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UNiMUT aktuell -- Oktober 1998

Nochmal was Technisches (01.10.98)

Beim UNiMUT aktuell hat sich hinter den Kulissen einiges getan -- als BenutzerInnen solltet ihr davon aber wiederum nicht so viel mitkriegen. Neu ist die Möglichkeit, direkt auf einzelne Artikel zuzugreifen, auch beim Archiv hat sich einiges getan, die Eingangsseite zeigt jetzt immer die zehn neuesten Artikel, und ich werde wahrscheinlich noch ein paar Gags einbauen (z.B. Cookie-gesteuerte Präferenz für Schwäbisch oder sowas). Über Fehlermeldungen und Vorschläge freut sich ganz arg: Demi.

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Noch nicht vorbei (06.10.98)

Wahlpamphlete

Die Beute eines Abends: Bunte Zettel haben fast alle verteilt.

Für Heidelberg ist der Wahlkrampf noch nicht vorbei: Am übernächsten Sonntag wird einE neueR OberbürgermeisterIn gewählt, nach Art des Reichspräsidenten der Weimarer Republik direkt vom Volk und für acht Jahre. Um Anhaltspunkte für diese wichtige Entscheidung zu bieten, trafen sich die verschiedenen KandidatInnen gestern in der Stadthalle zum direkten Rededuell.

Im Angebot waren Oliver Beßler von der FAU/AP, Peter Alexander Plattmann vom Autonomen Zentrum, Nikolaus Lach^H^H^H^HLindemann in eigener Sache, Dorothea Paschen von den Grünen, Wolfgang Fürniß von der CDU, Margret Dotter mehr oder weniger von der internationalen Liste, Wolfgang Lachenauer von der Freie-Wähler-Rechtsabspaltung "Heidelberger" und natürlich Titelverteidigerin Weber von der SPD, die sich anders als Noch-Kanzler Kohl dieser Auseinandersetzung mutig stellte. Bürgermeister "präzisieren Sie das" Schultis moderierte die Veranstaltung, die übrigens von der Stadt selbst ausgerichtet wurde -- die Gemeindeverfassung unseres Landes räumt den Kommunen ein Recht zu sowas ein.

Als vorteilhaft erwies sich die Sinnlosigkeit des ganzen Zirkus -- es ist ohnehin klar, dass Weber wiedergewählt wird --, denn nur so konnte das Lachen über die hohlen Phrasen zudem der ordentlich männlichen Kandidaten aus vollem Herzen kommen, statt von Herzensbeklemmung gedämpft zu werden.

So oder so, einige Highlights der Veranstaltung finden hier schon Platz: "Ich bin stolz, ein Heidelberger zu sein", so der Möchtegern-"Stadtmanager" Lachenauer in seinem Eingangsstatment -- mensch ahnt, dieser Kandidat ist Jurist. Womit auch schon zu erwarten war, dass er jede Antwort auf Publikumsanfragen stereotyp mit der Bemerkung einleitete, hier liege eines der größten Probleme Heidelbergs.

OB Weber lobte sich, die vergangenen acht Jahre hätten dem Ruf der Stadt gut getan, überhaupt sei alles tierisch zukunftsweisend und sie freue sich darauf, das Begonnene weiterzuführen. Richtig ist wohl, dass ein weiterer Verkehrsentwicklungsplan, wie ihn Lachenauer wollte, nicht zukunftsweisender sein würde als das, was unter Weber gelaufen ist. Webers große Minute kam, als sie dem über die Landesliste in den Bundestag gerutschten FDP-Kandidaten Niebel über den Mund fuhr, nachdem er sich beklagt hatte, eine Veranstaltung mit "Außenminister und Vizekanzler" Kinkel habe nicht auf der Neckarwiese stattfinden dürfen. Wers verpasst hat, vielleicht, weil er/sie zu früh gegangen ist: Pech gehabt.

Margret Dotter, die Frau mit den sozialistisch-realistischen Plakaten, erzählte von ihrer Vision, sich für die Bürger und nicht für eine Partei einsetzen zu können. Sie ist zwar wirklich keine Sozialistin (sie will sich statt mit ParteigenossInnen mit ExpertInnen aus Wirtschaft und Wissenschft beraten und ihre BürgerInnen als geschätzte Kunden behandeln), hielt aber dennoch die abstrakteste, ideologischste Rede, in sie ausführlich darlegte, warum es doof ist, wenn der/die OB in einer Partei ist. Zur Beurteilung des Publikums mag die Beobachtung nützlich sein, dass dessen heftigste Reaktion auf die Rede in anzüglichem Gemurmel bestand, nachdem die Schwedin Dotter versprochen hatte, eine Hotline ins Rathaus einzurichten.

