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UNiMUT im Winterschlaf -- fast alle Inhalte hier sind mindestens fünf Jahre alt und vor allem historisch interessant. Wenn du die Seite magst: Wir lesen unsere Mail noch und helfen dir gerne, den Online-UNiMUT wiederzubeleben. Termine | Harvard Business School, Campus Esslingen (1.9.98)Seit heute ist der bunte Strauß fantasievoller Studienabschlüsse in Baden-Württemberg um eine besonders bunte Blume reicher: Die FH Esslingen startet heute mit ihrem "Esslingen MBA". MBA heißt, nur für die Glücklichen, die diesem Akronym bisher entgehen konnten angemerkt, "Master of Business Administration" und wird international verstanden als Zusammenfassung von "Ich kann einen Krawattenknoten binden, kenne rund siebenhundert toll klingende Worte, berechne mein Einkommen immer pro Jahr und erinnere ansonsten an eine Figur aus Dilbert". International anerkannte Abschlüsse halt. Den MBA bekommt mensch in Esslingen nach einem Jahr -- was immerhin 700 Anfragen aus aller Welt hervorrief. Besser noch: Stolz verkündet die FH, mensch habe von 70 BewerberInnen auf einen Studienplatz im Neckartal gerade mal 38 angenommen (davon 50% aus Asien, ganz im Sinne des Trotha'schen Japanerzählens), die sich nun mit den Schwerpunkten "Internation Manufacturing Management" und "Global Business Management" beschäftigen dürfen. Die PlanerInnen des Studiengangs erwarten offenbar, dass diese beiden Schwerpunkte ihre Studis recht bald langweilen werden (wen würden sie nicht langweilen? d.S.) und haben deshalb für ein abwechslungsreiches Studium gesorgt. Stolz verkündet eine Presseerklärung der FH: "Exkursionen nach Heidelberg, Berlin, Paris und Prag sind geplant, sowie Ausflüge in die Region nach Tübingen, Ludwigsburg, Stuttgart, Bodensee, um nur einige Beispiele zu nennen." Dazu sollen noch Kamingespräche mit "Vertretern aus Wirtschaft und Politik" kommen, bei denen dann zu einem gepflegten Cognac -- natürlich ganz wissenschaftlich -- über so brennende Probleme wie "Leadership and Motivation" geplaudert wird. Bei diesem Programm kann die FH nur froh sein, dass sie für ihren MBA hochkarätige "Corporate Partners" hat gewinnen können, darunter die Kreissparkasse Esslingen sowie den internationalen Multikonzern Festo. Wie sonst sollte sie das alles auch finanzieren, jetzt, wo Trotha unser 100-Marks-Notopfer nicht mehr generös an zukunftsweisende Projekte austeilen kann? innen über Innen wächst (3.9.98)Während rund 70% des nichtwissenschaftlichen Uni-Personals, knapp 50% der Erstis und gut 40% der Studierenden Frauen sind, in Heidelberg wie auch bundesweit, wächst der Männeranteil in dem Maß, in dem die Unijobs wichtiger und besser bezahlt werden (der Mittelbau besteht zu ca. 75% aus Männern), um schließlich auf Profebene erdrückende 91% (1997) zu erreichen. Aber immerhin -- wie das statistische Bundesamt vorgestern verkündete, tut sich Großes in Sachen Gleichstellung, denn noch 1992 waren nur 6.5% der ProfessorInnen Profesorinnen. Und noch etwas wusste das statistische Bundesamt: Die Bundesrepublik hatte 1997 mit 37265 Profs satte 324 weniger als im Vorjahr. Bei dieser Rate sind die Unis im Jahr 2097 (Paul hat genauer nachgerechnet: wir müssen uns bis zum Jahr 2113 gedulden) etliche Probleme los. Mehr Zahlen zu Hochschulen et al vom Statistischen Bundesamt. Neuer Server (7.9.98)Der UNiMUT ist umgezogen. Dank DNS sollte das ziemlich unspektakulär verlaufen sein und niemand sollte davon viel gemerkt haben. Dennoch kann es sein, dass der eine oder andere Trick noch nicht funktioniert, weshalb ich herzlich darum bitte, mir eventuelle Fehlfunktionen gleich mitzuteilen. Stühle für eine Viertelmillion (10.9.98)Heute tagte der Verwaltungsrats (VR) der Universität und beschäftigte sich vornehmlich mit der Verteilung der die Mittel für Forschung und Lehre (Titelgruppe 71). Kein Überraschung: Beschlossen wurde der von der Verwaltung vorgelegte Etatentwurf. Eine inhaltliche Diskussion fand nicht statt. Im nächsten UNiMUT (voraussichtlich 20.10.) werden