[Home] [Aktuell] [Aktuell-Archiv] [Okt 05][Dez 05]

UNiMUT aktuell -- November 2005

Die Uni legt Musterprüfungsordnungen für die Erben der Magisterstudiengänge vor

Muster und Rahmen (02.11.2005)

Als der UNiMUT im Jahr 2002 zum ersten Mal vor dem Bologna-Prozess warnte, wurde das Thema allenfalls im Senatsausschuss für internationale Beziehungen heiß diskutiert. Danach passierte in Heidelberg lange nichts in dieser Sache, das Rektorat war ganz in Managermanier damit beschäftigt, Verwaltungsstrukturen zu reorganisieren, sich von der Uni Mannheim Altlasten reindrücken zu lassen und ansonsten Visionen zu haben.

An sich ist das überraschend, denn Bologna heißt: Studis für die Verwertung durch "die Wirtschaft" vorbereiten, was in der Ministersprache "employability" heißt. Eigentlich ein Programm, das exakt in die Ideologie des Rektorats passt. Auch das etwas verbrämter, aber doch sehr deutlich formulierte Ziel der Verkürzung der Studienzeiten, etwa indem die meisten Studis nur einen dreijährigen Bachelor bekommen, liegt ganz auf Linie -- in der ursprünglichen Bologna-Erklärung wird das als die Forderung verkleidet, schon der Bachelor solle "relevant to the European labour market" sein.

arrère bolognaise

Nachdem jüngst auch das Ministerium der Uni Heidelberg bescheinigt hat, sie sei Schlusslicht in Baden-Württemberg, das selbst schon im Bundesvergleich arrère bolognaise [Für die Bachelors unter euch: Schlusslicht in Sachen Bologna, d.S.] ist, ist es jetzt aber auch mit der Schonfrist für die Heidelberger Studis vorbei. Laut dreistufigem Plan des Rektorats sollten zum jetzigen Zeitpunkt bereits drei Rahmenstudienordnungen beschlossen sein und bis spätestens September 2006 die Magisterstudiengänge Bachelor-reif sein. Die Diplomstudiengänge wären demnach im April 2007 dran, zum Wintersemester 09/10 würde dann endgültig niemand mehr zu "alten" Studiengängen zugelassen.

Dieser Plan wird einigermaßen eingehalten: die Rahmenordnung für den Diplomersatz wurde erst letzte Woche im SAL verabschiedet. Da sie nun aber noch im November in den Senat kommt, können die Fakultäten theoretisch ohne dramatische Nacht- und Nebelsitzungen BA-Prüfungsordnungen verabschieden. Dramatisch hingegen ist, dass auch die als "Rahmenstudienordnungen" gestarteten Überleitungskriterien für die Magisterstudiengänge als "Muster-Prüfungsordnung" gelandet sind und es damit offenbar auch ein Bewenden haben soll. Dieser Bezeichnungsunterschied ist in doppelter Hinsicht schlagend: Erstens ist wieder nur eine Prüfungsordnung herausgekommen -- ein Studium wird aufgefasst als auf die Prüfung hinführend, sein Ablauf formuliert als der Erwerb von Voraussetzungen zur Zulassung zur Prüfung. Eine Studienordnung würde hingegen darlegen, welche Kompetenzen vermittelt werden sollen und definieren, wie das wodurch geschieht. Sie wäre nicht nur leichter verständlich, sie würde auch schon bei ihrer Formulierung auf die richtigen Fragen hinführen. Denn in einer besseren Welt ginge es bei einem Studium halt nicht um die Prüfung, sondern ums Lernen.