Der Rücksicht halber breiten wir über den Beitrag des CDU-Kandidaten Fürniß den Mantel des Schweigens -- erstaunlich, woher die CDU immer all diese seichten Gemüter nimmt. Glücklicherweise wurde er später auch nicht viel gefragt, so dass die ZuschauerInnen des Spektakels nicht allzu viel von seinem Gewäsch anhören mussten. Immerhin: über den Sportplatz Wieblingen durfte er schon mal dozieren, und ein Claqueur musste unbedingt seine Überzeugung loswerden, dass Fürniss bestimmt einen "dringend benötigten Innovationsschub für Einzelhandel, Handwerk und Gastronomie" auslössen werde, wenn er gewählt würde. Der Tip des Redakteurs: 25%-x.

Auszug des Kandidaten

Peter Plattmann präsentierte beim Auszug aus dem Veranstaltungraum nochmals seine Idee zur Lösung der Heidelberger Verkehrsprobleme.

Dorothea Paschen versuchte mit dem Hinweis auf ihren Beruf, eine Parallele zu Ronald Reagans Erfolg vorzubereiten und wusste zu berichten, sie sei auch 30 Jahre verheiratet (Anspielungen auf ein besonders schlechtes Plakat des Kandidaten Fürniß entwickelten sich an diesem Abend zum running gag: Peter Plattmann beklagte sich, mit seinen 28 Jahren könne er unmöglich schon 30 verheiratet sein). Ansonsten betonte sie, sie sei die einzige Kandidatin, die bestimmt gegen den Neckartunnel steht. Abgrenzen wollte sich Paschen von den anderen KandidatInnen weiter durch die Forderung nach der Solarstadt Heidelberg, denn Solartechnologie sei der Markt der Zukunft. Keine Unterschiede konnte der Redakteur in der Phraseologie Marke "Flächenmanagement" feststellen.

Privatier Lindemann, Telekommunikationsingenieur, kümmerte sich vor allem ums Verkehrschaos und empfahl einen Parkplatz unter dem Schloss und will das mit einer Wohnbrücke über irgendwelche Straßen realisieren. Ansonsten beendete er seine etwas wirre Rede angenehm schnell.

Plattmann verkündete zunächst, er sei von seiner Mutter und von Schultis ermahnt worden, "keinen Scheiß zu machen". Trotzdem hängte er ein Transparent auf, das Schultis prompt entfernen ließ. Anschließend bat er die Zuschauer, "um das ganze etwas interaktiv zu gestalten" doch die Hand zu heben, wenn sie ihn definitv nicht wählen werden. Die erstaunlich geringe Zahl erhobener Hände lässt durchaus den Schluss zu, dass durch ein Eingreifen der Schweinefee der nächste Bürgermeister den Vornamen Peter tragen könnte. Ansonsten bekam seine Multimediashow mit einer überzeugenden Gesangseinlage um Längen am meisten Applaus, wenn auch nicht vom Tisch der "ernsthaften" KandidatInnen. Plattmanns Motto "Krawatten statt Krawalle" verlor durch die zum Ende seiner Rede reichlich fliegenden Plüschtiere allerdings etwas an Glaubwürdigkeit. Programmatisches von Peter Plattmann war übrigens schon in UNiMUT 152 zu lesen.

Oliver Beßler beschwor charismatisch den Niedergang des Kapitalismus und wiederholte die Marx'sche Alternative "Sozialismus oder Barbarei". Ansonsten reimte er vom schwarzen Dreck, der endlich weg sei und vom Schröder, unter dem alles noch viel blöder werde. Dann rechnete er recht treffsicher mit den anderen KandidatInnen ab. Die richtig coolen Forderungen kamen von ihm dann eh erst in der Publikumsrunde: "ÖPNV rund um die Uhr zum Nulltarif".