wir voraussichtlich etwas detaillierter über diese Titelgruppe 71 berichten -- den Klopfer der Saison wollen wir euch jedoch nicht bis dahin vorenthalten: Das Rektorat drückte durch, dass für satte 270.000 DM die Neuen Aula neu bestuhlt wird. Wer schon mal in der Neuen Aula war, mag sich wundern, sind die Stühle doch trotz so vieler Vollversammlungen, die in diesen Hallen stattfanden, derzeit weder wirklich wacklich noch auffallend schäbig. Aber: Repraesentativ sind sie halt auch nicht, was wohl nach Ansicht des Rektorats in unseren Zeiten der Profilierung von Unis Grund genug ist, eine Viertelmillion aus dem ach so knappen Uni-Haushalt springen zu lassen. Übrigens -- Selbst wenn die Einschreibegebühren an den Unis blieben: Die Einschreibegebühren aller Erstis und Ortswechsler, die es 1998 an die Ruperto Carola verschlug, reichen zusammengenommen nicht aus, diesen Schnickschnack zu finanzieren. Trotz der Proteste des einzigen studentischen Mitglieds stimmte die Mehrheit aus Profs und Rektorat dem Antrag zu. Im kommenden Semester wird die Neue Aula neu bestuhlt. Anfragen nach Mitteln für Tutorien in einigen Fächern oder danach, wie die auch verabschiedeten Mittel für die Studiendekane verteilt werden sollen, blieben unbeantwortet. Es gibt jedoch eine Zusage der Kanzlerin der Universität, aus Restmitteln weitere kaputte Stühle zu ersetzen, wenn die FSK ihr Position und Zustand nennt. Also -- das Referat für Hochschulpolitische Koordination freut sich über sachdienliche Hinweise. Lehrstühle kann man leider nicht neu schaffen -- und was haben wir dann davon, auf neuen Stühlen bei wenigen alten Profs in überfüllten Veranstaltungen zu sitzen und von besseren Studienbedingungen zu träumen? PS: Denkt auch an Sitzgelegenheiten auf Fluren und Bibliotheken, an Klobrillen, auf Deckenputz, der auf Stühle rieselt... Ein Meer an Ideen. Gebt euch einen Ruck. Fraunhofer-Gesellschaft schießt auf 8Hz (12.9.98)Die Fraunhofer-Gesellschaft ist das anwendungsorientierte Gegenstück zu den grundlagenforschenden Max-Planck-Instituten -- während letztere sich zwar durchaus um Drittmittel kümmern sollen, die Zusammenarbeit mit der Industrie aber nicht erste Priorität hat, glaubt Bundesminister Rüttgers fest daran, dass sich Fraunhofer-Institute praktisch selbst tragen sollen. Das führt dazu, dass diese Institute versuchen, es von den Lebenden zu nehmen -- was wiederum im einen oder anderen Tod resultiert. Gerade letzten Mittwoch beispielsweise erhielt das 8Hz-Projekt, ein Sammlung von Leuten, die sich um einen freien und im Quellcode verfügbaren MPEG3-Encoder (sowas braucht mensch, um viel Ton in wenig Daten unterzubringen) bemüht, eine Mail vom Entwickler des MPEG3-Kompressionsverfahrens, dem Erlanger Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (iis), das sich selbst als "Your partner in industry-related development and research" anbietet. Inhalt der Mail ist kurzgefasst, dass das iis ein Patent auf MPEG3 hat und ziemlich substantielle Lizenzgebühren zu nehmen gedenkt. Für ein Programm, das schlicht verschenkt wird, bedeutet dies natürlich den Tod (entsprechend ist auf der Seite, von der aus der Quelltext des Encoders zu bekommen war, lediglich "Small problem [...] (it seems we have some trouble)" zu lesen). Ob sich die Leute vom iis wohl von Rüttgers' strengem Blick auf die Rentabilität so einschüchtern lassen, dass sie dieses in der Free Sofware Community durchaus populäre Projekt einfach kaputtmachen? Aber vielleicht entscheiden sie sich auch, dem Beispiel der US-Computerfirma UNISYS zu folten, die ihr Patent auf LZW-Kodierung (das in jedem Decoder für GIF-Bilder am werken ist) an Autoren freier (genauer: kostenloser) Software verschenkt. Und vielleicht helfen ermutigende Worte an den Autor der oben erwähnten Mail, Martin Sieler, doch nicht nur wegen Rüttgers' irrem Rentabilitätsprärogativs die Arbeit an einer freien und stabilen Implementation ihrer eigenen Entwicklung abzuschießen. Mit Rüttgers haben wir nun mal alle Probleme. Das UNiMUT-Wahlplakate-Ranking (13.9.98)Torschlusspanik vor der Bundestags- und Kommunalwahl? Noch keine Wahlentscheidung getroffen? Wer sich nach ästhetischen Gesichtspunkten entscheiden will, hat jetzt im UNiMUT-Wahlplakate-Ranking die wesentlichen Fakten auf einer übersichtlichen Seite gesammelt. Eine gute Nachricht (14.9.98)Nicht, dass sich der UNiMUT jetzt auf Wahlberichterstattung verlegen würde, aber ein Ergebnis der Bayrischen Landtagswahl gestern verdient doch Erwähnung: Im Stimmkreis 501 (Nürnberg-Nord) hat es die SPD-Kandidatin Renate Schmidt geschafft, ihr Direktmandat gegen Innenminister und Chefschafmacher "Backstein" Beckstein zu verteidigen. Als unverbesserlicher Optimist liest der Redakteur daraus, dass Hetzparolen doch nicht jeden Wahlsieg garantieren. Und das wäre ja eine gute Nachricht. Eine schlechte Nachricht (24.9.98)Nachdem in Sachen Trothahunni etwas mehr als ein Hoffnungsschimmer aus einem Mannheimer Gerichtssaal schimmerte (vgl. "Hunni ade?" f. im letzten UNiMUT), kam heute ein juristischer Dämpfer vom Verwahltungsgericht Karlsruhe. Dort hatten Studis aus Mannheim und Pforzheim gegen die Langzeitgebühren (den Straftausi) geklagt. Heute wurde ihre Klage abschlägig beschieden. Das Gericht fand, die Gebühren würden niemanden offensichtlich in seiner Berufswahl beeiträchtigen (die Kläger hatten eines ihrer Argumente auf die Berufsfreiheit aufgebaut), auch sei eine Verkürzung der Studienzeiten im öffentlichen Interesse, und mensch könne kaum ernstlich bezweifeln, dass die Strafgebühren hier ein taugliches Mittel seien. Mehr zum Thema demnächst an dieser Stelle. Nachtrag (27.9.98): Der Text des Urteils ist in Marburg online (etwas unformatiert, aber mensch kann es lesen) Strategisch gewählt (27.9.98)
Auch diesmal gibt es gute Nachrichten nach der Wahl -- einerseits hat Heidelberg strategisch gewählt: Rühe-Intimus und Lächel-Amateur Karl Lamers hat sein Direktmandat verloren (39.4% gegen 44.5% für den SPD-Kandidaten Lothar Binding). Die Zweitstimmen-Ergebnisse: CDU 34.5% (-4.6%), SPD 37.7% (+4.4%), Grüne 12.8% (-0.8%), FDP 8.5% (-0.5% Wie bitte? d.S.), PDS 1.4% (+0.2%). Die DadaistInnen von "Sportler für Gerechtigkeit" konnten lediglich 508 WählerInnen überzeugen, und auch die Wachsmalkreidearbeiten von Hanspeter Hengstlers Enkelin brachten die DMP nicht über 0.3%. Die APPD blieb mit 152 Zweitstimmen (0.1%) unter der Freibiergrenze, die die "Pro DM"-Partei mit 1073 Stimmen souverän übersprang. Dennoch: Selbst summiert blieb der braune Sumpf (BFB, DVU, REP, Pro DM, NPD, DMP, BüSo) in Heidelberg unter 5%. Andererseits hat auch Helmut Kohl im Wahlkreis 157 Ludwigshafen sein Direktmandat gegen Doris Barnett von der SPD mit 40.8 gegen 47.9 Prozent verloren. Und noch etwas: Selbst im Wahlkreis Odenwald-Tauber waren gerade mal knapp 2% der Stimmen ungültig. Nicht, dass dadurch irgendwas besser wird, aber schön ist es trotzdem. Wahlkampfnostalgie und ein Wiedersehen mit den diversen KandidatInnen im UNiMUT-Wahlplakate-Ranking. Universal Declaration of Human Rights (27.9.98)Vor fünfzig Jahren verabschiedeten die UN die Universal Declaration of Human Rights, ein Dokument, das unter dem Eindruck der Schrecknisse des zweiten Weltkriegs und der diversen faschistischen Diktaturen der damaligen Welt versuchte, einen Kanon von Rechten festzulegen, die jeder Mensch unabhängig von Herkunft oder Wohnort hat und die für jede Regierung unantastbar sein sollten. Seit fünfzig Jahren werden die Artikel dieser Erklärung von vielen Regimes ignoriert oder mit Füßen getreten -- ein Umstand, auf den hinzuweisen Amnesty International nicht müde wird. Um zum Jubiläum die Erklärung wieder mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen, hat Amnesty eine internationale Unterschriftenkampagne initiiert, die in einer Mail, die der Redaktion heute zugegangen ist, so beschrieben wird:
Bequem, wenn auch nicht ganz werbefrei, kann mensch auch bei Amnesty selbst unterschreiben |
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Erzeugt am 27.09.1998
unimut@stura.uni-heidelberg.de