Dass das Rektorat zweitens ein Muster und keinen Rahmen vorgelegt hat, wird aus anderen Gründen für Verdruss sorgen. Bei den derzeit gültigen Magisterstudiengängen gibt es einen "Allgemeinen Teil" , in dem übergreifenden Bestimmungen für alle Fächer festgelegt sind; in den Ordnungen der einzelnen Fächer sind nur noch die davon abweichenden oder ergänzende Regelungen festgehalten. Vorteil dieses Verfahrens ist, dass Studierendensekretariat, StudienberaterInnen, Mitglieder des SAPA und die Studierenden nur ein Mal verstehen müssen, wie die Prüfung abläuft und nicht für jedes Fach jedes Mal genau die Rücktrittsbestimmungen und die Notenberechnung aufs Neue nachlesen bzw. prüfen müssen.

Obwohl auch bei der bisherigen Organisation falsche Auskünfte vorkommen, ist die Wahrscheinlichkeit jedenfalls geringer als bei rund hundert subtil verschiedenen Prüfungsordnungen, bei denen zudem nicht immer klar ist, ob sie selbst eigentlich rechtlich "in Ordnung" sind. Was passiert, wenn sich jetzt einzelne Bestimmungen einzelner Fächer oder sogar der Muster-PO als rechtlich nicht haltbar oder einfach nur unpraktisch erweisen, könnt ihr euch auch ausmalen: Statt einer Rahmenprüfungsordnung müssen dann Dutzende Einzelprüfungsordnungen durch die Gremien. Natürlich müssten sie das auch sonst, aber man könnte sich dann auf die spezifischen inhaltlichen Fragen des jeweiligen Faches konzentrieren. Falls dann doch noch weitere Vorgaben von "oben" kommen, müssen all diese Prüfungsordnungen -- und nicht nur die Rahmenordnung -- angepasst werden. Passieren wird also auf jeden Fall etwas, alleine, weil sich die Bestimmungen, Eckwerte und Empfehlungen in diesem Bereich etwa so schnell ändern wie das Wetter in Irland.

Der Muster-Bachelor

Der Entwurf der Mustersatzung hätte schlimmer kommen können -- aber auch besser. Er bildet weitgehend verschiedene Empfehlungen des MWK und der diversen Zusammenrottungen von FachministerInnen auf Bundes- und Europaebene ab. Dies beginnt mit einer Betonung studienbegleitender Prüfungsleistungen (§10f) -- ein zweischneidiges Schwert, weil damit zwar einerseits der große Schocker Magisterprüfung wegfällt und also nicht mehr ein paar Stunden im letzten Studienjahr die halbe Note ausmachen, andererseits aber ein permanenter Leistungsdruck aufgebaut wird. Dieser nimmt dadurch zu, dass mensch Pflichtmodule nur ein Mal versauen darf und, so es bei der Wiederholung auch nichts wird, komplett aus dem Studiengang fliegt (§20, 1; fachspezifisch kann es bis zu zwei Mal eine dritte Chance geben). Dem Versuch, dem Schleudersitz durch Uniwechsel zu entgehen, wurde natürlich auch schon vorgebaut. Two strikes and you're out. Ganz sportlich.

Dieser Druck ist Absicht, eine Absicht, die sich auch in den Fristen zur Abschlussprüfung zeigt -- zwischen letzter Studienleistung und dem Beginn der Abschlussarbeit darf demnach maximal eine Woche (!) verstreichen (§16, 3), zwischen der letzten erbrachten Leistung und der mündlichen Abschlussprüfung maximal drei Wochen (§18, 3), insgesamt darf sich die Abschlussphase über nicht mehr als 8 Monate erstrecken. Die Fächer werden einiges an Fantasie brauchen, um bei dieser Hektik nicht ins Schleudern zu kommen. Abweichungen von der Prüfung in Gabba-Tempo will die Muster-PO -- ganz im Sinne der Vorgaben der Bundes- und Europaebene -- nicht zulassen.