Ziemlich pünktlich um halb elf beendete Schultis die Veranstaltung. Auch die letzte Frage aus dem Publikum hatte nochmal Unterhaltungswert: Einer der Senioren unserer Stadt wollte wissen, was mensch denn tun solle, wenn mensch durch pure Willkür der städtischen Verwaltung der Führerschein abgenommen bekomme und brauchte dazu so lange, dass der ganze Saal anschließend fest überzeugt war, die Verwaltung habe in den letzten acht Jahren mindestens eine korrekte Maßnahme ergriffen.

Wer von den LeserInnen in acht Jahren noch in Heidelberg ist, sollte sich die dann anstehende Veranstaltung dieser Art nicht entgehen lassen: Entertainment at its best.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 12.12.2001, 04.10.1999

Get your guns (07.10.98)

"The International University in Germany is the first German university that adopts the American university structure, offers all courses in English, and focuses on Information Technology and Business Administration." Das liest mensch auf der Eingangsseite dieser superprivaten Institution, in die Minister Trotha auf nicht absehbare Zeit rund 5 Millionen jährlich stecken wird -- und das für vorerst 20 Studis, ab Herbst 1999 dann für 120 Studis (was wahrscheinlich die Subventionen für dieses Privatvergnügen auch ensprechend in die Höhe treiben wird). Dank dieser freundlichen Subvention kann mensch dann auch schon ab 18000 Mark im Jahr studieren.

Am nächsten Samstag nun (das ist der 10.10.) wird diese -- so Trothas Traum in Erfüllung geht -- neoliberale Kaderschmiede nun einen Tag der offenen Tür veranstalten. Wie weit die Türen sich öffnen werden, weiss mensch allerdings noch nicht, nach der Ankündigung ("Guided tours between...") könnte natürlich ein Ding nach Art der realsozialistischen Gruppenreisen rauskommen. Lasst euch überraschen.

Bruchsal ist übrigens fast noch VRN.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 26.03.2003, 19.06.2003, 30.07.2003

Technisches, hoffentlich zum letzten (10.10.98)

Der UNiMUT-Server ist schon wieder umgezogen, und diesmal physikalisch. Er steht jetzt in der lauschigen Lauerstraße 1, gemeinsam mit den Maschinen, auf denen wir die Papierversion layouten. Leider kam es bei dem Umzug zu Chaos aller Art, so dass der UNiMUT Donnerstag und Freitag eher nicht zu erreichen war. Tut uns leid.

Noch viel leider tut uns, dass die Sache mit dem Abo seit dem letzten Umzug nicht mehr funktioniert hat. Von den paar Leuten, die seit dem 7.9. versucht haben, sich auf die UNiMUT-Liste zu setzen, haben wir nur die IP-Adressen, was nicht ganz reicht. Bitte schreibt euch doch nochmal auf die Liste. Und shame on you, auf der Antwortseite stand extra, dass ihr euch beschweren sollt, wenn keine bestätigende Mail kommt. Pah.

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Verunkürzung (10.10.98)

Schon die ersten Auswirkungen der Sozialdemokratie in Bonn oder nur ein lokaler Segen? Die Ausleihe der Unibibliothek in der Altstadt macht ab 12. Oktober montags bis mittwochs erst um 17 Uhr zu, Donnerstag ist wie bisher bis 18 Uhr geöffnet (jeweils ab 9 Uhr). Auch die Fachauskunft bliebt jetzt (außer Freitags) bis 17 Uhr geöffnet, der Lesesaaal der Handschriftenabteilung macht ab Montag keine Mittagspause mehr.

Die vor anderthalb Jahren heiß umstrittenen Öffnungszeiten des Lesesaals bleiben bei 8.30 Uhr bis 22 Uhr werktags, 9 bis 13 Uhr samstags. Ob das durch großzügige Industriespenden, die Solidarität der ProfessorInnen oder weitere, diesmal großzügigere Spenden aus Trothas Privatschatulle ermöglicht wurde, ist der Redaktion nicht bekannt.

Die Öffnungszeiten der Zweigstelle im Neuenheimer Feld bleiben unverändert, nämlich (so wie bisher in der Altstadt): Montag - Donnerstag von 9 - 16.00 und Freitag von 9 - 15.30.

