren ihre tiefempfundene Ergriffenheit über ein paar bedruckte Seiten Papier zum Ausdruck bringen, bloß weil sie vom Rektor kommen und es dabei schaffen, nichts Inhaltliches von sich zu geben. Es gibt jedoch auch Inhalte - wenn z.B. der Rektor seinen Rechenschaftsbericht vorstellt und andere vielleicht doch inhaltlich darauf eingehen. Überzeugt euch selbst - die Alte Aula kostet sonst 5 DM Eintritt und alleine das ist einen Besuch der Sitzung wert. Genauere Informationen zum Senat findet ihr im Sozialhandbuch der FSK. Selbstbehauptung und Selbstverteidigung für Frauen (18.06.2001)Am Samstag den 30. Juni und Sonntag den 1. Juli sowie am 14. und 15. Juli findet jeweils ein Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurs für Frauen statt. Zentrale Inhalte sind:
Der Kurs orientiert sich am Konzept von Sunny Graff: "Jede Frau und
jedes Mädchen kann sich wehren". Nähere Informationen und Anmeldung: Marion Rapp (Kursleiterin). Tel: 06221/371050 bzw. 0179/4669888 (AB) IDeFix ist wieder da (18.06.2001)Zwölf Monate nach den gefeierten Aufführungen der Theaterrevue "ShowBiss" bringt die Theatergruppe des Instituts für Deutsch als Fremdsprachenphilologie (IDF) der Universität Heidelberg ihr neues Programm auf die Bühne. Es ist wieder eine Theaterrevue mit Minidramen: Stücke aus der Beziehungskiste Aus der Beziehungskiste haben sich Theaterschreiber schon immer gerne bedient. Kein Wunder, "wenn man die wichtige Rolle betrachtet, welche die Geschlechtsliebe in allen ihren Abstufungen und Nuancen, nicht bloß in Schauspielen und Romanen, sondern auch in der wirklichen Welt spielt, wo sie, nächst der Liebe zum Leben, sich als die stärkste und tätigste aller Triebfedern erweist, die Hälfte der Kräfte und Gedanken des jüngeren Teiles der Menschheit fortwährend in Anspruch nimmt und das letzte Ziel fast jedes menschlichen Bestrebens ist." Doch Vorsicht, in der Kiste lauert ein Dämon, "der alles zu verkehren, zu verwirren und umzuwerfen bemüht ist": Die Liebe, so fährt Arthur S. fort, "erlangt auf die wichtigsten Angelegenheiten nachteiligen Einfluss, unterbricht die ernsthaftesten Beschäftigungen zu jeder Stunde, setzt bisweilen selbst die größten Köpfe auf eine Weile in Verwirrung, scheut sich nicht, zwischen die Verhandlungen der Staatsmänner und die Forschungen der Gelehrten störend mit ihrem Plunder einzutreten, versteht es, ihre Liebesbriefchen und Haarlöckchen sogar in ministerielle Portefeuilles und philosophische Manuskripte einzuschieben, zettelt nicht minder täglich die verworrensten und schlimmsten Händel an, löst die wertvollsten Verhältnisse auf, zerreißt die festesten Bande, nimmt bisweilen Leben oder Gesundheit, bisweilen Reichtum, Rang und Glück zu ihrem Opfer, ja, macht den sonst Redlichen gewissenlos, den bisher Treuen zum Verräter." Kurzum: Der Dämon aus der Beziehungskiste liefert alles, was wir für einen vergnüglichen Theaterabend brauchen, einen Abend für das liebeskranke Herz - "Join the lovesick society!" Die Stücke aus der Beziehungskiste sind zu sehen:
Montag 9.7., Der Trend geht zum Langzeitgedächtnis (18.06.2001)"Negativität", "Trauer", "Erinnerungslosigkeit": wer schon immer glaubte, Philosophie sei etwas für weltabgewandte Depressive, fühlte sich durch die Plakatserie Ende Mai bestätigt. Eine Vortragsreihe mit Karl-Heinz Bohrer wurde da angekündigt. Bohrer ist der diesjährige Inhaber der Gadamer-Professur, und Gadamer, dass ist der alte Mann, dessen Geburtstag jedes Jahr in ganz Heidelberg gefeiert wird, denn der ist bereits dreistellig. Gadamer ist gewissermaßen ein "One Hit Wonder" der Philosophie: 1960 schrieb er ein vielbeachtetes Buch und zehrt seitdem von diesem Erfolg. Heute gibt Gadamer Interviews in der vom Verfassungsschutz beobachteten Zeitung "Junge Freiheit", bezeichnet dort den Islam als die größte Gefahr für den Weltfrieden und tritt "sehr für den Schutz der Mütter" ein, weil "wir", also die Männer, "in den Frauen eine Begabungsquelle haben". Das ist ein Mann, den man ehren muss, fand die Deutsche Bank und stellte Geld für die sogenannte Gadamer-Professur zur Verfügung. Und die bekam jetzt Herr Bohrer. Bohrers wichtigste These: Die deutsche Geschichte vor 1933 wird in Deutschland entweder ignoriert oder