Ebenfalls in aller Ruhe von reichlich realitätsfernen und menschenfeindlichen Bürokraten ausgebrütet und vom Rektorat nur pflichtschuldigst umgesetzt ist die absurde in §12, 7 dargelegte relative Notenvergabe, nach der die "besten" 10% ein A, die nächsten 25% ein B, die nächstschlechteren 30% ein C, die folgenden 25% ein D und die schlechtesten 10% ein E bekommen sollen -- ganz schlicht eine sichere Methode, die Studis gegeneinander zu hetzen und zu verhindern, dass sie gemeinsam (und damit effektiv) lernen. Hilf deinem Mitstudi, und du gefährdest deine Note, ansonsten kannst du Murks bauen, so viel du willst, solang die anderen noch schlechter sind, hast du trotzdem ein A. Willkommen in der Zukunft von Hauen und Stechen. Andererseits ist so klar, dass auch in dieser Zukunft in Heidelberg einige Leute -- nämlich exakt 10% -- exzellent sein werden. Bleibt am Ende nur noch die rein praktische Frage, woher wohl die in der Regelung geforderten "zwei vorhergehenden Jahrgänge" kommen sollen, wenn sich die Kurse von Jahr zu Jahr ändern, wie das an der Uni eigentlich die Regel ist (na ja, sein sollte).

Der Mustermaster

Ebenfalls seit Juli hat die Uni auch eine Muster-Prüfungsordnung für Masterstudiengänge, die aus bisherigen Magisterstudiengängen entstehen sollen. Auch hier ist alles voll von Fristen und Rauswurfdrohung. Keine näheren Einsichten gibt das Rektorat dagegen zum Reizthema Zulassung und lässt nur auf eine gesonderte Zulassungsordnung verweisen, für die noch kein Muster vorliegt -- wie weit also der KMK-Beschluss, nach dem nur ein Drittel der Studis zum Master zugelassen werden soll, noch aktuell ist, wird sich weisen müssen. Nebenbei: Der Rektor träumt schon seit langem davon, nach Möglichkeit nur noch Master anzubieten und die popelige Bachelor-Ausbildung anderen Unis zu überlassen. Richtig interessant wird das unter anderem auch, weil für nichtkonsekutive Master (also welche, die nicht direkt auf einen Bachelor aufbauen) auch nach geltender Rechtslage beliebige Studiengebühren genommen werden können.

Fazit: Gewiss, es hätte schlimmer kommen können. Aber auch so sind diese Prüfungsordnungen Grund genug, nochmal einen beherzten Versuch zu unternehmen, den Bologna-Prozess, quasi das Hartz IV der Bildungs-Konterreform, zu stoppen.

Link me

Dieser Artikel wurde zitiert am: 08.02.2006

Bertelsmann, Bertelsmänner, die Uni, das CERN und der Papst

Wusstet Ihr schon... (23.11.2005)

...dass die Uni so viel Geld hat, dass sie unter die InvestorInnen geht? Sie spricht sogar laut darüber, dass sie der Lehre und vor allem den Studis abgepresste Kohle (konkrete Zahlen sind natürlich Betriebsgeheimnis) in die Firma Certon steckt, die Technologie des Europäischen Hochenergiephysiklabors CERN (das in der Presseerklärung der Uni erstaunlicherweise nicht vorkommende Buzzword ist da "Grid") verkloppt. Auch wenn Korruption ("Networking") bei dieser Sorte Geldverteilung der Uni sicher eine große Rolle spielen wird: Die Förderung einer Ausgründung ausgerechnet aus dem KIP ist sicher nicht Teil eines goldenen Handschlags bei der Entfernung des unmöglichen Ex-Prorektors "für Kommunikationsstrukturen" Karlheinz Meier -- ebenfalls im KIP beheimatet -- aus dem Rektorat. Die Certon-Leute kommen doch aus einem ganz anderen Stall als Meier (und das beruhigt im Hinblick auf die Sicherheit der Investition).