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Diesmal ohne Stottern (12.10.98)

Zur Stunde -- kurz nach 17 Uhr, was Fortschritt gegenüber dem traditionellen 9-Uhr-Termin! -- begrüßt das Uni-Establishment die Erstimmatrikulierten dieses Semesters, leider ohne eine der bekannten rhetorischen Glanzleistungen des gegenwärtigen Rektors, der wahrscheinlich beschlossen hat, es reiche nicht, nicht mit Studis zu sprechen, mensch müsse auch nicht mehr zu Studis sprechen. Für ihn sprang Prorektor Horner ein, der den Studierenden in einer an Leistungs-Dummschwätz erfreulich armen Rede ans Herz legte, doch auch über den Tellerrand ihres Faches und des Studienplans zu blicken, so es mit den "eigenen Plänen und Talenten" verträglich sei.

Weit spannender wird sich der Beitrag der Fachschaftskonferenz gestalten. Ein Transskript dieser Show versprechen wir für den nächsten Papier-UNiMUT (Mittwoch in einer Woche). Ebenfalls erheiternd: Kurz vor fünf rückte noch ein Burschenschaftler zum Flugblattverteilen an, eine Ersti-Einführung für Mediziner, Juristen und VWLler anbietend. Er war mit einem schlichten, wenn auch etwas billig aussehenden Straßenanzug getarnt und rechtfertigte sich, sein Oberchargierter (also der Boss seines Ladens) habe ihm befohlen, keine Schärpe und schon gar kein dekoratives Käppi anzulegen. Schade drum.

Historie: Dieser Spaß im letzten Jahr.

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Die Bedeutung der Hochschule (13.10.98)

Forschen im Elfenbeinturm? Nicht an der Friedrich-Schiller-Uni in Jena! Anlässlich des Qualifikationsspiels der Fußball-EM zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Moldova analysiert der Jenaer Rumanistik-Professor (nicht Romanistik-Professor!) Wolfgang Dahmen die Siegchancen "unserer Jungs".

Wirkliche Praxisrelevanz, zudem für Sportreporter, erhalten Dahnens Untersuchungen allerdings, wenn er darauf hinweist, die übliche Bezeichnung des Gegners mit "Moldawien" stelle eigentlich einen Affront gegen die junge Republik dar, da sie die russifizierte Version des Staatsnamens aufnehme. Wer den BewohnerInnen der zu zwei Dritteln rumänischsprachigen Ex-Sowjetrepublik seine Reverenz erweisen will, soll entweder Moldova oder aber "Moldau-Republik" bzw. "Republik Moldau" sagen.

Da sage nochmal jemand was über anwendungsferne Geisteswissenschaften.

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Verein der Freunde (17.10.98)

Auch im fünfzigsten Jahr seines Bestehens verleiht der Verein der Freunde der Universität Heidelberg wieder seinen "Preis der Freunde" an Initiativen, bei denen "der Gemeinsinn und das Engagement für die Studierenden im Vordergrund stehen. In den letzten Jahren wurden unter anderem das FSK-UNiMUT Sozialhandbuch, der Ruprecht und die Nightline ausgezeichnet -- was weniger wegen der Ehre als vielmehr wegen der damit verbundenen 10000 Mark (Korrektur: Das Preisgeld beläuft sich auf 5000 Mark. Vielen Dank an Andreas Epple vom Verein der Freunde für den Hinweis) interessant ist. Die Redaktion nimmt (Selbst-) Vorschläge gern entgegen und leitet sie an die Zuständigen weiter.

Wer sich erstmal informieren will, auf was für eine eigenartige Sache er/sie sich da eigentlich einlässt, sei auf die netten Worte von Pressesprecher Schwarz anlässlich des Jubiläums verwiesen.

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Wahlergebnis (18.10.98)

Das Rennen um das Bürgermeisteramt in Heidelberg geht in die zweite Runde -- Beate Weber hat in der ersten Runde die 50% knapp verfehlt. Das Allerwichtigste aber: Peter Plattmann blieb nur wenige Promille unter der Prozentmarke.