nur als Vorgeschichte für den Nationalsozialismus betrachtet. Deshalb müssen sich die Deutschen ihre gemeinsame Identität aus der ewigen Zerknirschung über den Holocaust holen, was natürlich nicht gut gehen kann. Eine solche These kann selbstverständlich nur Bestand haben, solange es der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft schlecht geht, denn sonst böte die sich ja zur Identitätsstiftung an. Überhaupt scheint Bohrer übersehen zu haben, dass sich heutige Studierende ihre Identität nicht mehr dadurch besorgen, dass sie die "Geschichtslosigkeit" ihrer Eltern "entlarven". Bohrers Thesen sind für die Lebenswelt der über Fünfzigjährigen bestimmt, und zwar für die über fünfzigjährigen Männer, wie man durch einen Blick auf die zur Vortragsreihe veranstalteten Podiumsdiskussion leicht feststellen konnte. Wem also das "Entlarven" der Linken nicht gefällt, der kann jetzt mit Bohrers These umgekehrt vorgehen und alle, die sich mit der Nazizeit beschäftigen, als arme Identitätssucher entlarven. Als hätte der vemeintliche Übereifer unserer Elterngeneration dazu geführt, das das Thema jetzt ignoriert werden muss, bis die anderen Themen "ausgeglichen" haben. Betrachten wir trotz Bohrers Verbot die Geschichte der Philosophie zwischen 1933 und 45: Gadamer zum Beispiel machte während dieser Zeit Karriere, indem die Professorenstelle eines entlassenen jüdischen Kollegen übernahm. Dagegen gehörten die Philosophen des sogenannten "Wiener Kreises" zu denen, die vertrieben wurden und so Platz für angepasste nichtjüdische Wissenschaftler machten. Im Wiener Kreis hatte man sich mit den Erkenntnismöglichkeiten der Wissenschaft beschäftigt, die "Wissenschaftstheorie" wurde erfunden. Diese wissenschaftlich orientierte Philosophie galt als "verjudet", und es dauerte nach dem Krieg etliche Jahre, bis die Theorien des Wiener Kreises den Weg zurück nach Deutschland und Österreich fanden. Nun sind sie ja wieder da, die Theorien, und am Heidelberger Lehrstuhl für Philosophie der Wissenschaften könnte man sich damit beschäftigen. Könnte man, wenn die Wiederbesetzung des Lehrstuhls nicht verzögert und verhindert worden wäre, wo es nur ging -- im Philosophischen Seminar regierte ein Gadamer-Schüler. Inzwischen musste die nach wie vor unbesetzte Professur wegen Geldmangels der Fakultät sogar halbiert werden. Nun gibt es seit fünf Jahren keine Wissenschaftsphilosophie mehr in Heidelberg, und es wird wohl noch einige Zeit so bleiben. Was es dafür gibt, sind reichlich Gadamer-Ehrungen und eine Gadamer-Professur. Und als sei diese Unsensibilität nicht schon schlimm genug, wurde mit dem Geld, das der Name Gadamers einbringt, nun auch noch Karl-Heinz Bohrer eingeladen. Bohrer, der uns mahnt, uns lieber an Friedrich II zu erinnern als an den Nationalsozialismus - der Trend geht eben zum Langzeitgedächtnis. Karl-Heinz Bohrer ist kein Nazi, und Wissenschaftsphilosophie ist keine verfolgte Disziplin. Aber mit der Vortragreihe mit den depressiven Titeln hat das Direktorium des Philosphische Seminars klargemacht, was es für wichtig hält: Alte Männer und die Geschichte, und zwar die von vor 1933. Die Diskussionen um Stammzellenforschung und Verantwortung der Wissenschaft, die Interpretation von moderner Physik und Mathematik -- all das läuft in Heidelberg ohne Beteiligung der Philosophie ab. Statt geschichtskundiger Teilnahme an der Gegenwart: Erinnerungslosigkeit, Trauer und Negativität. Quellen:
Autofreier Hochschultag 2001 (19.06.2001)
Alle Jahre wieder am Dienstag nach der Mobil ohne Auto-Aktionswoche findet der Autofreie Hochschultag (AfH) statt -- und der ÖTV (ver.di wohl mittlerweile) gebühren einige Pfiffe, weil sie einen Warnstreik im Öffentlichen Nahverkehr ausgerechnet an diesem Umstiegstag steigen lassen musste. Fast schon traditionell wird in Heidelberg zum AfH morgens einer der Parkplätze im Neuenheimer Feld symbolisch stillgelegt -- symbolisch, weil sich natürlich ebenfalls traditionell nur sehr wenige von den Aufrufen von Personalrat und Verwaltung dazu motivieren lassen, ihren Blechkäfig mal zu Hause stehen zu lassen, und all diese Leute irgendwie immer Schleichwege finden oder zur Not handgreiflich werden, um nur ja ein paar zusätzliche Meter Fußweg zu sparen. Dabei könnte alles so schön sein. Auf einem Flugblatt, das an die AutofahrerInnen verteilt wurde, heißt es:
Der AfH ist übrigens noch nicht vorbei. Wie schon im letzten Jahr wird vor der Mensa im Feld um die Mittagszeit wieder buntes Treiben herrschen. Gott sei Dank bleibt der Platz dort fast jeden Tag von Autos verschont... Dieser Artikel wurde zitiert am: 18.06.2002 Auf zum Klimagipfel (21.06.2001)Vom 16. bis zum 27. Juli 2001 findet in Bonn die so genannte Klimakonferenz statt. Dabei geht es vor allem um die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls, einer zwischenstaatlichen Vereinbarung zur Kontrolle der CO2-Emissionen. Dem Protokoll ist zugute zu halten, dass es von den USA abgelehnt wird -- ansonsten ist es aber nicht mal ein Tropfen auf den im Treibhaus schon annähernd glühenden Stein, nicht nur, weil die "Reduktionsziele" die Sorge pazifischer Inselreiche, ihr Land könne noch in unserer Lebenszeit verschwinden, keineswegs dämpfen, sondern auch, weil der im Protokoll vorgesehene Handel von CO2-"Kontingenten" das ganze Unternehmen ohnehin nur noch als eine moderne Version des gut katholischen Ablasses erscheinen lässt. Mehr über dieses Feigenblatt von einem Umweltschutz-Abkommen ist am Dienstag, 26.6. um 20 Uhr in der Neuen Uni zu erfahren. Ein Referent von Rising Tide wird den aktuellen Stand der Verhandlungen darstellen und wohl auch den (oben verlinkten, aber leider todlangweiligen) Protokolltext erläutern. Dazu wird der Film "Climate talks -- Money talks" gezeigt werden, der am Rande des letzten Klimagipfels in Den Haag enstand. Zu den Aktionen während des Gipfels organisiert der Bund Naturschutz einen Bus nach Bonn. Wer am 21.7. mitfahren will, sollte auch zur Veranstaltung kommen (oder diesen Artikel bookmarken, wir werden die Details hier nachtragen, so wie Genaueres bekannt wird ). Blithe Spirit (22.06.2001)Die Schauspielgruppe des Anglistischen Seminars der Universität Heidelberg präsentiert in diesem Sommersemester Noël Cowards Komödie "Blithe Spirit" aus dem Jahr 1941. Zum Inhalt: Der Schriftsteller Charles Condomine ist in zweiter Ehe mit der konservativen Ruth verheiratet. Seine erste Frau, Elvira, ist vor sieben Jahren gestorben und Charles denkt sich nichts dabei, als er die angeblich medial veranlagte Mme Arcati zu sich einlädt, damit sie eine Séance in seinem Wohnzimmer abhält. Er will ein Buch über ein massenmordendes Medium schreiben, und erhofft sich von Mme Arcati ein paar Anregungen. Leider beschwört diese aus Versehen Elviras Geist herauf, den außer Charles zwar niemand sehen kann, der es aber bei weitem nicht dabei bewenden läßt, Gegenstände durch das Zimmer zu werfen. Ruth, eifersüchtig auf Charles Vergangenheit, versucht alles, um den ungebetenen Gast wieder los zu werden und Elvira, ebenso eifersüchtig auf Ruth, will Charles um jeden Preis für sich haben, und zwar für immer...
Aktionstag an der RKUHD (29.06.2001 (8.21))Im studentischen Neusprech kann man das, was heute an der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg alles abgeht, nur als Aktionstag bezeichnen. In diesen Minuten beginnt in den Räumen der Pädagogischen Hochschule (PH) der Frauentag von Uni und PH. Zeitgleich beginnt die Sitzung des Hochschulrats, der heute u.a. die Strukturpläne der Altstadtfakultäten behandeln will. Ebenso wie der Frauentag wird er im Laufe des Nachmittags zu Ende gehen. Anschließend beginnt das Abendprogramm. Das gesetzte Publikum - "heranwachsende Söhne und Töchter sind herzlich willkommen" - trifft sich in Schloss Schwetzingen zum Sommerball des Rektors und seiner Frau. Die Jugend versammelt sich nicht weniger stilvoll mit Blick auf das Heidelberger Schloss im Kantsaal des Philosophischen Seminars in der Schulgasse zur traditionellen Philosophenparty. Die Redaktion verspricht für den morgigen Kater schon mal ein Feature zu einem ungemein wichtigen Thema. Um die Wartezeit zu verkürzen, weisen wir an dieser Stelle nochmal auf den UNiMUT 186 hin, der am Mittwoch als Wahl-Extra erschienen ist. Nein, damit nehmen wir den regelmäßigen Papier-UNiMUT nicht wieder auf, aber ja, es gibt ihn an den üblichen Stellen auch auf Papier. |
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