...woher das Rektorat das Geld für solche Mätzchen hat? Nun, zum Teil aus der Miete, die sie nach dem Impulse-Budgetierungsmodell von den Instituten bekommt. Das Philosophische Seminar sieht sich durch die angefallenen Kürzungen so in Finanzierungsnot, dass Überlegungen angestellt worden sind, Räume in ihrer Funktion umzuwidmen. Wegen diesen Mietkosten, die auch für Aufenthalträume anfallen, könnte der Fachschaftsraum der FS Philosophie wegrationalisiert werden. Es zeigt sich wieder mal, dass die Neokonservative Konterreform Institute so an die Armutsgrenze zwingt, dass sie sich sogar Sachen entledigen müssen, die noch nie zur Disposition standen...

...dass auch Daimler-Chrysler nach den jüngsten Lohnkürzungen in Geld schwimmt? Das Budget ist so prall, dass der Konzern sogar dem Papst ein Feuerwehrauto spendiert. Und es bleibt immer noch genug für den Bruder des Vorstandsvorsitzenden als Chef der italienischen Dependance. In der gleichen Liga spielt die am gleichen Tag ebenfalls auf der Agitprop-Seite der Landesregierung verkündete Frohbotschaft, dass das CHE bei ihrem diesjährigen Ranking die Unis München und Karlsruhe an die Spitze gewürfelt haben. Die Leute von Bertelsmanns Lobby-Verein haben aber offenbar genug Leute in Heidelberg (ZSW-Chef Barz ist einer von ihnen), um auch unserer Alma Mater einen Platz in der Spitzengruppe zu gönnen. Gähn.

...was der Skandal um Audio-CDs, die auf Windows-Rechnern Software installieren, die wiederum den Herstellern der CDs unbeschränkten Zugriff auf die Rechner gibt (vgl. die Story von Datenschutz-Guru Bruce Schneier), mit Studiengebühren zu tun hat? Die Antwort ist mal wieder: Bertelsmann. Die CDs wurden von Sony-BMG, halb in Bertelsmann-Besitz und in dieser Sache geführt vom Bertelsmann Thomas Hesse, herausgegeben. Studiengebühren hingegen wurden in der BRD -- da können Frankenberge und Hommelhoffe glauben, was sie wollen -- vom CHE, de facto voll in Bertelsmann-Besitz, durchgesetzt. Und: in beiden Fällen verfolgt Bertelsmann höchst durchsichtige Eigeninteressen auf Kosten der Allgemeinheit. Übrigens begnügen sich die Gütersloher Rechtsabbieger längst nicht mehr mit der BRD -- allein die Existenz der Fundación Bertelsmann lässt Böses für die spanischen Studis (von Armen und Kranken, Witwen und Waisen mal ganz zu schweigen, denn natürlich kommt auch der Hartz IV-Gesetzentwurf letztlich aus Gütersloh) ahnen.

...dass die Bertelsmann-Komplizen von der HRK -- sie haben sich im CHE kooptieren lassen -- sich unterdessen eifrig kloppen? In testosterongeschwängerter Atmosphäre trat am 23.11. nämlich HRK-Chef Gaehtgens zurück. Hintergrund ist leider nicht die Tortung Gaehtgens' in Tübingen, sondern nur die übliche Rangelei um Pöstchen und die Illusion von Einfluss in diesem Gremium der Rektoren der Hochschulen der BRD. Zwar sind dessen Mitglieder nicht durchweg so schlimm wie Hommelhoff, aber Vernunft und Bescheidenheit sind gewiss keine probaten Mittel, wenn mensch diesem illustren Verein beitreten möchte...

...was der "Studentenberg" ist, dessen Untertunnelung Gaethgens als eine seiner letzten Handlungen forderte? In ganz Baden-Württemberg sind zur Zeit 10700 Menschen mehr immatrikuliert als vor einem Jahr, wobei der Anstieg bei PHen stärker ist als bei Unis. 248400 Studis sieht das Statistische Landesamt damit im Ländle. Interessanterweise nahm aber die Zahl der Erstimmatrikulierten ab, was den Schluss nahelegt, dass trotz der Gebührendrohung der Trend wieder zu etwas längeren Studienzeiten geht.