Die vorläufigen Ergebnisse:

Wahlbeteiligung58.1%
Lachenauer26,0%
Weber47,3%
Dotter1,1%
Fürniß20,7%
Paschen3,5%
Lindemann0,2%
Plattmann1,0%
Beßler0,2%
Also: Plattmann kommt nicht ganz bis ins Amt, Fürniß bleibt bei den vom UNiMUT prophezeiten 25%-x. Plattmann hat übrigens schon angekündigt, er werde auch im zweiten Wahlgang kandidieren. Wer es noch nicht getan hat, kann sich bei unserem Bericht über die KandidatInnenparade über die Personen hinter den Namen in Tabelle 1 informieren. Viel mehr Zahlen (und die interessante Information, dass Plattmann im Wahllokal Bunsengymnasium fast die 5%-Hürde übersprungen hätte -- sicher eine Folge der schamlosen Propaganda im UNiMUT), sind auf einer Seite der Stadt Heidelberg zu finden.

Nachtrag (22.10.98): Laut amtlichem Endergebnis haben 534 HeidelbergerInnen Peter Plattmann gewählt. Der zweite Wahlgang (keine Stichwahl; der Unterschied zum ersten Wahlgang ist, dass diesmal relative Mehrheit reicht) findet am 8.11. statt, und zwar ohne Dorothea Paschen. Ob Fürniß weitermacht, ist der Redaktion weiterhin nicht bekannt.

Nachtrag (26.10.98): Seit Donnerstag ist es offiziell: CDU-Kandidat Fürniß wird am 8.11. nicht zur Wahl stehen. Damit werdet ihr auf eurem Wahlzettel Beßler, Plattmann, Weber und Lachenauer finden.

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Zu früh gefreut - doch keine VS für Bayern und Ba-Wü? (21.10.98)

Da hatten sich einige schon gefreut, als sie im Koalitionsvertrag was von "... Verfasste Studierendenschaft [VS] absichern" lasen. Doch ein Anruf der (unabhängigen) Studierendenvertretung der TH München bei der SPD in Bonn brachte unerhoffte Klärung: es sieht so aus, daß der Status Quo beibehalten wird. Absichern bedeutet - so die Auskunft aus Bonn - daß, dort, wo die VS existiert, diese nicht abgeschafft wird; allerdings bedeutet es auch, daß sie auch nirgendwo anders eingeführt wird. Schließlich handelt es sich ja um eine Ländersache und weder in Bayern noch in Baden-Württemberg hat die SPD eine Mehrheit, so daß sich die Bundes-SPD nicht mit der Landesregierung anlegen will und - Zitat: - "keinen Konflikt riskieren" will. Würde die SPD in Bayern die VS einführen wollen, dann stünde im Vertrag "VS ausbauen". Bleibt zu hoffen, daß das Gebührenverbot für alle Länder gemeint ist...

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Edelgard kommt (21.10.98)

Die Bundesrepublik hat eine neue Bildugsministerin, Edelgard Bulmahn aus Niedersachsen (und glücklicherweise weder SPD-Gebührenhetzer Glotz noch Grünen-Yuppie Berninger). Da die UNiMUT-Redaktion noch nicht wirklich viel über sie weiß, sind wir Space von der Juso-HSG herzlich dankbar für ein Kurzportrait. Here goes:

Die 47jährige Studienrätin, die seit 1987 im Bundestag sitzt, ist seit acht Jahren Forschungspolitikerin. 1993 kam sie in den Bundesparteivorstand, 1994 in den Bundeswissenschaftsausschuß der SPD. Zusätzlich besitzt sie, seitdem Peter Glotz gefeuert wurde, die SprecherInnenrolle in der Fraktion in Fragen der Bildungs- und Wissenschaftspolitik.

Als Vertreterin des linken Flügels steht sie für eine moderne linke Bildungspolitik ohne Studiengebühren. Aufgrund ihrer auch von der CDU respektierten Sachkenntnis war sie schon lange als Bildungsministerin im Gespräch. Als sie vor kurzem zur SPD-Landeschefin in Niedersachsen gewählt wurde, vermuteten manche ein Trostpflaster dafür, daß jemand anderes für die Nachfolge Jürgen Rüttgers vorgesehen war. Aber es ging dann doch alles glatt.

Und hier noch ihr Eintrag in die Abgeordnetendatenbank des Bundestags.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 13.04.2002

Böckler-Stiftung meets the rich (23.10.98)

Trotz des bedauerlichen Abgangs einer Feder des Nichtmitglieder-Unternehmerflügels der SPD (Hasta la vista, Stollmann) und insgesamt moderater Töne in den Koalitionsvereinbarungen der Schröder-Partei scheint klar, dass die deutsche Sozialdemokratie sich den Gewerkschaften entfremdet hat. Das können die Gewerkschaften offenbar nicht zulassen, weswegen die Hans Böckler-Stiftung des DGB jüngst ein Papier zur Bilungspolitik hat erarbeiten lassen, das selbst Gewerkschaftsfresserin und Pinochet-Freundin (gerade jüngst forderte sie die Freilassung des in britischer Untersuchungshaft sitzenden Ex-Diktators) Margret Thatcher in Begeisterungsstürme ausbrechen lassen würde.