...dass das Hamburger Studiwerk probiert, aus der Umstellung auf gestufte Studiengänge BAföG-Kapital zu schlagen? Es hat nämlich versucht, einem Bachelor-Absolventen einer Privatuni das BAföG mit dem Argument zu verweigern, er verfüge ja bereits über einen berufsqualifizierenden Abschluss. Der Studierende ließ gerichtlich feststellen, dass das nicht angeht, wenn auch aus dem falschen Grund. Richtig wäre ein Verweis auf die noch vor Jahresfrist von Seiten der BildungsbürokratInnen gelobten Schwüre, jedenfalls konsekutive Master würden den BAföG-Anspruch nicht berühren. Das Urteil des Hamburger Verwaltungsgerichts (Az.: 2 K 5689/04) hingegen berief sich darauf, dass ein Bachelor in Jura nicht berufsqualifizierend sei. Mal wieder kann mensch froh sein über die Unfähigkeit der Baden-Württembergischen Ministerien, die sich eine Umstellung der hiesigen Staatsexamens-Studiengänge nach Auskunft des neuen LHG nicht zutrauen. Gewohnt unfähig und schlecht informiert zeigen sich übrigens auch unsere wie üblich mit nicht ganz 50 Mikrogramm Durchblick ausgestatteten KollegInnen vom Spiegel in ihrer Berichterstattung zum Fall -- aus vergangenen Fehlern lernen ist in Hamburg nicht arg populär. [MWK: Ein Tag für die Lehre]

...wie viele Tage die Unis für die Lehre haben? Die Antwort des MWK dürfte LeserInnen des UNiMUT nicht überraschen: Einen, wie auf dem nebenstehenden hübschen Aufkleber (Originalformat: 30 cm mal 25 cm) stolz verkündet. Der UNiMUT verrät exklusiv, was an den 364 anderen Tagen passiert: Konterreform, Verwaltungsstrukturreform, Organisationsentwicklung: 121 Tage; Wochenenden, Feiertage: 108 Tage; Selbstbeweihräucherung des Rektorats: 53 Tage; Evaluation und Akkreditierung: 39 Tage; Forschung (incl. Anträge schreiben und Gutachten erstellen): 25 Tage; Prüfungsordnungen ausarbeiten, Zulassungsverfahren, Gebühren eintreiben: 18 Tage. In Schaltjahren vergeht der zusätzliche Tag mit Diskussion, ob ein weiterer Tag für die Lehre nicht unzulässige Anspruchshaltungen hervorruft.

...was "Minister Frankenberg kündigt Vorschläge für Weiterentwicklung der Arbeit der Evaluationsagentur an" im Klartext bedeutet? Um eine Antwort zu finden, solltet ihr zunächst diese Pressemitteilung des Ministers zur Zukunft der Evaluationsagentur, einer Erfindung des MWK aus den Zeiten, als sie das mit der Akkreditierung noch nicht ganz überrissen hatten. Fertig gelesen? Wenn ihr die Ministersprache nicht kennt, dürfte euch die Auflösung überraschen: Zumindest in der Mannheimer Evalag-Filiale wurde allen Beschäftigten von heute auf morgen gesagt, sie sollten heimgehen. Vielleicht gebe es im Dezember wieder Arbeit, wahrscheinlich sei das aber nicht. Moral: Mit dem MWK als direktem Dienstherren wird das Leben richtig spannend.

...dass der Exodus des Ex-Landesvaters Teufel nach Bayern vielleicht späte Folgen zeitigt? Teufel ging nach Bayern, weil sich Baden-Württemberg so in etwa das reaktionärste Hochschulzugangsrecht leistet und fest auf dem Abitur besteht. Bestand, denn einer Meldung der Landesregierung zufolge sollen jetzt auch in Baden-Württemberg beispielsweise Meister zum Hochschulstudium zugelassen werden können. Warum wohl das MWK das Thema -- das doch eine mittlere Revolution beim Hochschulzugang ausmachen würde -- in seinen Pressemitteilungen nicht erwähnt?