Zentraler Punkt des Papiers ist, dass ja kein Geld in den staatlichen Kassen sei, das Bildungssystem aber dringend mehr Geld brauche und deshalb -- klar -- die Eltern für die Ausbildungskosten ihrer Kinder zu guten Stücken selbst aufkommen sollen. Das Modell ist nicht wirklich aufregend: Wer ein Kind zur Welt bringt, soll gleich zu Bank rennen und eine Art Bausparkonto eröffnen, auf dem sich dann mit staatlicher Förderung Geld ansammelt, das später für die Ausbildung des Kindes zur Verfügung stehen soll. Und auch die Gerechtigkeit kommt nicht zu kurz: Die staatliche Förderung nimmt mit wachsendem Elterneinkommen ab.

So weit, so bekannt, der Knaller des Papiers ist aber, dass nicht nur das Studium kostenpflichtig sein soll, sondern bereits die Oberstufe des Gymnasiums. Und später wahrscheinlich die ganze Schule, spätestens, wenn sie die UNiMUT-Redaktion auch in den "Sachverständigenrat" der Böckler-Stiftung hochgedient hat, in dem, oh Schauder, der ehemalige GEW-Vorsitzende Wunder neben der Grünen Ex-Senatorin Volkholz saßen. Da ist mensch um eine Ministerin wie unsere Edelgard glücklich, deren einziger Kommentar zu dem Papier ein Verweis auf die entsprechenden Passagen der Koalitionsvereinbarung war, im Effekt: Nix gibts.

Die Böckler-Stiftung hat das Papier leider noch nicht am Webserver. Wir behalten das aber im Auge.

Nachtrag (31.10.98): Das Papier ist mittlerweile als PDF-Volltext online. Wer nicht den ganzen Sermon in seinen Acrobat Reader ziehen will, kann auch zur Kurzfassung in HTML greifen, die auf dem GEW-Server liegt.

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Staatliche Unis der Zukunft (25.10.98)

Die "führende hochschul- und wissenschaftspolitische Zeitschrift Deutschlands" (Selbstdarstellung), "Forschung und Lehre", wird in ihrer Novemberausgabe die Gedanken von Walther Zimmerli über private und öffentliche Hochschulen drucken. Zimmerli ist in dieser Diskussion natürlich Partei: Er wird demnächst den Ledersessel des Präsidenten der Mutter aller Privatunis im Land der Dichter und Denker in Witten-Herdecke plattsitzen.

Der Volltext des Artikels wird erst in den nächsten Tagen veröffentlicht, doch schon hat die Professorenorganisation Deutscher Hochschulverband genüsslich einige Passagen in die Presselandschaft gestreut. Und in diesen Passagen wird in erschreckender Offenheit gesagt, wie eine Hochschullandschaft unter dem Leitwort "Komplementarität statt Konflikt [zwischen "privaten" und staatlichen Hochschulen]" aussehen soll.

Vor den wohlgesetzten Bekenntnissen dazu watscht Zimmerli die staatlichen Unis erstmal ab, sie seien nämlich zu "monopolistischen Großinstitutionen aufgebläht" und könnten deshalb auch mit Globalhaushalten nichts anfangen (wobei wir ihm bei letzterem gar nicht mal so heftig widersprechen würden). Jedenfalls brauchts deshalb die Privathochschulen, die, jetzt kommt das mit der Komplementarität, ihren betuchten KundInnen "den Luxus, nicht nur die kognitiven, sondern auch die musischen, kommunikativen und zwischenmenschlichen Fähigkeiten" zu entwickeln, bieten können. Die staatlichen Hochschulen hingegen müssen in diesem Bild für die "Grundversorgung mit Lehrern und anderen staatlich trainierten Akademikern" sorgen. Also: Die Armen sollen ruhig pauken, bis ihnen die Augen tropfen, für die Schulen wirds schon reichen, wer höhere Sphären anstrebt, muss halt ein bisschen Geld mitbringen.

So deutlich ist das bisher wohl noch nicht gesagt worden. Um so dreister, dass Zimmerli unter diesen Umständen darauf besteht, die Einrichtung und Unterhaltung von Privatunis gehe nicht auf Kosten der staatlichen Einrichtungen. Witten-Herdecke etwa wäre trotz exorbitanter Studiengebühren im Zehn-Kilomark-Bereich längst pleite, würde es nicht ständig Geld vom Land Nordrhein-Westfalen bekommen, und über die Trotha-Subventionen für die "International University in Germany" haben wir ja auch schon berichtet.

Also: Wanderer, kommst du nach Witten-Herdecke, lass den Dolch nicht im Gewande stecken.

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Nachruf auf Leonardo Papandrea (26.10.98)

Einzelteile 50% -- Exclusive Herrenmode

Er war ein Mann, der seinen Weg ging: Schon seine Kindheit in den sonnigen Straßen von Florenz war durchdrungen von dem Gedanken, einmal gediegene Herren mit wertvoller Kleidung ausstatten zu können. Dreißig Jahre später erfüllte sich sein Traum. Im schönen Heidelberg eröffnete er eine Boutique für excluvie Herrenmode, Krawatten, Schuhe und Anzüge vom Feinsten. Und natürlich auch vom Teuersten, das im Straßenquerschnitt der Plöck noch irgendwie verkaufbar schien.

Nun, Leonardo Papandrea hat aufgegeben. Es war die Heidelberger Verkehrspolitik, die ihm das Genick brach. Wie ein Löwe stellte er sich jeder Fahrraddemonstration entgegen, beschimpfte deren TeilnehmerInnnen, zertrat Ampelmännchen und wählte wahrscheinlich Wolfgang Fürniß. Es half alles nichts. Die noble Kundschaft durfte ihre Limousinen nicht mehr vor der Tür seines Etablissements parken, und der soziale Abstieg begann. Nur noch der Schriftzug von der exclusiven Herrenmode und ein in roter Farbe rasch hingeworfenes "Einzelteile 50%" zeugen vom einstmals blühenden Handel in jenem Anwesen in der Plöck, gleich gegenüber dem Parkhaus des Kaufhof-Konzerns.

Wir denken an Leonardo Papandrea, in den Ruin getrieben von ideologischer Verkehrspolitik.

Vielleicht ist der Mann auch umgezogen. Oder kein Mensch wollte seinen Plunder mehr kaufen. Zu verstehen wärs ja.

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poet in residence (27.10.98)

Nicht nur die Uni Heidelberg schmückt sich gern mit SchriftstellerInnen. Was in Heidelberg etwas altbacken Poetikdozentur (vgl. etwa UNiMUT 129) heißt, haben die EssenerInnen schick "poet in residence" genannt, und dementsprechend wurde dort auch der etwas schrille Autor und Avantgarde-Rocker (Freiwillige Selbstkontrolle) Thomas Meinecke eingeladen, den Studis etwas aus der intellektuellen Berufspraxis zu erzählen.

Das alles stünde ohne einen etwas weniger konstruierten Bezug zu Heidelberg nicht hier, käme Wahl-Münchner (Schauder) Meinecke nicht ursprünglich aus Heidelberg. Diesem Umstand ist nämlich zu verdanken, dass Meineckes neuester Roman "Tomboy" in der schönen Neckarstadt und ihrer Umgebung spielt. Schon prima, wenn die Greenpeacefrau vom Heiligenberg runter die BASF beobachtet und derweil in Handschuhsheimer Frauen-WGs fleißig über Judith Butler und postmoderne Feminismustheorien diskutiert wird. Ein UNiMUT-Buchtip.