Walter I. Schönlein

Link me

Dieser Artikel wurde zitiert am: 25.11.2005

Nachträge zum letzten Artikel

Gegendarstellungen (25.11.2005)

Karlheinz Meier hat uns zu folgender Gegendarstellung zum ersten Abschnitt von Wusstet Ihr schon... vom 23.11.2005 aufgefordert. Dem kommen wir gerne nach:

Die Gegendarstellungen beziehen sich nur auf Aussagen im ersten Absatz Ihrer Mitteilung vom 25.11.2005.

  1. Die Firma CERTON wird nicht durch Studiengebühren oder Mittel aus der Lehre gefördert.
  2. Die Firma CERTON verkauft keine Technologie des CERN.
  3. Der Vorwurf der Korruption bei der Mittelverteilung ist falsch.
  4. Ich war nicht Prorektor für Kommunikationsstrukturen.
  5. Meine Arbeit als Prorektor war zu Beginn meiner Tätigkeit auf die Zeit vom 1.10.2001 bis 30.9.2004 (3 Jahre) begrenzt.
  6. Es gibt keinen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen meiner Person und der Gefahr unsicherer Investitionen der Universität.

Soweit die Gegendarstellung. Wir dürfen vielleicht noch kurz darauf hinweisen, dass wir den Vorwurf der Korruption in unseren Ausführungen explizit zu entkräften versuchen. Wir haben lediglich die allgemeine Beobachtung angestellt, dass, wo viel Geld im Spiel ist und einzelne Personen unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit erhebliche Verfügungsgewalt darüber haben ("unternehmerische Führungsstrukturen"), wenigstens der Nährboden gelegt ist. Und natürlich tut das Gerede um "Netzwerkbildung" nicht viel, um einschlägige Befürchtungen zu beruhigen.

Zu Meiers anderen Punkten: Für die Kommunikationsstrukturen müssen wir uns tatsächlich entschuldigen, weil der Begriff in diesem Zusammenhang extra irreführend ist, Anführungszeichen oder nicht -- dieser In-Joke hatte einfach einen Boden zu viel. Der korrekte Titel war, wie damals von der Uni verkündet, "Prorektor für Entscheidungssysteme". Wie Kommunikation und Entscheidungen zusammenhängen oder zusammenhängen sollten, ist allerdings, das sei zu unserer Entschuldigung angeführt, an Uni Heidelberg ein wirklich heikles Thema.

Zur Frage des Zwecks, für den die von Certon vermarktete Technologie entwickelt wurde, empfehlen wir einen raschen Blick in das Paper "Autonomic Management of Large Clusters and Their Integration into the Grid", als dessen Koauthor Certon-Gründer Lord Hess auftritt und das sich mit eng mit den Certon-Produkten verbundenen Themen beschäftigt ("Large-scale projects like the forthcoming LHC experiments at CERN require computing resources in a scale that was never reached before") oder auch einfach in Lord Hess' Diplomarbeit (Vorsicht: 42 Megs PDF) über zur Auswertung von Daten eines CERN-Experimentes nötige informationstechnische Infrastruktur.

Bei dieser Gelegenheit wollen wir uns noch beim Philosophischen Seminar entschuldigen. Im verschickten Artikel konnte der Eindruck entstehen, das Philosophische Seminar könne ein Eigeninteresse an der Schließung des Fachschaftsraums haben. Dieser Eindruck ist unzutreffend. Tatsache ist -- und das wird in der jetzt korrigierten Version auch klar --, dass Konterreformmaßnahmen wie eben das neue Budgetierungsmodell quasi als Sachzwang wirken, der, beileibe nicht nur im Fall der Philosophie, demokratische Strukturen wie von selbst demontiert.

Link me


Diese Seite darf unter der GNU FDL (auch verändert) weiterverbreitet werden. Näheres in unserem Impressum.

Druckfassung

Erzeugt am 25.11.2005

unimut@stura.uni-heidelberg.de