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Netscape is watching you (27.10.98)

Eine ganz kurze Warnung: Wer im Netscape Navigator in der Kopfzeile ein "What's related" sieht, sollte in Edit/Preferences/Navigator/Smart Browsing ganz schnell "Enable What's Related" ausschalten. Wie die c't richtig bemerkt, fängt der Navigator sonst munter an, allerlei Interessantes an netscape zu schicken. Das sieht (für einen Zugriff auf slashdot.org etwa so aus:

16:44:56.184917 tucana.ari.uni-heidelberg.de.11789 > slashdot.org.www: . ack 1461 win 16060 (DF)
16:44:56.184917 tucana.ari.uni-heidelberg.de.11790 > www-rl1.netscape.com.www: . ack 3272296197 win 16060 (DF)
16:44:56.254917 tucana.ari.uni-heidelberg.de.11790 > www-rl1.netscape.com.www: P 0:312(312) ack 1 win 16060 (DF)
16:44:56.454917 tucana.ari.uni-heidelberg.de.11789 > slashdot.org.www: . ack 4381 win 14600 (DF)

-- nicht nur ein ziemlicher Verheiz von Netzbandbreite, sondern auch noch recht bedenklich, könnte Netscape auf die Weise doch feststellen, wie oft ihr den UNiMUT lest. Und das wollt ihr doch nicht, oder?

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Kein Raum für die Studienkommission (28.10.98)

Die heutige Sitzung der Studienkommission der Fakultät für Orientalistik und Altertumswissenschaften musste leider ausfallen. Der Grund: es war kein Raum frei. Die nächste Sitzung soll nun am 11.11 statt finden. Hoffen wir, dass dann ein Raum für die Studienkommission frei ist!

Ach so: Anmerken sollte mensch wahrscheinlich, dass die Studienkommissionen von Trotha und anderen Apologeten des Uni-Feudalsystems üblicherweise als kill-all gegen Ansprüche von Studis auf mehr Mitbestimmung verwendet werden -- "was wollen Sie denn, in den Studienkommissionen sitzen doch ganz viele Studis, die dort ihre Ideen einbringen können" oder so ähnlich. Etwas mehr zu den Studienkommissionen in einem Artikel über die damalige UG-Novelle im UNiMUT 82 und noch mehr vom Referat für Hochschulpolitische Koordination der FSK.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 20.12.2000

Fachschaftenbüro geht baden (29.10.98, 14.15)

Noch nicht Land unter
Noch steht das Zentrale Fachschaftenbüro trocken, doch die Fluten steigen unaufhaltsam

Nachdem schon Baden-Baden unter Wasser steht, gehen inzwischen bald auch die ersten BewohnerInnen der Heidelberger Altstadt baden: um 13.00 war der Pegel 4,10 m (normal: 2 m). Der Stand von Neujahr 1993 und Ostern 1994 soll gegen 23.00 erreicht sein, das wären 6,20. Somit wird auch das Zentrale Fachschaftenbüro und andere ähnlich tief gelegene Unigebäude (z.B. die Heusscheuer) nicht mehr zugänglich sein. Wichtige Nachfragen sollten daher vorzugsweise elektronisch an die FSK weitergeleitet werden.

Weitere Informationen bei der Hochwasser-Vorhersage-Zentrale

Ahoi!

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Trotha doch nicht ade? (29.10.98)

Christoph Palmer -- Kinder an die Macht

Was alle gehofft hatten, dass nämlich Trotha im Zuge der jüngsten Kabinettsumbildung geht, ist leider nicht eingetreten. Statt dessen hat er die Umbildung des baden-württembergischen Kabinetts als Wissenschaftsminister überlebt. Der als sein Nachfolger gehandelte Polizeischüler und bisherige Staatsekretär des Wissenschaftsministeriums, Christoph Palmer, bekommt daher ein eigenes neu geschaffenes Ministerium: das Staatskanzleiministerium. Palmer, ein ziemlicher Milchbart ist bisher in Heidelberg grundsätzlich durch Dummschwätz der übelsten Sorte aufgefallen (etwa hier und hier, vgl. auch sein Wahlplakat links). Mit 36 schon Minister: Das nenn ich Karriere! Vielleicht geht Trotha doch bald!

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Hochwasser, der zweite Tag (30.10.98)

Hochwasser in Heidelberg: Im Hintergrund tost der Fluss nur wenige Zentimeter unter der Uferbefestigung, links gefallen sich die Schwäne auf der Neckarwiese, dann das Zentrale Fachschaftenbüro mit Wasser davor, daneben die Mensa in Gefahr (aber noch ist der Marstall nicht überflutet) und schließlich (stellvertretend für das Verkehrschaos) verzichten viele AutofahrerInnen heute auf sonst begehrte Parkplätze. Da verzeiht der/die LeserIn das 30k-jpg oben doch gern, oder?

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Erzeugt am 30.10.1998

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